Kapitel 4

Am nächsten Morgen wollte ich nicht aufstehen. Meine Augen schliefen einfach weiter. Aber ich musste ja immer noch zur Schule und heute war Mittwoch. Ich war gestern auch schon nicht da. Aber musste ich überhaupt noch hin? Schnell machte ich meine Morgenroutine und suchte mir meine Sachen zusammen. Ich entschied mich für ein dunkelrotes Shirt und eine schwarze Jeans. Dazu machte ich mir noch einen goldenen Armreif um und schminkte mich dezent mit Eyeliner, Mascara und Puder. Ich überprüfte noch einmal alles und dann nahm ich mir meine Tasche und ging in die Küche. Dort begrüßten mich die Jungs. Bzw die meisten von ihnen. Lukas und Alex lagen anscheinend noch im Bett und schliefen ihren Kater aus. Laut Dino wurde gestern Abend noch ein Whiskey geleert. Tiger war auch schon wach und hatte es sich auf einem der Stühle bequem gemacht. Ich schüttete ihm etwas Milch in eine Schale. Das musste heute mal als Frühstück reichen. Ich beschloss neben bei nach der Schule noch einkaufen zu gehen. Der Supermarkt war nicht weit weg, so weit ich wusste. Und Geld hatten die Jungs anscheinend auch genug.

Dean kam in die Küche und lief einfach an mir vorbei. Verwirrt runtzelte ich die Stirn.

,,Dean?" fragte ich.

,,Mila?", fragte er genauso verwirrt. ,,Was machst du denn hier?"

,,Ähh... Ich habe heute Nacht hier geschlafen." schlug ich versuchsweise vor.

,,Hast du?"

,,Ja. Jedenfalls dachte ich das, wenn ich bei euch meine eigenes Zimmer habe und -ganz zufällig- seid neustem hier wohne." Dann fügte ich noch hinzu. ,,Tue ich doch, oder?"
Sofort klärte sich Deans Blick und er strahlte mich an.

,,Ja, klar. Musst du eigentlich noch zur Schule?" Wahrscheinlich war er von Gestern auch noch etwas verkatert. Wow, dieses Wort sollte ich mir patentieren lassen....

,,Ja. Schließlich bin ich erst 16." antwortete ich anstatt einer schlauen Bemerkung darüber, dass mein Bruder nur in Boxershorts rum lief. 

,,Stimmt. Warte ich zieh mich eben um und bringe dich dann hin."

,,Brauchst du nicht. Der Weg ist nicht so weit." Ich hasse es, wenn Menschen etwas für mich machen, obwohl ich es auch selber machen könnte. Dean hasste es wohl, wenn man ihm widersprach. Seine Augen funkelten wütend und er sah mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz deuten konnte.

,,Ich sagte, dass ich dich hin bringe! Also tue ich das auch!" sagte er ziemlich laut. Sofort wich ich einen Schritt zurück. Dylan sprang förmlich von seinem Stuhl und stellte sich neben meinem Bruder. Dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr und wartete auf eine Antwort. Dean schien mit sich zu ringen, setzte sich aber schließlich mit einem leisen "Entschuldigung" auf einen der Stühle am Tisch. Dann setzte ich mich auch hin und Dylan flüsterte mir zu:

,,Er ist sonst nicht so. Er macht sich nur Sorgen um dich. Hier gibt es zu viele Menschen die nicht wissen wo es Grenzen gibt." Etwas verwirrt sah ich ihn an, aß aber dann mein Frühstück und wartete noch auf Dean. Er kam auch und wir stiegen in einen WEIßEN LAMBORGHINI !!!!!! Omg, ein LAMBORGHINI!!! Wir hatten zuhause zwar auch teure Autos, aber mein Vater wollte nie einen Lamborghini oder ein anderes Auto von der Sorte, kaufen. Dean und ich lieben schnelle Autos. Egal wie hässlich, Hauptsache schnell.

,,Warum hast du einen Lamborghini Aventador?!" fragte ich bewundert. Ich sah wie in seinen Augen eine kleine Panik auftauchte und er nicht wusste was er antworten soll.

,,Also...ich...ähh...das ist nicht so wichtig." stotterte er leicht.

,,Dean?! Woher zur Hölle hast du den!?" fauchte ich auf gebracht an. Seine Augen weiteten sich entsetzt und er sagt ganz ernst:

,,Ich werde dir noch nicht sagen woher ich ihn habe, aber ich habe ihn defenetiv nicht gestohlen. Das Verspreche ich dir." Ich war schon etwas erstaunt über seine Ernsthaftigkeit, aber dennoch ließ ich mich dann schweigend -mit diesem unglaublich schnellen und perfekten Auto- zur Schule fahren. Ich versuchte mir den Weg zu merken, was aber bei der Geschwindigkeit nicht so einfach war. Wir fuhren an unserer Straße vorbei und ich betrachtete das Haus meiner Eltern. Warum ich eigentlich gegangen bin? Warum ich nicht in meinem perfekten Leben geblieben bin? Ganz einfach: Mein Leben war für die anderen Menschen vielleicht perfekt, aber ich hasste es. Meine Eltern, meine Lehrer und alle anderen wollen immer, dass mein Leben so ist, wie sie es wollen. Nur weil sie es nicht so toll haben wie ich und meine Eltern. Dean und ich waren da schon immer einer Meinung. Deswegen ist er auch schon früher gegangen. Meine Eltern hatten ich Sorgen gemacht, aber ich nicht. Ich habe ihm vertraut. Er hat versprochen, dass ich zu ihm darf, wenn ich alt genug bin. Und hier bin ich. Bei meinem Bruder. In dem New-Yorker-Ghetto. 

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