Kapitel 3
Die nächsten Tage sind die schlimmsten Tage meines Lebens.
Meine Eltern sind tot.
Mein Bruder redet nicht mit mir und jetzt wurde ich auch nicht von meinem Gefährten abgelehnt, die Person, die dazu bestimmt ist mich für immer zu lieben und der auch noch mein zukünftiger Alpha ist.
Immer wieder vertiefen sich die Wunden, weil Jackson mal wieder mit irgendwelchen Mädchen schläft.
Sie haben sich ausgebreitet, jetzt sind die Schnitte nicht mehr nur über dem Herzen, sondern sie verteilen sich auch über meinen Bauch und meinen Rücken.
Mehrmals bin ich zu ihm herübergegangen, um ihn davon zu erzählen, wie sehr mich das auch körperlich mitnimmt und um ihn zu bitten, es für das erste zumindest zu unterlassen.
Aber er hat mich einfach ignoriert.
Es ist jetzt zwei Wochen her, dass meine Eltern gestorben sind und heute sollen Chase und ich das erste Mal wieder in die Schule.
Morgens zwinge ich mich aus den Bett und gehe schlurfend in das Bad und mache mich fertig.
Die Wunden sehen schlimm aus und seitdem er mich als sein Gefährte abgelehnt hat erscheint ein Muster auf meinem Arm, aber es ist noch sehr blass und schwer zu erkennen.
Worte in einer Sprache, die ich nicht kenne, verlaufen in einer spiralförmigen Linie von meinem Herzen bis zu meinem Handgelenk.
Je weiter es vom Herz entfernt ist, desto blasser wird es.
Toll jetzt ist es auch noch auf meinem Körper verewigt, dass er mich nicht will.
Zum Glück ist es so selten, von seinem Gefährten abgelehnt zu werden, dass es unwahrscheinlich ist, dass irgendjemand es erkennen wird.
Genervt steige ich zusammen mit Chase in sein Auto.
In der Schule versuche ich mich größtenteils auf den Unterricht zu konzentrieren und den ganzen Rest zu vergessen.
Das klappt auch einigermaßen, bis ich gegen Ende der Mathestunde wieder das Ziehen verspüre.
Schnell renne ich aus der Klasse und ignoriere dabei das Brüllen des Lehrers.
Ich laufe in das nächste Mädchenklo und lasse mich dort auf den Boden sinken.
Mit einer Hand auf dem Verband an meiner Brust gepresst, warte ich ab, bis der Schmerz endlich verebbt.
Als der Schmerz besonders schlimm wird, steigt mir mein Frühstück wieder hoch und ich lehne mich über die Toilette, um mich zu übergeben.
Frisches Blut sickert durch den Verband und mein Shirt.
Zum Glück habe ich noch meinen Pullover in der Tasche.
So kann zumindest niemand den Blutfleck sehen.
Ich wische mir die Tränen von meinen Gesicht und atme einmal tief durch.
Dann stehe ich auf, um zu dem Auto meines Bruders zu gehen und dort auf ihn zu warten.
Zusammen mit seinen Freunden kommt er aus dem Schulgebäude.
Auch Jackson ist unter ihnen.
Als sie beim Auto ankommen schnappe ich mir Jacksons Arm und ziehe ihn ein paar Meter zur Seite.
"Was willst du?" fragt er genervt.
"Ich hab dir doch gesagt, dass das mit uns beiden nichts wird."
"Ich weiß." antworte ich hastig.
"Darum geht es mir auch nicht."
"Was dann?" fragt er immer ungeduldiger.
"Du... Du musst aufhören mit anderen Mädchen zu schlafen."
Ungläubig lacht er.
"Wieso? Bist du etwa eifersüchtig?"
"Nein." antworte ich.
Ich ziehe den Ausschnitt meines Shirts leicht nach unten und hebe den Verband an, um ihn die Schnittwunden zu zeigen.
"Ist das dein Ernst?" fragt er mich wütend.
"Bitte was?" frage ich ihn verwirrt.
"Du verletzt dich selber, nur um Aufmerksamkeit von mir zu bekommen und mich dazu zubringen nicht mehr mit anderen Mädchen zu schlafen. Das ist echt armselig."
Geschockt und mit offenen Mund stehe ich da und starre ihn einfach nur an.
"Du tust mir das an. Dabei bist DU mein Gefährte!" schreie ich ihn an.
