Kapitel 7 - die Maske

Wir waren in irgendeiner kleinen Stadt, abseits von allem. Finn hatte kleine Handfeuerwaffen dabei und der Rest war schwer bewaffnet. Ich musste immer in der Lippe laufen. Die Leute haben uns zwar angesehen, aber nichts gesagt. An den Kassen mussten wir jedenfalls nichts bezahlen... Als ich Finn fragte, wieso dies so sei, lächelte er nur mysteriös. Nun sitzen wir mit ein paar Tüten im Jeep und fahren wieder nach... Na ja nach Hause kann ich kaum sagen. Wir waren fast den ganzen Tag unterwegs, es ist schon dunkel draußen. Ich hab mir auch endlich eine Uhr gekauft. Ich hasse es nicht zu wissen, wie viel Uhr wir haben. Es dauert nicht lange, da sind wir schon da. Ich steige aus und meine Tüten werden schon mal in mein Zimmer gebracht. Ich schaue mich nach Bane um, finde ihn aber nirgendwo. Ich gehe auch zu meinem Zimmer und finde Bane im Gang vor. Er lehnt sich gegen die Wand und fragt: "Und? Wie war es?" Ich lächle und antworte: "Ein bisschen komisch war es schon, aber trotzdem tat es gut, mal wieder die Sonne gesehen zu haben." Er nickt und ich meine dass er lächelt. Wenn Bane überhaupt lächeln kann... Entweder er ist entstellt und trägt deswegen die Maske oder... Weswegen wohl sonst? Ich gehe in mein Zimmer und mache mir die Kiste auf. Ich schnappe mir eins der Bücher und lege mich ins Bett. Ich lese eine Weile, doch dann höre ich wieder Bane, wie er wieder in seinem Zimmer trainiert. Ich klappe mein Buch zu und am liebsten würde ich zu ihm gehen, alleine um mir die Zeit zu vertreiben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich auch zu ihm gehen sollte... Trotzdem stehe ich auf und gehe zu Bane rüber. Ich klopfe und er macht nach einer Weile auf. "Hey... Ich-" Ohne mich aussprechen zu lassen, schiebt er mich in sein Zimmer und schließt die Tür. Dann geht er wieder zu seiner Art Reck und macht Armübungen daran. Während er sich hoch und runter zieht, rede ich: "Ich gebe es ungern zu, aber mir ist trotzdem langweilig." Ich setze mich auf seine Couch und sehe ihm unauffällig beim Trainieren zu. "Was passiert jetzt eigentlich mit Doktor Pavel?", frage ich und bemühe mich, desinteressiert zu klingen. "Wieso interessiert dich das?", fragt er und stockt leicht mitten in der Bewegung. Ich zucke die Schultern. "Na ja, er ist ja ebenso ein Gefangener wie ich." "Du bist keine Gefangene." Ich muss auflachen. "Also dürfte ich einfach so gehen?" "Nein. Das nicht." "Also hälst du mich gegen meinen Willen fest und das nennt man gefangen halten." Er lässt die Stange los und kommt langsam auf mich zu. "Ein Gefangener von uns bekommt kein eigenes Zimmer, Klamotten, Bücher oder so viel Nettigkeit. Du schon." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Nettigkeit? Oh ja ihr alle wart sehr nett zu mir." Mein blaues Auge ist immernoch zu sehen. Wie auch meine Blutergüsse am Bauch, an den Armen und an den Beinen. "Nun pass mal auf Prinzessin. Im Gegensatz zu dem, was die mit Pavel tun, sind deine Verletzungen nichts." Er setzt sich neben mich auf die Couch und sieht mir tief in die Augen. Armer Doktor Pavel... "Kann ich wenigstens nach ihm sehen?", frage ich und streiche mir eine Strähne hinters Ohr. "Und wieso im alles in der Welt sollte ich dir das erlauben?", fragt er stirnrunzelnd. "Nun ja... I-ich... Ich bräuchte einfach jemanden, der-" Ich breche ab. Der nicht so verrückt ist? Der nicht weiß wie man mit einer Waffe umgeht? Ich seufze und schüttle den Kopf. Dann frage ich: "Was läuft denn im Fernsehen?" Ich mache ihn an und finde dann irgendeinen Horrorfilm. Bane zieht sich was über und setzt sich dann wieder neben mich. Aufmerksam schauen wir zu und er wird immer entspannter. Ich hingegen werde immer nervöser, was teils an dem Horrorfilm und teils an Bane liegt. Ich nehme mir ein Kissen und schlinge meine Arme darum. "Du hast Angst." Es war eher eine Feststellung von ihm, statt einer Frage. "J-ja. Du nicht?" Er zuckt die Schultern. "Was die da zeigen, habe ich schon öfters erlebt. Abgesehen von den Monstern." Ungläubig sehe ich ihn an, doch er sieht weiter nach vorne. Einige Minuten schweigen wir wieder, doch dann frage ich: "Bane?" "Hm?" "Hast du Kontakt zu meinem Bruder aufgenommen?" Er atmet tief ein und aus und sieht mich an. "Nein." Ich schlage die Augen nieder. Dass heißt Bruce wird irgendwann davon ausgehen, dass ich tot bin. "Und wenn du kein Geld für mich bekommst, was nutze ich dir dann?" Wieder zuckt er mit den Schultern. "Zu meinem Vergnügen? Vielleicht bist du mir später noch nützlich." