7. /Wundermittel/

›ᴀʟʟᴇꜱ ᴡᴀꜱ ᴇʀ ʙʀᴀᴜᴄʜᴛ.‹

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Leerer Blick, gefangene Seele, Schmerz der Folter. Sei ruhig, leiste Gesellschaft. Es ist Hilfe genug.

Jedoch kann keine Gesellschaft dieser Welt, das Pochen seiner Wange und ständige Stechen im ganzen Körper verhindern. Oder gar stoppen.

Sein Bauch schmerzt noch immer. Ihm ist schlecht, aber außer über der Kloschüssel hängen hat er nichts erreicht. Also hat er sich dazu entschieden, eine gemütlichere Haltung einzunehmen, liegt nun auf seinem Bett.

Die Gedanken sind wie leergefegt. Er will nicht denken. Nicht in seinen Erinnerungen graben und wieder zurückkommen. Zu der vergangenen Zeit. Dem noch nicht weiten oder fernen Ereignissen. Er will sie vergessen. Den Schmerz zerschlagen, sich schwerelos fühlen.
Endlich einfach nur ein Leben leben, welches keine Beschwerden, dumme Worte oder Hänseleien beherbergt.

Einfach nur ein normales Leben. Wie aus einem kinderfreundlichen Bilderbuch der schönsten Träume gerissen.

Gerade fühlen seine Augen sich leicht an und er spürt, wie seine Sinnlichkeit des wachen Zustandes schwindet, da hört er ein Klacken.
Die Zimmertür. Es ist Unterricht. Kaum realisiert, setzt gleichzeitig auch schon sein Herz aus. Nur zwei Schläge, mehr ist das nicht. Dennoch fühlt er sich von dem Adrenalin der Angst überwältigt. Eine Träne verlässt sein bis eben wieder beruhigtes und vom Sturme besessenes Auge, der rechten Seite.

Eigentlich wagt nur Hongjoong es dieses Zimmer zu betreten. Immerhin lebt er selbst auch in diesem. Aber die Vorstellung, dass er vergessen hat, die Tür zu verschließen, versetzt ihn in eine Starre. Komplett für jegliche Bewegung unfähig. Erstarrt und auch verkrampft, die gemütliche Position des Bettes ist niedergefallen. Einfach nur eine weiche Unterlage der panischen Furcht seines Körpers.

Doch als er sie hört, diese Stimme, löst sich jeder seiner Muskeln. Es fühlt sich so schön an. Das angenehmste Gefühl seit längerer Zeit. Es soll nicht schwinden. Dies ausnutzend und seinen Willen erkennend, schließt er nach dem Erklingen von Worten seine Augen.
„Wooyoung? Bist du hier?"

Aber als er dann die Worte realisiert, öffnen sie sich wieder. Da ist Panik in der Klangfarbe dieser erfreulich beruhigenden Stimme.

Kaum wollte er zur Bewegung ansetzen und erkennen, was mit Hongjoong ist, ihm deuten, dass bei ihm alles gut ist, da nimmt er schon die Schritte des anderen wahr. Während kurz darauf die Tür ins Schloss fällt.
Er spürt einen Windzug an seinem Ohr, dann eine Hand, welche sein Haar zu Seite streicht und kurz darauf erkennt er den stehenden Umriss seines besten Freundes, welcher sich über ihn beugt.
Der Ältere mustert ihn. Sieht fast schon aus wie der Engel, welcher hier ist um ihn zu holen. Um jegliche Last von den Schultern des Lebens zu nehmen, indem er diesen den Pfad des Endes vollziehen lässt.

„Was ist passiert?"

Stumm mustert er den anderen. Die Augen beherbergen pure Hingabe und Angst, mit dem Gemisch an Sorge und klar erkennbarer Wut des gewillten Schutzes, könnte er sich in diesem sättigen Braunton stets verlieren. Es lenkt ab. Befreit von der Realität. Öffnet eine Welt der Abwegigkeit, welche wie ein Traum erscheint. So surreal. Die Augen von Hongjoong sind Kunst, er will seinen Blick nicht abwenden müssen.
Wenn er alles erzählt, würde der Ältere seine Augen zu kneifen, seinen Hass und all die in sich angestaute Wut zurückhalten.

