Back To Life

"Verdammt Jinyoung, ich lass dich nicht rein, ich habe Besuch!" riss mich Jaebum am morgen aus dem Schlaf.
Anstatt gegen ihn lehnte ich nun gegen einen gestapeltem Berg aus Kissen.
Die Sonne schien mir warm und wohlig ins Gesicht und ich war noch viel zu faul meine Augen zu öffnen.
"Du kannst stress mit tausenden Yongguks haben, das geht mir am Arsch vorbei. Ich werde dich nicht reinlassen, wenn ich jemanden in der Wohnung habe."
Murrte Jaebum ziemlich aufgebraust weiter.
"Das geht mir auch am Arsch vorbei. Außerdem sind bis dahin noch Monate." grummelte er weiter.

Ich entschloss mich dazu meine Augen aufzumachen.
Noch immer lag ich auf dem halbkreisförmigen Sofa auf der Terrasse von Jaebums Wohnung.
Der Himmel war wolkenlos und so warm wie es bereits war, musste es bestimmt schon gegen Mittag sein.
Auf dem kleinen Glastisch vor meinen Augen standen unsere leeren Gläser und die leere Weinflasche, mit unglaublich leckerem Blaubeerwein, der es mir mit dem Geschmack echt angetan hatte.
Er schmeckte nach Gummibärchen, anstatt zu sehr nach Blaubeeren und hatte dazu eine unglaublich kräftige blaue Farbe.

Jaebum stiefelte an dem Terrassengeländer auf und ab und hielt sein Handy in der Hand, während er dem am anderen Ende der Leitung beim Reden zuhörte.
"Bekomm deine Probleme selber in den Griff, wir sehen uns Montagabend bei Vater und wehe, du machst Terror in der Lobby, dann mach ich das Maul mit deinen Schandtaten auf, die ich auf mir lasten habe, damit du vor deinen Eltern sauber bleibst." drohte er und legte schließlich auf.
Sein dunkler Blick fand meinen und sofort schien jegliche Wut und Aufgebrachtheit aus ihm zu weichen.
"Guten Morgen." entwich es ihm aus den schmalen Lippen, die nun zu einem freundlichen Lächeln verzogen waren.
Ich erwiderte es ein wenig verschlafen und noch im Traum hängend.
"Morgen." murmelte ich und rieb mir über die Augen.
Jaebum lachte und setzte sich neben mich.
"Ich hoffe du hast nach der langen Nacht gut geschlafen."
Ich nickte und konnte noch immer nicht glauben, dass wir bis zum Sonnenaufgang einfach nur miteinander geredet hatten.
Nur einmal und einmal beinahe hatten wir uns geküsst.
Im Restaurant und hier auf dem Sofa.
Er war so viel anders als noch vor wenigen Wochen, als wir uns kennengelernt hatten, wenn man es so nennen konnte, dass ich dann in seinem Bett gelandet bin.

"Tut mir leid, falls ich dich geweckt habe, aber mein kleiner Halbbruder hat sich eingebildet hier einfach reinschneien zu können." entschuldigte er sich und legte den Kopf schief.
Jüngere Geschwister mussten bestimmt nervig sein.
Ich konnte das nur schlecht einschätzen, da ich Einzelkind war und auch nie ein Geschwisterchen wollte, da ich bei Bekannten gesehen haben, wie anstrengend sie sein könnten und meine Eltern wollten sich nicht nochmal die Mühe machen ein Baby großzuziehen.
Sie waren mit mir völlig zufrieden und stolz.
"Schon okay." murmelte ich und gähnte.
Wieder lachte Jaebum.
"Es ist kurz nach eins und du bist immer noch müde?" merkte er an.

