One
„Chan, das wird dich interessieren!", meinte Changbin aufgeregt und fand seinen Kumpel, wo auch sonst, im Musikzimmer. Die Finger auf die weißen und schwarzen Klaviertasten gelegt, der Kopf in einer Traumwelt, wo nur Musik und er existierten. Changbin hasste es, wenn er Chan bei seinem Klavierspiel unterbrach, aber die Nachrichten würden ihm gefallen. Aufgeregt tippte Changbin Chan auf die Schulter und bekam so die Aufmerksamkeit des Australiers. Abrupt beendete Chan sein Stück und schaute in das Gesicht Changbins. „Was gibt's?"
„Du weißt ja, dass Hyunjin der Ansprechpartner für die Erstsemester ist. Wenn sie Schwierigkeiten haben sich zurechtzufinden-"
„Bring es auf den Punkt, Bin."
„Ja, tut mir Leid", entgegnete Changbin hastig und faltete nervös seine Hände vor seinem Schritt zusammen. Jedes Mal bekam er einen Hauch an Gänsehaut, wenn Chan etwas ruppig rüberkam, was seit einer langen Zeit der Fall war. Früher war er nicht so gewesen. Da klang seine Stimme so weich und zart. „Dieses Jahr studiert jemand ganz Besonderes hier. Stell dir vor er trägt überall ein Pokémonplüschtier mit und sieht viel zu jung aus zum Studieren. Es wäre so als würde er sich ein Mittelschüler hier verlaufen haben. Yang Jeongin ist wirklich eine interessante, aber auch seltsame Person." Chans braune Augen fingen an zu leuchten, die Hände zog er von den rettenden Klaviertasten zurück. „Meinst du das ernst?" Changbin nickte. „Das muss ich mit eigenen Augen sehen. Was studiert er? Wo kann ich ihn finden?" Changbin wusste einfach, dass dieser seltsame Student Chans Aufmerksamkeit an sich reißen konnte. Das Klavier war richtig teuer, deswegen musste Chan stets sichergehen, dass alles abgesperrt war, wenn er den Musikraum verließ. Es war ein Geschenk, dass seine Musikprofessorin ihm die Möglichkeit gab hier in der Mittagspause üben lies. Chan wollte es irgendwann mal weit bringen mit der Musik. Musik war seine Luft zum Atmen, seine Heilung.
„Er studiert Jura und er befindet sich immer auf der Außenanlage." Seit die Uni wieder vor einer Woche angefangen hatte, sah man Jeongin zu der Zeit nicht woanders. Chan und Changbin kamen an die Außenanlage an, die nicht besonderes groß war. Da die Universität an einem Park grenzte, verbrachten die Studenten lieber ihre Zeit im größeren, schöneren Park, als auf den mickriger Außenanlage. Das Glück stand auf Chans Seite, denn würde Jeongin sich wie die anderen Studenten im Park befinden, dann würde er eine richtige Suche starten müssen und da hatte er nicht die Zeit dafür. Die halbe Zeit seiner Mittagspause hatte er bereits im Musikzimmer verbracht und dachte, dass er bis zu seiner Musiktheoriekurs darin blieb.
Wie ein schillernder Paradiesvogel inmitten von Tauben stach der Student heraus. Seine bunte Jacke war mit verschiedenen Pokémonanhänger versehen, in der Hand ein Pokémonkuscheltier, das sich als Vulpix herausstellte. In seiner Kindheit hatte er die Spiele mit seinen Freunden gespielt. Solche Erinnerungen brannten sich in sein Gedächtnis, sowie der Name des Pokémon. Chan wusste sogar, dass es sich hierbei um ein Feuerpokemon handelte und seine Weiterentwicklung Vulnona hieß, ein neunschwänziger Fuchs. Vulpix, selbst ein kleines Füchslein passte ausgezeichnet gut zu Jeongin, der die Augen eines Fuchs besaß. Nur konnte man sie nicht so gut erkennen, weil sie hinter einer Brille mit schwarzen Rahmen steckten. Der Fuchsjunge ging gerade in die Hocke und strich sanft über einen orangene Tulpe, während er Vulpix fest im Arm hielt.
„Das ist schräg, oder?", meinte Changbin neben ihm. Changbin sprach seine Gedanken aus. Jeongin war wirklich ein schräges Kerlchen. Mit seinem Vulpix und seinem Babygesicht „Ich gehe ihn ansprechen", meinte Chan locker und lief auf den Jungen zu. Sowie es aussah, hatte er keine Freunde oder sie waren im Moment nicht da. Chan wusste, dass es hier ein paar Nerds gab. Jeongin würde sich blendend mit ihnen verstehen. Er könnte ihm sogar sagen können, wo sie ihre Dungeon and Dragonrunden spielten. „Hey", meinte Chan und schaffte es Jeongin zum Aufzucken zu bringen. Jeongin richtete sich auf und drehte sich langsam um, als würde er in Chan ein Horrorfilmmonster sehen, das ihn gleich umlegen wollte. Jeongin rückte seine Brille zurecht und sah voller Angst auf Chan. „Ja?", kam es leise aus seinem Mund. Chan vermutete, dass Jeongin hier noch nicht so viel geredet hatte, denn seine Stimme klang belegt und unbenutzt, als würde Jeongin sie verstauben lassen. „Du bist Jeongin, oder?" Jeongin rückte nervös seine Brille zurecht. Er lugte leicht zur Seite, was Chan nur zeigte, dass ihm die Konversation hier unangenehm war. Was war schon dabei wenn er ein bisschen mit ihm reden wollte? Er wollte ihm ja nicht irgendwelche schlimmen Geheimnisse erzählen.
Jeongin nickte leicht. „Ich bin Chan. Du bist im ersten Semester, oder?" Wieder nickte Jeongin. Um ihn nicht komplett zu verscheuchen, musste Chan die Sache langsam angehen. Wenn er doch nur Jeongin zum Reden bringen konnte, dann wäre diese Konversation so viel leichter. „Keine Angst. Ich stalke dich nicht oder so. Vielleicht kennst du ja Hwang Hyunjin. Er ist mein Kumpel." Als würde irgendwas klick in Jeongins Kopf machen, wurde seine Haltung etwas leichter. „Ja, ich kenne Hyunjin. Er ist sehr nett."
„Wie findest du die Universität so? Hyunjin hat mir erzählt, dass du oft alleine bist." Das waren leere Worte und Chan wusste, dass er sich in Gefahr begab Jeongin erneut zu verängstigen, doch Chan musste jetzt einfach Poker mit dem Neuen spielen. Die Karten standen gut für ihn, denn tatsächlich kamen ein paar gewünschte Worte aus seinem Mund. Sie klangen wie Musik für Chan. „Es ist schwer jemanden zu finden....wenn man so ist wie ich....."
„Wie wäre es wenn wir Nummern tauschen? Ich finde dich interessant. Hyunjin würde das sicher auch freuen. Wie wäre es?" Jeongin kramte in seine Hosentasche und holte sein Handy raus, welches er zitternd Chan. „Hier speicher' deine Nummer ein."
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