Z für Zicke

LIAM   20.-22. Februar 2016 London, England

Bereits am Morgen des 20. Februars hatte ich meine Entlassungspapiere in der Hand. Um meine linke Hand war ein Verband gewickelt wurden, alles andere wurde eingesprüht oder wortwörtlich zugepflastert. Somit sah mein linker Arm aus wie ein Streuselkuchen und der rechte glänzte, wie eine Speckschwarte.  Doch anstatt mich über die Entlassung zu freuen, dachte ich an die schlaflose Nacht, die ich verbracht hatte.

Es war meine Schuld, ganz alleine meine Schuld.

„Mister Payne?" Schwester Gretchen – klischeehafter schien es nicht zu gehen – steckte ihren Kopf durch die Tür und sah mich erwartungsvoll an. Fünf Minuten später wurde ich durch die Gänge geführt und nach ausreichender Desinfektion durfte ich mir meinen besten Freund auf der Intensivstation ansehen.

Sein Oberkörper war völlig weiß, eingewickelt und verschnürt, wie ein Weihnachtsgeschenk. Er wurde beatmet und hatte die Augen geschlossen. An seinen Armen hingen zwei Schläuche. Gretchen redete vor sich hin, klärte mich über die Behandlung auf, doch in meinem Kopf rauschte es nur. Ich wollte mir nicht einmal im Traum ausmalen, was er durchgemacht haben musste, wie viele Schmerzen er gehabt haben musste, ertragen musste und noch müssen würde.

„- er muss noch eine Weile hier bleiben. Aber seine persönlichen Sachen, genau wie Ihre haben wir im Schwesternzimmer für sie hinterlegt, wenn Sie wollen, kann ich sie für Sie besorgen", schloss Gretchen und ich nickte bloß.

Eine Frage juckte mir noch unter den Fingernägel und ich wusste nicht, ob es klug war diese zu stellen oder ob die Schwester schon einmal darüber gesprochen hatte. „Wie schlimm sind seine Verbrennungen?"

„Die Ärzte haben sie in Verbrennungen dritten Grades eingestuft."

„Was bedeutet das?"

Und dann begann Gretchen auszuholen: „Verbrennungen werden in vier verschiedene Verbrennungsgrade eingeteilt.

Grad I ist eine oberflächliche Verbrennung bei Temperaturen über 45 °C. Die Haut schmerzt und ist gerötet, doch nach wenigen Tagen abgeheilt. Ein Sonnenbrand wird zu dieser Kategorie gezählt.

Bei einer Verbrennung von Grad II ist die Haut oberflächlich bis tief verbrannt, und es kommt oftmals zur Blasenbildung. Je nach Schwere werden die Verbrennungen 2. Grades nochmal in zwei Typen - Typ 2a und 2b - unterteilt, wobei man davon ausgeht, dass der erste Typ vollständig ausheilt. Beim zweiten Typ können Narben zurückbleiben.

Bei Ihrem Freund ist es kritischer.

Grad III ist eine Verbrennung, die bei Temperaturen über 60 °C entstehen kann. Diese ist bereits als schwer anzusehen, da die Unterhaut so geschädigt ist, dass die Haut durch ein Transplantat ersetzt werden muss. Da bei diesem Verbrennungsgrad auch die Nerven zerstört sind, haben die Patienten meist keine Schmerzen.

Aufgrund dieser Tatsache mussten die Ärzte bei Mister Samuels Haut aus seinem Oberschenkel entnehmen, um sie an drei Stellen seines linken Armes, drei auf seiner Brust und einer an seinem rechten Fuß transplantieren zu können."

Mir schwirrte klipp und klar gesagt der Kopf. „Ich glaube ich brauche frische Luft", stammelte ich und stolperte mehr oder minder aus dem Krankenhaus, ohne auf Gretchen einzugehen, bis ich im Park angelangt war. Mein Kopf rauschte, meine Hände waren zu Fäusten geballt und es fiel mir wirklich schwer zu atmen, was nicht zuletzt an dem Rauch lag, welchen ich eingeatmet haben musste. Die Informationen, welche Gretchen mir gegeben hatte, recherchierte ich noch einmal nach und musste ihr leider lassen, dass sie Recht hatte. Und wenn ich ehrlich war, war ich irgendwie froh, dass es sich bei Andys Verletzungen „nur" um Verbrennungen dritten Grades handelte. Denn der vierte Grad, machte mir noch mehr Angst, als ich eh schon in meinen Knochen stecken hatte.