Sie spiegeln es wider, er kann dies vorhersagend prophezeien. Und warum das ganze? Einfach aufgrund der Hoffnung, dass es ohne Einmischung von pädagogischen Fachkräften, die sich allerlei nicht für sein wirkliches Wohl interessieren, klappt. Es soll ohne Eingriff anderer enden. Vom gesunden Menschenverstand der Freundesgruppe, dreier Jungen.

Ob dies jemals eintreten wird und er sich nicht doch lieber auf Hilfe einlassen sollte. Anderes Thema. Sein Sturkopf ist festgesetzt. Das wird nichts mehr.

Tatsächlich wendet Hongjoong seinen Blick weiterhin nicht ab. Weiß welch Wirkung der Einblick in seine Seelenfenster für Wooyoung bereithält. Welch Ruhe. Welch schönes Gefühl.

„Ich weiß, dass sie es waren. Ich hab es ihnen angesehen. Du musst nichts machen. Nicht sprechen und dich nicht öffnen, einfach gar nichts. Ich bin nur hier, damit du das jetzt nicht allein durchstehen musst."
Nachdem Wooyoung sich nach Hongjoongs ganzer Unterstützung und all dem Beistand zum ersten Mal verpflichtet gefühlt hat, dem Älteren von all seinen Gefühlen zu erzählen, hat dieser ihm klargemacht, dass er dies nie wieder unter Zwang machen darf. Er wird da sein. Immer. Zuhören. Schweigen. Lauschen. Er wird warten, bis der Jüngere bereit ist.

Sich zu öffnen kann alles retten. Denn es stoppt die Situation des Fressens, in der sich all die eingelagerten Gefühle ein Nest bauend, durch die letzten gesunden Nerven fressen. Sich niederlassen und kein verschwinden mehr ermöglichen.

Dass es so weit kommt, will Hongjoong um alles in der Welt bei seinem besten Freund verhindern. Jedoch kann er ihn genauso wenig unter Druck setzen. Also ist er da. Die Schulter zum Weinen, der Halter von Taschentüchern oder das Kissen zum Kuscheln. Eben einfach das, was Wooyoung gerade brauchen könnte.

Sofort bilden sich erneut dicke Dämme an Tränen in den Augen des Jüngeren, welche kurz davor sind zu brechen und den Sturm freizulassen. Zart lächelnd, werden Hongjoongs Augen enger. Die Form der Freude ist fast schon schöner als das lose Betrachten.

Sich schnell aufsetzend und anbei fast gegen den Kopf des anderen schlagend, schreckt dieser leicht zurück.

Jedoch bleibt nicht viel Zeit, um Schock und Verwirrung der plötzlichen Bewegung von Wooyoung zu hinterfragen.
Mit einem Satz auf sein Bett hüpfend, nutzt der Jüngeren darauf den ihn gegebenen Schwung aus. Um dann mit aufgerissen Armen zu Hongjoong zu fliegen.

Somit ein Umschlingen vom Nacken des anderen ausführend, drückt er sich an den Älteren. Lasst den Tränen freien Lauf. Ignoriert den Schmerz im Bauch, welcher aufgrund der hektischen Bewegung strapaziert verstärkt ist und umarmt ihn einfach.

Will ihn nicht loslassen. Nichtmal daran denken, jemals ohne diese Wärme eines Körpers klarzukommen. Unmöglich. Unmöglich.
Die Umarmung erwidernd, dreht Hongjoong sich um und lässt sich dann rücklings auf das Bett von Wooyoung fallen.
Und dort werden sie liegen bleiben, bis der Herzschlag des Jüngeren wieder gleichmäßig und ruhig schlagend, Erholung erlangt hat.
„Ich bin so froh sich zu haben."

Bei diesen Worten des anderen muss der Ältere erneut zart lächeln. Jedoch fällt dies schnell nieder, denn das Plagen aller Sorgen ist noch lange nicht abgeklungen.

Er ist einfach nur froh, dass Wooyoung sich in einer gesundheitlichen Situation befindet, in der derartig dankende Sprünge der Überwältigung noch möglich sind.

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