High Up
"Bitte versprich mir, dass du dir nicht anmerken lässt, dass ich dir von seiner Familie erzählt habe." Verlangte Youngjae nochmals von mir, als wir vor dem Tokyo Tower standen und auf Jaebum warteten, der vor einer guten Viertelstunde meinte, dass er mitten in der Stadt in einem kleinen Stau hing, da es da bei ihm irgendwo einen Unfall gegeben hatte und er die Stelle auch nicht mehr umfahren konnte.
In Tokyo war es noch ein wenig wärmer, als in Seoul, was das warten nicht zu kalt machen ließ, nur taten mir vom ganzen Laufen und Stehen schon die Beine weh und dass obwohl Youngjae und ich zwischendurch die ein oder andere Pause gemacht hatten.
Tokyo war eine völlig andere Liga als Seoul.
Klar.
Beides sind Mega große Städte, aber liegen in verschiedenen Ländern und Kulturen.
Die Architektur in Tokyo war eher auf Glas basierend.
Fast in jedes zweite Gebäude konnte man hinein sehen, sogar in Hotels.
Das sah zwar von außen fantastisch aus, aber als Tourist, der in einem Hotel weiter unten hauste, würde mich das schon ziemlich nerven.
Was mich wirklich beeindruckte, war dass es überall mitten in der Moderne und in der Hast der Stadt kleine Tempel gab, die den Orten eine unglaubliche gegensätzlichkeit verlieh und einen gewissen Ruhepol mit sich brachte.
Youngjae hatte mich gefragt, ob wir in einen dieser Tempel gehen wollten, doch ich hatte nicht den Mumm zu zusagen, obwohl da nicht viel dran gewesen wäre und ich nicht wusste, wann ich nochmal eine solche Gelegenheit bekommen würde nach Tokyo zu kommen.
Wo ich mich hätte den ganzen Tag aufhalten können und wo ich mit Youngjae die meiste Zeit war, war eine gigantische Spielhalle mit allenmöglichen Videoalspielautomaten, die man sich nur vorstellen konnte.
Dazu kam noch, dass das ganze Ding über fünf Etagen ging und ich nichtmal durch die erste kam, ohne an jedem zweiten der Automaten stehen zu bleiben und eine Runde zu spielen.
Ich zuckte aus meinen Gedanken, als ein Protzwagen an uns vorbei schoss und einen kühlen Wind hinter sich herzog.
Youngjae neben mir brach in lachen aus.
"Das war Jaebum." Stellte er fest und deutete mit der Hand in die Richtung, in die der Wagen gefahren war.
Ein wenig baff starrte ich den bei mir an, der nur noch mehr lachen musste und den Kopf schüttelte.
"Kein anderer ist so wahnsinnig und braust so durch die Straßen Tokyos.
Sollte er irgendwann mal so mit dir fahren, halte dir nen Eimer bereit, das ist schlimmer als jede Achterbahn." Gab er mir der Rat.
Ich riss nur die Augen auf und nickte, während ich innerlich darum bat, dass er mit mir auf dem Beifahrersitz nie so rasen würde.
Gut fünf Minuten später schlenderte Jaebum in zu förmlicher Erscheinung lässig die Straße entlang.
Seine dunklen Haare waren so hoch gegelt, dass sie seine Stirn zeigten, auf seiner Nase ruhte eine teuer aussehende schwarze Sonnenbrille.
In seiner Hand hielt er ein schwarzes Jackett was er sich eben locker über die Schulter geworfen hatte.
Das weiße Hemd was er trug war bis zu seinem Hals ordentlich zugeknöpft und elegant in die schwarze Hose gesteckt.
Mit einem breiten und jungenhaften Lächeln blieb er vor Youngjae und mir stehen.
"Ich hoffe du nimmst mir meine kleine Verspätung nicht übel." Richtete Jaebum sich an mich und trat näher zu mir, um meine Wange zu küssen.
Ich würde für den Bruchteil einer Sekunde rot.
"Du konntest nicht wissen, dass du in einem Stau landest. Es ist alles okay.
Youngjae und ich haben uns die Zeit gut vertrieben." Versicherte ich und lächelte zurück, nur würde mein Lächeln nie so strahlend und wunderbar aussehen, wie seins.
"Immerhin hast du es hier her geschafft, du kannst bei dem Verkehrt in dieser Stadt einfach nur Glück gehabt haben." Grinste Youngjae breit.
Jaebum zuckte mit den Schultern und legte einen Arm um meine Hüften.
Mit seiner Geste zog sich ein wohliges Pickeln durch meinen Körper, was mich in seiner nähe sofort wohl fühlen ließ.
"Eigentlich hab ich mich durchgehupt und bin über die kurzen freien Abschnitte mit Vollgas gerast." Lachte der bei mir schallend und so munter, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.
So wie die Nachmittagssonne dann auch noch in sein Gesicht schien und obwohl man seine Augen durch die Sonnenbrille nicht sehen konnte, sah er aus wie vom Sonnengott höchstpersönlich geküsst.
