Elements Of Feeling

"Wie bist du in mein Appartement gekommen?" fragte mich Jaebum, als ich einen Tag später am Abend auf seinem Sofa saß und es mir bequem gemacht hatte.
Ich lächelte und tat so, als sei ich mit meinem Handy beschäftigt, da ich noch immer Kopfhörer in den Ohren hatte.
"Kirae?
Wer hat dir den Code zu meine Appartement verraten?" fragte er weiter, noch immer rührte ich mich nicht, nickte mit dem Kopf zu dem Takt eines Songs, den ich selber nichtmal hörte.
Mit meinem Finger scrollte ich über das ausgeschaltete Display und tat so, als würde ich durch Instagram stöbern oder Facebook oder ähnliches.
"Kirae, ich rede mit dir."
Wie toll zu hören, dass ich nichtmal ein hallo von ihm bekommen würde.
So würde ich ganz sicherlich nicht durch Zufall aufsehen und bemerken, dass er schon hier war.

Ich hatte Youngjae nach dem Code zu Jaebums Wohnung gefragt, da Jaebum ihn mir nicht verraten wollte und ich Jaebum, auch wenn ich ihn nicht ganz einen Tag nicht mehr gesehen hatte, vermisste und die erste sein wollte, die ihm nach seinem Abstecher nach Tokyo wieder sehen wollte.

"Na warte, das bekommst du zurück..." drohte er mir mit einem spielerischen Lachen in der Stimme an.
Ich verkniff mir mein Lachen und tat weiterhin so, als würde ich ihn nicht mitbekommen.
Dabei wäre ich ihm am liebsten in die Arme gesprungen.
Es war mir nicht möglich in Worte zu fassen, wie ich Jaebum vermisst hatte und mir auch noch sorgen gemacht hatte.
Wir hatten andauernd telefoniert und er hatte mir mitgeteilt, dass es bei dem Gespräch mit Yongguk keine Probleme gab und mir auch niemand etwas tun würde, aber eine übliche Restsorge blieb immer, egal wie sehr Jaebum mir versichert hatte, dass ihm nichts zugestoßen ist.
Jaebum wuselte durch die Wohnung und verschwand schließlich in seinem Schlafzimmer, um wohl seine Reisetasche wegzubringen.
Wenige Minuten später hörte ich, wie die Tür wieder aufging und er, ohne noch einen Ton mit mir zu reden, ins Bad eilte und sich darin einschloss. Wenige Momente später ging die Dusche los und ich beschloss für mich nun wirklich Musik zu hören und auf Instagramm zu stöbern, da Jaebum Stunden fürs Duschen brauchte.
Dabei hieß es immer wir Mädchen brauchten ewig im Bad, aber kein Mädchen brauchte solange wie Jaebum.

Viel neues im Netz gab es nichts.
Lisa hatte ein Bild von sich und Jackson gepostet, wie sie ihn vom Flughafen abgeholt hatte und sie nun etwas essen waren.
Soviel zum Thema die beiden würden sich nicht zu etwas ernstem entwickeln.
Wo sie Essen waren sah zwar nur wie ein Mc Donalds aus, aber sie gingen zusammen Essen und in meinen Augen war das ein einfaches und kleines, feines Date.
Sonst war da nur dieser übliche Quark.
Werbeseiten, Videos wie man sich schminken konnte, oder die Nägel dekorierte und Fakten, die eh keinen Interessierten.

Ich beschloss mich endlich mal daran zu machen und auf YouTube Strange Love von Halsey zu suchen, der Song von dem mir Lisa gestern erzählt hatte und den mir Jaebum auch schon mal ans Herz gelegt hatte, da er zu uns zu passen schien.
Und so übel war er nicht, sogar ziemlich catchy und doch passte er im groben und ganzen zu Jaebum und mir.
Jeder wollte wissen, was wir zusammen so machten und wir verheimlichten es zum Großteil vor allen.
Nur einen kleinen Teil ließen wir die anderen, eingeweihten wissen, der Rest war unser kleines wunderbares Geheimnis und so würde es nun auch bleiben.
Wir würden vielleicht etwas offener miteinander umgehen, aber ich wollte nicht, dass seine ganze Brigade wusste dass wir zusammen waren.
Es reichte für den Anfang nur ein kleiner Teil.
Jennie und Lisa sind gestern total ausgerastet, als ich ihnen davon erzählt habe, dass ich nun mit Jaebum zusammen bin, nachdem wir darüber geredet hatten und ich mich dafür entschieden hatten.
Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätten sie auch noch sofort unsere Hochzeit geplant.
Doch sie waren leise, nachdem ich meinte, dass wir es immer noch nicht an die große Glocke hängen würden und unter uns bleiben wollten, solange es uns ermöglicht werden würde.

