10. /Gedanken über Gedanken/

›ɢᴇᴅᴀɴᴋᴇɴ ꜱɪᴛᴢᴇɴ ᴅᴏʀᴛ, ᴢɪᴇʜᴇɴ ꜰᴏʀᴛ ᴜɴᴅ ꜱᴜᴄʜᴇɴ ɪʜʀᴇɴ ᴇɴᴛꜱᴄʜʟᴜꜱꜱ ᴇɪɴᴇꜱ ᴇʀɢᴇʙɴɪꜱꜱᴇꜱ.‹

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Mit rasendem Herzen und stockenden Atem ist Wooyoungs Blick komplett festgesetzt. In den Augen des Älteren gelegen, keiner Abweichung mächtig.

Diese Worte. Hallen ununterbrochen in seinem Kopf umher, stürmen gegen seine Windungen und verursachen mit diesem Aufprall unaufhörliche Schmerzen. Sachte fällt sein Kopf nach vorne. Kein Halt, keine Stärke. Ausschließlich Schwäche.

Er weiß nicht wie lange, jedoch schwand die Präsenz nicht gleich. Sie blieb noch vor ihm. Kesselte seinen Körper weiterhin ein. Er spürte, wie die Luftausstöße des anderen Organsimses gegen seine strapazierte Haut prallten. Hatte Angst, dass er noch fortfahren würde oder eine Reaktion mit dem Klang an Worten abwartete, jedoch war dem nicht so.

Denn mit dem Hauch eines Windes zog der Körper sich nicht nur aus der Nähe zurück, sondern verschwand auch noch komplett. Zischte an ihm und darauffolgend den Regalen der Bibliothek vorbei. Entzog sich seines Aufenthalts wohl komplett dieses Raumes. Jedoch weiß Wooyoung auch dies nicht.

Er ist ein vollkommenes Wrack der Leere. Unbewegt, erstarrt und noch immer in der Realisierung dieser Worte gefangen.

Der Ältere war so ruhig. Schien gar fast schon zurückhaltend, ihm gegenüber. Zwar weiß Wooyoung auch nicht, was er erwartet hat. Jedoch kam ihn niemals etwas Derartiges in den Sinn.

Er fordert Selbstverletzung. Und wenn er dieser Forderung nicht nachkommt, werden Schmerzen über andere Wege und von Taten fremder Hand seinen Körper durchziehen. Er wird ihm nicht entkommen, ein stechender Schmerz wird kommen.

Nur wann und von wem ausgelöst, das liegt in seiner Hand. Ist es dies, was man Bestechung nennt?

Ist es dies, was in seiner Furcht einen Aufbau der inneren Sorge beherbergt? Es waren Worte. Über vier Jahre hinweg. Ausschließlich Worte. Was treibt den Älteren an?

Ist doch egal. Es interessiert nicht. Er kann nichts ändern. Könnte zu einem Lehrer gehen, hätte bis jetzt jedoch keinerlei Beweis.
San erscheint vorbildlich, ist einer der Schüler, welche ein vorzeigendes Material der Schule darstellen. Wooyoung hingegen kann dies nicht von sich behaupten. Durchschnittliche Noten, ruhige Art und häufig gedankliche Abwesenheit, überbringen nicht die größten Begeisterungen der Lehrer. Ihm gegenüber.

Das ist es. Er erkennt ihn.

Sans Plan. Drei Stimmen, gegen zwei. Die Kratzer an seinem Rücken kann er auch dem Älteren zusprechen. Jedoch sind sie schon in vollen Zügen ihrer Heilung nah, dies jetzt noch zu melden, würde nur Worte der erhofften Besserung bekommen. Keine Tätersuche beinhalten.

Seine Hand spannt sich an. Umgreift das Buch in vollster Stärke, welche ihn bis eben noch verlassen hatte. Nein. Er wird es nicht tun.
Niemals. Keine Selbstverletzung. Diesem Thema wird er sich entziehen. Kann es nicht wagen.
Es geht nicht.

Sein Inneres brodelt. Selbst nach all den Jahren der Hänseleien und dem schwindenden Wohlempfinden, hat er seine Gedanken nie in eine derartige Richtung gestreckt. So wird er jetzt auch die harmlos erscheinende Seite des ‚Deals' nicht als seine Möglichkeit aller Dinge anerkennen.

Er wird abwarten. So ist es. Genau.

Er hebt seinen Blick an. Starrt an die hohen Decken des Raumes. Spürt den Schlag seines Herzens, wie er zieht. Sachte werden seine Augen leichter, die verzweifelte Spanne in seinem Gesicht fällt nieder und sein Körper verliert erneut an gewonnener Kraft.

Als Erstes lässt die Hand locker. Das Buch fällt nieder, prallt auf den Boden. Kaum überreicht ihm dieser Aufprall eine Gänsehaut, verlieren all seine Muskeln ihre Spanne. Sachte rutscht er das Regal entlang, auf dem Boden herab. Behält seinen Blick in der Höhe. Erkennt wie die Decke an Ferne gewinnt und er immer kleiner wird.

Spürt das Schwanken seines Kopfes, wie dieser nach vorne fallen will. Sein Schädel pocht. Ständig hört er diese Worte. Die Forderung. Die Klangfarbe jener Worte des Älteren, wollen ihn nicht zur Ruhe kommenlassen. Dennoch ist sein Körper verlassen, komplett entspannt. Oder eher aufgegeben, in sich zusammengefallen.

