Kapitel 18
*
~Yoongi~
Leise Geräusche, die ich sonst nicht in meinem Zimmer hören kann, wecken mich. Etwas verwirrt, runzle ich meine Stirn, was sind das denn für Geräusche? Ich ziehe meine Nase kraus, ehe ich leise murrend meine Augen öffne. Durch die Vorhänge fällt ein wenig Licht in mein Zimmer, welches es mir schließlich auch erlaubt, die Quelle der unbekannten Geräusche zu sehen. Jimin. Die leisen Geräusche mussten also seine Atemgeräusche sein.
Unzufrieden, dass er mit dem Rücken zu mir liegt, verziehe ich mein Gesicht und rutsche wieder etwas näher an ihn heran. Als ich jedoch meinen Arm um ihn legen wollte, erledigt Jimin bereits die Arbeit für mich. Er dreht sich zu mir, legt einen Arm um meinen Bauch und sein Kopf benutzt meine Schulter als Kissen, ehe er sich an mich kuschelt. Ich gebe ein zufriedenes Brummen von mir, ehe ich einen Arm um ihn lege und mit der freien Hand anfange, durch seine Haare zu streichen.
Es kam gestern Abend ziemlich unerwartet, dass er vor meiner Tür stand, dennoch hatte ich mich gefreut, zumindest bis ich Shooky in seinem Arm gesehen hatte. Ich war kurz davor, einen Herzinfarkt zu bekommen, aber so, wie alles geendet hatte, war die Angst, die in mir hoch gekrochen kam, umsonst gewesen.
Manchmal stelle ich mir die Frage, warum er so viel Hate abbekommen hat. Er ist so eine wundervolle Person, die sowas nicht verdient hat. Jimin arbeitet immer so hart und will immer perfekt performen, alles für die Fans und uns geben. Warum also musste er sowas erleiden? Das Leben ist nicht fair, das haben wir alle schon am eigenen Leib erfahren können, in seinem Fall war aber wohl der sich überschneidende Zeitpunkt, in dem wir unsere schlechten Entscheidungen getroffen haben, das, was ihm den Rest gegeben hat. Ich bin so froh, dass er dennoch ein so starker Mann war und sich selbst Hilfe gesucht hat. Eigentlich bin ich auch stolz auf ihn, nicht jeder kann von sich behaupten, sich selbst wieder aus einem Loch hoch zu kämpfen.
Ich neige meinen Kopf und betrachte sein schlafendes Gesicht, es sieht so friedlich aus und er ist einfach nur wunderschön. Meine Hand wandert von seinen Haaren weiter runter, mit einem Finger fahre ich ihm vorsichtig über die Nase, die er kurz kraus zieht, was ich unglaublich süss finde, zu seiner Wange, in die ich kurz sanft hinein piekse, ehe ich auch sanft über sie streiche.
Mir kommt die Frage in den Kopf, wie ein Mensch nur so wunderschön sein kann. Für mich ist Jimin nämlich der schönste Mensch auf diesem Planeten. Sicher, wir sind manchmal auch wie Katze und Maus, ärgern uns und haben Streit, aber dennoch finden wir immer wieder zusammen. Wenn ich doch nur wüsste, ob Jimin auch etwas für mich empfindet. Normalerweise habe ich keine Probleme das auszusprechen, was ich denke, aber in diesem einen speziellen Fall hier fällt es mir so schwer, dass ich einfach schweige. Vielleicht ist es nicht unbedingt die beste Idee, aber ich kann nunmal nicht aus meiner Haut.
Jimin war schon immer ein Mensch gewesen, der Körperkontakt zu anderen suchte. Ganz am Anfang war es für mich mehr als nur befremdlich gewesen, denn ich mochte zu viele Berührungen oder Körperkontakt allgemein nicht. Mit der stärker werdenden Bindung zwischen uns allen, fiel es mir irgendwann jedoch leichter, es zu ertragen und irgendwann fing auch ich an von mir aus Berührungen zu verteilen. Bei Jimin war es aber schwer heraus zu filtern, ob etwas mehr dahinter stecken könnte und das machte mich im Moment einfach wahnsinnig! Tief seufze ich auf und höre kurz darauf eine Stimme.
„Was hast du Yoongi?“ murmelt Jimin leise und seine Stimme klingt verschlafen. Was soll ich ihm antworten? Die Wahrheit wäre eine Option, aber das bekomme ich nicht hin. „Guten Morgen, Jiminie. Nur ein paar Gedanken.“ erwidere ich deshalb ausweichend. Jimin brummte, schien noch sehr Schlaftrunken zu sein, ehe er ein „Morgen.“ nuschelte und sich wieder etwas mehr an mich kuschelte. Mein Herz machte dabei einen Hüpfer. Wieder so eine Situation, wo ich nicht weiss, ob er so handelt, weil er mich mag oder weil er einfach noch müde ist.
