31. /Zusammenbruch/

›ᴇɪɴꜱᴀᴍ. ʜᴀᴛ ꜱᴏɢᴀʀ ᴅᴀꜱ ᴠᴇʀʟᴏʀᴇɴ, ᴡᴀꜱ ᴇɪɴꜱᴛ ɴᴏᴄʜ ᴅᴇɴ ᴛɪᴛᴇʟ ᴅᴇꜱ ᴡᴜɴᴅᴇʀᴍɪᴛᴛᴇʟꜱ ᴀɴ ꜱɪᴄʜ ᴛʀᴜɢ?‹

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Noch immer die Existenz eines Sinnes im Fokus des Lebens nicht zurückerlangt, sitzt Wooyoung da. Allein in der Bibliothek. Hat sich nicht mal dazu überwinden können, sein Buch herauszuholen. So hätte seine Auffassung diese Worte nicht tief genug aufgenommen, die Folge eines Plots nicht erkannt und Anhang verloren.

Erkennt anbei ebenso wenig Sinn darin, dass er hier sitzt und sich Formeln ansieht. Von den er nachholend versucht den Zusammenhang aufzufassen. Wie soll er damit den Fall errechnen? Klar. Die Formel. Aber was hat der Lehrer von umrechnen gelabert? Er versteht es nicht.
Sieht nur Zahlen und Variablen. Ihr wahrscheinlich logischer Zusammenbau, welcher bei ihrer Anreihung die Berechnung der Welt ermöglicht.
Nicht für Wooyoung. Dafür hat er zu wenig aufgepasst. Sieht nur die Zahlen und Variablen. Keine Tiefe dieser oder einen waghalsig ausgebauten Sinn, des räumlichen Verständnisses.

Dann versteht er es eben nicht, weswegen er wie immer auf den Boden knallen wird, wenn er mal wieder geschubst wurde. Oder eher gesagt; dann kann er sich nicht vorher schon ausrechnen, wann er ankommend diesen bestückt.

Sein Blick hebt sich an. Löst sich nach einer wohl ruhend anfühlenden Ewigkeit von dem karierten Blatt mit mehr Kästchen als Beherbergung an Wissen. Wie denn auch. Es ist ein verdammt dünnes und dennoch materialistisches Stück aus ehemals stämmigen Fasern eines Baumes. Mittlerweile einem Riss näher als der Standhaftigkeit.
Hat keinen Verstand. Kann nur vom Druck des Stiftes für eine Beschreibung ausgenutzt, verschwendet und letztendlich, wie in diesem Fall, ohne Erreichung abgeheftet und vergessen werden.

Wooyoung sieht sich um. Allein. San kommt nicht. Leistet ihm keine Gesellschaft. Weswegen?
Waren die neugierigen Blicke dann also kein Zeichen dafür, dass der Ältere ihn ansprechen, nachfragen und erfahren es will?
Wohl tatsächlich nicht. Denn erst jetzt fällt ihm der eigentlich schon erschreckende Standpunkt der Zeit auf.

Er spürt die Strahlen durch eines der bestückten Regale hindurch, Lücken ausnutzen und auf seine Haut scheinen. In den letzten Augenblicken des Tages. Die Sonne geht schon unter.

Hört das sachte Tippen der Bibliothekarin, wie diese ihre letzten Aufgaben des Tages vollendet. Nur um dann auch schon ihren Rundgang zu starten. Abzusichern, dass sie keinen der Schüler über Nacht hier vergessen einschließt.

Vergessen.

Das wurde er also. Ja. Dieses Wort passt so gut. Wie er hier sitzt. Nicht am Lesen, auch nicht mit der Gesellschaft, an welche er sich mittlerweile fast schon gewöhnt hat. Niemand kümmert sich um ihn. Ging nach seinem mehr als nur miserablen Auftreten im Unterricht auf ihn zu. Sprach ihn an. Selbst die Blicke der vermeintlichen Sorge verlor er im Laufe des Tages. Als er dann an diesem Tisch zum Sitzen überging, komplett.

Es fällt dem Jungen erst jetzt auf. Wie er noch nichts gegessen und nur aufs nötige gesetzt, ein Glas leer getrunken hatte. Weil sein Hals sich wie die Wüste im Höhepunkt ihrer staubigen Partikel der Dürre anfühlte.
Jedoch stört ihn dieses Loch in seinem Bauch nicht im Geringsten. Auch entkommt diesem kein Grummeln der verschlingend bärigen Art.

Abermals nicht gesprochen. Seinen Mund nicht geöffnet. Fühlt sich nutzlos. Erhofft sich, wenigstens heute mit seinem besten Freund zu interagieren. Diesem seine Gedanken, Sorgen und Verzweiflung des inneren Abgrundes aufzutischen.
„Oh. Wooyoung. Diesmal allein und solang noch hier?"
Plötzlich hört er die schwächlich müde Stimme der älteren Dame, welche anscheinend den angekündigten Rundgang startend, auch die letzte Aufgabe des Tages beendet hatte.
„Ich muss dich leider bitten, zu gehen. Es ist spät. Die Bibliothek schließt ihre Türen für heute."

