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~POV Kostas~
Als wir vor Lucys Wohnungstür ankamen, öffnete keiner diese. "Lucy!", rief ich und klopfte gegen die Tür, doch auf der anderen Seite war es still. "Hier! Schlüssel!", sagte Jana und hielt mir einen Schlüssel hin, welchen sie wohl im Blumentopf gefunden hatte. Schnell schloss ich die Tür auf und wir rannten in die Wohnung um Lucy zu suchen. Ich schaute in der Küche nach, fand sie jedoch nicht. Und auch im Wohnzimmer war keiner. "Kostas!", schrie Jana hysterisch, weswegen ich zu ihr rannte. Mir stockte der Atem als ich Lucy sah. Sie war blutüberströmt und bewusstlos. "Ruf einen Krankenwagen!" Schnell nahm ich mein Handy raus und wählte den Notruf, während Jana versuchte die Blutung zu stoppen. "Bitte...bitte... bitte...", flüsterte Jana Lucy zu. "Ihre Atmung ist flach und ihr Puls sehr sehr schwach. Komm her. Behalte ihre Atmung und ihren Puls im Blick. Und drücke das Tuch auf ihre Pulsader. So wie es aussieht wollte sie sich umbringen..." Ich tat sofort was sie sagte. Zum Glück war sie Krankenschwester. Ich hätte in dieser Situation keine Ahnung, was ich tun sollte. Jana lagerte die Beine von Lucy hoch und hob dann ihr Shirt an. Dabei kam eine große Stichwunde zum Vorschein. "Scheiße...." Jana zog ihre Jacke aus und drückte sie auf Lucys Brustkorb. Plötzlich hörte sie auf mit ihren Tätigkeiten und auch ich schaute sie geschockt an. Anscheinend merkten wir beide das Gleiche. Ich spürte ihren Puls nicht mehr und auch ihre Atmung hatte aufgehört. Bevor wir irgendwas unternehmen konnten, kamen die Sanitäter zu uns. "Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Gerade eben, kurz bevor Sie gekommen sind." Jana und ich gingen aus dem Raum um die Sanitäter nicht zu stören. Ich weiß, Lucy hat viel Scheiße gebaut und ich hatte mir gewünscht sie nie wieder zu sehen, aber ich wollte doch nicht, dass sie stirbt. Neben mir hörte ich plötzlich ein Schluchzen und ich sah, dass Jana weinte. Ich nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Auch, wenn ich sie nie mochte, will ich nicht, dass sie stirbt..." "Wird sie nicht. Sie schafft das..."
Ganze zwanzig Minuten standen wir in der Küche, bis einer der Sanitäter zu uns kamen. In seinem Blick war nichts abzulesen und ich hoffte nur, dass alles gut gegangen war. "Erstmal möchte ich Ihnen sagen, dass Sie alles richtig gemacht haben. Sie haben versucht die Blutungen zu stoppen." Mein Herz raste und ich betete innerlich, dass sie auf dem Bett lag und sie mit ins Krankenhaus genommen wurde. "So wie es aussieht hat sie sich alle Verletzungen selbst zugezogen und auch eine Überdosis an Tabletten genommen." Warum laberte er soviel um den heißen Brei herum? Er soll uns einfach sagen, dass Lucy noch lebte. "Sie hat es leider nicht geschafft." Dieser Satz traf mich wie ein Schlag, doch ich war zu geschockt um zu weinen. Das übernahm aber Jana für mich, denn sie weinte jetzt bitterlich. "Es tut uns sehr leid." Ich nickte. "Ich werde ihre Eltern anrufen, würden Sie sie solange bitte nicht mitnehmen? Die Eltern sind in fünf Minuten da." Der Sanitäter nickte und ließ uns wieder alleine. Ich nahm mein Handy in die Hand und rief Ronja, Lucys Mutter, an.
Ronja: "Ja?"
Kostas: "Ronja? Bitte kommt sofort zu Lucy."
Ronja: "Warum? Was ist passiert?"
Kostas: "Kommt einfach."
Damit legte ich wieder auf. Ich wollte es ihnen nicht am Telefon sagen. Wir brauchten jetzt nicht auch noch einen Unfall. "Entschuldigung?" Ich holte einen der Sanitäter zu uns. "Wären Sie so nett und würden es den Eltern von Lucy sagen? Ich denke nicht, dass wir das schaffen." "Ja, werden wir." "Dankeschön." Ich schaute Jana an, welche immer noch weinte. "Wollen wir gehen?" Sie nickte nur. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Lucy war tot.
"Du weißt überhaupt nichts! Du weißt nicht, was richtig ist. Aber okay. Wenn du so eine 'Beziehung' haben willst, von mir aus. Ich lasse euch in Ruhe. Für immer. Du wirst mich nie wieder sehen. Ich glaube, es wäre besser, wenn ich niemanden von euch jemals wiedersehe."
Erst jetzt fiel mir die Nachricht in ihren Worten ein. Hätte ich eher gewusst, dass ich ihre Worte ernst nehmen sollte, hätte ich versucht es zu verhindern.
Als wir bei Jana in der Wohnung ankamen, saßen Theo und Mik dort, welche sich gerade unterhielten. "Hey, wir haben uns schon gewundert wo-" Theo unterbrach, als er unsere Gesichter sah. "Was ist, denn bei euch passiert?" Wir setzten und zu ihnen und keiner von uns beiden konnte wirklich anfangen zu reden. Ich atmete tief durch und versuchte dann die ganze Geschichte von vorne zu erzählen: "Lucy hat mich angerufen und irgendwas gesagt, dass sie mich liebt... Aber sie hörte sich schwach an. Jana und ich wussten, dass da was nicht stimmte, wir sind hingefahren und haben sie blutüberströmt aufgefunden." Theo und Mik schauten uns mit großen Augen an. "Die Sanitäter haben noch versucht sie wieder zu beleben... Sie ist tot." Es entstand eine bedrückende Stille und jeder war irgendwie in seine eigene Trauer verfallen. Ich merkte wie Mik einen Arm um mich legte und mir beruhigend über den Rücken strich. Klar, Lucy war hinterhältig und auch ein ganz schönes Missstück. Sie hat viel kaputt gemacht oder es zumindest versucht. Aber ich habe das Gefühl, dass all diese Sachen uns mehr zusammengeschweißt haben. Nicht nur Mik und mich sondern auch, Jana, Theo, Daniela, Jeremy und Lina. Aber trotzdem hat sie den Tod nicht verdient. Das hatte niemand.
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