„Hoffentlich nichts ernstes Hyung…“ sagt er und ich merke, wie sein Verstand langsam immer wacher wird. Man kennt sich nach so vielen Jahren eben doch ganz gut. „Wie man es nimmt. Nichts, worüber du dir deinen hübschen Kopf zerbrechen müsstest.“ gebe ich zurück, stocke kurz und schlage mir innerlich eine Hand vor den Kopf. Wieso habe ich das jetzt gesagt?! Das ist ja schon mehr wie peinlich! Jimin fängt an zu kichern. „Dann will ich dir das mal glauben, Hyung. Wenn du es doch mal loswerden möchtest, höre ich dir gerne zu.“ Ich muss schmunzeln und drücke ihn ein wenig mehr an mich, bis mir etwas einfällt.
„Ich habe dich doch gefragt, ob du mit dir selbst wieder zufrieden bist… Ich habe einen Song geschrieben. Die Melodie habe ich bereits fertig, bei dem Text grobe Ideen notiert, vielleicht möchtest du mal rein hören?“ frage ich, weil mir bewusst ist, dass uns die Zeit doch ein wenig im Nacken hängt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Meldung raus geht, dass Jimin wieder bei uns ist und wir ein Comeback zu siebt haben werden. Das bedeutet für uns, dass es eigentlich sehr stressig wird. Hoffentlich kommt Jimin damit zurecht.
Jimin setzt sich auf und schaut mich an, dann fängt er an zu zappeln und springt schon quasi aus dem Bett. Verwundert schaue ich ihn an, wie er mit einem mal vollkommen wach zu sein scheint und mich mit einem so breiten Grinsen ansieht, das man meinen könnte, er strahle mit Hobi um die Wette. „Das fragst du noch?! Los! Los! Raus aus den Federn!“ ruft er begeistert und zieht mir die Decke weg. Hätte ich gewusst, dass ich mit meinen Worten meinen kuschelnden Jimin gegen einen Duracell-Hasen mit vollen Batterien eintauschen würde, hätte ich einfach geschwiegen. Leise vor mich hin brummend, krabbel ich aus dem Bett und gehe an einem lachenden Jimin vorbei an meinen Computer, um ihn einzuschalten.
Während der Computer hochfährt, schaue ich mir Jimin aus dem Augenwinkel an, wie er herumzappelt. Ich vermute stark, dass er es ziemlich vermisst haben muss, an Songtexten und Musik allgemein zu arbeiten. Schmunzelnd richte ich meinen Blick auf den Monitor, ehe ich meine Hand auf die Maus lege um einen Ordner zu öffnen und nach der Datei zu suchen. Kurz darauf höre ich ein Klopfen und runzle die Stirn. „Herein.“ brumme ich nur, absolut nicht glücklich darüber jetzt gestört zu werden.
„Mianhae, Hyung, aber ist Jimin…“ höre ich die dunkle Stimme von Taehyung, ehe ihn überhaupt gesehen zu haben, weil er sprach, während er die Tür öffnete. Ich wollte zu einer Antwort ansetzen, doch da zeigte er uns schon sein boxen grinsen.
„Ah, ich wollte nur wissen ob Jimin bei dir ist…“setzt er nach bevor ich antworten kann und zucke leicht mit den Schultern. Taehyung ging auf Jimin zu und umarmte ihn kurz, als sei er dankbar das Jimin nicht wieder verschwunden ist. Der Bund dieser beiden war wirklich stark. Wir alle haben eine gute und enge Bindung mit- und untereinander, aber bei den beiden war es einfach nochmal etwas ganz anderes. Ich bin fast schon neidisch. „Was macht ihr?“ fragte Tae.
„Ich war gerade dabei, Jimin den Song den ich komponiert habe vor zu spielen und ihm meine Textideen zu zeigen.“ gebe ich zurück und er grinst breit, während Jimin zustimmend nickt. „Wo wir gerade dabei sind, Hyung…" fängt Jimin an und richtet seinen Blick auf mich, ehe er ihn kurz nochmal zu Taehyung schweifen lässt. „Wir haben tatsächlich auch einen Songtext geschrieben und eine grobe Melodie…also…“ stockt er und ich sehe ihn einfach ruhig und abwartend an. Jimin holt tief Luft, ehe er mir dann das Anliegen der beiden nennt.