„Grad IV kommt häufig durch offenes Feuer oder Starkstrom zustande. Hier ist die komplette Haut bis zum Fettgewebe zerstört und auch die Nerven, Muskulatur und schlimmstenfalls die Knochen sind beschädigt. Hier ist eine Wunde mit verkohlter Oberfläche zu sehen, die intensivmedizinisch betreut werden muss", flüsterte ich leise vor mich hin. Mein Brechreiz wuchs schlagartig bei der bloßen Vorstellung.

„Liam?" Eine weiche Stimme tauchte plötzlich hinter mir auf. Nur langsam hob ich meinen Blick vom iPhone und erkannte eine tot müde Violet hinter mir stehen. Ohne sie zu begrüßen platzte eine Frage aus mir heraus, die ich mir seit gestern ununterbrochen stellte: „Was ist passiert?"

Nervös fuhr sie sich durch die Haare. Ich sah ihre Handflächen zittern und ihre Unterlippe bibbern. „Violet?" Eindringlich durchbohrte ich sie mit meinem Blick, bis sie schließlich nervös begann: „Ich weiß nicht. Er war die ganze Zeit so komisch, hat irgendwelche komischen Geschäftsideen entwickelt, von im dunklen leuchtenden Klopapier für seinen Club und dann hatte er auf einmal einen schrecklichen Appetit auf Bratwurst und dann war ihm kalt und er ist auf den Balkon gegangen. Ich weiß nicht, was er gemacht hat. Ich hab nur noch die Stichflamme gesehen und ihn schreien hören...Liam, ich...es tut mir so Leid..."

Instinktiv wischte ich ihr eine Träne aus dem Gesicht. Es war nicht ihre Schuld. Paige und ich hatten a) am wenigstens getrunken und b) am wenigsten gekifft. Wir hätten auf die beiden aufpassen müssen. „Komm her." Auch wenn es sich bei Vi um eine völlig fremde hatte, verspürte ich das Bedürfnis, sie zu trösten. Ob ich mit der Umarmung ihr Halt gab oder mir, stand nicht zur Debatte.

Hannah war es, welche schließlich die Umarmung auflöste. Mit einer gepackten Tasche und einem Stapel an Unterlagen kam sie auf mich zu. „Liam, Hey." Ohne zu zögern warf sie sich in meine Arme und atmete erleichtert aus. Woher wusste sie? „Ich bin froh, dass es dir gut geht. Als uns das Krankenhaus angerufen hat, eben, ist Harry beinahe durchgedreht."

Ich fragte gar nicht mehr, woher sie überhaupt wusste, dass ich hier war. Es war mir egal. Wichtig war in diesem Moment einfach nur, dass ein Mensch neben mir war, den ich länger als 24 Stunden kannte. Ich hatte Harry versprochen, ihr eine Chance zu geben und das tat ich. Ehrlich und wahrhaftig sprach ich aus, was mir in jener Sekunde durch den Kopf geschossen war, als ich ihre dunkle Hornbrille erblickt hatte: „Danke, dass du da bist."

„Ach, das ist doch selbstverständlich", winkte sie sofort ab. Nein. Das war es nicht. Ganz und gar nicht. Nicht nach allem, was ich bisher verbockt hatte. „Hier hab ich übrigens einige Unterlagen, wegen der Feuerwehr, der Versicherung und allem. Ach ja und hier sind frische Klamotten. Harry kümmert sich in der Zwischenzeit darum, dass dein Apartment wieder hergerichtet wird. Er bespricht gerade so einiges mit eurem Management. Um den Versicherungskram hab ich-" „Hannah!" unterbrach ich sie, bevor sie mich noch weiter erschlagen konnte. In der Zwischenzeit hatten wir uns auf den Weg nach drinnen gemacht, bevor sie begonnen hatte, von Hilfe zu reden, welche ich nicht verdient hatte.

„Huh?" fragend sah sie mich an und versuchte nicht einen riesen Blättersalat über den Fahrstuhlboden zu verstreuen.

„Tu mir einen Gefallen."

