Five

Am Nachmittag erhielt ich eine Nachricht von Tristan, den ich dann auch gleich einspeicherte.
Wir verabredeten und für Freitag Abend.
Er wollte erst mit mir in die Stadt und dann auf die Party einer Bekannten.
„Hey Prinzessin, unser Matheförder fällt morgenfrüh aus, wir können länger schlafen, deshalb musst du mit dem Bus zur Schule, tut mir leid", sagte Ethan, der gerade seinen Kopf durch die Tür steckte.
„Oh, ja okay, kein Problem ", meinte ich und lächelte.
„Ich geh etwas mit Devil raus, bis nachher."
Er nickte und verschwand dann in sein Zimmer.

Mit meinem Süßen an der Leine verließ ich das Haus und ging die Straße entlang.
Ich hatte noch gar keine Zeit die Gegend zu erkunden.
Nach mehreren Straßen mit normalen Einfamilienhäusern und kleinen Gärten, gelangte ich in das Gebiet der Reicheren.
Wage konnte ich mich daran erinnern, dass wir auf der Hinfahrt hier durchgefahren waren.
Prächtige Villen und Häuser reihten sich mit großen Abständen aneinander. Bei manchen konnte man einen Blick auf den Pool im Garten erhaschen, bei anderen reichte schon der imposante Eingang.

Ich war echt baff und beschloss ein kleines Spiel zu spielen.
Zu jedem Haus, malte ich mir aus was für eine Familie da wohnen könnte und wie sie hießen.
Leider kam ich dem Nachnamen nur einmal einigermaßen nahe.
Ich hatte auf Jules getippt, so hieß eine alte Freundin mit Nachnamen.
Die Familie zu dieser großen Villa hieß jedenfalls Jackson.
Definitiv daneben, aber immer noch mein bestes Ergebnis.

Gott, ich hatte echt keine Freunde, stellte ich lachend fest und wie zur Bestätigung bellte Devil.
Ich verdrehte kopfschüttelnd die Augen und sah mich weiter um.
Auf einmal fiel mir das kleine Mädchen auf, was weinend am Bürgersteig saß.
Vor ihr, auf der Straße, lag etwas.
Ich ging näher und erkannte, dass es ein Ball war.
Er war zerstochen an mehreren Stellen und lag nun platt auf dem Boden.
„Hey Kleine, was ist denn los?", fragte ich das höchstens 7 Jahre alte Mädchen.
Uff, ich war schon immer schlecht darin das Alter zu schätzen.
Sie sah erschrocken auf und schniefte.
„Ein paar Jungs haben meinen Ball k-kaputt ge-gemacht", sagte sie und begann zum Ende hin wieder zu weinen.
„Sch, alles wird gut", meinte ich und setzte mich neben sie auf der Bordstein.
Auch Devil gesellte sich dazu und leckte ihr beinahe tröstend über die Hand.
Sie kicherte und begann ihn zu streicheln.

„Ich hab eine Idee, du zeigst mir wer das war und ich rede mal mit denen okay?"
Ich wollte nämlich wissen wer ein kleines Mädchen so zum weinen bringen konnte.
Miese Arschlöcher.
„Okay", sagte sie schon etwas fröhlicher.
„Wie heißt du denn eigentlich?" „Amy, da wohne ich", antwortete sie strahlend und zeigte auf die Villa, wo ich den Namen Jules geraten hatte.
Amy Jackson, schöner Name.
„Ich heiße Freya", sagte ich und nahm dann ihre Hand.
Hüpfend zog sie mich hinter sich her, was mir lachen ließ.
Zu meinem Schreck zog sie mich jedoch genau auf das Haus zu.
Ich fühlte mich dann doch unwohl, als sie mich am Haus vorbei in den Garten führte.
Dort staunte ich nicht schlecht, als mir der Pool und die große Sitzecke auffiel.
Es waren noch mehrere Tische aufgestellt, an denen Leute saßen und sich amüsierten.
Es waren bestimmt um die 50 Personen.
Zwischen den Tischen rannten kleine Kindern hin und her, es gab ein langes Buffet und überall standen Schirme, die zum Schutz vor der Sonne da waren.
Heute war es auch wirklich heiß.

Von Sekunde zu Sekunde fühlte ich mich schlechter. Ich gehörte hier nicht hin und passen tat ich auch nicht in diese Gesellschaft.
Denn alle trugen teure Klamotten, auch wenn es mehr Alltagskleidung war, wirkte es edel und teuer. Dann kam ich mit meinen Airs, einer zerrissenen Short, lockeren Top und einem fetten Kratzer auf der Wange.
Mal ganz von den anderen Verbänden abgesehen. Der Höhepunkt war dann aber wahrscheinlich mein Messidutt und Devil an der Leine.
Zum Glück schenkten uns die Leute bis jetzt keine Aufmerksamkeit, zumindest die Erwachsenen an den Tischen nicht.
Die Jugendlichen, in meinem Alter, die sich um den Pool verteilt hatten, wurden langsam auf mich aufmerksam.
Ein paar von ihnen waren auch im Pool und ich wurde bei ihren Figuren glatt neidisch.

Amy hatte jedoch nicht vor mich zu ihnen zubringen. Sie führte mich zu ein paar Jungs, ca. 13-15 Jahre, die scheinbar versuchten cool zu sein, indem sie sich mit Lederjacken lässig an die Hauswand lehnten. Einer von ihnen ließ ständig ein Messer auf und zu klappen, während der zweite mit einem Feuerzeug spielte und der dritte tatsächlich die Arme um zwei Mädchen gelegt hatte.
Diese kicherte und himmelten ihn mit ihren Blicken an.
Alle drei hatten Sonnenbrillen auf und einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck.
Als wollten sie auf John Travolta in Grease machen.

