Kapitel 5

"Du kennst die Antwort bereits. Ich will hier wohnen bleiben und keinen Ärger mit euch. Also werde ich wohl für das Rudel arbeiten müssen."

Erfreut lächelt er mich an, wahrscheinlich erleichtert, dass er mich nicht beseitigen muss.

Oder zumindest versuchen.

"Sehr gut. Ich habe mich ja noch nicht mal vorgestellt. Ich bin Drake."

Er streckt seine Hand aus und ich schüttle sie.

"Als Erstes werden wir dich brauchen, um ein paar der jüngeren Mitglieder zu trainieren. Ich bin noch nicht sehr lange Alpha des Rudels. Mein Vater ist vor einigen Monaten bei einem Angriff getötet worden, mit einigen anderen Rudelmitgliedern, unter ihren war auch unser Beta. Also muss ich das Rudel neu aufbauen um es vor erneuten Angriffen schützen."

"Hast du schon einen neuen Beta für dein Rudel?" frage ich neugierig.

"Ja aber er ist noch nicht dafür bereit die Mitglieder meines Rudels zu führen. Er wird dich beim Training unterstützen. Vielleicht kann er dabei ja auch noch etwas von dir lernen."

"Solange er mein Training nicht stört, ist mir das egal." antworte ich.

"Die anderen werden nicht erfahren, dass du ein Alpha bist. Das würde nur unnötige Probleme bringen."

Also werde ich, dass was ich wirklich bin, auch hier verstecken müssen.

Auf einmal fühle ich mich komplett alleingelassen und einsam.

Ich werde zwar für sein Rudel arbeiten, aber nicht Teil davon sein können.

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und fahre zur Schule.

Als ich wieder meinen Parkplatz vor der Tür gefunden habe, bleibe ich noch kurz im Auto sitzen und schalte mein Handy an.

Keine neuen Nachrichten.

Enttäuscht werfe ich mein Handy in meine Tasche und steige genervt aus.

Ich kann mich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, dass mein Bruder sich nicht bei mir meldet.

Bin ich ihm denn so egal?

Dieses mal werde ich wieder von allen angestarrt und besonders von den anderen Rudelmitgliedern.

Bei meinen wütenden Blick weichen viele vor mir zurück.

Als ich den Raum meiner ersten Unterrichtsstunde betrete sitzt der Typ von gestern schon auf meinen Platz.

"Drake hat gesagt er möchte dich sehen. Er wartet draußen." lüge ich.

Er wirft mir nur einen überraschten Blick zu steht auf und verlässt den Raum ich werfe mich schnell auf MEINEN Platz und lege meinen Kopf auf meine Arme.

So spart man sich unnötig Zeit kann ich euch sagen.

Ich schließe meine Augen, um noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.

Davon hab ich in letzter Zeit viel zu wenig gehabt.

Plötzlich stupst mich jemand an.

"Willst du mich verarschen?" brüllt der Typ mich an.

"Schrei nicht so ich will schlafen."

"Mach dass, aber nicht auf meinen Platz."

Er schreit mich noch ein bisschen weiter an, aber schlau wie ich bin habe ich meine Ohrstöpsel drinnen und schalte meine Musik einfach so laut, dass sie ihn übertönt.

Irgendwann gibt auch er auf und lässt sich auf den Stuhl neben mir fallen.

In der Mittagspause setze ich mich alleine an einen Tisch und krame mein Handy aus der Tasche.

Keine neue Nachricht.

Ich schaltet den Bildschirm meines Handys aus und sehe auf der schwarzen Fläche die Spiegelung meine Augen, die sich mit Tränen füllen.

Plötzlich wird mir gegenüber ein Stuhl zurückgezogen.

Mein Kopf schnellt hoch.

Zwei Mädchen stehen vor mir und starren mich freundlich an.

"Ist hier noch frei?" fragt die Erste und setzt sich, bevor ich antworten kann.

"Höflich wie immer, Jenny." sagt das zweite Mädchen zum Ersten und lässt sich neben ihr auf einen Stuhl nieder.

"Also ich bin Amy und das ist meine Freundin Jenny und du bist Jasmin." stellt Amy fest.

