„Freya!"
„Hey, bist du hier?"
Die Stimmen der Zwillinge rissen mich aus dem unruhigen Schlaf, als sie auch schon in mein Zimmer platzten.
„Wo warst du Freya, wir haben uns Sorgen gemacht. Du bist nicht aufgetaucht und auch nicht ans Handy gegang-"
„Fuck, was ist mit dir passiert?!", unterbrach Ethan Cole und kam näher.
Vorsichtig strich er mit seiner Hand über meine zerschundene Wange und danach über meinen Arm. „Kleiner Unfall, durfte nach Hause", sagte ich schulterzuckend, da ich die beiden nicht beunruhigen oder schlimmer noch, wütend machen wollte.
„Was ist passiert, wer war das?"
Okay zu spät, sie waren wütend.
„Hey Jungs, beruhigt euch, ich wurde nur von ein paar Scherben getroffen, da irgendwelche Jungs neben mir eine Scheibe kaputt gemacht haben. Es ist alles gut", versuchte ich sie zu beruhigen.
Lächelnd klopfte ich links und rechts neben mich aufs Bett, was sie trotz ihrer Wut Lächeln ließ.
„Wir glauben dir zwar nicht", begann Cole.
„Aber wir wollen jetzt auch nicht streiten", beendete Ethan den Satz und legte sich rechts neben mich, während Cole sich links hinlegte.
Grinsend nahm ich die beiden in den Arm und atmete tief aus.
-
„Haben wir wirklich bis zum nächsten Morgen gepennt?", fragte Cole und rieb sich über die Augen. Ich murmelte nur irgendwas, wie 'ja schon möglich' und presste mich enger an Ethans Brust.
Ich war eben jemand der viel Zuneigung und Wärme brauchte.
Vor allem jetzt, nachdem ich früher so etwas kaum zu spüren bekam.
„Steht auf ihr Faulpelze", lachte Cole und löste mich von Ethan.
Ich grummelte und fluchte leise vor mich hin, als er es geschafft hatte Ethan von mir zu befreien.
„Geh duschen, ich mach dir dann neue Verbände dran", meinte er, wofür ich ihm dankbar einen Kuss auf die Wange drückte und ins Bad trottete.
Eine Dusche war jetzt genau das richtige.

Nach dem ich mich gestylt hatte rief ich Cole, damit er mir half.
Ich hatte mir erst mal nur Unterwäsche angezogen, damit man besser dran kam, doch es störte mich nicht das Cole mich sah.
Er war mein Bruder.
Nach dem Frühstück sagte ich, dass ich nochmal aufs Klo gehen würde, wobei ich eigentlich nur eine Schmerztablette nahm.
Ich wollte es den Jungs und meinen Eltern nicht sagen, da sie sich sonst aufgeregt hätten und im schlimmsten Fall noch ins Krankenhaus wollen würden.
„Alles okay? Der Schnitt an deiner Wange sieht besonders tief aus", murmelte Ethan und betrachtete die freie Wunde.
Cole und ich hatten beschlossen an diesen Schnitt Luft dran zu lassen, da ich mir schlecht einen Verband über den Mund binden konnte.
„Jaja, alles gut. Tut auch gar nicht mehr weg", meinte ich und lachte leicht.
Wie immer ließ ich mich auf dem Beifahrersitz nieder und spielte direkt am Radio rum.
„Du hast nichts verpasst gestern. Es gab mal wieder dieses Klischeehafte vorstellen und dann wurden wir auch schon von irgendwelchen Barbies belästigt", meinte Cole genervt.
„Moment, in welcher Klasse wart ihr überhaupt?" Schließlich hatte der Lehrer von den Idioten, welche auf mich gesprungen waren, gemeint, dass ich in seiner Klasse wäre.
„Du weißt doch, dass wir in Matheförder sind, deswegen sind wir Montags die erste Doppelstunde wo anders", antwortete Ethan.
Ich nickte und sah dann für die restliche Fahrt aus dem Fenster.

Wir legten mal wieder einen filmreifen Auftritt hin und stolzierten ins Schulgebäude.
Was konnten wir denn dafür, dass uns alle angafften.
Heute bestanden die Jungs darauf mich zum Spind zu begleiten, weshalb sie erst ihre Sachen holten und mir dann ins hinterste Teil des Gebäudes folgten, wo sich leider mein Spind befand.
„Mir gefällt es nicht, dass dein Spind so weit hinten und abgeschieden liegt", murmelte Cole und legte beschützend einen Arm um meine Schulter.
Ich lachte nur und wank ab, wobei es mich selbst nicht kalt ließ.
Alle umliegenden Spinde waren mit Graffiti besprüht, kaputt oder zerkratzt.
Das Licht in dem Flur funktionierte kaum, weshalb alles in ein dunkles Licht getaucht war.
Schnell holte ich meine Sachen und machte mich mit den Zwillingen auf zum Unterricht.

