Kapitel 12

Jayden hatte die Waffe entsichert und richtete sie weiterhin auf meinen Kopf.

Mein Kopf fing an zu rattern, alles in mir schrie danach mein Klappmesser aus seinem Versteck zuziehen und Jayden damit abzustechen. Aber dann wäre ich wahrscheinlich so gut wie tot, schließlich lebt es sich nicht lange mit einem Loch im Kopf, oder? Mila, hast du nichts besseres zu tun, als DA RÜBER nach zu denken? , machte ich mich selbst zur Schnecke.
Aber er würde doch nicht abdrücken oder? Andererseits hatte Dean auch abgedrückt ohne zu zögern.

,,Warum?" brachte ich schließlich heraus. Ich wusste nicht was Jayden damit bezwecken wollte, wenn er mich mit einer Waffe bedrohte, aber sonst nichts machte. HAHAHAHA, bin ich lustig. Ich sollte mehr nachdenken, bevor ich denke. Waaaaarte, stop! Denk richtig und lass dich nicht von Jayden beeinflussen, der gerade das Auto verlässt. Ich war völlig in Gedanken versunken, als der Killer einfach das Auto auf machte, aus stieg, wieder abschloss und schlussendlich vor meiner Tür stand. Diese öffnete er auch, aber nur um mich grob aus dem Auto zuzerren und mitten auf der Straße quasi als Geisel zu nehmen. Das Hupen der Autos hinter uns war mir die gange Zeit garnicht aufgefallen. Jayden hieß für mich jetzt übrigens nur noch Killer, nicht dass das irgendjemand falsch versteht. Und ich hatte kein einziges mal Panik verspürt. Vielleicht lag es daran, dass ich es gewöhnt war kurz vor einer vielleicht schrecklich Situation zustehen, schließlich hatte ich früher oft Prügel von meinen Eltern bekommen. Dean war dann immer dazwischen gegangen, aber als er dann weg war, war es nicht mehr so einfach ohne heftige Prellungen davon zukommen.
Ich beobachte mehr oder weniger entspannt die Autofahrer. Einige waren ausgestiegen, andere begutachteten das Schauspiel vom Inneren des Autos aus.

,,Warum? Warum nicht, Prinzessin?" flüsterte der Killer dann in mein Ohr, sein warmer Atem streifte leicht meinen Hals und eine Kribbeln fuhr durch meinen Körper. Die Beantwortung meiner Frage ergab für mich keinen Sinn, aber darüber konnte ich später auch noch nachdenken. Als die ersten Menschen realisierten, wie "ernst" die Situation war, gingen einige erschreckende Rufe durch die Menge. Mittlerweile standen viele Menschen auf der Straße, Passanten sind stehen geblieben und der ein oder andere kramte energisch das Handy aus der Tasche.

,,Was hast du vor?" flüsterte ich jetzt vorsichtig, ich hatte nicht vor den Killer zu provozieren.

,,Dean soll kommen." setzte er seine Anforderung mitten in die Luft. Mittlerweile filmten einige der Passanten auch das ganze Drama, das sich nun vor ihnen abspielte. Gespannt blickte ich in die Runde, ich wartete auf die nicht vorhanden Reaktionen der Zuschauer. Jayden strahlte hinter mir eine unglaubliche Wärme aus und mir wurde langsam auch immer wärmer. Trotz dieser absurden Situation vertraute ich Jayden. Und um ehrlich zusein, ich habe keine Ahnung warum. Vielleicht lag es daran, dass ich bei manchen Menschen einfach sehen kann, wann sie es ernst meinen und wann nicht. Übrigens hatte ich beschlossen Jayden nur noch ab und zu "den Killer" zu nennen, sonst wird's nen Stimmungskiller. Stop, komische Situation tun mir echt nicht gut. Nein, nein, nein, das lassen wir lieber. Bevor ich weiter nachdenken konnte, drückte Jayden mir die Waffe noch etwas fester gegen den Kopf. Dann wiederholte er seine kleine Forderung:

,,Dean, der Anführer der Black Deamons, soll kommen!" Seine Stimme schnitt quasi laut durch die Luft und brachte die Menschen allesamt zum Schweigen. Wieder fuhr ein Schauer über meine Haut, seine Stimme war so eindringlich, so strak, sie konnte einem echt Angst machen.