Nun kam er fast seinem Ich auf den Bildern gleich, die ich bei ihm in dem Penthouse heut morgen gesehen hatten.
"Also das du gerast bist, steht definitiv fest. Ich glaube das hat halb Japan mitbekommen."
Zog Youngjae seinen besten Freund auf.
"Lass mich stolz auf meinen mattschwarzen Lamborghini Aventador sein." Plüsterte Jaebum sich auf und reckte den Kopf scherzend arrogant in die Höhe.
"Den dir dein Vater zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hat." Leierte Youngjae wieder.
"Ändert aber immer noch nicht, dass er n Arschloch ist." Grummelte Jaebum.
Youngjae seufzte.
"Ich würde sagen, dass ich euch beide mal hier allein lasse und mit ner Straßenbahn wieder ins Hotel zurückfahre.
Wir sehen uns bestimmt heut Abend wieder."
Gab er bekannt und wunk lässig, bevor er sich von uns verabschiedete und die Straße entlangschlenderte.
Mein Blick ging zu Jaebum.
Ich dachte, dass wir heut Abend unter uns wären und wir gemeinsam irgendwo essen gehen könnten oder einen Film in seinem Penthouse sehen könnten oder wir einfach in diesem Wahnsinns Pool abtauchten, aber anscheinend hatte ich mir da zu viele Hoffnungen gemacht.
"Wollen wir? Eh wir in den Fahrstuhl kommen, können Stunden vergehen und ich habe heut Abend noch etwas vor."
Ich nickte und er setzte sich in Bewegung und steuerte auf eines der kleinen Kartebhäuschen unter dem Tower zu.
"Und was?" Harkte ich nach und verkniff mir ein seufzen.
Er trommelte mit seiner Hand auf meiner Hüfte herum und lachte leise.
"Du meintest du wolltest mich kennenlernen. Ich will dir eine Seite von mir zeigen, die Menschen wie dir sonst verborgen bleibt." Deutete er wage an.
Ein wenig planlos sah ich ihn an und konnte nichts aus seinen Worten erschließen.
"Du solltest mir jedoch nicht von der Seite weichen.
Für hübsche, junge Damen kann das schnell fatal enden."
Noch immer war ich planlos und nun ein wenig verstört von dem was er vorhatte.
Auch wenn er mich hübsch genannt hatte.
"Drag oder Drift?" Fragte Jaebum mich aus dem Nichts, als wir in der Schlange standen und überall um mich herum in tausenden von Sprachen gefaselt wurde, die ich unmöglich erfassen konnte.
Zu viele Kulturen und Menschen befanden sich um mich, dass ich ein wenig überlastet mit allem war.
"Was?" Harkte ich nach und schielte zu ihm hoch.
Er zuckte nur mit den Schultern.
"Drag oder Drift?" Harkte er erneut nach und sah mit seinen von der Sonnenbrille verstecken Augen auf mich herab.
Ich wusste weder was er mit dem einen noch mit dem anderen meinte.
"Sag einfach mal." Verlangte er von mir und ließ mich nicht aus dem Blick.
Ich stieß die Luft aus und loste in Gedanken zwischen den beiden Worten aus.
"Drift?" Antwortete ich fragend und verzog das Gesicht.
Jaebum lachte.
"Sehr gefährlich.
Weich mir heute abend einfach nicht von der Seite." Gab er mir den Rat, bevor er die Karten in perfektem Japanisch beorderte und wir uns an einem der Fahrstühle nach oben an die Spitze anstellten.
"Wieso? Was hast du vor?" Fragte ich ihn, als wir in der Schlange standen.
"Etwas bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es richtig ist.
Aber ich vertraue dir soweit, dass du bestimmt nichts falsches tun oder sagen wirst." Redete er weiter in Rätseln.
Da ich von ihm eh keine vernünftige Antwort bekommen würde, gab ich das mit dem Fragen wieder auf.
Er war zu sortiert gestrickt und würde mich nur weiter verunsichern mit ihm und Youngjae und wohl auch noch Mark etwas zu unternehmen.
Doch dennoch gingen mir seine Worte mit dem Vertrauen nicht aus dem Kopf.
Was konnte denn bitte so krass sein, Dass er mein Vertrauen auf dir Probe stellen würde.
Immerhin hatte ich bis jetzt kaum jemanden von uns erzählt.
Eine hatte es sich selber zusammengereimt und ihrem Bruder auf die Nase gebunden und Jennie hatte, okay sie hatte es sich auch selber zusammengefügt, nachdem ich im Club schon so scharf auf Jaebum war, nachdem ich ihn angestarrt hatte.
Aber sonst hatte ich nicht mal meinem besten Freund und meinen Eltern von unserem was auch immer erzählt, Jin wusste nur Jaebums Namen aber konnte damit nicht sonderlich viel anfangen.
Jaebum holte mich mit seiner weichen Stimme und einem melodischem Lachen aus meinen Gedanken.
"Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf, Kirae.
