Willkommen im Jahr 1977

Draco's POV

" Bitte was?", platzte ich heraus, ehe ich es hätte verhindern können. Ich blickte mein Gegenüber ungläubig an. Obgleich ich den lebenden Beweis, dass es sich wohl um jenen Regulus handeln musste direkt hier vor mir hatte, weigerte sich irgendwas in mir, wirklich zu glauben, dass ich meinem verstorbenen Großcousin gegenüber stand. Er konnte nicht hier sein. Tote auf irgendeine Art zurück in die Welt der Lebenden zu holen, war schlichtweg unmöglich.

Ich schluckte leicht, als ich den schwarzhaarigen Jungen erneut musterte. Alles an ihm kam mir so fremd, doch aus seltsame Weise auch so unglaublich bekannt vor. Als hätte ich jenen Jungen schon häufig in meinem Leben gesehen. Als wären wir uns öfter einfach in einem, der viel, steinernen Korridore in Hogwarts begegnet. Hätten uns anschließend genau so skeptisch angesehen, wie jetzt, in diesem Moment.

Seine silbergrauen, kühl wirkenden Augen musterten mich ebenfalls mit milder Interesse. Als würde er gerade, in diesem Moment bereits überlegen, wie er mich einschätzen sollte. Was er von mir denken sollte. Ob er mich Alf Hauskameraden und Freund, oder doch eher als Feind sehen sollte. Er wirkte misstrauisch und seine Blick glitt unruhig an mir auf und ab. Lag diese misstrauische Art in der Familie?

Oder lag es einfach nur daran, dass er jemand war, wie ich? Jemand, der nicht wusste, wem er trauen konnte. Jemand, der hinter so gut wie jedem, noch so freundlichen Gesicht einen Verräter, Betrüger vermutete. Jemand, der so gut wie nichts über sich preis gab, aus Angst, sich den falschen Leuten anzuvertrauen. Jemand, der andere Leute oft missverstand, und selbst ebenfalls missverstanden wurde.

Mom hatte einige Male, wenn sie einmal über ihre frühere Familie erzählt hatte behauptet, ich würde sie manchmal sogar an Regulus erinnern. Was sie mir damit hatte sagen wollen, verstand ich bis zu jenem Tag nicht ganz. Demnach, was ich von Harry über Regulus und seinen Tod gehört hatte, war ich davon ausgegangen, dass er sehr mutig gewesen sein musste.  Mutig. Schlau. Gerissen. Ich selbst war vielleicht eine einzige Sache, von all den, eben aufgezählten Dingen. Doch mutig zählte definitiv nicht zu meinen Eigenschaften.

" Ich habe mir meinen Namen nicht ausgesucht, Waters.", riss die kühle Stimme meines Gegenübers plötzlich aus den Gedanken.  Ich zwang mich, wieder aus meinen Tagträumereien heraus zu kommen und riss den Kopf nun in Regulus' Richtung. Zwei Paare, fast identischer, silberner Augen trafen aufeinander und blickten sich starr an. Fast schon, als würden sie testen, wer dem Blick des jeweild Anderen länger Stand halten konnte. So, als würden sie versuchen, das jeweilige  Gegenüber in Grund und Boden zu starren. Schließlich war es Regulus, der seinen Blick als Erster senkte.

Ich musste ihn wohl noch immer recht durchdringend angestarrt haben, den Regulus versteifte sich etwas, sah nun wieder auf und runzelte die Stirn. " Stimmt irgendwas nicht?", Fragte er tonlos und legte den Kopf schief. " Du scheinst ja ziemlich verwirrt zu sein.", ich jedoch konnte nur nicken. Was hätte ich schon Anderes tun sollen? Ich war im Zaubertränke Unterricht gegen eine Wand geschleudert worden. Ich war ohnmächtig geworden, nur um mich einige Minuten später meinem verstorbenen Großcousin gegenüber zu sehen.

" Ich bin nicht verwirrt!", entgegnete ich schließlich recht trotzig und blickte Regulus kühl an. Dieser hob nur eine Augenbraue und blickte mich erneut prüfend an. " Du stehst hier also einfach aus Lust an der Freude herum, als würdest du aus einer anderen Welt kommen?", hakte er leicht amüsiert nach. " Welches Jahr haben wir?", presste ich hervor und sah Regulus fragend an. Wenn meine Vermutungen stimmten, hatte ich Glück. Denn dann würde es mir zumindest erspart bleiben, hier in Hogwarts in meine Teenager- Eltern hinein zu rennen.

