36. /unbeantwortete Frage/
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›ᴅɪᴄᴋᴇ ᴡᴏʀᴛᴇ, ᴠɪᴇʟ ʀᴇᴅᴇ ᴜɴᴅ ᴋᴇɪɴᴇ ᴋʟᴀʀᴇ ʜᴇʀᴠᴏʀʜᴇʙᴜɴɢ, ᴅᴇʀ ᴇɪɢᴇɴᴛʟɪᴄʜᴇɴ ᴛᴀᴛꜱᴀᴄʜᴇ, ʙɪꜱ ᴢᴜ ᴅᴇᴍ ᴀᴜɢᴇɴʙʟɪᴄᴋ, ɪɴᴅᴇᴍ ᴊᴇᴅᴇ ᴍÖɢʟɪᴄʜᴋᴇɪᴛ ᴠᴇʀꜰÄʟʟᴛ.‹
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In seinem Kopf läuft sie ununterbrochen ab. Die Reihung an Zahlen. Nicht vergessend starrt er zur Seite, zählt mit, kommt seinem Ziel immer näher.
Nachdem Yeosang und Yunho ihm seine Frage ohne weiteres beantwortet hatten, ist Wooyoung losgestürmt. Hat sich seine Tasche übergeworfen, dessen Inhalt Hongjoong netterweise schon eingepackt hatte, als dieser auf ihn warten wollte und nichts mit sich anzufangen wusste.
Jetzt hat er den Älteren abgewimmelt. Gesagt, dass er es alleine klären muss. Ist sich so unsicher, was auf ihm zu kommen wird. Hat ein mulmiges und stets aufsteigend übles Gefühl, welches auf seinem Magen drückend, keine Ruhe gewährleisten möchte.
Plötzlich stoppt sein Gang und fast schon schlitternd bremst er ab.
Hat die Ziffer in seinem Kopf und erkennt sie nun auch genau vor sich. An einer Tür. Herausgehoben und klar erkennbar, in der Reihenfolge des Flures einbezogen.
Tief atmet Wooyoung die ihm gegebene Luft ein. Spürt, wie der Schlag seines Herzens ansteigt. Nach all den Fehltritten einfach nur unsicher sein kann, inwiefern denn jetzt noch irgendwas richtig ist. Wird es wieder eine Entscheidung der Festlegung, welche für die Tonne bereit, zur Verwesung fortgeführt wird und Qualen seiner Auffassung beinhaltet?
Oder ist es doch richtig?
Drückt kein weiteres unbeständiges Mal folternd, langsam und spielend abwartend auf ihn ein. Betrachtet das sachte zugrunde gehen, will es genießen. Wie er bricht. Sein Inneres nicht mehr im Zaum halten kann.
Wooyoung schüttelt seinen Kopf. Ist sich sicher, dass es nicht so ist. Es ist richtig, den Älteren endlich zur Rede zu stellen.
Nachdem was er ihm angetan hat und was alles passiert ist, ist es der einzige Weg den er beschreiten, als auch wählen sollte. Nicht mehr zögern.
Diesmal nickt er. Spricht sich selbst Mut zu, jene, die er jetzt wohl noch gebraucht hat. Denn somit tritt er vor. Lässt seine Augen auf die Tür fallen.
Entdeckt sogleich ein Detail, welches ihm vorher nicht entgegengesprungen, so offensichtlich und klar erkennbar scheint.
Es ist eine Lücke. Sie ist nicht geschlossen. Die ganze Zeit, wer weiß wie lange, schon einen Spalt offen.
Abermals verharrt Wooyoung in einer Starre. Das hat doch wohl kaum eine befriedigende oder gute Tatsache bei sich parat, oder?
Eine Zimmertür. Offen. Ihr Bewohner fehlend. Heute von noch niemanden gesehen.
Sein Herz stockt. Hört gleichzeitig jedoch nicht auf, seinen Sprint zu vollziehen. Ist zu aufgedreht. Sind das Sorgen, die so plötzlich in ihm aufkeimen? Sorgen um eine Person, bei der er froh sein sollte, wenn sie nicht bei ihm ist. Ihn in Ruhe lässt. Stattdessen sucht er diese. Will sie sprechen. Antworten. Es ist verrückt. Was denkt er sich dabei?
Er weiß es nicht. Sucht umher. Findet keine passende und gelegentlich ausweichende Möglichkeit der Steuerung. Hängt fest. Zwischen einem Zwiespalt, dessen Überwindung die Brücke seiner unsicheren Art nicht anzugehen vermag.
Flüchtet er? Genießt die Ruhe, vernachlässigt seinen Plan und ignoriert Sorgen?