Mein Herz ging mir auf Grundeis, als sich etwa neben mich schmiss und mich in der nächsten Sekunde so auf die Couch gezerrt hatte, dass meine Arme über meinen Kopf auf die Armlehne gepinnt wurden.
Ein Schrei entfiel mir, den ich kaum wahrnahm, da noch immer Musik in meinen Ohren donnerte, dafür konnte ich aber wahrnehmen, dass es nur Jaebum war, der es für nötig gehalten hatte mich zu erschrecken, als ich total in Gedanken versunken war.
Mit einer Hand hielt er meine Arme noch immer fest, während er mit der anderen meine Kopfhörer aus meinen Ohren zog und mich mit hochgezogener Augenbraue ansah.
"Es freut mich unglaublich, dass du es geschafft hast in mein Appartement einzubrechen, aber würdest du mir bitte verraten, wie du hier rein gekommen bist?" fragte er und setzte sich auf meine Beine.
Ich sah von ihm weg.
Er trug nicht mehr als einen halbzugeknoteten Bademantel und eine Unterhose.
Und Jaebum in so einem Aufzug nicht anzusehen hatte schon etwas mit blanker Selbstbeherrschung zu tun.
"Zauberer verraten ihre Geheimnisse nicht." konterte ich und legte meinen Kopf schief.
Ein schelmisches Lächeln legte sich auf seine Lippen und er legte den Kopf schief, so dass ihm die nassen Haare ins Gesicht fielen.
Ich sah, dass er immernoch diesen abartigen Haarschnitt hatte, den zur Zeit alle Männer irgendwie toll fanden, der aber total scheiße aussah.
"Das hat nichts mit zaubern zu tun, dass ist kriminell, Kirae."
Der Ausdruck in Jaebums Augen wurde düsterer.
"Ich habe nichts geklaut oder zerstört." Ich spürte meinen Atem schneller werden, als Jaebum den Kopf ein Stück senkte und meinem Gesicht näher kam.
"Das macht dich dennoch zu einer Kriminellen." gurrte er.
Ich biss die Zähne zusammen, sah wieder von ihm weg, versuchte mich nicht von ihm um den Finger zu wickeln lassen, obwohl er wusste wie einfach er es dabei mit mir hatte.
"Einer friedlichen Kriminellen, die sich keine Probleme einhandeln will." setzte ich zurück und überlegte fieberhaft wie dieser Habkido Griff ging, den er mir mal gezeigt hatte, wenn jemand meine Arme an die Wand pinnen würde und ich mich befreien müsste.
Wenn der an der Wand klappte, müsste er also hier auf klappen.

"Die Probleme hast du dir schon gemacht, als du hier einfach so reinmaschiert bist meine Liebe." Seine sündhaft weichen Lippen striffen über meine Haut und ich sog die Luft ein.
Der Griff müsste mir dringend wieder einfallen, da ich mich so schnell garantiert nicht um den Finger wickeln lassen würde.
"Du hast sie nur schlimmer gemacht, als du mich ignoriert hast und du wirst sie los indem du mir jetzt deine ganze Aufmerksamkeit schenkst." raunte er in mein Ohr und bewirkte dass mein ganzer Körper anfing am Zeiger zu drehen.
"Und du hast dir Probleme mit mir eingehandelt, als du einfach beschlossen hast nach Tokyo abzudüsen und mir nichts davon zu erzählen." setzte ich dagegen umgriff mit einer Hand das Handgelenk, was meine Arme hielt und drehte es, während ich mich aufsetzte, ihn von mir Schob und auf seinen Ellebogen so drückte, dass ich ihm seinen ganzen Arm schmerzhaft hebeln konnte.
Er hing halb auf dem Boden und halb auf dem Sofa, aber zeigte kein Zeichen an Schmerz, was von ihm kam war ein amüsiertes auflachen, bevor er den Spieß umdrehte und es mit seinen Kampfsportkünsten schaffte mich so zu platzieren, dass ich auf dem Teppich und unter ihm lag.
Er bäumte sich über mir auf und stützte seine Hände links und rechts von meinem Kopf auf, bevor er mich leidenschaftlich so küsste, dass ich dachte, er würde mir meine Seele rauben wollen.
"Vergiss nicht wer dir das beigebracht hat." flüsterte er und fuhr mit einer Hand über meine Wange.
"Hätte ja klappen können." säuselte ich unschuldig und blinzelte ein paar mal lieb und artig.
"Gegen mich hast du keine Chance, und das weißt du." murmelte er, bevor er mich erneut küsste und versuchte mich davon abzuhalten, dass ich wieder vom Teppich und auf die Beine kam.