Ich riss die Augen auf und schoss hoch, sackte aber wieder zurück auf das weiße Sofa.
Jaebum brachte das nur noch mehr zum lachen.
Locker meinte er, dass er mich nicht ohne Essen gehen lassen würde und bestand darauf, dass er mir etwas kochen würde.
Mir entwich ein seufzen und als ich aufstehen wollte, schob er mich wieder auf das Sofa und meinte, dass ich sitzen bleiben sollte.
Ich fragte, ob er mir wenigstens mein Handy bringen könnte.
Jaebum nickte und verschwand in die Wohnung, aber gab mir vorher noch einen Kuss auf die Wange, von dem ich nicht wusste, wie ich ihn auffassen sollte.

Meine Eltern hatten mich bestimmt schon mit Nachrichten zugespammt, denn eigentlich wollten wir uns treffen, aber sicherlich wären da Jin und seine Eltern dabei und ob ich ihn heute noch ertragen könnte, konnte nur Gott wissen, denn so wie ich ihn kannte, würde er sicherlich sämtliche Spitzen darüber in mich stoßen, dass ich Essen gegangen war, anstatt Zeit mit unseren Eltern zu verbringen.

In Gedanken versunken sah ich in die Stadt unter mir und seufzte.
Ewig könnte ich das hier nicht geheim halten und ich war mir sicher, dass Jaebum bei seinem Ansehen auch aufpassen musste, dass er nicht vor die Linse geriet.
Bei mir war mein größtes Problem Jin und das er pampig wegen allem auf mich war.
Aber er würde mir Jaebum ausreden, würde ich bei ihm mit der Sprache rausrücken.
Wenn es danach ging, war Jin das, was ich mir unter einen nervigen großen Bruder vorstellte, obwohl er genauso alt war wie ich, jedoch einen Kopf größer.
Jennie dagegen stand voll hinter mir, obwohl sie mich auch vor Jaebum warnte.
Doch er selber meinte, dass dieses Image nicht von ihm kommen würde, sondern weil er den Mist für seinen Halbbruder wieder ausbadete, was auch echt auf die nerven gehen konnte, wenn man in solchen Kreisen lebte, außerdem waren diese Schlagzeilen, die in der Klatschpresse herumgingen nur eine Rache dafür, dass er wohl nicht viel zu diesen Magazinen zu sagen hatte.
Ich fand seine Einstellung richtig, nur wurde sie von allen Seiten völlig falsch aufgefasst und er bekam dafür die Quittung und einen schlechten Eindruck in der Öffentlichkeit.

Bestimmt eine Viertelstunde später tauchte Jaebum mit meinem Handy in der Hand auf und wirkte ein wenig überfordert.
Verdutzt blickte ich ihn an und er schluckte.
"Ich habe grade vielleicht etwas dummes gemacht?" ließ er mich fragend wissen und wirkte als würde es eben ziemlich brenzlig werden.
"Was hast du gemacht?" fragte ich und zuppelte die Decke um meine Schultern zurecht.
Ein wenig unbehaglich lachte er und wirkte nicht mehr so reif und beherrscht wie gestern noch, eher ein wenig kindlich.
"Ich habe vielleicht aus versehen einen Anruf von deiner Mutter angenommen, weil mir das Handy aus der Hand gerutscht ist und habe vielleicht mit ihr geredet."
Jaebum setzte sich zu mir und sah mich an, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.
"Du verarscht mich."
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich fand es unhöflich wieder aufzulegen, meine Eltern haben mich mit anstand erzogen, grade vor Müttern anderer Frauen, mit denen ich zu tun habe." versuchte er auszubaden, dass meine Mutter sicherlich nicht locker lassen würde und nun darauf bestand, dass sie wissen wollte, was ich gestern getrieben habe, anstatt etwas mit ihr und Vater zu machen.
"Naja. Sie würde sich jedenfalls freuen, würde sie dich gegen drei mit Jin im Cafe von der Uni zu treffen." ließ er mich wissen und zuckte mit den Schultern.
"Und von mir denkt sie ich bin irgendein Student, der in der Nähe der Uni wohnt und mit dem du gestern einen tollen Abend hattest, was sie vielleicht ein wenig falsch aufgefasst hat."
Nun lachte er und ich kam nicht daran vorbei rot zu werden.
"Jin ist übrigens mein bester Freund und du ganz sicherlich nicht irgendein Student.
Meine Mutter liest diese Klatschblätter, sie wird wissen, wer du bist, wenn du auch nur in zehn Metern vor ihr stehst."
Ich pfefferte ihm eines der Kissen über den Kopf und wollte am liebsten im Erdboden versinken.