Oder...
Geht er rein? Folgt seiner inneren Unruhe, bleibt seinem Standpunkt treu, lässt sich nicht vom Weg schubsen und zerstört mögliche Harmonie des heutigen Tages?
Zart zieht er seine Unterlippe ein. Kaut auf ihr herum. Ist unbewegt seit Minuten, dennoch sieht man ihm die vollst anstrengende Überlegung an.
Ein zarter Funken springt auf. Überwältigt ihn sofort. War mit seinen Gedanken und den Abwegen noch nicht fertig, hetzt los und löst die Tür aus ihrer Position. Stößt sie auf.
Wird somit jedoch abermals zur Skulptur. Legt seinen Kopf schief, erhascht somit die ersten Möglichkeiten der Betrachtung sofort. Bewegt diesen mit, bis er wieder aufrecht ist.
Sein Ausdruck bleibt unverändert. Nichts Spektakuläres. Vor ihm ein Abbild, welches er mittlerweile nur allzu gut kennen mag. Ein lesender San. Wie er selbst so oft sitzt dieser auf dem Fenster des Raumes. Ist im leichten Schimmer des noch jungen Tages so belebend ruhig.
Sachte weht das Haar des Älteren. Von einem Windstoß ausgehend, welcher durch das offene Fenster zieht. Plötzlich hebt sich dann auch dessen Blick an. Löst sich vom Buch.
„Welch Zufall, ich bin gerade mit dem Lesen fertig geworden."
Lässt seine Finger zwischen den Seiten stecken, klappt es zu und lehnt seinen Kopf nach hinten. Mit gestreckten Hals gegen den Rahmen.
Er ist so ruhig. Hat sogar seine Augen geschlossen.
Nicht wütend. Nicht verzweifelt.
Das sind jedoch die Auffassungen, mit denen Wooyoung gerechnet hatte. Weswegen, ist dies nicht so? Wie soll er mit einem San umgehen, welcher in Ruhe gelegen vor sich hin vegetiert?
Sich wieder regend, tritt Wooyoung komplett ein. Lässt seinen Blick durch die Gemächer seines Mobbers fallen. Ein Anblick, welchen er sich vorstellend nie erträumt hätte. Tatsächlich auch nicht sehen wollte. Dennoch steht er jetzt hier. Erkennt keine persönlichen Details, nichts familiär anhängliches oder freundschaftlich verbundenes. Ausschließlich ein Schrank mit Unmengen an Bücher, ein gemachtes Bett, Schreibtisch mit Schulsachen und gleichzeitig noch einige Notizhefte.
Den Blick lösend, kann er sich von der plötzlich existenten Neugier entfernen.
„Du warst noch nie hier. Also warum willst du mit mir sprechen?"
„Ich will Antworten!"
Geladen und zum Schuss bereit, war Wooyoung sofort dem Sprechen mächtig. Gebrauchte keine zögernde Sekunde der Überlegung oder Wortfindung, hat dies dafür schon zu lange auf seiner Seele tanzen. Steppend und mit den Absätzen auf sie einschlagend, einfach nur folternd.
„Worauf genau?", die Stimme des Älteren klingt schwebend leicht, abwesend und gleichzeitig so unglaublich interessiert. Tatsächlich nachfragend.
„Auf alles. Weswegen du gestern so reagiert hast, nein, weswegen es überhaupt dazu gekommen ist, dass du mich als dein Opfer auserwählt hast."
Seine Stimme ist fest. Zeigt, wie sehr er es wissen möchte. Endlich darauf hofft das Schwelgen in Unwissenheit ablegen zu können.
Die Spanne seines Halses lösend, fällt Sans Kopf wieder in eine normale Position herab, eh er diesen drehend zu seinem Opfer wendet. Dieses mustert. Dabei keine Emotion preisgibt, Augen der ausdrückend inneren Kälte vorhält.
„Ich verstand nicht, wie du trotz all deiner Angst keinen Einhalt geboten hast. Dich sogar vor mich gestellt hast und aus eigener Kraft heraus, gegen mich ankommen wolltest. Und das, nachdem ich dich doch so klar gebrochen hatte."
Zart hebt sich der rechte Mundwinkel des Älteren an, als ihm Erinnerungen im Kopf auftauchen und all die vergangenen Momente vorspielen. Wie er seinen Willen immer bekommen hatte. Für Wooyoung eine doch eigentlich unbezwingbare Person spielte. Genau dann fällt sie wieder nieder, die unbewusst aufgetretene Mimik einer Emotion. Er erinnert sich an gestern.