„Alles."

„Atme durch. Ich schaffe das schon."

Nein, das tat ich nicht. Ich schaffte das ganz und gar nicht.

Ich bekam meine Sachen, wie Handy, Jacke, Portmonee und Schlüssel von Schwester Gretchen überreicht und lies Hannah nachsehen, wie es Andy ging. Er war noch immer ohne Bewusstsein und schlief, eingewickelt und verbunden vor sich hin. Hannah schluckte schwer, als sie aus dem Zimmer heraus kam. Ich konnte ihn mir keine volle Minute ansehen und ging in der Zwischenzeit meine verbrannte Lederjacke im Mülleimer entsorgen und mich auf der Toilette umziehen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Klamotten, welche Hannah mir mitgebracht hatte, um eine alte Jogginghose von Harry und eines seiner vielen weißen T-Shirts. „L-Lass uns einfach gehen. Ich bringe dich", stotterte Hannah. Der Kloß in ihrem Hals war eindeutig heraus zu hören und ich konnte es ihr nicht verübeln. Andys Anblick war absolut grausam, doch das schlimmste würde noch auf mich zukommen: Seine Eltern mussten informiert werden. ‚Und Sophia', schoss es mir für einen Moment durch den Sinn. Oberste Priorität waren jedoch seine Eltern.

„Ich geh schon mal zum Auto." Sanft strich Hannah über meinen Oberarm und ließ mich vor dem Krankenhaus kurz alleine. Ich hörte Mrs. Samuels aufschreien, zusammensacken und nach Luft schnappen, ich hörte Mr. Samuels weinen und wenn ich genau hinhörte, konnte ich drei Herzen brechen hören.

„Ich hab bereits mit den Ärzten geredet" – Lüge – „Sie rechnen Andy sehr gute Heilungschancen aus" – Ich hatte keine Ahnung – „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Er schläft friedlich im Moment. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn ich etwas für Sie tun kann." Kurz bevor ich mich verabschiedete, hielt ich inne: „Mrs. Samuels? Wissen Sie was, ich werde Ihnen ein Taxi bestellen, was Sie zu Andi und später auch wieder nach Hause bringen wird. Ich werde mich um alles kümmern, Miss."

„Liam, du bist ein Engel", seufzte sie erleichtert. Nein, nein das war ich nicht.



Drei Anrufe später hatte ich es geschafft ein gutes Hotelzimmer in der Nähe des Krankenhauses aufzutreiben, denn so wie ich Andys Eltern kannte, würden sie keinen Zentimeter von Andys Seite weichen. Ein Taxi war ebenso schnell organisiert und mit ein wenig Überredungskunst und einem kleinen Scheinchen gestattete Gretchen mir, alles für seine Eltern an der Rezeption zu hinterlegen.

„Was hältst du davon, wenn du bei Harry und mir zum Mittag bleibst?" Sicher lenkte Hannah Harrys Wagen durch die Londoner Straßen. Luke Hemmings schrie mir aus dem Radio entgegen, während ich aus dem Fenster sah. Mein Zeitgefühl hatte sich komplett verabschiedet, aber mein knurrender Magen stimmte Hannah zu. „Können wir bitte erst bei mir vorbeischauen?" Als ich bemerkte, dass Hannah sich nervös durch die Haare fuhr und nicht antwortete, drehte ich meinen Kopf und sah die Brünette skeptisch an. „Also...Das ist da so eine Sache", begann sie herum zu stottern. Erst als ich sie weniger höflich darauf hinwies, dass sie sonst auch nicht um den heißen Brei herum redete, lieferte sie mir eine Antwort: „Als du dort geblieben bist, um zu telefonieren, habe ich meinen Dad angerufen."

„Ist es in Nashville nicht erst knapp halb sieben morgens?"

„Ja, aber Isaac war bereits wach."

Fragend hob ich meine Augenbrauen und überlegte fieberhaft, wo ich diesen Namen schon einmal gehört hatte. Lachend erklärte sie mir, es handle sich dabei lediglich um ihren älteren Bruder. „Du hast es echt nicht mit zuhören oder?"

„Sorry", plapperte ich leichthin. Obwohl es sich hier definitiv um das Geringste meiner Probleme handelte, überlegte ich, ob ich diesen Isaac vielleicht schon einmal zu Gesicht bekommen hatte. Hatte ich vielleicht Fotos gesehen?