Sicherlich würde Eomma darauf bestehen meine Bekanntschaft kennenzulernen, was jedoch nie passieren darf, da dann sogar Appa einen Anfall bekommen würde, da er nicht sonderlich viel von diesen 'Großen Business Typen' hält.

Jaebum kicherte. "Das ist kein Grund mich mit den Kissen zu schlagen."
Er schnappte sich das, was ich eben hatte, und legte es außerhalb meiner Reichweite ab.
"Doch, weil du hättest das Handy klingeln lassen können!" wetterte ich und fuchtelte mit meinen Armen wie eine dumme herum.
"Aber das gehört sich nicht." maßte er an.
Ich verzweifelte innerlich. "Es gehört sich aber auch nicht, dass du einfach an ein fremdes Handy gehst und mit meiner Mutter plauderst!" wuselte ich weiter und sah Jaebum nur auswegslos und vorwurfsvoll an.
Er zuckte nur mit den Schultern und hatte mein Handy noch immer in der Hand.
"Das ist dein Handy und das ist mir nicht fremd." zog er mich auf und legte den Kopf schief.
Ich plüsterte mich auf und machte mich bereit eine Standpauke zu halten, auf die Jin stolz wäre, würde er hiervon wissen, doch bevor ich auch nur loswettern und prusten konnte, hatte Jaebum sich zu mir gelehnt und mir die Worte aus dem Mund genommen, in dem er mich einfach total unerwartet küsste und an den Schultern auf das Sofa drückte.

Völlig überfordert konnte ich nicht anders als den Kuss zuzulassen und war sogar noch so dämlich zu erwiedern, dabei sollte ich Jaebum von mir schieben und ihn auch noch darüber zusammenscheißen, dass er mich nicht einfach so küssen konnte als wären wir...
Was waren wir eigentlich?
Wir waren offensichtlich weder zusammen, noch gute Freunde, aber dennoch ließ ich diesen gedankenraubenden Kuss zu und wollte nicht dass er endet, weil einfach so viele unglaublich berauschende Gefühle durch meinen Körper zogen.

Okay.
Jaebum hatte gewonnen, was auch immer ich sagen wollte, war vergessen, als sich seine Lippen an meinen Hals schmiegten und seine Hand unter dem Rock des zweiteiligen Kleides, was ich noch trug, über meinen Oberschenkel wanderte.
Ich sog die Luft ein und hörte Jaebum leise lachen.
Seine Hand blieb da ruhen und seine Lippen fanden den Weg über meine Haut wieder zu meinen Lippen.
Erneut küsste er mich, aber bei weitem nicht mehr nur gedankenraubend, sondern auch noch verstandraubend.
Meine Hände wanderten wie von selber zu seinen Haaren und zogen ihn näher an mich, was er als Anlass sah, die Hand an meinem Oberschenkel höher und auf die Innenseite wandern zu lassen.
Mir entschlich ein leises stöhnen, was denn Kuss zum lösen brachte.
Meinte er nicht gestern noch, dass er nicht wirklich die nerven für soetwas hatte?

