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~POV Mik~

Der hatte mir wirklich noch gefehlt. Ich antwortete ihm nicht und hoffte, dass er einfach wieder verschwand oder mich auch ignorierte. Doch stattdessen blieb er einfach sitzen und starre, genau wie ich, auf das Wasser. "Wie geht es dir?" Immer noch antwortete ich ihm nicht. Dann will man einmal seine Ruhe haben und schon kommt der nächste Vollidiot um die Ecke. "Okay, schon klar, dass du mich hasst. Aber ich dachte, wir könnten ein wenig Smalltalk halten." "Meinst du im Ernst, dass ich jetzt mit dir Smalltalk halten will?", fragte ich ihn unglaubwürdig. "Vermutlich nicht. Aber du siehst so traurig aus, da dachte ich, dass du vielleicht etwas Gesellschaft haben willst." Klar. Als ob er meine Laune verbessern würde. "Erzähl mir was los ist." "Nein.", sagte ich sofort. Warum sollte ich ihm alles erzählen? Er kannte mich doch nicht mal und es war ihm bestimmt auch egal, was in meinem Leben gerade so abgeht. "Na gut, wie du willst." Ich schaute ihn aus dem Augenwinkel an und irgendwie sah auch er traurig aus. Warum war er überhaupt hier? Alleine? "Warum bist du hier?", sprach ich meine Gedanken aus. "Um den Kopf freizubekommen. Aber es interessiert dich sowieso nicht und ich will dich nicht mit meinen Problemen zureden." Ich setzte mich anders hin, sodass ich ihn jetzt direkt ansehen konnte. Justin und Probleme? Na, das sowas nochmal passiert. "Was ist los?" Auch er drehte sich zu mir um, sodass er mich ansehen konnte. "Ich hatte da dieses eine Mädchen. Nein, es war kein One-Night-Stand oder sowas. Wir waren zusammen. Ja, richtig. Ich hatte eine Beziehung." Ich schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich bin eigentlich nicht wirklich der Beziehungsmensch und ich denke das weißt du auch. Aber als ich sie kennengelernt habe da... keine Ahnung irgendwie war es anders... Ich glaube, sie hat mir gezeigt, was Liebe bedeutet. Und ich habe sie wirklich geliebt. Ich habe sie verdammt geliebt und hätte alles für sie getan. Und plötzlich erwische ich sie mit einem anderen im Bett." Am liebsten hätte ich jetzt gesagt, dass er jetzt weißt, wie es sich anfühlt ausgenutzt zu werden, doch er sah so traurig und verletzt aus, dass ich lieber gar nichts sagte. "Sie meinte zu mir, dass ich nicht gut genug für sie bin und sie mich nie geliebt hat. Ob du es mir glaubst oder nicht, aber ich hätte mich selbst schlagen können. Erst da wurde mir klar, wie scheiße ich eigentlich bin. Was für eine Scheiße ich mit anderen Leuten abgezogen habe und auch mit dir... Ich wusste nicht, dass es so verletzend sein kann... Mik, es... es tut mir echt leid." Ich sah, dass sich Tränen in seinen Augen gebildet hatten, weswegen ich ihn ein wenig geschockt ansah. Ich wusste gar nicht, dass Justin auch eine weiche Seite hatte. Ich seufzte. "Ich verzeihe dir nicht, aber ich nehme deine Entschuldigung an." "Danke." "Na schön, willst du auch meine Geschichte hören?" "Wenn du sie mir erzählen willst?" "Lucy ist aus der Psychiatrie raus." "Was? Im Ernst?" Ich nickte. "Eigentlich ging es ihr ganz gut. Also zumindest laut Kostas. Aber wie sollte es anders kommen, Kostas und Lucy haben zusammen geschlafen." Justin schien so geschockt, dass er überhaupt nichts sagen konnte. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass sie etwas zusammen haben. Wenn es einmal passiert wäre, hätte ich ihm vielleicht verziehen. Aber es ist schon öfters passiert und irgendwie zeigt mir das, dass Kostas mich nicht liebt..." "Und... was hast du jetzt vor?", fragte er vorsichtig. Okay, seit wann war er so schüchtern und vorsichtig. Sonst war er immer so direkt. Hatte ihm seine Beziehung wirklich so dermaßen die Augen geöffnet? Ich erkannte ihn gar nicht wieder. "Ich lasse mich scheiden." "Bist du dir da sicher? Ich meine, ihr habt soviel miteinander durchgestanden. Und seit meiner Trennung, weiß ich, wie schmerzhaft sowas sein kann." "Ja... Aber ich kann es ihm nicht schon wieder verzeihen. Er wird es immer wieder tun und darauf habe ich keine Lust. Ich will einfach nichts mehr von ihm wissen. Soll er doch mit Lucy glücklich werden." Justin seufzte. "Beziehungen sind scheiße." "Wem sagst du das." Er holte sich eine Zigarette raus und zündete sie an. "Willst du?" Ich schüttelte mit dem Kopf. "Das ist keine normale Zigarette. Das Zeug bringt dich ein bisschen runter." Ich schaute ihn fragend an. "Das ist Gras. Ein paar Züge und alles ist okay." "Nein, danke." "Na gut. Aber du weißt, dass du ruhig zu mir kommen kannst, wenn du mal Zeug brauchst? Oder, wenn du reden willst. Dann kannst du auch gerne vorbeikommen." "Du meinst, dass ich ganz plötzlich wieder zu dir komme und mit dir über meine Probleme rede?" "Vermutlich nicht. Aber ich wollte es dir angeboten haben. Hey, wir sitzen in einem Boot. Wir wurden beide verarscht und haben beide Liebeskummer." "Ich hab kein Liebeskummer." "Nicht?" "Nein. Das ist er nicht wert. Er ist nicht mal eine Träne wert." Justin nickte. "Vermutlich hast du Recht." Er bot mir wieder seine Zigarette an. Ach, scheiß doch drauf! Ich nahm sie und zog ein paar tiefe Züge. Tatsächlich merkte ich schon nach kurzer Zeit die Wirkung. Ich war irgendwie entspannter. "Siehst du? Viel besser oder?" Ich nickte und Justin drückte mir ein Päckchen in die Hand. "Nur für den Fall." "Danke." Ich weiß nicht ob es an dem Gras lag, aber irgendwie war ich dabei Justin wieder zu mögen. Er kam mir so anders vor. So angreifbar und verletzlich. Hatte er sich vielleicht doch in der Zeit, als er eine Beziehung hatte, geändert? Konnte sich ein Mensch ändern? 

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