Großcousins
Draco's POV
Als ich wieder zu mir kam, sah ich verschwommene Umrisse. Farben, die zu seltsamen Bildern verschmolzen. Wände, die sich mit dem Boden mischten. Ich blinzelte in der Hoffnung, meine Sicht so etwas verbessern zu können und setzte mich benommen auf. Während meine Sicht mit der Zeit einigermaßen klarer wurde, versuchte ich mir klar darüber zu werden, was in den letzten Minuten passiert war.
Minuten. Oder waren es gar Stunden gewesen? Stunden, in denen ich bewusstlos hier gelegen habe? Hier in einem der vielen Gänge in Hogwarts? Ich konnte es nicht genau sagen. Ich wusste nur, dass jeder, der mich so gesehen hatte, sich vermutlich halb tot gelacht hatte. Draco Lucius Malfoy. Eisprinz von Slytherin. Ehemaliger Todesser, liegt nach einem Unglück in Zaubertränke stundenlang bewusstlos auf dem Boden.
Fast schon konnte ich die Stimmen der anderen Schüler in meinem Kopf hören. Ihre Stimmen, so voll von Hohn, Spott und Hass. Ihre Stimmen voller Schadenfreude. Aber was genau war eigentlich passiert? Ich wusste nur noch, dass ich Weasley angerempelt hatte, der folglich die Zutat hatte in den Trank Falken lassen, die definitiv nicht hinein gehört hatte. Dann war alles schwarz geworden. Mein Sichtfeld. Meine Erinnerung.
Und nun lag ich hier. Auf einem Korridor, irgendwo in Hogwarts, was so ziemlich überall sein könnte. Doch war das alles, was passiert war? War ich durch das Unglück irgendwie hierher geschleudert worden? War ich vom Klassenzimmer aus hierher katapultiert worden? Unmöglich. Immerhin war die Türe des Zimmers geschlossen gewesen. Doch wie kam ich sonst hierhin?
Und vor allem, war das hier das Hogwarts, das ich kannte? War das hier die Umgebung, in der ich sieben Jahre lang zur Schule gegangen war? Konnte ich mir sicher sein, dass dies hier mein zweites zu Hause war, so, wie ich es auch bis jetzt gekannt habe?
Schließlich rappelte ich mich benommen auf und lief gedankenverloren einen der vielen Gänge in Hogwarts entlang. Ich musste wohl so in meinen wirren Gedanken verloren gewesen sein, dass ich ganz und gar vergessen hatte, auf den Weg zu achten. Kaum etwas, an dem ich vorbei kam nahm ich wirklich war. Nicht den grünen, englischen Rasen außerhalb des Ganges. Nicht die Schüler, die an die Wand gelehnt auf dem Gang saßen und mir seltsame Blicke zuwarfen. Und auch nicht die Person, mit der ich schließlich auch kollidierte.
Ich hörte Das Geräusch, das entstand, wenn einige Bücher auf den Boden fielen. Gefolgt von einem frustrierten Aufstöhnen. Doch die Reaktion, die ich von meinem Gegenüber erwartet hatte blieb aus. Trotz meinen Erwartungen gab es niemanden, der mich anschnauzte. Niemanden, der mich anschrie, ich sollte doch aufpassen, wo ich hinlief. Nicht einmal ein ' Pass doch auf!', war zu hören.
Normalerweise hätte ich mich wohl gefreut, denn so etwas war nach der großen Schlacht eine Seltenheit geworden. Es war eine Seltenheit, dass ich nicht von anderen Schülern wütend angesehen wurde. Dass sie mich nicht mit Blicken begutachteten, die mir wohl am liebsten sonst was auf den Hals wünschten. Es war eine Seltenheit geworden, dass sie mich nicht schon wegen solchen Kleinigkeiten anschnauzten. Doch was sollte es? Ich hatte mich bereits daran gewöhnt. Es grenzte nahezu an ein Wunder, dass jener Schüler keines dieser Dinge tat.
Schließlich sah ich zu dem Jungen, der sich nun daran gemacht hatte, seine Bücher, die ihm bei unserem Zusammenstoß runter gefallen waren aufzuheben. Unsicher, was ich sagen sollte, räusperte ich mich. Als der andere Junge sich nichts anmerken ließ, fast schon so tat, als wäre ich nicht da, fand ich schließlich meine Stimme wieder. " Soll ich dir helfen?"
Normalerweise wäre ich jetzt wohl von meinen eigenen Worten geschockt gewesen. Ich, Draco Malfoy bot einem anderen Schüler an, ihm zu helfen. Dabei, auf dem Boden herum zu kriechen und die heruntergefallenen Bücher aufzulesen. Nicht gerade Malfoy- haft...Doch ich hatte schließlich beschlossen, mich zu ändern. Ich hatte nach dem Krieg beschlossen, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Ein neuer Mensch zu werden. Und das hier wäre doch schonmal ein guter Anfang- oder?
Der Junge blickte schließlich zu mir auf und ich hatte das Gefühl, im nächsten Moment einen Herzstillstand erleiden zu müssen. Zu sehr erinnerte er mich an einen weiteren Jungen, den ich jedoch nie kennengelernt hatte. Ein Blick in sein Gesicht genügte, um meine Erinnerung an jenen Jungen zu wecken, der so oft auf alten Familienportraits zu sehen gewesen war. Familienportraits, von Mum's früherer Familie. Familienportraits der Familie Black.