Dieses Spiel war ich gewöhnt, wenn es darum ging, dass ich am Morgen aus dem Bett wollte und er nicht wollte, dass ich aufstand, aber musste, weil ich wieder in die Uni musste, um keine Vorlesung zu verpassen.
Nur leider war ich extrem schlecht darin zu gewinnen und ein wenig wolle ich auch nicht gewinnen, sondern einfach nur bei Jaebum bleiben und in dieser unrealen und eigenen, friedlichen Welt, die wir hatten, wenn wir einfach nur im Bett lagen und kuschelten oder herumknutschten.
Die Universität war die kalte Wirklichkeit und nicht wirklich stressfreier als Unterricht an einer normalen Schule.
Viel lieber hätte ich mir vielleicht doch eine Lehre suchen sollen und gleich Geld verdienen, anstatt noch ein paar Jahre Studium vor mich hin zu schieben.

Ich wusste dass ich ganz gegen Jaebum verloren hatte, als er dabei war mein Oberteil von mir zu entfernen und ich mich dabei ertappte, dass ich den Knoten von seinem Bademantel löste, um über seine zum Großteil blanke Haut unter meinen Fingern zu spüren.
Als er mit Lippen seinen meine Hautliebkoste hatte ich mich entgültig geschlagen gegeben und wiedermal an ihn verloren, so wie er sich an mir.
Im Endeffekt war es also auch ein Unentschieden, was zwischen uns herrschte, aber keinen von uns störte.

Was ich feststellen musste, als wir eng an eng mit einer Decke über unseren Körpern und ohne Kleidung, auf dem Teppich lagen und uns einfach nur ansahen, war dass das eine ziemlich ungewöhnliche Begrüßung dafür war, dass wir nun zusammen waren und ich eigentlich ziemlich sauer auf ihn sein müsste.

"Hab ich dir eigentlich schon hallo gesagt?" lachte er schließlich und stützte sich mit einem Arm auf.
Ich schüttelte den Kopf.
"Bis eben hast du wohl noch nichtmal daran gedacht." zog ich ihn auf und streckte meine Hand aus, um durch seine, durch mich, verwuschelten und viel zu langen Haare zu fahren, die noch immer ein wenig nass waren.
"Stimmt gar nicht. Ich wollte dir hallo sagen, nur hast du es für nötig gehalten mich nicht zu beachten." konterte er.
Ich zuckte mit den Schultern und zog an der Strähne, die ich in der Hand hatte.
"Nein du hast es nötiger gehalten mich halbnackt um den Finger zu wickeln und mich einer Straftat zu bezichtigen." erinnerte ich ihn.
"Und lass dir die Haare schneiden!" erinnerte ich ihn forsch.
Bevor ich ihm wieder mit der Tour kam und mich weiter über seine 80er oder 90er Jahre Frisur aufregen konnte, hatte er meine Hand aus seinen Haaren gezogen und mich geküsst.
Ich verharrte einen Moment sorgenlos in diesem Kuss und löste ihn schließlich.
"Ich glaube zwischen uns ist es wirklich so ein bisschen, wie in diesem Halsey Song, von dem du mir mal erzählt hast." erinnerte ich ihn und konnte in der nun mäßig beleuchteten Wohnstube ein amüsiertes Glitzern in seinen Augen ausmachen.
"Du hast dir den Song endlich mal angehört?" harkte er nach.
Ich nickte.
"Als du im Bad warst. Du brauchst länger als jedes normale Mädchen, weißt du das?" führte ich ihm vor Augen.
"Weil ich mich um meine Haut kümmere, außerdem ist es schwer sich selber die Tattoos auf dem Rücken einzukremen." jammerte er und drehte demonstrativ seinen Rücken so zu mir, dass ich die dunklen Schriftzeichen auf seiner Wirbelsäule sehen konnte.