Nur zwei große Straßen von ihrer Wohnung entfernt, hielt Hannah an der Ampel und erhaschte meine Aufmerksamkeit zurück, indem sie das Radio einschaltete. Es dudelten ältere Songs vor sich hin und ich beschloss, sie an mir vorbei rieseln zu lassen. Hannahs Erklärungen allerdings, ließen mich aufseufzen. Aus versicherungstechnischen, sowie von Seiten der Brandermittlung aus, durfte ich meine Wohnung nicht betreten.

„Ich hab das mit Paps extra abklären wollen, er arbeitet bei einer Versicherung, nur für den Fall, dass ich dir das nie erzählt habe, aber er hat ganz klar gesagt, dass dir da selbst dein Name nicht hilft. Die Brandermittler der White Watch müssen erst schauen, was den Brand verursacht hat, danach schaut die Versicherung, ob sie den Schaden übernehmen und dann erst kannst du in deine Wohnung beziehungsweise mögliche Renovierungsarbeiten veranlassen."

Ihre weiteren Erläuterungen klangen vielleicht logisch, doch das bedeutete nicht, dass es mir der Arsch nicht auf Grundeis lag. Zwar erfuhr ich, dass mir Hannahs Vater, Hugh, jederzeit zur Verfügung stehen würde, sollte ich irgendwelche Fragen haben, doch alleine die Tatsache, dass die Liste mit Dingen, die ich noch zu erledigen hatte, von Sekunde zu Sekunde wuchs, minderte meine Angst nicht im Geringsten.

Bei Harry und Hannah angekommen, fiel mir die Tasche vor Schreck aus der Hand. „Scheiße, Bruder, was machst du?!" keuchte Harry und sprang mir wortwörtlich in die Arme. Zwar drückte er sich so fest an mich, dass meine gereizte Haut leicht brannte, doch es war mir vollkommen egal. Sein vertrauter Duft, seine starken Arme- mein ‚Bruder' gab mir Halt und genau dieses Gefühl brauchte ich jetzt. „Mir geht's gut", log ich und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Ich schaffe das schon. Wichtig ist, dass wir Andy wieder hinbekommen"; der erste wirklich wahre Satz aus meinem Munde an diesem Mittag.






Hannah und Harry hielten ihr Versprechen.



Sie ließen mich bei ihnen übernachten, ließen mich mit ihnen Essen, Harry lieh mir noch einmal Kleidung bevor ich am 21. Februar abseits des Radars Kleidung kaufen konnte. Beide halfen mir mit dem Papierkram und wechselten sich ab mit Babysitting.



Zumindest bis ich einen Fehler machte und nachhackte.



Gemütlich saß ich mit beidem am Tisch und wir genossen den Fraß, welchen Hannah aufgetischt hatte. Zumindest genoss sie es, Harry hatte sich anscheinend an das vegetarische Zeug gewöhnt. Ich hingegen würgte es runter und versuchte so nett wie möglich zu lächeln, als ich nach meiner Meinung gefragt wurde. Zwar nahm ich die genervte Falte auf ihrer Stirn wahr, doch Harry tat es nicht. Er freute sich bloß, dass mir schmeckte, was sein Engel auf den Tisch stellte. Doch schon am ersten Abend hatte ich festgestellt, dass Sprüche, wie „Und was gibt's jetzt zu essen" oder „Bestellen wir uns 'nen Döner" oder gar „Und wo bleibt jetzt das Schnitzel" nicht besonders gut ankamen, auch wenn ich offensichtlich gescherzt hatte. Sprüche, wie diese erschütterten den Haussegen minimal, doch als ich am Abend des 21. Februar nachhakte, weshalb sie sich am Mittwoch gestritten hatten, schien ich eine Nadel in den wunden Punkt gestoßen zu haben.



Zu Beginn hielt sich die Diskussion noch im Rahmen. Sarkasmus tropfte von beiden Seiten, doch die Lautstärke hielt sich in Grenzen.

„Es kann doch nicht zu viel verlangt sein, wenn ich ihn darum bitte, dass Essen zu verschieben oder?" quiekte Hannah aufgeregt.