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Plötzlich sieht Bane auf seine Uhr und springt auf. "Du musst gehen. Jetzt sofort!" Ich lege den Kopf schief. "Wieso?" "Geh einfach, beeil dich!" Ich stehe auf und er zieht mich zur Tür. Schnell will er die Tür aufmachen, doch ich höre ein kleines Klickgeräusch und Bane flucht in irgendeiner anderen Sprache und sieht mich böse an. "Was ist denn los?", frage ich leise und will die Tür öffnen. Sie ist zu geschlossen. "Die geht nicht auf. Nicht bis 4 Uhr morgens. Sie wird automatisch von außen verriegelt." "Und warum sperrst du dich Nachts ein?" Ich versuche ganz vorsichtig vorzugehen, weil er sehr gereizt wirkt. Er keucht auf und hält sich an der Couch fest. Er krümmt sich und stöhnt auf. Dann fällt er auf den Boden und ich knie mich vor ihm hin. "Was ist denn los?" Er lehnt gegen die Couch und krümmt sich vor... Schmerzen? "Die Flasche!", keucht er und deutet nach recht. Ich sehe in der Richtung eine Metallflasche, von der ein Schlauch und eine Atemmaske hängt. Ich bringe die Flasche mit Mühe zu Bane, der sich hingelegt hat und sich kaum bewegt. "Nimm... Nimm mir... die Maske ab." Unsicher sehe ich ihn an, doch er packt schmerzvoll fest meinen Arm und ich versuche seine Maske abzunehmen. Ich schaffe es und er schreit auf. Schnell halte ich ihm die Atemmaske an den Mund und drehe die Gasflasche auf. Bane entspannt sich immer und immer mehr, was ich an seinem Griff um meinen Arm merke. Jetzt betrachte ich Banes ganzes Gesicht. Er ist nicht entstellt. Er sieht aus wie ein ganz normaler Mensch. Ein Zischen lenkt mich ab und ich rieche irgendwas Bitteres. Der Schlauch hat sich etwas von der Gasflasche gelöst. Ich richte den Schlauch und mir wird dabei schwindelig. Meine Hand schläft ein und ich kippe auf die Seite und meine Augen fallen einfach zu.

Ich wache immer und immer wieder kurz auf, bleibe 5 Sekunden wach und kippe wieder weg. Das erste Mal sehe ich Bane, wie er an seiner Maske irgendwas macht, das nächste Mal wie er mich trägt und danach bin ich in einem Bett und Bane sitzt an der Bettkante. "Na endlich. Ich dachte du bist tot." Ich stöhne auf. "Was war das?" "Ein Schmerzgas. Du hast eine volle Dosis ins Gesicht bekommen." Ich nicke. "Wieso haut es mich um, dich aber nicht? Hast du so große Schmerzen, wenn du nicht die Maske an hast?" Er sagt nichts, sondern sieht mir nur in die Augen. "Was für Verletzungen musst du haben, um so etwas einzunehmen?", wispere ich und muss an die riesige Narbe, die an seiner Wirbelsäule verläuft, denken. "Das Gas in der Flasche bewirkt, dass ich einige Minuten ohne Maske überleben kann. In der Maske sind nicht ganz so starke Schmerzmittel. Sie wirken länger." Ich nicke und fahre mir übers Gesicht. Ich will aufstehen, doch Bane hält mich zurück. "Du wirst fallen. Das Schmerzmittel hat dich schwach gemacht." "Ich will mir trotzdem die Beine vertreten.", widerspreche ich und stehe langsam auf. Wie Bane es vorausgesagt hat, falle ich, doch er fängt mich schnell auf und legt mich zurück ins Bett. "Gleich nochmal." Diesmal stützt Bane mich und wir laufen etwas im Raum herum. "Schließt du dich hier immer ein um dein Gas in der Maske zu wechseln? Du willst nicht, dass das jemand erfährt?" Er nickt und wir schweigen wieder, bis er sagt: "Du schläfst auf dem Bett, ich auf der Couch." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Wow. Ein harter Befehlston. Hast du dir angewöhnt, hm?" Wir steuern auf das Bett zu und ich setze mich wieder darauf. Bane mustert mich und geht zu seinem Schrank. "Ich denke, dass du nicht in Jeans schlafen willst.", sagt er und nimmt sich 2 Sachen aus dem Schrank. Dann hält er sie mir hin, doch ich bin zu überrascht von seiner Nettigkeit. "Schön. Dann nimm sie eben nicht. Zicke.", raunt er und will die Sachen wieder weg packen, doch ich strecke die Hand danach auf und er gibt sie mir schließlich. "Wie wärs mit umdrehen?", frage ich und Bane dreht sich langsam um. Ich vergewissere mich, dass er auch wirklich nicht guckt. Da ist zwar ein Spiegel, aber er kann mich denke ich nicht sehen. Ich wechsle meine Sachen gegen das Shirt und die Boxershorts von Bane. Dann sage ich: "Fertig." Er verharrt in der Stellung und als ich mich umdrehe, sehe ich, dass er in den Spiegel sieht. Man sieht meinen Oberkörper aus seiner Sicht. Aber zum Glück war ich umgedreht, das heißt, er hätte nur meinen Rücken sehen können... Trotzdem. Ich lege mich ins Bett und beobachte schüchtern, wie Bane sein Shirt auszieht und sich auf die Couch legt, die zwar zu klein für ihn ist, aber das scheint ihn kaum zu stören. "Na gut... Gute Nacht...", wispere ich doch er brummt nur. Das Licht geht aus und ich setze mich auf. "N-nein... Nein!", rufe ich und Bane fragt genervt: "Was ist denn?" "I-ich... Ich kann nicht ohne Licht schlafen... Ich hab Angst im Dunkeln.", gestehe ich. Im Flugzeug damals war es noch relativ hell. Ich höre irgendwas, also schätze ich, dass Bane sich aufsetzt. "Wie alt bist du? 5 oder 25?" Ich frage mich erst gar nicht, woher er das weiß. Beschämt verschränke ich die Arme und höre wieder wie er sich bewegt, dann geht eine kleine Lampe an und Bane geht wieder zur Couch.