Knapp zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn betraten wir die Klasse und zogen somit die Aufmerksamkeit auf uns.
„Ah, Miss Parker. Ich habe gehört was passiert ist, am besten stellen sie sich jetzt nochmal vor, ihre Brüder haben das gestern schon getan", meinte die Lehrerin und lächelte streng.
Genervt seufzte ich und blieb vorne stehen.
Die Zwillinge lachten nur und setzten sich in die vorletzte Reihe, weil nur dort zwei Plätze neben einander frei waren.
Der andere freie Platz war in der letzten Reihe, neben Tristan oder Dash.
Wer auch immer wer war. Noch besser ging es ja wohl nicht.
„Ich bin Freya, die Schwester der beiden Idioten da hinten, 17 und habe keine Lust von euch angesprochen zu werden, also lasst mich in Ruhe." Nach der kleinen Ansprache setzte ich mich auf den freien Platz und stützte meinen Kopf auf den Händen ab.
Schule war ja so langweilig.

„Hey, Freya, richtig? Ich wollte mich nochmal wegen gestern entschuldigen", meinte der schwarzhaarige neben dem ich saß, als es zur Pause klingelte.
„Ich habe dir schonmal gesagt, halt dich von mir fern!"
Um meine Wort zu unterstreichen, schubste ich ihn leicht an der Brust weg und verließ den Klassenraum.
Plötzlich wurde ich am Handgelenk gepackt und gegen eine Wand neben der Tür gepresst.
Der Raum war jetzt fast leer, bis auf mir, dem Vollidioten der mich festhielt, Eric Sharman und noch einem Jungen.
Das war dieser Donovan oder wie der Lehrer ihn gestern genannt hatte.
Er hatte die beiden Übeltäter zur Schulleitung gebracht.
„Ich habe mich bemüht nett zu sein, wirklich. Doch ich lasse nicht so mit mir reden!", sagte er bedrohlich und kam mir mit seinem Gesicht immer näher.
Ich versuchte meine Angst zu verstecken und hob zur Unterstützung mein Kinn und eine Augenbraue. „Ich rede mit dir wie ich will und jetzt lass mich los!" Meine Stimme zitterte etwas, was er zu bemerken schien.
Lachend strich er mit einer Hand über meine linke Wange, an der sich der Schnitt befand. „Unwissendes, naives Mädchen", murmelte er und drückte mir auf einmal etwas in die Hand.
„Das hast du gestern beim Sturz verloren."
Mit diesen Worte entfernte er sich von mir und zog mit seinen Jungs ab.
Was war das gerade?! War der schwer von Begriff? Ich hatte doch deutlich gesagt, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Idiot.
Mein Blick fiel auf das rechteckige Ding in meiner Hand.
Mein Handy.
Das hatte ich ja völlig vergessen.
Schnell schaltete ich es ein, wobei mir direkt angezeigt wurde, dass der Akku fast alle war.
Als nächstes fielen mir die verpassten Anrufe und die tausend Nachrichten von den Zwillingen auf. Weiter gucken konnte ich dann aber nicht, da es zum Stundenbeginn läutete.
In 5min musste ich mich im nächsten Klassenzimmer befinden und vorher müsste ich noch zum letzten Eck der Schule rennen um meine Sachen zu holen. Fuck.

Völlig außer Atem hatten ich es noch pünktlich zu Mathe geschafft.
Leider musste ich das ohne die Zwillinge überstehen.

Die ersten fünf Minuten der Mittagspause verbrachte ich damit die Zwillinge zu suchen.
Von wegen sie würden immer bei mir bleiben, tzz. Schließlich fand ich sie in der Mensa bei ein paar anderen Jungs am Tisch.
Seufzend ließ ich mich neben Cole nieder.
„Da bist du ja endlich", meinte er und strahlte mich an.
„Willst du mich verarschen?", fragte ich und funkelte giftig zurück.
Er lächelte entschuldigend und widmete sich schnell wieder seinem Essen.
„Hast du schon Leute kennengelernt?", fragte Ethan und gab mir seinen Apfel.
„Bei ihrer Ansprache heute morgen in der Klasse? Never wird jemand sie ansprechen", lachte Cole, wofür er einen weiteren giftigen Blick erntete.
„Ich brauche keine fake Freundinnen, die nur wieder an euch rankommen wollen", meinte ich und begann den Apfel zu essen.

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Überarbeitet 26.08.20