Regulus blickte mich nun noch irritierter an. " 1977. Was denn sonst?", antwortete er schließlich trotzdem und zuckte mit den Schultern. " Müsstest du das nicht selber wissen?", seine Stimme klang nun einfach nur noch skeptisch. Als würde er mich entweder für verrückt halten, oder würde irgendeine Falle hinter meinen Worten erwarten. Und demnach, was Mom  mir über Regulus erzählt hatte, war dies wohl auch nicht ganz ohne Grund so.

Wie oft musste er schon getäuscht worden sein, dass er nun dermaßen kritisch war? Wie oft musste sein Vertrauen schon missbraucht worden sein, dass er nun so misstrauisch gegenüber Fremden reagierte? Wie oft musste er verletzt worden sein, dass er nun so kalt und unnahbar wirkte. Wie oft musste ihm schon jemand in den Rücken gefallen sein, dass er wirkte, als würde er sich nicht einmal seinem besten Freund wirklich anvertrauen.  So oft wie ich? 'Nein. ', hörte ich meine innere Stimme. ' Häufiger. '

Ich räusperte mich, nur um kurz darauf ein tonloses Lachen zu Stande zu bringen.  " Das...war ein Witz, verstehst du?", gab ich nicht sonderlich überzeugend von mir. " Passend zum Monat.", Regulus blickte mich nun an, als hätte er mich für komplett verrückt und verschränkte trotzig die schlanken Arme vor der Brust. " Wir haben September. ", erklärte er.

" Vergiss einfach, was ich gesagt habe. ", murmelte ich schließlich, da mich langsam das Gefühl überkam, dass ich mich verplappern würde, würde ich versuchen, mich da noch irgendwie raus zu reden. Sollte er mich für verrückt halten. Dies wäre immer noch besser, als wenn er die Wahrheit erfahren würde. Lieber sollte er denken, ich wäre psychisch nicht ganz in Ordnung, anstatt das er drauf kommen würde, dass ich gar nicht aus jener Zeit kam. Dass ich aus einem ganz anderen Generation kam. Dass ich aus der Zukunft kam und bereits Dinge wusste, die niemand aus Regulus' Generation jetzt schon erfahren sollte. Dinge, die Differenz gesamte Generation auf den Kopf stellen würden. 

Ich versuchte, mich an dem jungen Black vorbei zu drücken und weiter den Gang entlang zu kaufen. Wohin genau wusste ich noch nicht. Irgendwohin. Irgendwohin, wo keine Schüler aus Regulus' Generation herum standen und mich skeptisch anblickten.  Irgendwohin, wo ich vor Regulus' durchbohrendem Blick sicher sein würde. Irgendwohin, wo auch die anderen drei aus meinem Jahrgang gelandet waren. " Wohin des Weges, Waters?", nervös blickte ich Regulus an und schluckte leicht. " Große Halle."

Regulus nickte knapp. " Moment. Wie kommt es eigentlich, dass wir uns noch nie begegnet sind?", erneut musste ich leicht schlucken. 'Du bist tot.', dachte ich, doch hütete ich mich davor, jenen Satz wirklich auszusprechen. Das durfte er jetzt nicht erfahren. Nicht heute. Nicht morgen. Nicht, ehe es wirklich so weit war, dass er sterben sollte.

Es wäre zu verwirrend. Zu beängstigend. Und womöglich würde die Gefahr bestehen, dass er versuchen würde, etwas an seiner Zukunft zu ändern. So, wie es viele Leute wohl am liebsten tun würden, wenn sie wissen, dass ihr Tod nicht mehr sonderlich weit entfernt war.

Es war kein schönes Gefühl, jemanden einfach seinem Schicksal zu überlassen. Jemandem nichts zu verraten, was ihm womöglich das Leben retten könnte. Doch es ging nicht anders. Auch, wenn ich bei dem Gedanken an den Tod meines Großcousins seltsamerweise einen leichten Stich in der Brust verspürte. " Ungünstige Umstände, vermutlich.", ich drehte mich noch einmal zu Regulus um u d brachte ein mattes Lächeln zu Stande.

Jener Black schien mir noch immer zu misstrauen. Er glaubte mir nicht, das konnte ich fühlen. Er wusste womöglich, dass ich log.  Und doch machte er sich nicht die Mühe, noch mehr weiter zu bohren, sondern nickte mir erneut knapp zu. " Möglich.", meinte er trocken und lächelte schwach. " Sehen wir uns später im Gemeinschaftsraum?", ich zuckte mit den Schultern. " Vermutlich. ", meinte ich knapp, ehe ich mich endgültig umdrehte und den Gang, in die entgegengesetzte Richtung von Regulus entlang lief. Willkommen im Jahre 1977.

AN: Joaa, ein neues Update XD etwas spät, aber joa😅 wie fandet ihr es so? Ich bin irgendwie nicht ganz zufrieden damit...und ihr? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommis und joa😊 dann bis bald 😉❤

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