„Es ist unser Jahrestag!" setzte Harry fassungslos nach.

„Soll ich meiner Schwägerin etwa sagen, dass sie ihre Beine länger zusammen halten soll, damit mein Neffe nicht rauskommt oder was?"

„Das hab ich doch gar nicht verlangt? Das ist Schwachsinn!"

„Dann kann ich auch nach Nashville fliegen!"

„Mach doch! Mir doch egal!"


Irgendwann wurde ich allerdings von beiden Seiten angeschrien und beide baten um meine Zustimmung. So richtig folgen konnte ich keinem der beiden, weshalb ich offen sagte, dass ich mich aus dieser Diskussion heraus halten würde. Stattdessen ließ ich sie wissen, dass ich eine Runde um den Block gehen würde, um meinen Kopf frei zu bekommen. Stattdessen schaltete ich an diesem Sonntagabend zum ersten Mal mein Handy wieder ein. Mehrfach hatte Niall versucht mich zu erreichen, Whatsapp stürzte einige Male ab, bis ich tatsächlich auf die App zugreifen konnte. Chronologisch arbeitete ich mich vor, demnach waren Nachrichten von Sophia zuerst an der Reihe. Weshalb sie mir wohl geschrieben hatte? Schon alleine an der Anzahl und der Uhrzeit hätte mir einiges klar sein müssen. Doch erst, als ich die vorletzte Nachricht anschaute und mir die Sprachnachricht anhörte, machte es vollständig klick. Zwischen all den „Es tut mir Leid", „Schreib mit mir" und „Melde dich"'s, war diese Sprachnachricht, die einzig klare (im übertragenen Sinne).

»Du antwortest mir nich, also rufe ich dich jetz an« lallte sie ins Mikrofon. Eine männliche Stimme lachte im Hintergrund, ebenso, wie auch ich kicherte. »Du machst eine Sprachnachricht, du Nuss – Lass mich doch! Also Liiiiiii es tut mir Leid. Ich war scheiße, okay? Wenn ich zuhause bin müsse mir reden okeeee? –Gib mir das Handy! –Aiden?!«

Schmunzelnd beschloss ich diese Nachricht, welche sie offensichtlich völlig betrunken mitten in der Nacht am Samstagmorgen abgeschickt hatte,  erst einmal zu ignorieren. Stattdessen antwortete ich Niall, erklärte ihm, dass es mir gut ging und man sich ebenso gut um Andy kümmerte. Ich telefonierte mit meiner Mum, hielt meinen Dad und Paddy auf dem Laufenden und starrte schließlich lange auf den offenen Chat mit Sophia. Ich musste ihr Bescheid geben. Doch wie? Ein kurzes „Jo, Andy liegt im Krankenhaus", stand auf meiner Liste der verschiedenen Möglichkeiten verdammt weit oben. Meine doch noch vorhandene Vernunft schrie mir allerdings ins Gesicht, mich etwas mehr anzustrengen. Vielleicht half Musik? Mit Kopfhörern in den Ohren betätigte ich das Internet-Radio und hätte schon im nächsten Moment im Strahl kotzen können. „Wirklich jetzt?" lachte ich auf. „Natürlich, dieser Song. Welcher auch sonst."

»No matter where you go, know you're not alone. I'm only one call away. I'll be there to save the day. Superman got nothing on me.«

Wenn sie nur einen Anruf entfernt war, dürfte das doch die richtige Methode sein, oder nicht? Sie selbst hatte mir diesen Song vorgespielt, so hatte sie es zumindest behauptet. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals während ich das Freizeichen vernahm. Zu meinem Peche – oder Glück- nahm sie jedoch nicht ab, weshalb ich ihr eine Nachricht auf der Mailbox hinterließ. Mit dem Anruf bei Sophia, fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Ich hatte eine weitere Hürde überwunden, ohne wirklich mit meiner Angst konfrontiert zu werden. Somit rückte der Hauptgrund meines „Spaziergangs" in den Vordergrund: Eine neue Bleibe suchen.

Ich wollte nicht der Auslöser für einen Beziehungskrach werden, somit begann ich zu telefonieren.

Andys Zimmer war nicht zu vergeben.

