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So nah im Fahrstuhl. Sein Geruch zieht in meine Nase, inhaliere ihn hinein. Noch immer dieses Parfüm, welches mich in meinen Gedanken verfolgend selbst durch meine Träume jagt.
Lust, Schweiß und Tränen, es macht mich benommen. Will es am liebsten schmecken, nachdem ich mit meiner Zunge über seine Körper geglitten bin. Jede Ecke, Kante und Krümmung seines größten Organs kostend.
Zart heben sich meine Mundwinkel an. Mein Blick ist auf Wooyoung bloßes Auftreten gerichtet. Wie er ab und zu schnell formuliert ein paar Worte mit Yeosang wechselt, während sein eigentlicher und hauptsächlicher Fokus seinem Handy gewidmet ist. Sieht auf dem strahlenden Bildschirm, seine Daumen zucken. Tippen vor sich hin. Ungehindert. Ungestört. Wichtiger als Worte von Yeosang, die an ihn gewandt sind.
Bin der gespiegelten Wand im Fahrstuhl untergeben, danke dieser. Bin froh, dass es sie gibt. Stehe hinter ihm. Kann nur dadurch sein schönes, makelloses und nach dem langen Tag noch immer strahlendes Gesicht erspähen. Die Züge sind so zart geschwungen. Wie das Ende seines Nasenflügels perfekt zu seinem zarten Wangenknochen übergeht und, mit einem queren Überflug zur unteren Mitte seines Gesichtes, perfekt mit seinen weinroten Lippen harmoniert. Dazu noch das Muttermal, auf der einen Erhebung des Knochens seiner Wange. So perfekt gelegen unter seinen wunderbar gezeichneten Mandeln der Sicht. Oh würde er mich doch nur ansehen. Würden seine Pupillen mich verfolgen, wie sie den getippten Buchstaben auf dem Bildschirm nachrennen. Ich würde optimal gesehen im Erdboden versinken, zum Grundwasser übergehen und seinen Durst stillen, so würde er mich doch nur ansehen.
Und ich von Gefühlen gesteuert diesen Blick nicht entfliehen wollen. Jedoch gibt es da genau zwei Probleme. Erstens: wäre ich Bestandteil vom Grundwasser, würde dies durchaus nicht so gesund für Wooyoung ausgehen und zweitens: ich entfliehe seinen Blicken bisher immer und zu jeder Zeit.
Bevor mein Kopf in noch weiteres Geschwafel der hoffnungslosen Grundwasser, Keim und Pflicht Philosophie schwenken kann, kommt unser Aufzug auch schon in den Stillstand.
Gerade will ich mich mit nun noch intensiverem Starren von Wooyoungs Abbild verabschieden, da hebt sich sein Blick vom Leuchten. Fällt auf die Spiegelung umgeschwenkt genau auf meinen Augenschein. Starrt mehr in meine Seele, als ich jemals erwidert gedenken könnte. Meine Augen zucken nicht zu Seite, verfallen eher in eine Entspannung und wollen sich in diesem Blickkontakt gelegen in die Kuhle seiner Sichtfenster legen. Es genießen. Spüre diese Wärme. Wie sie in mir aufsteigt. Kuschel mich hinein in das Abbild der puren Perfektion. Bis die Tür sich von einem 'Ping' begleitet in zwei teilt. Wooyoung dazu veranlasst, seinen Kopf nach hinten zu drehen. Er hebt seine Hand an, setzt in der gleichen Sekunde zum Gehen an und gibt ein entspanntes "Tschau" von sich, während er mich anlächelt?!
Ich spüre, wie meine Wangen beginnen zu kochen. Sehe ein letztes Mal sein Lächeln, als er abermals winkt, während die Türen schon wieder zusammenfahren. Das Ziel Keller mit eingebauter Tiefgarage wird nun angesteuert. Konnte im Blickwinkel erhaschen, wie Yeosang die Verabschiedung erwiderte. Ich hingegen stehe weiterhin wie versteinert und gleichzeitig mit eingebaut: der letzte Vollidiot in der Ecke. Hab seinen Blick zum ersten Mal erwidert.
Seine Augen... in diese zu blicken ist so unglaublich und viel schöner, als ausschließlich seine Lippen anzustarren. Denn dort sehe ich ausschließlich die Bewegung des Sprechens oder die Veränderung, wenn das zarte Rosa sich verdunkelt, während er durch nervöses Kauen die Durchblutung anregt.
In der Garage angekommen, muss Yeosang mich davor retten abermals in die Höhe zu fahren, weil ich in diesen wunderbaren Gedanken gefangen gar den Ausstieg vergaß. Viel redeten wir nicht. Machen wir tatsächlich nie nach einem Arbeitstag. Außer, wir sind noch verabredet. Dann wird kräftig das Ziel des Treffens diskutiert, wobei die Gewinnchance für ihn als Fahrer stets etwas höher gelegen ist, als die meine.