Wie von selber streckte ich meine Hand nach den Zeichen aus und führ über seinen Rücken.
Sie sahen so simpel und dennoch wunderschön verziert aus.
Ein wenig passten sie zu Jaebum und seinem Charakter.
"Was bedeuten die Zeichen?" fragte ich und strich weiter über die dunkel tättowierte Haut.
"Furch, Hass, Liebe und Verlangen." verriet er mir und drehte sich wieder um.
Ein wenig verdattert sah ich ihn an.
"Nach meiner Ansicht, sind das die vier Emotionen von denen sich all die anderen ableiten lassen. Also quasi das Wasser, Feuer, Erde und Luft des fühlens. Auch kann man sie miteiander in Verbindung setzen.
In meinem Leben sind das vier Gefühle, die immer einen besonderen Wert für mich hatten.
Die Furcht, als ich klein war und angst hatte meine Eltern würden sich trennen, was nach Jinyoung auch so kam.
Furcht, weil ich nicht wusste was ich machen sollte, nachdem meine Mutter gestorben ist und ich hilflos im Krankenhaus stand.
Hass, weil ich meinen Vater dafür gehasst habe, dass er mich nie ernst genommen hat, mich immer in den Boden getreten hat.
Liebe, weil ich wohl nie aufhören werde meine Mutter für die tolle Kindheit zu lieben, die ich hatte, weil ich sie immer dafür lieben werde, dass sie immer das beste und stärkste in mir gesehen hat.
Verlangen, weil ich das Verlangen habe meinem Vater klar zu machen, dass er sich nicht einfach das an sich nehmen kann, was rechtlich mir gehört." legte er vor mir aus.

Ich griff nach seiner Hand.
"Das mit deiner Mutter tut mir leid." murmelte ich und suchte seinen Blick.
Doch er war in die Ferne gerichtet und gar nicht mehr bei mir, dennoch drückte er meine Hand.
"Sie hätte dich gemocht. Meinte ich soll mir ein Mädchen suchen, was lieb und nett scheint, mir aber auch die hölle heiß machen kann, so wie du gestern, als du von Youngjae erfahren hast, dass ich nach Tokyo wollte." lachte er leise und führte meine Hand, zu seinem Mund, um meinen Handrücken sanft zu küssen.
Eine soche Geste hätte ich von ihm am wenigsten erwartet.

Er streckte seinen Arm aus und legte ihn um mich.
Ich kuschelte mich an ihn und sah, dass in seinen Augen der Funken einer Träne mitschwamm, aber ich sagte nichts.
"Ich weiß, ich bin nicht einfach.
Habe unzählige Makel und holprige Kanten und versuche sie immer zu überdecken.
Aber jetzt wo ich wirklich mit dir zusammen bin, will ich auch das nicht mehr vor dir verstecken.
Du kennst einen großen Teil meine Person und nun will ich, dass du den Rest von mir auch noch kennenlernst.
Jeder preist mich als perfekt an und dir will ich zeigen, dass ich es nicht bin."
Ich schmiegte eine Hand an seine Wange und zwang ihn mich anzusehen.
"Jaebum, je mehr Ecken und Kanten ein Diamant hat, umso schöner funkelt er.
Egal was du mir von dir noch zeigst, was du mich wissen lässt, es gehört zu dir, macht dich zu der strahlenden und einzigartigen Persönlichkeit, die du bist." machte ich ihm klar und küsste ihn so liebevoll und seicht, wie er mich gestern im Cafe.
Als er mich wieder ansah, wischte ich ihm mit meinem Daumen die träne weg, die sich nun doch aus seinem Auge gelöst hatte.
"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unglaublich dankbar ich bin, dass ich dir begegnet bin, Kirae." flüsterte er und zog mich wieder so in seine Arme, als würde er wollen, das dieser Moment in dieser kleinen friedlichen Blase in der wir lagen nie verging.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top