Twenty-four

Natürlich hatten wir alle am nächsten Morgen einen fetten Kater, wobei man nicht mal Morgen sagen konnte, da wir nach und nach gegen dreizehn Uhr wach wurden und auch nur, weil meine Adoptiveltern zig mal versuchten anzurufen und mir zu gratulieren.
Notgedrungen hatte ich dann auch die Jungs geweckt, die wie Babys zu dritt bei Cole gepennt hatten.
Wie ihre massigen Körper in das schnöde 1,80cm Bett gepasst haben, wollte ich gar nicht erst wissen.
Aber wir mussten noch einkaufen und etwas aufräumen, bis um 20Uhr die anderen kamen.

Nach einem leichten Frühstück, jeder von uns verspürte eine gewissen Übelkeit, beschlossen wir, dass Ethan und ich einkaufen fahren würden.
Er fühlte sich am ehesten in der Lage zu fahren und ich hatte die Einkaufsliste.
Die anderen zogen nach und nach unter die Dusche und räumten unseren Saustall von letzter Nacht weg.
Sie musste auch noch die Deko wegräumen und ein paar Zimmer abschließen, in die heute Abend definitiv keiner rein sollte.

Mit müden Augen folgte ich Ethan durch den Supermarkt.
Er wusste genau wo was stand und bildete mit dem Einkaufswagen die Spitze unserer kleinen Truppe.
Als ich jedoch erschöpft gähnte und danach blinzelte, damit sich meine Sicht wieder klärte, bemerkte ich, dass der braunhaarige Zwilling irgendwie verschwunden war.
Man, das war wirklich wie mit nem kleinen Kind, man durfte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen.
Seufzend entschied ich mich einfach einen Weg einzuschlagen und weiter Sache für heute Abend zu sammeln.
Natürlich aber war mir kein ruhiger Tag vergönnt.

Meine Laune sank in den Keller, als ich die Statur von Aris vor mir erkannte.
Es war schon lustig, wie die Erinnerung an ihn irgendwie so viel schlimmer zu sein schien, als er es wirklich war.
Als hätte sich das ganze Schlimme selbstständig gemacht und in meinem Kopf ein Monster kreiert.
Und nun stand er vor mir, ein normaler Mann.
Ich würde nicht den Fehler begehen ihn zu unterschätzen, aber ich weigerte mich wieder einen Anfall von Angst und Panik zu bekommen, wenn ich auch nur an ihn dachte.

„Ich lasse dir den heutigen Tag noch, Tristan wird ein Auge auf dich werfen. Morgen um 10 Uhr wird ein Wagen vor dem Haus stehen und du wirst ohne Gezanke einsteigen, haben wir uns verstanden?"
Seine Stimme war immer noch so schneidend kalt, aber ansonsten hatte er sich verändert.
Er stank nicht mehr nach Alkohol oder hatte dreckige Klamotten an.
Nein, er sah aus wie ein normaler Unternehmer und das machte ihn noch gefährlicher.
Früher hatte ich einfach geglaubt er wäre so, weil er ein Trunkenbold und Junkie war.
Aber er bewies mir gerade, dass seine Seele von Grund auf böse war.
Da ich nicht geantwortet hatte trat er näher an mich heran und packte wieder mein Kinn.
Hart trafen seine Augen auf meine und beinahe wäre ich unter seinem Blick eingeknickt.
Ich hasste ihn so sehr.
„Denk nur an deine lieben Zwillinge. Es wäre doch wirklich eine Schande, wenn ihnen etwas geschehen würde."
Angewidert riss ich mich los und trat einen Schritt zurück.
„Vergiss nicht was ich gesagt habe!", raunte er noch und verschwand mit einem Mal.
„Freya!"
Ethan trat eilig neben mich.
„Wer war das?"
Ich versteckte meine zitternden Hände in dem ich sie zu Fäusten ballte und sah ihn dann lächelnd an.
„Er dachte ich wäre jemand anders. Wo warst du?", wechselte ich schnell das Thema und tat die Süßigkeiten, die ich gesammelt hatte, in den Einkaufswagen.
Noch immer sah Ethan skeptisch den Gang entlang, sprang dann jedoch auf den Themenwechsel an und führte mich zu den Spirituosen.

