Kapitel 5
Isabellas P.O.V.
Meinen Sonntag verbringe ich damit, im Bett zu liegen, Netflix zu gucken und zu essen. Gegen Mittag kann ich mich auch dazu aufraffen Kathy anzurufen und von dem gestrigen Treffen zu erzählen. Sie reagiert sehr überrascht auf mein Geständnis, dass ich Louis fast geküsst hätte. „Mensch Isa! Ich hätte ja nicht gedacht, dass es einen Typen gibt, der dir den Kopf verdrehen würde. Und dann auch noch so einer wie Louis. Du machst eben keine halben Sachen.", sagt Kathy lachend zu mir am Telefon. Sie hat ja irgendwie recht. Aber irgendwie eben auch nicht. Ich kenne Louis schließlich kaum. Da kann von verliebt sein ja kaum die Rede sein. Außerdem ist und bleibt er eben ein Badboy und die sind bekanntlich vielleicht gut zu vögeln, aber ungeeignet für eine Beziehung. Freundschaft plus oder so ein Quatsch kommt für mich sowieso nicht in Frage. Da bin ich einfach nicht der Typ für.
Ich liege noch lange da und denke über Louis und alles drum herum nach. Wie soll ich ihm morgen begegnen? Wird er mich nochmal auf den fast Kuss ansprechen? Ich bin sehr froh, dass zumindest meine Brüder keinen Ton mehr über gestern verloren haben. Auch wenn ich ihnen viel aus meinem Leben erzähle, mein Liebesleben ist eben privat. Im Endeffekt schaffe ich es doch noch, mich aufzuraffen und ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Am Abend liege ich dann wieder im Bett. Ich bin an meinem Handy. Plötzlich leuchtet es auf und ich sehe, wie eine neue Nachricht aufpoppt. Sie ist von Louis. Déjàvu.
„Wann treffen wir uns für den Rest des Artikels?-L"
„Mir passt Dienstag. -I"
„Jo, dann Dienstag um 15 Uhr in der Bibliothek."
„Oki, bis dann"
Kathy und ich haben noch zehn Minuten bis zur ersten Stunde, als wir am Montag Morgen die Schule betreten. Wieder haben mich meine Brüder mitgenommen. Im Schulgebäude angekommen, gucke ich mich unauffällig um. Kathy gluckst etwas. Sie hat natürlich direkt gecheckt, dass ich mich nach Louis umgucke. Plötzlich kommt eine Jungsclique um die Ecke und geht an uns vorbei. Mitten drin läuft Louis. Er und seine Freunde lachen. Scheinbar hatte gerade jemand einen Witz gemacht. Wie in einem Highschool Film guckt Louis genau dann hoch, als er an mir vorbei läuft und ich ihn gerade anstarre. Er geht einfach weiter und lässt seiner Miene nichts anmerken. Warum auch. Wir haben uns ja nicht mal geküsst. Ich werde kurz rot und mache mich schleunigst auf den Weg zu meinem Klassenraum.
Der Montag verläuft ohne Zwischenfälle und ich sehe sowie höre nichts weiteres von Louis, außer natürlich beim AG treffen. Er sagt dort aber nichts. Stattdessen berichte ich kurz, dass wir mit dem Umwelt Artikel gut voran kommen und fast fertig sind. Kathy lächelt mir währenddessen wissend zu. Am Dienstag treffen wir uns nach der Schule in der Bibliothek, wie abgemacht. Natürlich bin ich zehn Minuten zu früh. Ich schnappe mir ein Buch und setze mich auf einen Stuhl, der an einem der Gruppenarbeitstische steht. Das Buch ist so spannend, dass es mich von Anfang an ziemlich fesselt. „Störe ich?", höre eine unverkennbare, sehr bestimmte Stimme von oben. „Ne, ich habe nur noch was gelesen. Wir können jetzt anfangen. A-Also wenn du willst.", höre ich mich sagen. Wieso stottere ich? So kenne ich nicht nicht. Und klang mein letzter Satz nicht fasst schon unterwürfig? Ich beschließe ihm klar zu machen, was für eine dominante und eigenständige junge Frau ich bin. „Hast du deine Sachen dabei? Ich habe unsere Ergebnisse vom letzten Mal auf meinem Laptop gespeichert. Ich würde sagen, damit du auch mal etwas machst, darfst du jetzt das Fazit von unserem Artikel schreiben. Louis setzt sich neben mich auf den freien Platz und stöhnt auf. „Muss das sein? Du kannst das doch eh viel besser als ich. Ich würde den ganzen Artikel bestimmt nur versauen.", sagt er. Ja genau, du armer. Plötzlich musst du auch mal ein Haar krümmen, um etwas zu bekommen. „Wie bitte?", fragt Louis sehr bestimmt. Ups, das muss ich scheinbar gerade laut ausgesprochen haben. Mein Gesicht nimmt augenblicklich eine rötliche Färbung an. „Äh, sorry, da habe ich wohl gerade meine Gedanken laut ausgesprochen", versuche ich mich aus der Verantwortung zu ziehen. Louis Mimik verändert sich. Sie sieht schon nahezu bedrohlich aus. Er ruckt mit seinem Stuhl ein Stück näher am meinen ran, sodass nur noch wenige Zentimeter zwischen uns sind. Es erinnert mich an Samstag. Dann haucht er mir ins Ohr: „Niemand sollte sich erlauben, so etwas über mich zu sagen. Ich an deiner Stelle wäre sehr vorsichtig." Dann blickt er mir tief in die Augen. Ich spüre ein Knistern zwischen uns. Und dann passiert es.
Louis schließt langsam die letzten Zentimeter zwischen uns und schaut auf meine Lippen. Dann spüre ich auch schon, wie er seine auf meine legt. Für einen ganz kurzen Augenblick scheint die Welt stehen zu bleiben.
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