„Die waren das!", sagte sie und zeigte mit ihren kleinen Fingern auf die Jungs.
„Zisch ab, Amy", sagte der mit den Mädels und sah sie grimmig an.
Wtf, wie respektlos der Kleine war.
„Das ist mein Bruder", murmelte sie und ließ traurig den Kopf hängen.
Ich wollte zwar hier nicht so reinplatzen, doch die Jungs hatten kein Recht so mit der Kleinen umzugehen.
„Ey, wie redest du mit deiner Schwester?!", fragte ich leicht wütend, während Amy ihren Kopf an meinen Bauch presste und mich hilflos mit ihren dünnen Ärmchen umklammerte.
Ich merkte, dass sie wieder weinte und streichelte deshalb sanft über ihren Kopf.
„Wer bist du eigentlich?"
Ich ignorierte sein Frage.
„Du kleiner Knirps", lachte ich und sah ihn scharf an.
„Ein kleines Mädchen zum Weinen zu bringen ist nichts worauf ihr Stolz sein könnt. Gerade du als ihr Bruder solltest eher auf sie aufpassen. Allein auf der Straße hätte ihr sonst was passieren können!"
„Was weißt du schon von aufpassen und der Straße", lachte der mit dem Feuerzeug.
Ohne es zu wollen kamen alte Erinnerungen und Bilder hoch.
Brennende Mülltonnen, dreckige Gassen.
Ich schüttelte den Kopf und sah ihn eiskalt an.
„Mehr als du glaubst und jetzt her mit Feuerzeug und Messer!"
Zwar wirkten sie etwas eingeschüchtert von mir, doch es reichte noch nicht. Deshalb ließ ich die Leine von Devil los, der sofort auf die Drei los rannte.
Die beiden Mädchen gingen erschrocken einen Schritt zurück.
Wie ich ihm befohlen hatte, blieb Devil knurrend vor den Jungs stehen.
„Legt die Sachen auf den Boden!"
Schnell taten sie dies und wichen dann noch weiter zurück, was eigentlich nicht ging, da sie die Wand im Rücken hatten.
Brav brachte Devil mir die Sachen und legte sie zu meinen Füßen ab. Kopfschüttelnd über diese frechen Jungs, nahm ich Amy auf den Arm und ging langsam zum Pool.
Die Jugendlichen starten mich alle ungläubig an, während die Erwachsenen uns scheinbar immer noch nicht bemerkt hatten.
Die lebten auch in ihrer eigenen Blase. Echt unverantwortlich.
„W-wer bist du?", fragte eine Blondine verwirrt und kam zu mir.
Sie stand bis eben mit zwei weiteren Mädchen an Beckenrand und hatte geredet.
„Und was wolltest du von meinem Bruder und seinen Freunden?"
„Das ist dein Bruder?", fragte ich und zeigte auf Amys Bruder.
Die Blondine nickte.
Aha, also war Amy auch ihre Schwester.
„Deine Bruder ist ziemlich frech und hat scheinbar noch nichts von der Bedeutung von Familie gehört."
Ich überreichte ihr Amy, die zwar nicht mehr weinte, aber immer noch fertig aussah.
„Ich hab sie vorne auf der Straße gefunden. Die Jungs hatten ihren Ball kaputt gemacht und sie hatte fürchterlich geweint", erklärte ich mit ruhigerer Stimme und sah zu dem Mädchen, was der Blondine sehr ähnlich sah.
„Dennoch hast du kein Recht ihren Bruder und seine Freunde zu bedroh-"
Die überschminkte Brünette, die mich an Dash seine Barbie erinnerte, wurde von Devil unterbrochen.
Er knurrte und entblößte seine scharfen Zähen. „Schon gut", meinte Blondi zu der Brünette.
„Er ist wirklich frech, danke dass du ihm mal eine Lektion erteilt hast. Ich bin übrigens Alisha. Du?"
„Freya", antwortete jemand anderes für mich.
Wir beide sahen zur Seite, wo ein grinsender Tristan stand.
„Ja, also ich muss dann mal", meinte ich noch zu Alisha, warf jedem im Pool nochmal einen abschätzigen Blick zu und drehte mich um.
Ich hatte sie so angesehen, weil mich diese Leute aufregten.
Alisha und Amy schienen ja nett, aber zum Beispiel die Brünette hatte mich angesehen wie Dreck.
Nur weil meine Eltern nicht Millionen auf dem Konto hatten.
Einfach abstoßend diese Leute.
„Warte Freya!", rief Tristan und lief mir nach.

Wenige Sekunden später lief er neben mir her und somit raus aus diesem riesigen Garten, zurück auf die Straße.
„Willst du vielleicht noch mit zu mir?"
Ich ging mal stark davon aus, dass auch er in einer dieser Villen wohnte, weshalb ich ablehnte.
Egal wie süß und zuvorkommend er war, für heute hatte ich genug von den Snobs gesehen.
Schlechte Erfahrungen hatten mich gelehrt mich von solchen Leuten fern zu halten.
„Bis morgen in der Schule", murmelte ich und wollte gehen.
Er hielt mich jedoch am Arm auf und umarmte mich noch.
„Bis morgen."

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Überarbeitet 26.08.20

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