Es hämmert gegen die Tür und ich schrecke auf. Dann hört man draußen komische Geräusche. Ich setze mich auf und versuche meinen schnellen Atem zu kontrollieren. Ich werfe Bane einen kurzen Blick zu, doch der schläft nur ganz gemütlich auf der Couch. Ich stehe auf und es gibt draußen wieder ein komisches Geräusch. "Bane?" Noch ein Geräusch und ich knie mich neben die Couch. "Bane!", wecke ich ihn und er schlägt die Augen auf. Wieder ein Geräusch. "Was ist das?", frage ich ängstlich und er sieht sich um. "Das sind nur die Wasserrohre. Die quietschen." "Aber da hat jemand an die Tür gehämmert." "Das waren bestimmt Monster, Zombies oder wovor du sonst noch so Angst hast.", brummt er und dreht sich um. Ich verdrehe die Augen und sehe wieder zur Tür. "Aber was-" Nun hört man Schreie vor der Tür und ich zucke zusammen. Nun steht auch Bane auf und sieht auf die Uhr. "In zwei Minuten ist es 4 Uhr.", sagt er und zieht sich ein Shirt an. Wieder ein Geschrei. "Das ist doch Doktor Pavel, oder?", wispere ich und er zuckt die Schultern. Es klopft wieder an der Tür und ich sehe auf die Uhr. Der Zeiger springt gerade auf 4 Uhr. "Lass das sein Brooke.", mahnt er, doch ich öffne die Tür und sehe Doktor Pavel am Fußboden liegen, über ihm Finn, der eine Waffe auf ihn richtet. Doktor Pavel hat ebenfalls ein blaues Auge und blutet aus der Nase. "Oh Gott!" Ich stürze zu Doktor Pavel und frage: "Geht es Ihnen gut? Ist alles in Ordnung?" Pavel sieht hinter mich und schluckt. "Was soll das?", fragt Bane Finn. Auch der schluckt und antwortet: "Er wollte sich befreien und..." "Und ihr seid bewaffnet. Wie kann es sein, dass ein alter Mann vor euch abhauen kann?" Finn senkt den Kopf und Bane sieht Doktor Pavel an. "Sie fühlen sich bei uns wohl nicht so wohl Doktor. Sehen Sie sie an." Bane zeigt auf mich. "Sie wollte auch abhauen. Und wurde verprügelt. Jetzt macht sie keine schlimmen Sachen. Und sie schläft in einem Bett." Finn sieht irritiert zu Bane ins Zimmer, dann mustert er mich. "Bring Pavel wieder in seine Zelle und verpasst ihm eine Lektion.", ordnet Bane an. "Nein! Er wird das nicht nochmal machen!", rufe ich dazwischen. "Nicht wahr Doktor?" Pavel nickt und Bane nickt Finn zu. "Geh." Er wartet bis Finn Pavel weg gebracht hat, dann packt er mich an den Schultern, zieht mich auf die Beine und drückt mich gegen die Wand. "Wehe du widersprichst mir noch einmal vor meinen Männern! Haben wir uns verstanden?", fragt er in einem scharfen Ton. Ich starre ihm in die Augen und nicke. "K-kann ich gleich morgen früh zu Pavel?", frage ich, als der Druck gegen meine Schultern verschwindet. Bane nickt und geht wieder in sein Zimmer. Er wartet ab, ob ich in mein oder in sein Zimmer gehe. Ich würde ungern alleine sein, aber ich habe auch keine Lust, dass Bane mir wieder weh tut. Unsicher gehe ich einen Schritt auf mein Zimmer zu, entscheide mich aber dann doch in seins zu gehen.

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