Wie ihm bewiesen wurde, dass Wooyoung noch nicht komplett in sich verfallen war. Es hat ihn überrascht, er wusste damit nicht umzugehen. War überfordert mit sich selbst.
Kann seinem Plan nicht mehr nachgehen. Weiß nicht, was kommen könnte. Oder als Nächstes auftretend sogar kommt.
War sich sicher, dass Wooyoung herkommen würde. Er weiß, wie neugierig dieser ist und wie sehr er wohl wissen möchte, weswegen alles so geschah, wie es eben war. Es nie verstand.
San hatte deswegen extra die Tür offen gelassen, damit er weiterlesen konnte. Nicht aufstehen muss.
„Aber warum reagierst du so empfindlich? Nur weil ich weiß, dass du gerne Liebesdramen mit schlechtem Ende liest?!"
Seine Augen zucken auseinander. Er erkennt die Kraft im Jüngeren, welche er doch eigentlich bändigen wollte. Er hat es nie geschafft ihn zu zähmen, selbst als seine Handlungen deutlicher wurden, konnte er jedes Mal diesen Aufstand und eigen freien Willen erkennen. Welcher jetzt gerade nur so zu glühen scheint.
Wie fest entschlossen Wooyoung vor ihm steht.
Ein unglaublich schöner Anblick, welchen er nicht in seinem Leben zu wissen vermag.
„Unsere Leben. Wir alle haben unser eigenes Buch. Schreiben es selber."
Er öffnet das Buch in seiner Hand. Umfasst die fünfzehn Seiten des ersten Kapitels. Hält es ausschließlich daran fest und streckt seinen Arm aus dem Fenster.
„Wächst etwas zu einem Kapitel heran, so ist es beständig. Ein Teil von dir. Kann dir nicht entrissen werden."
Verwundert legt Wooyoung seinen Kopf schief, während seine Augen fraglich und nicht verstehend zart zusammenfahren. Die krampfhafte Haltung seines Körpers löst sich auf. Er versteht nicht ganz. Was erzählt San da? Weswegen? Es ist doch wohl kaum eine Antwort auf seine Frage.
Plötzlich zieht er seinen Arm wieder zurück, blättert abermals durch das Buch.
„Aber, wenn es nur eine Seite ist... "
Er packt ein einzelnes Blatt, streckt seinen Arm wieder aus. Ein Riss ertönt und von der schnell zuckenden Bewegung seines Armes ausgehend, konnte dieses Blatt das Buch nicht halten. Dieses fällt herab. Aus dem Fenster, mit einer Seite zu wenig.
„... dann gehört es nicht wirklich zu dir. Spielt keine relevante Rolle."
Seine Augen wieder aufreißend, sind diese sogar in einer leicht gespreizten Übergröße angekommen, während Wooyoung Sans philosophischen Worte von Bücher und Weltanschauung des Lebens unterbricht.
„Falls du damit sagen willst, dass du mir keine Antwort geben musst, weil du für mich nur eine Seite bist, dann liegst du falsch. Du hast mich über Jahre gehänselt, warst immer ein Bestandteil und das über mehrere Kapitel!"
Selbstsicher tritt er näher an San heran. Starrt diesen entschlossen an. Beharrt auf seiner Frage. Fordert endlich Antwort. Deutlich formuliert, ohne viel Schwafel. Direkte Worte, welche es sagen, keine Umwege, sie beinhalten den Grund. Die so sehr erhoffte Antwort.
„Aber gleichzeitig weißt du zu wenig über mich, um jemals eine Seite füllen zu können."
Es kehrt wieder Ruhe ein. Das zarte Schmunzeln entspringt diesmal jedoch einer beidseitigen Anhebung seiner Mundwinkel.
„San-"
Gerade will er sprechen, da wird er auch schon unterbrochen. Erkennt wie sein Peiniger sich zur Seite lehnt und vom Verlust des sitzenden Gleichgewichtes ausgehend, auch zu jener kippt.
Dem Jüngeren entkommt ein entsetzlich geschockter Laut, welcher fast schon einem Schrei ähnelt. Kann überwältigt nichts tun, es nicht verhindern. Ausschließlich Wurzeln schlagen, spürt diese Überforderung in sich aufkommen. Während sein Bauch den Zug eines ekelhaften Kribbelns verspürt, welcher durch seinen ganzen Körper zuckend, fast schon einen Zusammenbruch von diesem beschert.
Als er mit ansieht, wie San dem Buch nachmacht. Aus dem Fenster stürzt und seinen Augenschein verlassend verschwindet.
Ohne jemals geantwortet zu haben.
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