Kapitel 11

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~Yoongi~

Leise schließe ich die Tür hinter mir. Genervt atme ich aus. Was ein Abgang, kann ich. Ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle. Allgemein hatte ich mich nicht mehr richtig unter Kontrolle, seit Jimin wieder zurück war. Ich fahre mir durch die Haare und lasse mich auf mein Bett fallen. Yoshi…? Was ist das bitte für ein selten dämlicher Name?! Wer nennt sein Kind denn bitte Yoshi? Sowas würde ich vielleicht Jin Hyung zutrauen, der einfach Super Mario vernarrt war. Pah! Und verdammt nochmal in was für einer Verbindung steht Jimin mit Yoshi? Läuft da wirklich nichts? Haben wir…habe ich ihn an jemand anderen verloren, weil ich einfach ein Lahmarsch war?

Bevor ich jedoch weiter in meine Gedanken eintauchen konnte, höre ich es an meiner Tür klopfen. Ich runzele meine Stirn. „Wer ist da?“ brumme ich als Antwort auf das Klopfen. „Der hauseigene Sonnenschein!!!.“ bekomme ich als Antwort, manchmal frage ich mich wirklich, wie man so gut drauf sein kann. Aber es ist gut, dass wir alle verschieden sind. „Komm rein.“ gebe ich zurück und sehe dabei zu wie Hoseok die Tür öffnet, eintritt und wieder hinter sich schließt. Stumm bleibt er einen Moment in meinem Zimmer stehen und sieht mich an. Ich habe das Gefühl, als würde er mir in die Seele blicken wollen.

Ich wechsle meine Position auf dem Bett, rutschte und setze mich in den Schneidersitz, zeige Hoseok mit einer Handbewegung, das er sich setzen soll. Hobi kommt näher und setzt sich, sieht mich dabei unentwegt an und ich kann es nicht verhindern, dass ich mich ein wenig unbehaglich fühle. Leicht legt er den Kopf schief. „Also Grumpycat, was ist im Moment los mit dir? Du verhältst dich komisch und ich bin mir sicher, es fällt den anderen demnächst auch auf.“ fragt er mich und ich verdrehe die Augen. Ich hatte wirklich keine Lust auch den anderen Rede und Antwort zu stehen, zumal die im Gegensatz zu Hobi nicht mal wussten, worum es bei mir eigentlich ging.

Tief seufze ich auf, blicke Hoseok in die Augen und fange an, ein meinen Fingern herum zu knibbeln, ehe ich das Wort ergreife. „Ich weiß nicht genau, ich denke es ist irgendwie alles. Jimin, der wieder da ist, der so anders ist. Der Grund warum er gegangen ist, Yoshi…“ Kurz breche ich ab und sehe schon an Hobi‘s Gesichtsausdruck, das ihm meine Antwort nicht reichen wir. Das taten die knappen Antworten nie, weil er immer der Meinung ist, ich würde mich damit nicht genügend auseinander setzen und es würde gut tun, sich alles von der Seele zu reden.

„Ich habe Probleme damit, das wir es waren, die Jimin zum gehen gebracht haben. Wir sind eine Familie, seine besten Freunde, wir haben so schlecht über ihn geredet und er hat es auch noch mitbekommen. Wir hätten für ihn da sein sollen, hätten auf ihn zu gehen und fragen sollen, was mit ihm los war. Doch stattdessen haben wir hinter seinem Rücken über ihn geredet. Wir sind schlechte Freunde gewesen. Dazu kommt noch, das es ihm dadurch so schlecht ging… Ich meine, wir haben ihm so gesehen von Hinten ein Messer in den Rücken gerammt, er ist gegangen und ich denke, die Entscheidung wird ihm schwer genug gefallen sein…dann kamen noch die ganzen Hasskommentare dazu, die ihm den Rest gegeben haben und es ihm so schlecht ging, das er sich…runter gehungert hat, bis er einem Skelett Konkurrenz machen kann…“ sprudeln die Worte dann doch einfach so aus mir heraus.

Bevor Hobi jedoch etwas sagen konnte, fahre ich fort. „Überleg mal, es ging ihm schlecht, er war alleine, nicht mal in seinem Heimatland, wir hätten auch da für ihn da sein sollen. Ich fühle mich so unglaublich mies. Wir alle haben ihm geschrieben, als wir sein Verschwinden bemerkt haben und ich habe Worte gewählt, die ihn zusätzlich wie ein Feigling haben aussehen lassen. Ich habe mich entschuldigt, aber ich weiß nicht, ob er mir verziehen hat.“ kurz stoppe ich wieder und will direkt wieder ansetzen, doch Hobi hebt die Hand.