"Gut, wo wir das geklärt haben: Wo kommst du her? Gehörst du jetzt zu unseren Rudel? Warum bist du hergekommen?" fragt Jenny neugierig.

Einen Moment sitze ich nur ein wenig überrumpelt da.

"Ich bin von meinen alten Rudel abgehauen und Drake hat mir gesagt, dass ich für euer Rudel arbeiten kann. Ich werde euch trainieren." antworte ich den beiden.

Ihre Blicke treffen sich für einen Moment, dann wenden sie sich wieder zu mir und löchern mich mit Fragen, die ich versuche so wie es geht zu beantworten, ohne irgendwie auf Jackson, meine Eltern oder meine Kräfte einzugehen.

Ich muss zugeben, dass ich mich, trotz den neugierigen Fragen, gut mit den beiden verstehe und so gehen wir gemeinsam zu unserer ersten Stunde.

Sie zeigen mir den Raum, in dem wir Geschichte haben und stellen mich ein paar der Klassenkameraden vor, die mir alle höflich zunicken.

Nach dem Unterricht verabschiede ich mich von den beiden und verspreche, dass ich ihnen nach dem Training noch einen Besuch abstatten werde.

Wie versprochen fahre ich zum Haus des Rudels, oder besser gesagt zu der riesigen Villa.

Hinter ihr befindet sich ein großer Sportplatz, wo 10 Jungen in einer Reihe auf mich warten.

Alle starren sie mich ungläubig und abschätzend an.

Denken sie, nur weil ich ein Mädchen bin, bin ich schwächer als sie?

"Ich bin Jasmin und euer Alpha hat mich angewiesen euch zu trainieren. Wir fangen an mit einer Stunde laufen. Also worauf wartet ihr?"

Die Jungs bewegen sich nicht vom Fleck, aber ehrlich gesagt habe ich auch nicht mit gegenteiligen gerechnet.

"Wieso sollen wir tun was du sagst?" fragt mich ein Junge mit blonden Haaren.

Er ist ein gutes Stück größer als ich und grinst frech.

Ich stelle mich direkt vor ihm und starre ihn an.

"Weil dein Alpha mir die Autorität gegeben hat und ich dir in den Arsch treten kann. Du wirst tun was ich sage, wenn du überleben willst! Also fange an mich zu respektieren oder geh!"

Ängstlich weicht er einen Schritt vor mir zurück.

Innerlich schüttle ich den Kopf, wie soll ich aus diesen Haufen Kämpfer machen?

"OK da du nichts dazu zu sagen hast. Wo ist euer Beta?"

Verwirrt starren sich alle an und tauschen Blicke aus.

"Also vorhin war er noch da." antwortet mir einer.

Ich schlage mir mit der Hand auf die Stirn und schüttle mit den Kopf.

Ist es ihnen so egal, ob sie überleben?

Noch einmal wiederhole ich meine Anweisung und dieses mal setzt sich die Gruppe in Bewegung.

Ich laufe vorne weg und der Rest folgt mir.

Bei einer Gruppe von jungen Werwölfen sollte man meinen, dass sie alle in der Lage sind für längere Zeit zu laufen.

Das scheint hier nicht der Fall zu sein.

Die ersten fangen schon nach 15 Minuten an zu schwächeln und einer bleibt nach 20 Minuten einfach stehen.

"Was tust du? Lauf weiter. Denkst du der Feind lässt dir eine Pause, wenn er hinter dir her ist? In der Zeit, die du verschnaufst sterben Mitglieder deines Rudels. Also reiß dich zusammen und lauf weiter!"

Schwer atmend setzt sich der Junge wieder in Bewegung und läuft weiter.

Die ganze Stunde über schreie ich immer wieder die Gruppe an.

Ich kann einfach nicht glauben, wie schlecht trainiert sie sind.

Zwischenzeitlich habe ich sogar Angst, dass meine Augen vor Wut und Frust anfangen zu glühen.

Am Sportplatz wieder angekommen lassen sich alle auf den Boden fallen und ich gebe ihnen 10 Minuten Pause.

Plötzlich klingelt mein Handy in der Tasche.

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