„Wir wollten dich fragen, ob du die Musik machen könntest?“ fragt er vorsichtig. „Wir haben doch ein paar Lieder frei, die wir eventuell neu mit einbringen können. Uns wäre es wichtig, dieses Lied singen zu können. In Absprache mit euch allen natürlich und mit dem Entertainment, aber wir würden es quasi gerne erst fertig haben und es dann allen zeigen.“ Kurz überlege ich. Mit dem Solo Song von Jimin, der eigentlich schon abgesegnet ist, haben wir noch Kapazität, ich mache mir aber mehr Sorgen darüber, ob es für Jimin nicht zu stressig werden wird. Als ich ihn allerdings ansehe, wie er mich so hoffnungsvoll anschaut, kann ich einfach nicht anders.
„Sicher, wir können gerne daran arbeiten…“ fange ich an, werde aber unterbrochen, als Jimin mir mit einem Freudenschrei um den Hals fällt und wir bald samt Stuhl auf dem Boden landen. Jimin bringt uns allerdings durch Verlagerung seines Gewichts wieder ins Gleichgewicht und bewahrt uns somit vor einem schmerzhaften Sturz. Ich räuspere mich. „Allerdings, möchte ich dir einmal kurz bewusst machen, dass es viel Arbeit ist, das weisst du doch sicherlich, oder?“ Tae schaut zwischen uns hin und her und schüttelt dann nur leicht den Kopf. Einen Penny für deine Gedanken, mein Freund…
Jimin stellt sich aufrecht hin, sieht mich finster an und stemmt seine kleinen Fäuste in seine Hüfte. Oh, shit. „Als ob ich das nicht wüsste, Hyung. Mir ist bewusst, worauf ich mich einlasse. Das war es übrigens auch schon, als ich mich entschieden habe, zu euch zurückzukommen. Mir ist klar, das du dir Sorgen machst, aber ich schaffe das schon. Fighting!“ Das war mal eine Ansage, irgendwie. Abwehrend hebe ich die Hände und nicke ergeben. Ich schweige bewusst, nicht, dass wir hier noch in einem kleinen Streit enden oder so.
Taehyung zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als er in die Hände klatscht. „Ich kann den Flow der Liebe hier sehen, ihr zwei Herzchen! Dann ist ja erstmal alles geklärt.“ meint er und geht dann wortlos aus meinem Zimmer. Was zum Teufel ist eigentlich manchmal falsch mit diesem Jungen? Jimin starrt ihn hinterher, sein Mund ist leicht geöffnet und er wirkt irgendwie schockiert. Manchmal frage ich mich, ob er Taehyung in solchen Momenten versteht. Er macht eine Handbewegung, die mir signalisiert das er sich von seinem kurzen Schock erholt hat. „Schenk ihm keine Beachtung, du weisst wie er manchmal ist.“ gibt er von sich und schaut auf den Monitor.
Auch ich komme langsam wieder in Bewegung und lasse den Mauszeiger auf der Datei, ehe ich die Kopfhörer nehme, sie Jimin aufsetze und die Musik abspiele. Ich beobachte ihn, wie er die Augen schließt und den Tönen lauscht. Das hat er schon immer gemacht und ich liebe diesen Ausdruck des Friedens auf seinem Gesicht. Ich warte, bis die letzten Töne erklingen und er die Kopfhörer abnimmt. Gespannt schaue ich ihn an und warte auf seine Meinung. „Das ist großartig, Yoongi Hyung!“
Meine Brust schwillt vor Stolz an. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so ein Gefühl gehabt zu haben, wenn ein anderer Member sowas gesagt hat. „Was ist mit den Lyrics?“ fragt er und ich ziehe eine Schublade auf, aus der ich mein schwarzes in Leder gebundenes Notizbuch heraus, suche die Ideen und gebe es Jimin in die Hand. Verwundert werde ich angesehen. Ja, ich weiss, eigentlich gebe ich es nie aus der Hand. Jimin fängt an zu lesen. „Hyung, schau mal, wenn wir das nehmen, wie wäre wenn wir dann…“ fängt er an und ist wieder total in seinem Element. Letztlich weiss ich nicht, wie lange wir an dem Text gesessen haben, ich weiss nur, das ich die Zeit wirklich genossen habe…
*
------------------
Meine Lieben, ich lebe noch... Ich hatte das halbe Kapitel schon eine Weile fertig, aber mir fehlte einfach die Motivation. Falls ihr welche findet, gebt mir bitte welche ab. Im Moment ist es so schlimm, das ich ehrlich gesagt sogar überlege, Bad Decision zu beenden und dann das Schreiben sein zu lassen, weil ich keine regelmäßigen Updates bringen kann. Ich hoffe ich konnte euch eine kleine Freude machen.
~Mystrien~
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top