„Yoongi. Wir alle fühlen uns nach Jimins Erklärung schlecht. Jeder von uns macht sich darüber Gedanken. Nun…Taehyung vielleicht ausgeschlossen, was dieses Thema angeht, weil er sich diesbezüglich nichts vorzuwerfen hat, aber er wird sich um andere Dinge Gedanken machen. Alle haben aus diesem Fehler gelernt, wir müssen jetzt nur lernen damit umzugehen.“ Seine Stimme ist so ruhig und ich weiß auch, dass er recht hat, aber trotzdem hilft es nicht, dass ich mich besser fühle.

„Du wirst dich deshalb genauso schlecht fühlen wie wir anderen auch. Dennoch, es ist alles Vergangenheit. Das mag hart klingen, aber es ist so. Es macht auch keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen, was gewesen wäre wenn, denn das werden wir nie erfahren, weil es passiert ist, wie es nunmal passiert ist.“ redet er weiter und zeigt mir somit seine Sicht des Ganzen auf und er hat recht. „Und was ist, wenn er es mir nicht verziehen hat, das ich ihn gefragt habe, ob es sein ernst ist, das er den Schwanz einzieht?“ frage ich und knibbel weiter an meinen Fingern herum.

„Wenn er uns nicht verziehen hätte, dann wäre er nicht wieder zurückgekommen. Aber wenn es dich so sehr beschäftigt, dann frag ihn doch einfach? Frag ihn ob ihr sprechen könnt.“ erwidert mein Gegenüber und ich bewege überlegend meinen Kopf hin und her. „Aber er ist so anders, ich weiß nicht ob…“ doch zuende sprechen kann ich nicht, da werde ich schon unterbrochen. „Was ist in deinen Augen an ihm anders?“ höre ich ihn fragen.

„Naja, er…er sieht aus wie ein Skelett. Als er mit Taehyung wieder her kam, war ich erst erleichtert und dann schockiert als ich ihn richtig angesehen habe. Auch seine weite Kleidung konnte es nicht verstecken. Wir sind nicht dumm und anhand seines Gesichts, war mir eigentlich das Ausmaß klar. Ihn dann nochmal so zu sehen, als er oben ohne mit Jungkook… Es war grauenvoll für mich. Da habe ich mich wieder gefragt wie viel Leid dieser Mensch ertragen haben muss und zeitgleich fragte ich mich, wie stark er eigentlich sein muss, um sich selbst Hilfe zu holen. Die Kraft zu finden, wieder aufzustehen, zu realisieren, dass es so nicht weitergehen kann. Und zu wissen, das wir mit Schuld daran sind, schmerzt so unglaublich, das ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll.“ erkläre ich und weiß aber auch schon direkt, dass es eigentlich nicht die Frage beantwortet, weshalb ich auch den eindringlichen Blick von Hoseok quasi auf meinem Gesicht brennen spüren kann.

Er sagt nichts, deshalb erkläre ich weiter. „Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Vielleicht wäre alles anders gewesen, wenn ich nicht so gefühlsbehindert gewesen wäre und es früher erkannt hätte, dass ich Jimin…liebe. Eigentlich traurig, das er erst abhauen musste, damit mich die Erkenntnis wie ein Schlag traf.“

„Du bist eben Min Suga unser Stein. Du brauchst nunmal länger um dich mit deinen Gefühlen auseinander zu setzen und auf einen grünen Zweig zu kommen, das bedeutet nicht dass du ‚gefühlsbehindert‘ bist. Trotzdem hast du mir noch nicht richtig geantwortet.“ sagt er und ich bin ihm dankbar für seine Worte.

„Ja, das weiß ich selber. Er…ich weiß nicht genau, was er morgens gemacht hat, ich vermute, er war im Trainingsraum. Jedenfalls habe ich ihn morgens in der Küche getroffen. Ich bin zu ihm gegangen, habe ihn umarmt und gesagt, das ich froh bin, dass er wieder zurück ist. Früher hätte er gelacht, mich direkt umarmt und sich für meine Worte bedankt, doch an dem Morgen stand er einfach einen Moment nur da und wirkte wie eingefroren. Letzten Endes hat er mich zurück umarmt, aber es hat gedauert. Allgemein ist mir aufgefallen, dass er weniger lacht und nicht mehr so viele Berührungen teilt. Ich habe Angst, das es vielleicht stimmt, das doch etwas zwischen ihm und…Yoshi ist.“ Traurig lächel ich Hobi an.