"Jae! Scherre deinen Arsch aus dem Bett, dein Bruder ist hier!"
Die Hand unter meinem Rock verschwand, und Jaebum, wie auch ich setzten uns hastig auf.
Ich war feuerrot, als Youngjae an der Tür zur Terrasse auftauchte und neben ihm wenig begeistert und mehr als nur arrogant aussehend ein Gesicht, was ich so nur in den Zeitungen meiner Mutter gesehen hatte.
"Ich sehe, für was für eine Art Besuch du mich verschiebst, Jaebum." merkte Park Jinyoung eiskalt an und zog kaugummikauend eine Augenbraue hoch.
Abfällig betrachtete er mich und obwohl er jünger als Jaebum war, wirkte er wesentlich einschüchternder, als der bei mir.
"Ich würde dich für jede Art Besuch verschieben, weil du mir am Arsch vorbei gehst." zischte der neben mir und stand auf.
Jinyoung lachte kalt und Youngjae wendete sich von den Geschwistern ab.
"Vater geht aber sicherlich nicht am Arsch vorbei, wenn er weiß, dass du dich mit den kleinen Studentinnen rumtreibst, die mit unseren Trainees befreundet sind." zog der jüngere den älteren auf.
"Dein Vater geht mir genauso am Arsch vorbei, wie deine Mutter und dass ihr einen auf Happy Hippo macht, obwohl du den größten Scheiß machst." grummelte Jaebum und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Schließ nicht von dir auf andere, damit du vor der kleinen als guter Kerl dastehst."
Jinyoung wendete sich an mich.
"Verpiss dich, geh Bücher lesen, oder was ihr an der Uni so macht." keifte er und rollte genervt von meiner bloßen Anwesenheit mit den Augen.

Jaebum lachte abfällig auf. "Nen Teufel wirst du tun Kirae..."
Ich unterbrach ihn, ich sollte nicht hier sein, falls hier ein Familienstreit ausbrechen sollte, der mich nichts anzugehen hatte.
"Schon okay." beschwichtigte beide Seiten und wendete mich noch an Jaebum, während ich aufstand und mir mein Handy nahm, was nun auf dem Sofa lag.
"Danke für den Abend, war wirklich nett, aber ich sollte nicht hier bleiben."
Ich wollte an ihm vorbei eilen, doch er hielt mich an meinem Handgelenk, zog mich zurück und küsste sanft.
"Schreib mir, wenn du angekommen bist. Tut mir leid, dass das mit dem Frühstück auf der Terrasse nichts geworden ist." flüsterte er und strich mir eine Strähnte hinter mein Ohr.
"Youngjae!" gröllte Jaebum und ließ mich zusammenzucken.
"Bringst du Kirae bitte zurück?" fragte er seinen besten Freund, der ein lautes "Kein Problem!" durch die Wohnung bis auf die Terrasse rief.
Jaebum besah mich mit einem schwachen Lächeln.
Auf seine Worte hin nickte ich nur und er ließ mich gehen.

Als ich von der Terrasse runter wollte, versperrte mir Jinyoung den Weg und schien mich bis ins kleinste Detail zu mustern.
"Hübsch." murmelte er nur zu sich und ließ mich schließlich vorbei.
"Fass sie an und ich kastrier dich." kam es sofort von dem älteren der Geschwister.
Youngjae zog mich am Handgelenk aus der Wohnung und meinte, dass ich sicherlich nicht dabei sein sollte, wenn die Fronten aufeinander krachten.
Als ich fragte, warum sie pissig auf den je anderen waren bekam ich keine Antwort erinnerte mich aber, dass Jaebum irgendeinen Yongguk erwähnt hatte.
Mit dem Namen wusste ich jedoch nichts anzufangen, aber was auch immer mit ihm war, Jinyoung musste sich, wenn ich es so richtig verstanden hatte, mit ihm angelegt haben und nun in Schwierigkeiten stecken.

"Zur National, wenn ich fragen darf?" zog Youngjae mich, nun an einem normalen Wagen, aus den Gedanken.
Obwohl. Normal war ein Porsche eigentlich nicht, aber besser und nicht so überflüssig wie eine Limousine, bessergesagt die von gestern war maßlos übertrieben, aber ich konnte nicht verwehren, dass mir der Aufwand gefallen hatte und das Jaebum Youngjae geschickt hatte.
Ich nickte auf die Frage hin und ließ mich auf dem Beifahrersitz fallen.


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