Jedoch ist heute nicht ein derartiger Tag, somit sind wir beide gedanklich in unseren eigenen Welten. Ich noch immer bei Wooyoung und unserem nicht länger, als zehn Sekunden bestandenen Blickkontakt. Und Yeosang bei seinem Sofa, mit der Frage welche Serie er sich heute reinzwitschern soll.
Abermals vom Geiste meiner Seele verlassen und abwesend, muss ich meine körperliche Fähigkeit des Denkens und Bewegens erst wieder einfangen, als Yeosang mir ein weiteres Mal seinen Finger in die Schulter rammt. Diesmal die andere Seite. Hoffentlich werden dies zwei gleich gefärbte Hämatome, mit einer nicht vorhandenen Musterung seines verdammt nochmal spitzen Fingers. Somit mich selbst wieder fangend, drehe ich meinen Kopf zum Älteren und schenke ihm einen finster glänzenden Blick. Seine Äuglein hingegen schimmern mich unschuldiger denn je an. Und dann erkenne ich hinter seinem Haarschopf auch schon ein bekanntes Objekt. Das Wohnhaus, welches gegenüber von meinem eigenen liegt. Wir sind schon bei mir.
Offiziell bin ich also eingenommen genug, um gar nichts mehr geschissen zu kriegen.
"Vielen Dank, wir sehen uns dann morgen, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort und wie immer!"
Die Tür aufreißend, hab ich mich selbstverständlich schon während meiner Worte des Abschieds abgeschnallt und stehe sogleich auf. Schmeiß die Tür hinter mir direkt zu. Beuge mich nochmal zum Fenster, setze ein schiefes Lächeln auf und hebe meine Hand leicht winkend an. Da ich ihm eigene Worte aufgrund meiner schnellen Erhebung verwehrt hatte, erwidert er ausschließlich Mimik und Gestik. Anbei im gleichen Atemzug, lässt er auch schon die Kupplung kommen, tritt aufs Gas und ist somit schneller aus meiner Sichtweite gefahren, als ich ihn hätte anstarren können.
Nachdem mich abermals ein Fahrstuhl transportiert hatte, bin ich in der zehnten Etage angelangt. Lass meine Füße nervig über den Boden schleifen, bis ich vor der Haustür zum Stehen komme. Den Code, welcher meinem eigenen Hirn entsprungen ist, fehlerfrei eingebe und das Schloss in eine Öffnung springt. Trautes Heim. Glück allein.
Während des Gehens streife ich meine Schuhe von meinen schlaffen Füßen ab, die noch immer schleifend den Boden länger berühren als nötig. Mein Rucksack rutscht von meinen Schultern, wird mit der linken Hand am Riemen gehalten, vor dem Kuss mit dem Boden bewahrt und stattdessen auf einen Stuhl im Esszimmer abgelegt. Ich komme dabei keinem Stillstand nah, werde weiter getragen bis zu meinem Schlafzimmer, welches in Dunkelheit gelegen schon länger keine Wärme der Sonne mehr verspüren dürfte. Knipse stattdessen den Schalter direkt neben der Tür an.
Mein Kopf dreht sich nach links Gardinen in Grün, passen perfekt zum Farbschema meines Schlafzimmers bedecken jedoch kein Fenster. Dieses ist auf der rechten Seite.
Jedoch ist die Linke jene Seite, an der ich endlich zum Stillstand komme. Und die Gardinen auch jene Sache, welche sogleich zur Seite gezogen werden.
Offenbaren nach ihrer Öffnung eine Pinnwand. In der Mitte ein Bild von Wooyoung, mit Rot sind ein paar Herzen über das ganze Bild gezeichnet. Ein roter Faden geht zu seinem Wohnhaus Nr. 42 drei Straßen weiter, ein weiterer zu Yeosang: ‚Kindheitsfreund' steht unter meinem besten Freund.
Auch noch erwähnenswert dürften Bilder von seiner Nase, Wange, Mund und Augen sein. Wobei sein Haar auch nicht vergessen wurde, genauso wenig wie sein Lieblingsessen, -trinken, -farbe,.... einfach alles, was Yeosang mir jemals erzählt hat. Alles, was ich über Wooyoung weiß.
Aber am wichtigsten ist der Faden, welcher sich in drei teilt und drei mit rot verschmierte Bilder von drei anderen Männern an seinem Ende offenbart. Am offensichtlichsten ist dabei noch jene Sache, welche über ihre Augen gezeichnet ist, denn es sind Kreuze.
Aber egal. Wem interessiert die Vergangenheit, welche ich als Hindernis und Problem angesehen, immerhin schon längst beseitigt hab. Viel wichtiger ist, dass das Bild von seinen Augen ein rotes Herz um sich herum kriegt. Denn sie sind nicht nur die Fenster zu seiner Seele, sondern auch eine Schönheit, in der ich mich verloren habe. Und diesem Labyrinth an nussbraunen Farbpartikeln möchte ich am liebsten niemals entkommen. Diesen Anblick keine Sekunde mehr missen müssen.
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Diese Story ist crazy, hoffentlich bin ich noch in der Lage sie zu schreiben. Das Kapitel ist nämlich 3 Monate alt. 🙂↕🙂↕🙂↕
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