Thirteen

In der Stadt gingen wir zu erst einen Kaffee trinken, bevor wir uns in die Läden begaben.
Ich musste sagen, es machte echt spaß mit Tristan shoppen zu gehen und er hatte einen guten Geschmack.
Natürlich suchten wir auch für ihn ein paar Sachen aus, bevor wir beschlossen, dass wir genug gekauft hatten.
„Lass uns noch ins Kino", schlug er vor, als wir den letzten Laden verließen und zu seinem Auto gingen um die Tüten abzustellen.
„Aber keinen Horrorfilm!", warnte ich und grinste ihn an.
Zustimmend gab er mir einen Kuss und schloss das Auto auf.
Mein Blick fiel auf die Uhr, es war 18:45Uhr.
Wir waren zwischendurch noch was essen, weshalb es jetzt schon so spät war.
Es könnte knapp werden, doch ich denke ich würde es bis 22Uhr schaffen.

Schließlich sahen wir uns Ein ganzes halbes Jahr an, wobei Tristan sich ziemlich zu langweilen schien, denn er konnte seine Finger nicht bei sich behalten. Es endete also in einer wilden Knutscherei auf den Kinositzen.
Zum Glück waren nur zwei weitere Paare mit uns hier, die einige Reihe weiter vorne saßen.

Grinsend zog er mich nach dem Film aus dem Kino und steuerte auf sein Auto zu.
„Es war echt schön heute", meinte er und ließ den Motor aufheulen.
„Ja, können wir wiederholen", erwiderte ich, jedoch etwas abweisend.
Dash erschien mir heute nicht einmal in den Gedanken.
Okay, ein Mal hatte ich doch an ihn gedacht.
Oder auch zwei mal...

„Bis morgen", sagte ich, als wir vor meiner Tür hielten und beugte mich vor um ihn zu küssen.
Mit meinen ganzen Tüten betrat ich kurz darauf das Haus und kickte meine Schuhe in eine Ecke.
Es war sehr still, nur Devils Krallen, die über den Boden schliffen waren zu hören.
„Wo sind denn die Jungs?", fragte ich ihn, mit dem Wissen, dass er mir nicht antworten würde.
Aber eigentlich interessierte es mich auch nicht.
Ich wollte nicht wieder mit meiner Vergangenheit konfrontiert werden, welche die Zwillinge nunmal in mir geweckt haben.
Wegdrängen und die Probleme ignorieren fiel mir leichter, obwohl mir mein Psychologe davon abgeraten hatte.
Er meinte immer ich müsse mich meinen Ängsten stellen, jetzt, wo ich mich wehren konnte.
Doch ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffen würde.
Die Zwillinge hatten mich verletzt und enttäuscht, dies konnte ich nicht einfach so verdrängen wie andere Menschen.
So war ich einfach nicht.
Damit musste ich mich jedoch später auseinander setzten, denn jetzt wartete er.
Ich rief mir also schnell ein Taxi, gab Devil etwas zu fressen und steckte Geld und Handy in meine Hosentaschen.
Der ältere Fahrer des Taxis sah mich merkwürdig an, als ich ihm eine Straße in der Nähe des alten Industriegeländes nannte, was ich jedoch gekonnt ignorierte.
Es war schon drei vor Zehn und ich war mir sicher, dass ich zu spät kommen würde, doch das konnte ich jetzt eh nicht ändern.
Nach dem ich bezahlt hatte, stieg ich aus und wartete bis das Taxi außer Sichtweite war.
Erst dann kletterte ich über den nahegelegenen Zaun um auf das Gelände zu kommen.
Es war ein andere Weg als letzte mal beim Rennen, doch ich fand schnell zu dem großen Platz zurück.

Es sah sehr leer und gruselig ohne die ganzen Leute und ihre Autos aus.
Keine Musik schallte zwischen den großen, leeren Gebäuden wieder und keine Lampe bestrahlte getunten Karren.
Ich war allein, umgeben von schattigen Gebäuden und dem pfeifen des Windes.
Trotz der angenehmen 25 Grad Celsius bekam ich eine Gänsehaut und zog die Jacke daher enger um mich.
Ein Knacken zu meiner linken ließ mich stoppen.
Ich hatte weder Todesangst, noch Herzrasen.
So etwas bekam ich selten, wenn mich nicht gerade jemand übelste erschreckte, denn ich habe so vieles erlebt, dass ich kaum vor etwas Angst hatte.
Klang ziemlich eingebildet, doch so war es.
Das hatte allerdings zur Folge, dass ich eben so wurde wie ich nun war.
Gebrochen und empfindlich was Vertrauen betraf.
Doch das wusste fast niemand und fand auch fast niemand heraus, denn ich hasste es verletzlich zu sein. Die Vergangenheit hatte mich gelehrt, dass Schwäche dein schlimmster Feind war.
„Freya", erklang es plötzlich hinter mir und meine Nackenhaare stellten sich bei der tiefen Stimme auf. Aber nicht weil sie mir unbekannt war, ganz im Gegenteil.
Ich hatte diese Stimme geradezu vermisst.
Mit Tränen in den Augen drehte ich mich um und sah ihn an. Er hatte sich kaum verändert, abgesehen von den Muskeln, die nicht übertrieben, aber vorhanden waren.
Er sah wirklich gut aus, doch egal wie er jetzt aussah, ich hatte noch immer das Bild des damals 16jährigen im Kopf.