Wir erreichten mit 150$ weniger im Portemonnaie und mehreren Tüten voll das Haus.
Kaum dass wir geparkt hatten, wurde die Tür geöffnet und Dash und Cole kamen helfen.
Sie sahen inzwischen auch fitter aus, was man von Jenna nicht sagen konnte.
Sie lag schnarchend auf der Couch im Wohnzimmer und da dabei zu goldig aus.
„Sie hat echt den ganzen Boden gesaugt und geputzt. Die hat sich das Nickerchen verdient", sagte Cole anerkennend, was uns leise lachen ließ.
„Na gut, ich geh dann mal duschen", sagte ich, da Ethan die Einkäufe verräumen wollte.

Summend, um die Gedanken an Aris zu vertreiben und mir den Tag nicht verderben zu lassen, sammelte ich in meinem Zimmer ein paar Klamotten zusammen und legte sie schon mal ins Bad.
Da ich jedoch was vergessen hatte, musste ich noch mal zurück, ehe ich die Tür abschließen und mich ausziehen konnte.
Doch bevor ich mein Shirt über den Kopf gezogen hatte, legten sich starke Arme um meinen Körper und ich erschrak heftig.
„Hm ich bin's nur Kleine", murmelte Dash an meinem Hals und knabberte an der Haut.
Sofort schossen mehrere Wellen durch meinen Körper und sammelten sich zwischen meinen Beinen.
„Ich wollte dich nur mal ein paar Minuten für mich allein", flüsterte er und zog mir das Shirt aus.
Mein Atem ging bebend, als seine Hände meinen BH entlang fuhren und auch den auszogen.
Langsam drehte ich mich um, um seine Augen zu sehen.
Ich liebte seine Augen, sie waren so durchdringend und beinahe etwas bestialisch.
Verwegen biss ich mir auf die Lippe und fuhr selbst unter sein Shirt.
„Ich würde wirklich nur ungern meine eigenen Worte brechen, aber du führst mich zu sehr in Versuchung", seufzte ich.
Verdammt, wieso wollten wir es noch mal langsam angehen lassen?
Ah ja, da gab es ja unsere beschissenen Vergangenheiten.
„Du solltest lieber schnell kalt duschen gehen und aufhören mich so geil zu machen!", knurrte er und stemmte die Hände neben meinem Kopf in die Tür.
„Dann musst du aufhören mich ständig auszuziehen", erwiderte ich und schmiegte mich an seinen Körper.
Wieder flog sein Blick auf meine Brüste und er zog scharf die Luft ein.
„Ich geh mal kurz frische Luft schnappen", murmelte er und griff nach dem Türschloss.
Während er aufschloss ließ ich es mir nicht nehmen meine Hand um seinen festen Schwanz zu schließen, der seine Hose deutlich ausbeulte.
„Biest!", knurrte er, bevor er endgültig verschwand und mich erregt zurück ließ.
Eilig zog ich mich aus und sprang unter die Dusche, um mir selbst Abhilfe zu schaffen.
-
Die Stimmung war schon um neun so gut, dass ich fest davon überzeugt war, dass nichts diese Party zerstören konnte.
Ich war gerade dabei mit Alisha und Jenna zu tanzen, wir hatten den Esstisch bei Seite geräumt und einen Shot nach dem nächsten runter gekippt.
Vielleicht waren es doch paar mehr Leute geworden, als geplant, aber jeder hatte mir freundlich gratuliert, eine Kleinigkeit mitgebracht und verhielt sich anständig.

Erschöpft sank ich neben meine Brüder auf die Couch, die wir zum Chillen hatten stehen lassen und nahm lächelnd den Joint entgegen, der mir gereicht wurde.
Ich wusste sie machten nur eine Ausnahme, weil heute mein Geburtstag war, ansonsten waren sie da sehr streng.
„Uff, wie wird denn erst dein 21ter Geburtstag?", fragte Ethan, der schon völlig stoned war und vor sich hin grinste.
„Da sind aber noch nen paar andere Geburtstage dazwischen", erinnerte ich ihn und lachte selbst.
An diesem Abend waren alle Sorgen und Ängste vergessen.
Der ganze Stress des letzten Jahres war verflogen, was vielleicht auch daran lag, dass wir unsere Abschlussprüfungen hinter uns hatten.
Nur noch ein paar Wochen, dann waren wir frei.