Ich stolperte ein Stück zurück, versuchte jedoch trotzdem, mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich war es nicht jener Junge, der hier persönlich vor mir stand. Nein, denn dies wäre unmöglich. Dank Harry hatte ich nach dem Krieg von dem Schicksal des dunkelhaarigen Jungen erfahren- und aus irgendeinem Grund hatte es mich mehr bedrückt, als ich zuerst gedacht hatte, dass es das tun würde. Er war jung gewesen...so jung...und doch schon alt genug, um eines Todes zu sterben, den man nicht mal seinen schlimmsten Feinden wünschen würde.
Dieser Junge, der hier vor mir stand, könnte sein Ebenbild sein. Beruhige dich, Draco. Er sieht einfach so ähnlich aus. Das ist doch nicht Seltsames. Ich musterte den Jungen etwas. Einige Strähnen seiner schwarzen, auf eine gewisse Art unordentlich wirkenden Haare hingen ihm in die Stirn. Seine Haut war, ähnlich der meinen sehr blass, wirkte fast schon kränklich. Einige Adern schimmerten an seiner Schläfe und seinen Handgelenken lila- bläulich durch die helle Haut.
Er trug die typische Hogwarts Uniform. Ein weißes Hemd, die dazu gehörige schwarze Hose und natürlich die schwarzen Lederschuhe. Um seinen Hals gebunden trug er eine silber- grün gestreifte Krawatte. Ein Slytherin also...Ein Grund mehr, weshalb er mich an jenen Großcousin erinnerte, den ich nie kennen gelernt hatte. " Nein.", sagte er schließlich relativ monoton als Antwort auf meine Frage, was ich jedoch nur am Rande wahrnahm. Viel zu versunken war ich erneut in meinen Gedanken. beschäftigt war ich damit, mich mit meinen Gedankengängen zurecht zu finden. Wer war das hier vor mir?
Ich könnte schwören, ihn noch nie bei uns Slytherins gesehen zu haben. Ich könnte überhaupt schwören, ihn noch nie wirklich an unserer Schule gesehen zu haben. Der einzige Ort, an dem ich jemanden gesehen hatte, der auch nur annähernd so ausgesehen hatte wie mein Gegenüber, war ein altes Familienportrait gewesen, dass Mum mir vor nicht allzu langer Zeit unter die Nase gehalten hatte.
Schließlich richtete mein Gegenüber sich auf und blickte mir direkt in die Augen. Und ich hatte fast das Gefühl, in einen Spiegel zu blicken. Er hatte fast genau die gleichen, hellgrauen Augen sie ich. Nur, dass die seinen mehr in einen silberartigen Grauton schlugen, als meine. Sie wirkten durchdringend und doch lag ein Ausdruck in ihnen, von dem ich mir sicher war, dass er nicht aus meinen Augen abzulesen war. Seine Augen wirkten kühl. Stolz.
Stolz, doch aus irgendeinem Grund wirkten sie unendlich traurig. Als hätte er etwas erlebt, oder würde etwas durchmachen, dass ziemliche Narben hinterlassen hatte. Narben, die nicht so schnell wieder heilen würden. Als hätte er in seinen jungen Jahren schon mehr durchgemacht,als Andere es in ihrem ganzen Leben tun. Er wirkte jung, doch aus irgendeinem Grund auch mehr als nur gebrochen. Wenn man die traurige Ausstrahlung für einen Moment außer Acht lassen würde, könnte man den schwarzhaarigen Jungen wohl durchaus als hübsch bezeichnen.
Aus irgendeinem Grund kam mir der zierliche Slytherin vor mir so bekannt und doch so fremd vor. Als wäre ich ihm schon an die hundert Mal über den Weg gelaufen und doch wusste ich, dass dies unser allererstes Aufeinandertreffen war. Mein Gegenüber schien mich wohl auch nicht zu kennen, denn er wirkte genauso verwirrt wie ich selbst. Er starrte mich noch einige Zeit mit seinen grauen Augen an, ehe er dich wohl ein Herz fasste. " Wer bist du?", bohrte er nach, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Eigentlich hatte ich antworten wollen. Eigentlich hatte ich ihm meine Identität verraten wollen, doch irgendwas hielt mich davon ab. Irgendwas sagte mir, dass es keine sonderlich gute Idee war, mich hier, vor dem fremden Jungen als Draco Malfoy vorzustellen. " Wer bist du?", Fragte ich deshalb stattdessen zurück, woraufhin der Junge trotzig die Arme vor der Brust verschränkte. " Ich habe dich zuerst gefragt.", entgegnete er und ich hatte das Gefühl, seiner Stimme nun einen leicht gereizten Ton entnehmen zu können.
" Ich bin-", Fing ich schließlich zögerlich an, während ich verzweifelt versuchte, irgendeinen Namen außer meinem Wirklichen zu nennen. Denn, wenn hier wirklich das passiert war, von dem ich dachte, dass es eingetroffen war, könnte vor allem mein Nachname zu gründlichen Verwirrungen führen. Außerdem hatte ich nicht wirklich Lust darauf, als verrückt erklärt zu werden, weil ich mich als Malfoy bezeichnete. " Devan Waters.", sagte ich schließlich kurzerhand.
" Und jetzt du." Mein Gegenüber sah mich einen Moment lang noch leicht skeptisch an, schien dann aber zu beschließen, dass meine Antwort einigermaßen vertrauenswürdig klang. Schließlich schlich sich sogar ein gekünsteltes Lächeln auf seine Lippen, als er meine Frage nach seinem eigenen Namen beantwortete.
" Regulus. Regulus Black. "
AN: Soo, habe es endlich geschafft, hier weiter zu schreiben...Nach zwei Monaten. Das ist irgendwie traurig...😂😂 aber jetzt ist es ja draußen...Wie fandet ihr das neue Kapitel? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in dieKommis 😊 dann bis bald 😉❤
LG: Reggie_Black710
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