„Bist du es wirklich?", fragte ich mit brüchiger Stimme und merkte wie mir schon die erste Träne über die Wange lief.
Er war der gute Teil meiner Vergangenheit, der ohne die Schläge die Verachtung und den Schmerz.
Er war wie Balsam für meine Seele, damals und heute.
Allein sein Anblick ließ mich den letzten Tag vergessen.
Ihn vergessen.
„Ja Princess, ich bin's. Rhion Davis, nicht mehr und nicht weniger."
Er drückte sich ab, sodass er gerade stand und breitete lächelnd die Arme aus.
Ein Schluchzer entfuhr mir und ich konnte nicht anders als mich in seine Arme zu werfen.
Tränen rannen über meine Wange und durch nässten sein T-Shirt, doch das war egal. Gerade zählten nur wir.

Seine Arme legten sich wie eine Schutzmauer um mich und ich konnte bedenkenlos meine Sorgen über Bord werfen.
Er war da um mich zu beschützen, so wie damals.
„Ich habe dich so vermisst, i-ich dachte du wärst...tot", stotterte ich und versuchte mich zu beruhigen.
„Fast wäre ich das auch gewesen, doch ich wurde gerettet. Und deshalb bin ich auch hier."
Auf einmal klang er distanziert und trat einen Schritt zurück.
Er hat mich gerettet...Es tut mir leid, Princess." Geschockt von seinen Worten taumelte ich mehrere Schritte rückwärts.
Wollten mich eigentlich alle kaputt machen?
Wieso musste jeder wieder mit ihm kommen und mich psychisch fertig machen?!
„Ich bin hier um dich zu warnen, er kommt her, Freya. Er will dich wieder zu sich holen."
Ich schüttelte den Kopf und sah auf den Boden. Nein, nein, nein!
„Woher weißt du das?!", fragte ich, da ich es einfach nicht glauben konnte.
„Freya bitte, dass ist nicht wichtig, du-"
„Woher.Weißt.Du.Das?!", schrie ich.
Er konnte nicht einfach hier auftauchen und sowas sagen, ohne mir eine anständige Erklärung abzuliefern.
„Ich hab ihn telefonieren gehört, mit irgendwelchen Leuten von ihm, die hier wohnen. Freya er wird kommen, und er wird seine Anwälte auf deine Familie hetzen, bis er dich zurück hat!"
Er klang panisch und besorgt, was mich rührte aber auch beunruhigte.
Denn niemand machte Rhion so leicht Angst.
„Woher hat er überhaupt das Geld für Anwälte?", fragte ich und versuchte meine Anspannung zu überdecken.
Es kostete mich eine Menge Überwindung einfach so über ihn zu reden.
Vor allem nach dem was in den letzten Tagen passiert war.
„Es hat sich viel verändert, seit du weg bist. Er ist CEO einer großen Firma und hat überall seine Leute", erklärte er mit leiser Stimme.
„Er hatte mich damals gerettet und mir Arbeit gegeben, doch sobald ich wieder bei Kräften war habe ich ihm den Rücken gekehrt. Seit dem habe ich ihn nur selten gesehen und du musst mir glauben, wenn ich sage, dass ich nichts als Verachtung verspüre. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich auf ihn angewiesen war, doch das ist vorbei. Jetzt will ich dich vor ihm schützen."
Ich glaubte ihm sofort, was manche vielleicht naiv nennen würden.
Doch ich kannte Rhion und er hatte mir nie einen Grund gegeben ihm nicht zu vertrauen.
„Wieso will er mich wieder zurück? Damals hat er mich gehasst und die Pflicht die ich ihm bereitete." Ich verstand nicht was er auf einmal von mir wollte.
„Das Erbe deines Vaters. Er hat davon gesprochen, dass du es am 18 Geburtstag bekommst, solltest du bis dahin keine Adoptiveltern haben die es einfordern. Deine jetzigen tun es nicht, denn sie sparen es für dich auf. Jedoch wissen sie nichts von ihm, hab ich recht?"
Ich nickte geknickt und sah zu Boden.
Geld, das einzige worum es sich in der Welt noch drehte.
„Ich danke dir", murmelte ich nach einer Weile des Schweigens und sah ihm in die Augen.
„Hast du es ihnen erzählt? Den Zwillingen?"
Ich verzog bei seinen Worten das Gesicht zu einer grässlichen Grimasse und lachte gekünstelt.
„Natürlich, immerhin habe ich ihnen vertraut. Doch sie haben mich enttäuscht und verletzt", antwortete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Und dein Freund?"
Überrascht sah ich ihn an. Woher wusste er von Tristan?
„Ich kenne sie alle, immerhin musste ich die Lage erst mal auskundschaften, bevor ich mich bekannt gebe", sagte er schulterzuckend und grinste.
„Nein, er weiß nichts. Und das soll auch so bleiben. Vergangenheit ist Vergangenheit!"
„Und was machst du wenn er hier ist? Wenn er sich in dein Leben einmischt und die Vergangenheit wiederkehrt?!"
Er klang so besorgt, dass es mir fast leid tat.
Doch ich wollte und konnte nicht länger über ihn reden.
„Das entscheide ich dann. Jetzt will ich die Zeit nutzen die ich noch habe."

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Stück für Stück kommen wir Freyas Vergangenheit näher.... 🧐

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