Ich legte meinen Kopf an Coles Schulter und genoss  einfach für ein paar Minuten das Gefühl, das diese Situation in mir auslöste.
Ich wünschte ich könnte genau diesen Moment einfangen und für immer fest halten, sodass ich, wann immer ich wollte, den Abend erneut erleben konnte.
Jenna riss mich jedoch aus meiner Träumerei, als sie rief, dass ihr Freund endlich hier sei.
Er hatte noch arbeiten müssen, sodass er erst später dazu stieß.
„Du wirst Ruven lieben", sagte Ethan nur kichernd und fiel dabei beinahe von der Couch.
Moment mal!
Hatte er gerade Ruven gesagt?
In meinem zugedröhnt Kopf kam die Information zwar an, aber ich war nicht in der Lage sie zu verarbeiten.
Verwirrt, weil ich das Gefühl hatte mir würde etwas entgehen, stand ich auf und stolperte zur Haustür.
Leider stand da niemand anderes als Tristan, der mich verschmitzt anlächelte.
„Du bist voll baby", stellte er fest und trat ein.
„Was will der denn?", maulte Jenna, ebenfalls hacke voll, und sah an ihm vorbei auf die Straße.
Immerhin sollte ihr Freund kommen.
„Was willst du?", fragte ich selbst, wobei ich mir sicher war, dass ich etwas nuschelte, so taub wie sich meine Zunge anfühlte.
„Schon vergessen? Ich sage dir wo dein leiblicher Bruder ist und bleibe dafür hier um auf dich aufzupassen."
„Ihr was?"
Dash stand plötzlich neben mir.
Er hatte nicht gekifft und auch eher wenig getrunken, da er meinte, einer müsste ja hier aufpassen.
Ich glaube ja immer noch er hatte noch zu sehr Kopfschmerzen vom vorherigen Abend.

Wütend packte er nun Tristan am Kragen und dirigierte ihn aus dem Haus.
Ich folgte ihm schnell, denn draußen stand ja noch Jenna und sie sollte nicht zwischen die beiden geraten.
Das hatte ich einmal am eigenen Leib erfahren dürfen und darauf konnte man gepflegt verzichten.
Die kühlere und vor allem frische Luft traf mich hart und schmetterte mich zurück auf den Boden der Tatsachen.
Fuck, mein Kopf dröhnte.
„Fass mich nicht an!"
Ich sah zu den beiden Idioten, wobei der eine meine Knie weich und mein Höschen feucht werden ließ.
Gosh ich war definitiv von der Sorte, die durch Alkohol und Gras geil wurden.
Allerdings konnte ich mich darauf gar nicht konzentrieren, denn eine Autotür schlug zu und das Knacken von Knochen erklang.
„Lass gut sein Dash, der ist es nicht wert."
Ich verspannte mich bei dem Klang der Stimme und sah zu der dazugehörigen Person.
Dash hatte Tristan scheinbar die Nase gebrochen und wurde von dem Fremden abgehalten noch mehr zu tun.
Jenna fiel dem jungen Mann daraufhin um den Hals und küsste ihn stürmisch.
Ich jedoch konnte einfach nicht glauben was ich da sah.
Alte Erinnerungen flackerten vor meinen Augen auf und mein Magen drehte sich um.
Das konnte nicht sein...
„Freya!"
Dash war sofort bei mir und schlang einen Arm um meine Hüfte.
Jetzt sah der Fremde zu mir und da er so nah stand, konnte ich seine kalten blauen Augen sehen, die meinen in nichts nach standen.

Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
Es gab viele Ruvens auf der Welt, aber mit Sicherheit nur wenige die diese Augen hatten.
Leider war die Erinnerung aus meinem Leben als sechs jährige eher schlecht als recht und so musste ich mich auf mein Gefühl verlassen.
Und gerade fühlte ich mich, als würde ich etwas längst verloren geglaubtes wiederfinden.
Meine Kindheit.
„Ruven", sagte ich leise und spürte irritierte Blicke auf mir.
Nicht aber seiner.
Seine Augen leuchteten klar und ich wusste, dass er es auch spürte.
„Freyfrey", sagte er meinen Spitznamen aus Kindheitstagen und trieb mir Tränen in die Augen.
Da stand er.
Mein verloren geglaubter Bruder.

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