"Nein ich bin nicht dein verdammter Gefährte!" schreit er zurück und sieht dabei an mir vorbei, auf die Gruppe von Jungs, die uns alle mit offenen Mund anstarren.
Eine Hand packt meinen Arm und zerrt mich ins Auto.
"Wie kannst du nur so erbärmlich sein und dich so an unseren zukünftigen Alpha ran schmeißen." schreit Chase mich auf den Weg nach Hause an.
"Ich habe mich nicht an ihn ran geschmissen. Er ist mein Gefährte!"
"Ja klar." schnaubt er und verfällt wieder in Schweigen.
"Peinlich, dass du meine Schwester bist." sagt er noch kurz bevor wir an dem Haus aussteigen.
Geschockt bleibe ich einen Moment sitzen, kopfschüttelnd steige ich aus und gehe sofort auf mein Zimmer.
Verzweifelt lasse ich mich auf mein Bett fallen.
Wie lange soll ich denn noch mit den Schmerzen leben?
Den ganzen Nachmittag sitze ich nachdenklich da und starre meine Wand an, bis ich wieder von einer neuen Schmerzenswelle überrascht werde.
Dieses mal ist der Schmerz stärker.
Also muss er in seinem Zimmer sein.
Nach einer halben Stunde verschwindet der Schmerz wieder.
Ich setzte mich wieder auf und fange an meine Sachen zu packen.
Ich bin so wütend, dass er mir das antut, dass meine Augen sich wieder rot gefärbt haben.
Schnell habe ich meinen Rucksack mit den wichtigsten Sachen aufgefüllt.
Damit meine ich Sachen, wie mein Personalausweis, EC Karten, Führerschein und mein Handy mit Ladekabel.
Ein paar Wechselklamotten und ein Bild meiner Eltern.
Als ich fertig bin, öffne ich mein Fenster und springe, ohne mich noch einmal umzusehen heraus.
Ab jetzt habe ich genau 14 Stunden, um so weit wegzukommen, wie möglich.
Ich setze mich in den nächsten Bus.
Am Bahnhof angekommen, wechsle ich in einen Zug der weiter nach Süden, an der Küste fährt.
3 Stunden später steige ich aus.
Als erstes suche ich mir ein freies Zimmer in einem hübschen Hotel, mit Blick auf das Meer.
Meine Eltern haben meinen Bruder und mir eine Menge Geld hinterlassen.
Das werde ich benutzen, um mir ein neues Leben aufzubauen.
Dank der Entfernung, die ich zwischen Jackson und mir gebracht habe, wird meine Wunde auch die Chance haben endlich zu verheilen.
In der Nacht kann ich das erste Mal wieder ordentlich schlafen und wache am nächsten Morgen erfrischt wieder auf.
Ein paar Tage bleibe ich in dem Hotel, bis ich endlich ein kleines Appartement gefunden habe, dass mir gefällt.
Es liegt an der Küste und hat direkten Zugang zum Meer.
Ich habe mich sofort in die Wohnung verliebt.
Natürlich war der Besitzer nicht so begeistert davon, dass Appartement an ein junges Mädchen zu vermieten, aber die Summe, die ich ihm bezahlt habe, war mehr als genug.
Als nächstes habe ich es mir zur Aufgabe gemacht die Wohnung einzurichten.
Das alles hat mir geholfen, meinen Schmerz für kurze Zeit zu vergessen.
Zuletzt habe ich mir eine komplett neue Garderobe gekauft und mir meine Haare schneiden lassen.
Ich habe mich sogar an der Schule in der Nähe angemeldet.
Morgen werde ich dort zum ersten Mal zur Schule gehen.
Der Alpha des Rudels, in dessen Territorium ich mich befinde, hat sich noch nicht gemeldet.
Aber das ist auch nur noch eine Frage der Zeit.
Ich werde, aber auch ganz bestimmt nicht auf sie zugehen.
Auch meine Bruder hat sich noch nicht bei mir gemeldet.
Nicht mal meine beste Freundin.
Allerdings habe ich auch keinen Abschiedsbrief hinterlassen.
Trotzdem wundere ich mich darüber.
Ich meine, deine kleine Schwester verschwindet und du meldest dich nicht bei ihr?
Aber vielleicht ist auch irgendetwas passiert, seitdem ich sie verlassen habe.
Schließlich haben die Rudellosen meine Eltern getötet.
Der Gedanke, dass ich auch noch meinen Bruder verloren habe macht mir Angst.
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