,,Warum?" ertönte eine weitere Stimme hinter uns. Ich konnte mir das Grinsen nicht mehr verkneifen, ich wusste, dass er da war, wenn ich ihn wirklich brauchte. Das war schon immer so, sonst wäre er nicht mein Bruder. Auch Jayden fing jetzt wieder an zu Grinsen, davor glichen seine Gefühle eher einem Stein. Er drehte sich, samt mir im Schlepptau, zu Dean um. Ich hätte jetzt fast angefangen zu lachen. Dean stand mit Dylan, Sam, Dino, Simon, Alex, Lukas und Nick ganz vorne in der Menschenmenge. Nick? Wow, dachte ich mir spontan, als sich kurz unsere Blicke trafen und er mich leicht an grinste. Die Menschen wichen zurück, jetzt vielen mir auch noch die anderen Jungs auf, die sich lässig zu meinem Bruder gesellten. Ich betrachtet die Gang genauer und mir viel das schwarze Wappen auf, dass jeder von ihnen trug. Dean hatte es auf der coolen Lederjacke, die Jungs entweder auf den Ärmeln oder auch den Jacken. Weiter hinten fiel mir ein Junge mit Bandana auf, der das Zeichen der Black Deamons groß auf dem roten Tuch hatte. Insgesamt bildete die Gang gerade 30 oder 40 Leute, diese Masse machte mir angesichts der Tatsache, dass dies gerade mal ein Viertel der Gangmitglieder war, ein warmes Gefühl in der Magengegend.

,,Ich habe etwas, was dir gehört!", durch schnitt Jaydens Stimme wieder den Lärm, der sich gerade gebildet hatte.

,,Willst du das Püppchen wieder haben?" Seine Stimme triefte nur so vor Spott und empört stieß ich Jayden den Ellenbogen in den Magen. Er zuckte leicht zusammen, aber ließ sich nicht beirren. Und er drücke auch nicht ab. Zum Glück. Ich sah Dean an, dass er am liebsten nach vorne stürzen wollte um Jayden von mir weg zugekommen.

,,Was willst du?" entgegnete er dafür nur, seine Stimme war ruhig, ich hätte etwas anderes erwartet.

,,Du weißt, ich brauche die Liste, und du weißt genauso wie ich wer sie hat." stellte Jayden jetzt die Situation da. Die Rädchen in meinem Kopf liefen rund, um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung warum.

,,Die Liste? Ich habe sie doch selber nicht einmal!" Ah, Dean spielte mit offenen Karten.

,,Ich weiß, dass du sie hast." Jayden wollte das wohl nicht auf sich sitzen lassen. Er dachte wohl Dean lügt absichtlich. Aber das stimmte nicht. Ich kenne meinen Bruder, ich weiß wann er bluffte und wann nicht. Auch wenn es für die anderen nicht so scheint.

,,Woher willst du das wissen?" Dean spielte offen, hielt seine Karten trotzdem verdeckt. Es ging immer darum den anderen zu proviezieren. Gelang wohl. Ich spürte wie Jayden unruhig wurde.

,,Denkst du echt ich habe nirgendwo einen Informanten?" fragte er dann spöttisch zurück. Für einen Moment sah ich so etwas wie Unbehagen in Deans Augen. Und dann nahm ich die Bewegung in der hintersten Reihe der Black Deamons wahr. Ein schmieriger Typ, samt Zeichen der Gang und Waffen versuchte sich unbemerkt aus dem Staub zumachen. Auch die anderen merkten das und dann brach die Hölle los. In den Reihen erhoben sich weitere Mitglieder einer Gang, die Waffen wurden gezückt und schon standen die Black Deamons in mitten eines Feuergefechts von beiden Seiten. Ich riss mich los, holte mein Taschenmesser heraus und stich es Jayden mit voller Kraft in die Schultern. Ich hatte nicht die Zeit es wieder heraus zuziehen, bevor ich denken konnte, hatten mich meine Beine zu Dean getragen. Die Gang hatte Schutz hinter einigen Autos gesucht, die Pistolen waren schussbereit. Dean nahm mich nach meinem kleinen Sprint in Empfang, dann feuerte er die ersten Kugel auf unsere Feinde. Die Menschen schrien, manche rannten davon und ich konnte ausmachen wie einer der anderen Jungs von Jayden mehr oder weniger unabsichtlich einem älteren Herrn eine Kugel in den Kopf jagte. Entsetzt riss ich die Augen auf, in diesem Moment hatte mein Kopf vollkommen abgeschaltet. Alles um mich herum wurde zur Nebensache, ich konzentrierte mich nur noch auf diese jetzige Situation. Bis jetzt waren alle von den Black Deamons, meiner Gang, unverletzt geblieben, aber ich hatte die Befürchtung, dass es nicht so bleiben sollte.

,,Auf drei zu den Jeeps, der Rest verteilt sich!" gab Dean den Befehl an den Rest von uns. Ich hatte keine Ahnung woher ich jetzt auf einmal den Mut nahm um das alles durch zustehen, aber es war mir egal. Ich musste das jetzt schaffen. Ich sah mich um, ein schwarzer Jeep mit getönten Scheiben stand etwas weiter hinten, wir hatten freie Laufbahn. Ein weiterer dieser Art stand daneben, mit genügen Abstand. Die meisten Jungs zogen sich zurück und verschwanden in den Menschenmengen, nur wir blieben. Die jenigen, die ich als erstes kannte. Dean gab ein Zeichen, der Lärm um mich herum wurde lauter. Ich war aus meiner Schockstarre wieder aufgewacht.

,,1...2...!" erhob sich Deans Stimme, alle waren bereit um ihr Leben zurennen.

,,Und 3!"

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