Es ist besser so glaub mir."
Versicherte er mir und küsste mich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor wir uns mit in den Fahrstuhl quetschten, der nun nach oben ging.
Von dem viel zu plötzlichen Kuss waren meine Gedanken um Vertrauen und was er vor hatte wirklich wie weggepustet und nun konnte ich es kaum mehr aushalten einmal einen Überblick Tokyos vom Tower zu bekommen, obwohl wohl nichts den Anblick bei Nacht toppen könnte.
"Warst du im Pool?" Jaebum sah mich von der Seite erwartend an und ich schüttelte den Kopf.
"Ich war kurz davor, aber wollte mit dir ins Wasser, aber du musstest dich ja verkrümeln." Zog ich ihn auf.
"Musste arbeiten." Murmelte er nur und zuckte mit den Schultern.
"Am Wochenende?" Ich hob meine Augenbrauen ungläubig und legte den Kopf schief.
"Wenn man sich um das Entertainment kümmern muss, kann das gut und gerne mal vorkommen." Kam es von ihm.
"Was haben du und Mark eigentlich mit denen gemacht, mit denen ihr reden wolltet?"
"Nur dafür gesorgt, dass sie wieder grade stehen und keinen Stuss mehr machen." Erwiederte ee aber dennoch konnte ich mir nicht erklären, wieso er dafür einen Finanzier brauchte.
Vielleicht wollten sie ihm auch nur eine Gehaltserhöhung ausreden.
Der Fahrstuhl ging wieder auf und enthüllte eine Aussicht, von der ich nicht erwartet hätte, dass sie dennoch besser als die aus dem Flugzeug war, was vielleicht auch daran lag, dass ich nun mehr Details wahrnehmen konnte, als gestern Nacht aus dem Flugzeug, außerdem war es hell und somit sah man auch nicht nur ein Gewirr aus Licht, sondern die dazugehörigen Gebäude und die Straßen.
Das Thema um Jaebums Arbeit war nun auch abgeharkt, zumal es mich doch eigentlich nichts anging was er im Namen seines Vaters trieb.
Wäre ich Jaebum, würde ich nichts für meinen Vater machen, sondern mir mit allen Mitteln etwas eigenes aufbauen und so groß werden, vielleicht meinem Vater auch dann die Show stehlen, aber auf gewisse Art und Weise konnte ich Jaebum auch wieder verstehen.
Er wollte versuchen seinem Vater zu zeigen, dass er auch noch da war, schrie hier und wollte elterliche, normale Anerkennung und Aufmerksamkeit.
"Besser als aus dem Flugzeug oder?" Jaebum und ich hatten uns von der Ansammlung an Menschen mit denen wir hoch gekommen sind abgeschottet und standen an einem Punkt, an dem sich noch keiner befand.
Auf Jaebums Worte hin nickte ich und zog mein Handy hervor um die Aussicht zu fotografieren.
Der neben mir lachte.
"Du bist so typisch Tourist."
"Ich bin im Gegensatz zu dir ja auch als einer hier." Grinste ich breit und versuchte soviel Aussicht wie möglich auf mein Handy zu bekommen.
"Ich weiß wie wir ein besseres Bild bekommen." Flüsterte Jaebum und verschwand im nächsten Moment.
Ein wenig verloren blickte ich mich um, aber schoss dann munter weiter meine Touristenbilder.
Bestimmt zwei Minuten später tauchte Jaebum mit einem Japaner bei sich auf und hatte ein undeutbares breites Lächeln auf den Lippen.
Er zog sein Handy aus der Hose und nahm das Jackett von seinen Schultern, bevor er dem Mann neben sich das Handy gab und wieder zu mir stiefelte.
Mit einem Schwung hatte er mir sein Jackett über die Schultern geschwungen, hatte mich mit seinen Händen an meinen Seiten zu sich gezogen und geküsst.
Ich nahm einen Fotoblitz war und in den Kuss lächelte Jaebum breit.
Mir war klar das er das wohl bestimmt geplant hatte und mal wieder überrumpelte mich das was er tat.
Aus uns würde nie etwas werden, außer diese Liebelei die wir nun hatten, aber dennoch machte er sowas Pärchen mäßiges wie ein Kussbild vor einer Atmenberaubenden Aussicht.
Es würde eine Menge Mühe aufbringen mich nicht noch mehr in seinen Bann ziehen zu lassen, der nur so aus seiner Schönheit und seinem Geld und seiner Persönlichkeit in den Medien und Privat bestand.
Er faszinierte mich, war mein ganzes Gegenteil und endlich schien ich den Spruch, dass Gegensätze sich wohl anzuziehen scheinen zu verstehen, denn zwischen uns herrschte definitiv eine gewisse Anziehung, nur wusste ich nicht ob diese, wie bei Magneten auf ewig bleiben würde, oder sie sich irgendwann auflösen würde, was traurig war, war dass ich mir ein Ende unserer Zeit nicht vorstellen wollte, da mir niemand diese Gefühle geben konnte, wie er es tat.
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