15. /Frage für sich/
›ᴅᴇʀ ᴀᴜɢᴇɴꜱᴄʜᴇɪɴ ᴠᴏʟʟꜱᴛᴇʀ ᴇʀᴋᴇɴɴᴜɴɢ, ᴡᴇʟᴄʜᴇʀ ᴅᴇɴɴᴏᴄʜ ᴋᴇɪɴᴇ ᴏꜰꜰᴇɴʙᴀʀᴜɴɢ ɪɴɴᴇʜÄʟᴛ, ᴡÄʜʀᴇɴᴅ ʜᴀɴᴅʟᴜɴɢᴇɴ ᴅɪᴇꜱ ɢᴇᴡÄʜʀᴇɴᴅ ᴛᴜɴ. ᴏʜɴᴇ ᴢÖɢᴇʀᴜɴɢ.‹
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Früher als sonst. Viel früher, als sonst, huscht Wooyoung durch die Gänge der Schule. Seine Beine tragen ihn in einer schnelleren Geschicklichkeit als sonst. Dabei kann er dies nicht mal begründen.
Kein anderer streift seinen Blick. Sieht ihn. Er könnte gegen niemanden rennen und sollte er über seine eigenen Beine stolpern, wartet um einer Ecke gelegen auch niemand auf ihn. Lacht ihn aus.
Unter dem Windzug seines schnellen Schrittes leidend, hängt seine linke Hand seinem Körper runter. Er konnte die Wunde noch nicht eincremen und versorgen. Um die Schnitte gelegen ist eine leichte Röte. Eine wohl leichte, aber dennoch schon erkennbare Stufe der Entzündung.
Sobald San sich abgefunden hat und zufrieden erscheint, wird er es versorgen. Da ist er sich sicher.
Aber dafür ist es noch zu früh.
Aber weswegen ist der Junge denn überhaupt so früh auf den Beinen, wenn er den Schlaf doch gebrauchen könnte? Sein Körper ist noch immer schwach, Augenringe bestücken klar erkennbar sein emotionslos niedergefallenes Gesicht. Wollen schon seit längerer Zeit nicht mehr schwinden.
Es ist wohl klar, weswegen. So vorbildlich wie er seinen besten Freund kennt, würde dieser sein Handtuch, als eine der ersten Handlungen des heutigen Tages vom Spiegel nehmen. Die Splitterung erkennen. Er kann ihm nicht unter die Augen treten und erklären, bevor er keine Bestätigung von San hat, dass sich der Verlust seiner heilen Haut gelohnt hat.
Er braucht es einfach.
Angekommen, fällt sein Blick in den Raum. Keiner da. Aber die Tür steht offen. Sich ein weiteres Mal umsehend, tritt er dann auch schon durch diese. Huscht zu seinem Platz und zieht das Buch aus seiner Tasche.
Die Leichtathletik AG hat heute einen Wettbewerb. Hongjoong hat also bis zum Nachmittag keine Zeit, ihn aufzusuchen. Bis dahin wird er wohl alles mit San geklärt haben. Hofft er.
Und dann wird er sich dem Älteren auch endlich voll, als auch ganz anvertrauen. Keine Geheimnisse mehr. Das hat er sich geschworen. Er weiß nicht welchen, aber wahrscheinlich hätte er sich Leid ersparen können, wenn er sich doch gleich an Hongjoong gewendet hätte. Seiner Vertrauensperson.
Auch wenn der Ältere nichts ändern kann, so hätte er seinem Körper wenigstens jene Ruhe geben können, die er vor seinem Ausraster im Bad so sehr gebraucht hätte. Wahrscheinlich bestände sogar die Möglichkeit, dass es nie zu einer derartigen Überforderung gekommen wäre.
Egal. Nein nicht egal. Dennoch kann er jetzt nichts mehr ändern. Das steht fest. Vergangenheit ist Vergangenheit, er wird sich bei dem Älteren hundertfach entschuldigen. Diesem schwören, ab sofort immer zu ihm zu gehen. Sofort. Wobei es ihm Unwohlsein überreicht, diesen von seinem Hobby abzuhalten.