Weiß nicht, was er tun soll. War der Entschluss fest? Wird er vorerst in sich verharren und das Eingehen auf diese Bestechung herausfordern? Es schlimmer gestalten, als jeder selbst zugeführte Schmerz je sein könnte? Seine Gedanken lassen ihm keine andere Wahl, sein Körper anbei würde eine solche Handlung in dieser Sackung purer Schwäche niemals vollziehen.

Dann wird es so sein. Langsam streicht seine Hand zur Seite. Fühlt das Buch und ergreift es. Plötzlich spürt er, wie die zarte Durchblutung des Lebens zurückkommt und senkt seinen Kopf herab. Starrt auf das Regal, welches genau auf der gegenüberliegenden Seite liegt. Mustert all die Einbände und Worte, die ihm entgegenspringen, er kann sie aufgrund dieser Distanz jedoch nicht entziffern.

Seine Gedanken sind düster. Beinhalten ausschließlich diese Stimme und präsentieren auch ihre Worte. Bis zu jenem Augenblick, der ihn wie ein Schlag treffend aufzucken lässt. Eine Durchbrechung der eintönigen Masse. Eine weitere Stimme. Es ist Hongjoongs. Pure Sorge spiegelt sie wider, er erinnert sich an die Worte des Älteren. Springt auf. Realisiert erst jetzt, dass er die ganze Zeit seinen Rucksack auf dem Rücken trägt. Verspürt leichte Schmerzen, die seine Wirbelsäule entlangziehen.

Ignoriert diese jedoch geschickt. Erhoben, klopft er möglichen Dreck, den er ohne Spiegel nicht zu erkennen mag, von seiner Hose und sieht sich um.
San ist tatsächlich weg und keine weitere Person ist in den Gängen zu erkennen. Niemand hat seinen Zusammenbruch bemerkt.

Gut so. Kurz hält sich seine rechte Hand an den Riemen seiner Tasche fest. Scheint verspannt. Das Buch in der anderen Hand trägt er bei sich, als er sich dann überwindet und in Bewegung setzt. Kurz zur Bibliothekarin geht, das Buch ausleiht und dann auch schon den Flur betritt. Die Welt seiner schöpferischen Ruhe verlässt. Der Ort an dem er nach der Schule mehr Zeit, als in seinem Zimmer verbringt.

Diesmal alleine huscht er durch die Flure. Bekommt den ein oder anderen komischen Blick verhängt. Muss im Stress das Stolpern über Füße oder kollidieren mit anderen herausfordern und ist von einem unglaublichen Gefühl der Erleichterung eingenommen, als er ohne weitere Zwischenfälle oder Begegnungen mit Personen, die Cafeteria erreicht hat.

Sofort fällt sein Blick scannend durch den ganzen Raum, sucht den bekannten und klar täglich gleich gestylten Haarschopf seines besten Freundes. Schließlich bleiben seine Augen hängen und fortgetragen, setzt er sich steuernd, als auch erneut in Regung.

Fühlt sich auf eine gewisse Weise freudig, als er den anderen alleine sitzen sieht. Nicht bei den Teamkameraden, mit denen sie schon öfter den Tisch teilen mussten. Hongjoong ist in der Leichtathletik AG, während Wooyoung sich ausschließlich dem Lesen verschrieben hat. Noch nie hatte er Probleme damit, dass Hongjoong sich auch mit anderen abgibt.

Auch sind die drei, Seonghwa, Mingi und Jongho, ihm gegenüber mehr als nur neutral. Was von vielen anderen nicht zu erwarten ist, dieser Zwang sich cool zu fühlen, wenn man mitzieht und die Person, welche eh schon leidet, mit zerstört. Keiner von ihnen versteht dies. Was echt ein Wunder ist, dass Hongjoong ausgerechnet sie als weitere Freunde anerkennt. Denn immerhin erscheinen sie wie die einzigen auf dem Internat, neben seinem besten Freund natürlich, die ihm noch keine Worte der dümmlich, unlustigen und dennoch populären Art präsentieren.

Trotz all der Faktoren, sind sie noch nie in ein tieferes Gespräch verfallen. Wooyoung schweigt meistens und fühlt sich mit Hongjoong alleine am wohlsten. Ob die drei dies schon von seinem besten Freund gesagt bekommen haben, weiß er nicht. Immerhin ist es ihm mehr als nur unangenehm, selbst Leute, die nichts Böses wollen, von sich zu stoßen.

Am Tisch angekommen, den Hongjoong als seinen reserviert hat, setzt er geschwind seine Tasche ab. Bekommt kurz darauf auch schon einen Blick des Älteren ab, welcher von einer Musterung seiner eingetroffenen Gesellschaft, zu einem Lächeln übergeht.

„Du hast länger gebraucht, als abgemacht. Ich wollte gleich losziehen und dich suchen."

„Was für abgemacht? Es ist keine Zeit gefallen. Ich war einfach in Gedanken vertieft und hab die Zeit vergessen."
Halb. Jedoch nicht komplett gelogen. Die pure Wahrheit und die Erwähnung von Sans Anwesenheit, hat nichts in der Cafeteria zu suchen.

Momentan will er die Situation selbst noch einschätzen, er will nichts vor Hongjoong verschweigen, vertraut diesem mehr als nur komplett.
Dennoch tut er dies, vorerst.

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