Wenigstens konnte er sein Schweigen, für heute, somit auf jeden Fall durchbrechen. Obwohl. Das hatte er doch eh schon, als er sich für seine Verspätung in der ersten Stunde entschuldigen musste. Jedoch war seine Stimme gebrochen und mehr verfolgen, als jemals auffangend bei Ohren angekommen. So kann er dies jetzt wenigstens ändern.
„Alles gut. Ich wollte jetzt eh gehen. Bin echt müde."
Lächelnd sieht er zur Bibliothekarin, während er sich streckt und somit seine Müdigkeit symbolisiert, welche mehr in seinen Knochen sitzt, als in seinen vom Tag nicht ausgelasteten Körper. Nichts ist, was Schlaf bekämpfen oder vollenden könnte.

Sofort erwidert die Frau seinen Ausdruck, hebt ihre eigenen Mundwinkel an. Jedoch kommt es zu keiner tieferen Ausführung einer Konversation. Sie verabschieden sich. Er ist froh, dass sein Äußeres nicht so gekränkt aussieht, wie sein Inneres sich anfühlt. Selbst wenn, das schwache Licht des beinah vollständig verschwundenen hell brennenden Balles, hätte es wohl kaum offenbart.
Immerhin werden nur Stäbchen in den Augen erregt. Und ausschließlich die Schwarz-Weiß-Erkennung der Welt offenbart, niemals das vollständige Leid. Vor allem nicht, wenn dieses von außen keiner Erkennung vermag.

Mit der Tasche auf seinem Rücken schlendert Wooyoung durch die Flure des Gebäudes. In manchen von ihnen wurde von irgendwem schon Licht eingeschaltet, während drum wiederum andere komplett erloschen, der Verfinsterung ausgesetzt sind.

Es ist Freitag. Die meisten Schüler sind unterwegs. Nutzen einen der zwei Abende einer jeden Wochen aus, bei denen sie am nächsten Morgen nicht früh erwachend in den Unterricht müssen.
Niemand begegnet Wooyoung. Erneut keine Interaktion mit Menschen. Keine sozial bestehende Lebensform erkennbar. Weiß nicht mal, ob er diesen Rang seiner Lebensform erlangt noch als einen Bestandteil von ihm benennen darf.

Geht einfach weiter, bleibt nicht einmal stehen. Freut sich insgeheim schon darauf, gleich bei seinem besten Freund zu sein. Diesen zu umarmen und möglicherweise von schönen Aktivitäten zu hören. Die wenigstens dieser erleben konnte. In einem wohl besseren Leben?
Will die Türklinke herunterdrücken, weitergehen und endlich bei ihm sein.

Jedoch geht dies nicht so einfach. Abgeschlossen. Er ist nicht da. Immerhin schließen sie sonst nur ab, wenn beide nicht da sind oder einer von ihnen schlafend keine Verantwortung übernehmen könnte. Aber schlafen? Jetzt? Das traut er dem Älteren nicht zu. Vor allem nicht, nachdem sie schon gestern nicht miteinander geredet hatten und er ihn den ganzen Tag über im Unterricht so besorgt gemustert hatte.

Seinen Schlüssel ziehend, öffnet er die Tür. Muss tatsächlich realisieren, dass ihr Zimmer komplett düster ist. Sein bester Freund nicht da.

Hat er sich dazu überreden lassen, mit in die Stadt zu fahren und dort den Abend oder eher die Nacht zu verbringen? Etwas, das Wooyoung und Hongjoong nie getan hatten. Sie empfanden kein Interesse daran. Verbrachten ihre Zeit zu zweit lieber irgendwo auf dem Gelände. Bei weitem nie nur in diesem Zimmer.

Was ist nur passiert? Will der Ältere sich ablenken und auf andere Gedanken kommen, nachdem Wooyoung am letzten Tag genauso wenig wie er auf ihn zu gegangen war? Hat er von seiner Müdigkeit mitgerissen einen Fehler begangen, welcher die Umstellung und Veränderung immer weiter zur Zerstörung treibt?
Er weiß es nicht. Kann damit gleichzeitig genauso wenig umgehen.

Schlendert ins Bad. Entscheidet sich dazu zu duschen. Und seinem Tränen somit beistand zu bescheren. Ihnen zu zeigen, dass wenigstens sie nicht allein sein müssen. Mit dem Wasser der Reinigung zusammen seinen Körper passieren können.

Eigentlich wollte Wooyoung wach bleiben. Warten. Mit Hongjoong reden. Sich abermals entschuldigen. Bei dem Älteren sein. Jedoch konnte er dies ab einem gewissen Grad nicht mehr. Fällt auf dem Bett seines besten Freundes nieder. Schläft ein.
Merkt nicht wie seine Augen weiter tränen und letztendlich Rückstände der nun angetrockneten Flüssigkeit bestehen.

Sich festsetzen.

Nichtmal Reue ist er mächtig, weil er einfach nicht mehr standhalten konnte. Seine Schwäche wie so oft einsah. Ihr ausschließlich die Schuld des Grundes zusprechen konnte; weswegen er in dieser Einsamkeit nach und nach alles verliert. Was ihm je lieb war.

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