Jedoch hat Hongjoong es ihm auch schon so oft gesagt – egal was ist, egal was bevorsteht oder wie beschäftigt er sein sollte. Er ist immer für den Jüngeren da. Zu diesem Zeitpunkt hat Wooyoung sich weinend an die stützende Schulter des anderen geschmissen. Sich unendlich bedankt. Und jetzt? Er hat sich seit vorgestern versteckt. Kam auf Sans Deal, Vorschlag oder einfach nur dieser Bestechung nicht klar.
Er schämt sich fast schon. Wie er den Älteren hintergangen hat. Er kann von Glück sprechen, wenn Hongjoong ihm nach all dem vergibt.
Das Buch aufschlagend verbringt er die nächsten dreißig Minuten mit Lesen, während das ganze Internat mit Frühstücken beschäftigt ist. Weswegen er sich dennoch so sicher ist, dass Hongjoong ihn nicht suchen wird? Er hat diesem einen Zettel hinterlassen, hat ein letztes Mal Zeit für sich eingefordert und diesem dann auch schon versprochen, mit ihm zu reden. Nach seinem Wettbewerb und über alles.
In der Welt des Buches gefangen, sind seine Gedanken leicht. Frei. Die Schmerzen, welche mittlerweile seinen ganzen Körper bestücken, erkennbare Spuren mit sich bringen, ignoriert er. Nimmt sie in der Welt seiner Gedanken nicht wahr.
Gerade fallen seine Augen mal wieder zum zweiten Ziel der Doppelseite, als ihm eine Strähne über die Stirn fällt. Sachte und ohne Unterbrechung des Lesens hebt er seine verletze Hand an. Entfernt mit ihr die Ansammlung der Haare an falscher Stelle.
Genau dann. Treten Menschen in den Raum. Sein Blick hebt sich. Es sind Mitschüler, dessen Namen er nicht kennt. Vergessen. Paar Mal gehört. Nie als relevant genug für vollste Aufnahme anerkannt.
Seinen Blick wieder senkend, will er diesen Gestalten keine weitere Beachtung schenken. Jedoch. Im Augenwinkel. Ihm bekannte Silhouetten eines Körpers. Drei. Die Gruppe an Freunden, welche seinem Leben auf dem Internat eine Prägung verpassen.
Sofort klappt er die Seiten in seiner Hand zu, nachdem er wie immer ein Lesezeichen zur Sicherung hineingesteckt hat und legt das Buch auf dem Tisch ab. Spürt Blicke auf sich. Wie gestern schon mustern sie ihn zutiefst. Erfassen seinen ganzen Körper, versuchen jegliche Unreinheit zu filtern.
Den Augenwinkel wechselnd, dreht er seinen Kopf. Sieht in Sans Gesicht. Erkennt es komplett. Der Ältere ist wohl ausgeruht. Während Wooyoung die Müdigkeit ununterbrochen in seinen Knochen spürend, wie eine festgebundene Last auf seinen Schultern nicht mehr loswird.
Die Augen des Älteren, treffen auf seine. Sind leicht abgesenkt, auf etwas anderes des Jüngeren gerichtet. Seine Hand.
Ohne die emotionslose Musterung abzulegen und Wooyoung somit ein Zeichen der Sicherheit zugeben, dreht er sich zu Yeosang und Yunho. Diese mustern kurz darauf sehr auffällig und wohl klar, als auch deutlich zu ihrem Opfer gelegen, dessen Hand. Gerade würde es Wooyoung tatsächlich nicht im Geringsten wundern, wenn die drei zu seinem Tisch kommen. Seine Hand in die Luft strecken, sich um dieser versammeln und sie dann genauestens, mit einer hergezauberten Lupe, untersuchen. Herausfinden, welches Glas es war und mit welcher Intension der Junge sich diese Verletzung zugeführt hat.
Nur um dann abzusprechen, ob dies Teil des Deals ist.
Jedoch tun sie auch dies nicht. Gehen weg. Zu ihren eigenen Plätzen, in die Ecke. Schenken dem Jungen keinen weiteren Blick. Lassen diesen in seiner nervösen Unwissenheit.
Waren seine Blicke offensichtlich? Strapazieren die drei seine Nerven aus ihrem Spaß der Belustigung heraus, nachdem er so abwartend San betrachtet hat? Von diesem eine Reaktion wollte. Warum tun sie das? Weswegen sind sie so? Das hast du dich mittlerweile schon zu oft gefragt und nie eine Antwort bekommen. Wooyoung.