Auch sein Lächeln, welches er mir gerade schenkt ist nicht so strahlend wie sonst. „Schau mal, vielleicht war Jimin überfordert. Wir alle wissen, du magst Berührungen nicht ganz so gerne. Oder er war überrascht. Alles in allem denke ich, das er sich auch manchmal einfach nicht sicher ist, wie er sich verhalten soll. Die Umstände waren sehr ungünstig. Wir müssen uns erst wieder annähern. Es wird nicht von jetzt auf gleich alles so sein, wie es mal war, da müssen wir alle dran arbeiten. Aus unseren Fehlern lernen, direkt reden und Jimin jetzt wieder unterstützen, das es ihm hier bei uns gut geht.“ sagt er und lächelt mich an.

Wir alle wollen, das es Jimin bei uns wieder gut geht und werden auch alles in unserer Macht stehende dafür tun. „Und was wäre, wenn da etwas zwischen Jimin und diesem Yoshi wäre? Was würdest du tun?“ fragt Hobi mich und ich stocke.

Gute Frage, was würde ich tun? Eine Weile schweige ich, weil ich überlegen muss, ziehe dann die Augenbrauen zusammen, als ich die Antwort für mich gefunden habe. „Nichts. Ich würde nichts tun und es akzeptieren. Ob ich Gefühle für ihn habe, oder nicht. Ich will das er glücklich ist. Ich will ihn an meiner Seite. Wenn nicht in einer Beziehung, dann als guten Freund, so wie vor einem Jahr.“ Hobi grinst mich breit an, scheinbar wollte er genau das von mir hören.

„Genau. Was anderes könntest du auch nicht tun. Mal davon ab, das wir auch gar nicht wissen, ob da wirklich was ist. Aber, ich denke, es liegt an dir oder viel mehr an uns, jetzt auf Jimin zu zu gehen, damit es wieder so werden kann wie früher. Denn er hat den ersten Schritt gemacht, indem er wieder zu uns gekommen ist und uns alles erzählt hat, jetzt sind wir an der Reihe.“ Manchmal frage ich mich, ob Hobi nicht einfach ein wirklich alter Mensch ist, der sich optisch gut gehalten hat. Oder er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, wer weiß.

„Ich will ihn. Am liebsten in einer Beziehung, aber er fasst mich ja nicht mal mehr an. Ich vermisse seine Berührungen.“ murmle ich dann vor mich hin, zum Ende immer leiser werdend. „Und ich will wissen, ob da was mit diesem Yoshi ist oder nicht.“ setze ich noch nach.

„Tja, dann mach du den ersten Schritt auf Jimin zu, berühre ihn, guck, ob er es toleriert oder nicht. Das Thema Yoshi würde ich persönlich erstmal ruhen lassen, vermutlich reagiert Jimin da nach Jungkooks Aktion erstmal sehr sensibel drauf. Wie dem auch sei, näher dich ihm an, guck, was er toleriert und wenn es sich ergibt, frag ihn persönlich.“ gibt Hobi mir noch den Rat mit. Dankbar schenke ich ihm mein Gummy Smile. „Ich werde es versuchen. Danke Hobi.“ sage ich und rücke ein Stück näher an ihn heran, um ihn kurz zu umarmen.

„Gerne, dafür sind Freunde schließlich da.“ sagt er zu mir, ehe er dann auch aufsteht. „Ich gehe jetzt runter und helfe in der Küche, sonst verzweifelt unser kleiner Maknae da unten noch.“ sagt er breit grinsend. „Kookie ist alles, aber nicht klein.“ meine ich und Hoseok fängt an zu lachen, ehe er sich zur Tür begibt. „Nur fall nicht mit der Tür ins Haus und lass es langsam angehen.“ sagt er noch, ehe er mein Zimmer verlässt.

Nicht mit der Tür ins Haus fallen, schon klar. Aber irgendwo muss ich ja anfangen. Eines weiß ich aber, ich werde Jimin nicht anspringen und zu Tode knuddeln, aber irgendwie muss ich den ersten Schritt machen. Und vielleicht, nur ganz vielleicht, gibt es ja doch eine Chance, das nichts zwischen ihm und Yoshi ist. Ich hoffe es, denn ich weiß nicht, ob ich es aushalten kann, sollte es so sein…

*

So meine Lieben. Hier ist das verschollene Kapitel, das ich neu schreiben musste. Es ist tatsächlich anders geworden und ein Stück länger. Das Gespräch ist vom Inhalt her aber gleich, wenn auch mit anderen Worten. Alles in allem nehme ich mir den Druck raus. Wie zum Beispiel, das meine Kapitel an die 2000 Wörter haben sollten etc. Ich mache Cuts nach Gefühl und wenn es weniger Wörter sind dann ist es so.
Vielen Dank für eure Geduld!

Habt noch einen schönen Tag!

~Mystrien~

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