Deswegen. Bleib neugierig und beobachte weiterhin. Du wirst möglicherweise Antworten bekommen. Genau diese Gedanken sind sowas wie sein einziger Hoffnungsschimmer.
Der restliche Tage bleibt fade. Das normale Absitzen an Stunden und mögliche Aufsagen neuen Wissens. Er bleibt allein. Ist den ganzen Tag über einsam, komplett verstummt.
Gerade hat die letzte Doppelstunde ihren klingenden Schuss des Endes bekommen, da ist Wooyoung schon aufgesprungen. Hüpft, wie auch schon am Morgen, fast schon zu schnell durch die Flure des Gebäudes. Schlängelt einen gewohnten Weg entlang. Steuert mit voller Kraft zur Bibliothek.
Dort angekommen, grüßt er die ältere Frau am Eingang wie jeden Tag. Nur, dass diese diesmal nicht sitzt, sondern mit dem Sortieren möglicherweise neuer oder zurückgegebener Bücher beschäftigt ist. Genauer weiß der Junge dies nicht. Er kennt die Möglichkeiten, zieht jedoch ohne Interesse weiter. Diesmal nicht zum Fensterbrett, sondern zu einem der Tische.
Setzt seinen Ranzen ab und lässt sich auf einen der großen Auswahl gegebenen Stühle nieder. Sieht sich kurzzeitig um, fühlt sich glücklicherweise allein. Holt dann auch schon sein Buch heraus und liest weiter. Auf jener Seite, die seinen Gedanken in Neugier gesponnen keine Ruhe gab. Er muss erfahren, wie es weitergeht.
Gerade wieder in der Welt des Buches angekommen, hört er plötzlich eine Stimme. Getuschel. Yunho.
„Na. Hat die Rechenschaft von gestern Klarheit in deinen Kopf gebracht?"
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„Endlich hat die Vogelscheuche gut gehandelt."
Von den Worten, welche seine Augen nur so aufgesaugt hat, abwendend, hebt Wooyoung seinen Blick an. Spürt eine ziehend schmerzende Gänsehaut über seinen Körper fliehen. Er hat so recht.
Sein Herzschlag ist schnell, jedoch gleichzeitig zart und hoffnungsvoll, er hat in seiner Hinsicht richtig gehandelt? Sein Blick löst sich von Yunho, fährt zu dem bis jetzt komplett leisen San, welcher die Worte des anderen ausschließlich aufnimmt. Dieser hält ein Buch in seiner Hand. Mustert erneut die Hand des Jüngeren.
Bleibt ruhig. Folgt Yunho ausschließlich verzögert. Als er genau hinter Wooyoung steht. Hebt er seine Hand an und klopft lobend auf dessen Schulter ein. Bis er dann weitergeht. Das Buch ausleiht und durch die Tür schreitend verschwindet.
Wooyoungs Blick ist geweitet und sein leicht geöffneter Mund, trägt die Verwunderung nur noch mehr in die Welt hinaus. Diese Geste. Er war so zart. Einfach nur himmlisch im Gegensatz zu den letzten Tagen.
Hat San tatsächlich eine solch vornehmlich liebliche Seite an sich? Muss er, um diese kennenzulernen, ausschließlich dem Willen des Älteren standhalten können?
Eine Komplikation, welche die Problematik der Welt in sich trägt. San. Ein verschlossenes Buch. Anfangs hat er ausschließlich dessen plötzlichen Sinneswandel der Gewalt nicht verstanden. Nun jedoch ist sein ganzer Mitschüler einzig eines: eine Frage für sich.
Aber. Ist der Ältere auch am Lesen interessiert? Kann er dies irgendwie ausnutzen? Dem Älteren näherkommen? Er weiß nicht warum, aber er hat Interesse an dieser Gestalt, die ihn so fertig macht. Will die Beweggründe für alles endlich verstehen!
„Woo! Hier bist du! Komm sofort mit. Wir gehen auf unser Zimmer. Ein Gespräch wartet!"
Sofort zuckt sein Körper zusammen, als sein Buch zufällt und sein Blick zum Eingang übergeht.
Den Todesblick der Bibliothekarin ignoriert sein bester Freund. Der Blick ist ausschließlich auf die Gestalt gelegen, welche sich plötzlich auf ihren Stuhl kleinmacht.
Noch gar nicht weiß, welche Worte der Klärung er wählen sollte..
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(4/5)
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