Eleanor hatte Max, Lani und irgendein No-Name-Model bei sich, um Beiträge für den Blog zu verfassen. Außerdem hatte ich Danielles Stimme im Hintergrund wahrnehmen können, weshalb eine meiner besten Freundinnen von der Liste gestrichen wurde. 

Louis befand sich noch immer in Los Angeles.

Niall hatte spontan den Trip mit Sarah verlängert und blieb noch ein wenig länger in Mullingar bei seiner Familie. Seine Bude stand vielleicht leer, doch mich einfach bei ihm einzuquartieren lag mir fern.

Für einen kurzen Moment hatte ich selbst Perrie in Betracht gezogen, doch zu ihr ließ sich noch immer nicht der richtige Draht aufbauen.

Somit blieb mir nur eines übrig: So ruhig wie möglich zu Hannah und Harry zurück zu kehren. Voller falscher Zuversicht kehrte ich an diesem Abend zurück und schaffte es tatsächlich den Haussegen aufrecht zu erhalten.



Bis zum Montag, den 22. Februar 2016.

An diesem Tag konnte ich froh sein, dass Hannah mir nicht das Fell über die Ohren zog. Während sie früh morgens zur Uni aufgebrochen war, ohne das Frühstück, was ich extra zubereitet hatte, anzurühren, fiel Harry beinahe über die Eier mit Speck her. „Gott sind die gut", stöhnte er mit vollem Mund und beförderte Halbzerkautes beinahe über den halben Tisch.

„Sieh es als Dankeschön."

Harry leerte seinen Mund, nahm einen Schluck des Kaffees und fragte dann: „Hast du heute noch was vor?"

Und wie ich das hatte. „Ja. Männertag."


Meine Idee sollte simple sein. Ich wollte mich mit Harry auf der Couch im Wohnzimmer einmummeln und irgendeine Scheiße im Fernsehen ansehen. Sobald sich die Assis im TV ausgekotzt hatten, würde ich die Pokerkarten hervorholen und mit ihm meine letzten Zigarren rauchen; Eine Art  »Au revoir Party«. Noch im Herausstürmen hatte Hannah verlauten lassen, dass Montage schrecklich lange, vollgestopfte Tage waren, dementsprechend konnte unserem Tage nichts im Wege stehen.

Das dachte ich zumindest.

Wer konnte schon damit rechnen, dass Hannah früher nach Hause kommen würde?



„Wie sieht's denn hier aus?" Fassungslos starrte sie uns an und zeigte auf die halb aufgerauchten Zigarren im Aschenbecher und vielleicht eine- okay drei leere Chipstüten neben meinen Schuhen. Dem Alkohol hatte ich nach dem Feuer abgeschworen, dementsprechend waren es Harrys leere Bierflaschen auf dem Tisch. Dieses Argument zählte jedoch nicht. „Beruhige dich, Hannah, das räume ich später-" „Weißt du was, Liam? Mir reicht's. Das Fass ist endgültig übergelaufen!" „Hannah, Schatz", mischte Harry sich ein. Doch es war zu spät. Für Hannah war die Entscheidung schon längst gefallen, das sah ich in ihrem Blick.

„Nichts ‚Hannah Schatz'. Ich hab die Schnauze voll, Liam. Es tut mir echt Leid, ich hab versucht dir zu helfen, aber es geht mir auf den Sack. Deine Käsefüße ertrage ich gerade so, dein Gemotze beim Essen nervt mich, schließlich bin ich es, die sich nach einem langen Tag noch dahin stellt und kocht, nicht du. Dass du jedes Mal das Bad unter Wasser setzen musst wenn du duschen warst, hab ich akzeptiert. Aber heute Morgen dein benutzter Rasierer neben dem Waschbecken hat mir den Rest gegeben. Ich wollte dich heute Morgen schon rauswerfen. Trotzdem habe ich es nicht getan, weil ich Mitleid mit dir hatte. Aber jetzt, jetzt ist das Fass übergelaufen. Harry hat nie geraucht. Es sei denn er war mit dir unterwegs und jetzt habt ihr es nicht einmal für nötig gehalten ein Fenster zu öffnen? Das ist ekelhaft und es ist mir auch egal, was du jetzt von mir denkst. Es ist ekelhaft. Bitte tue mir den Gefallen und gehe. Es heißt nicht, dass ich dich nicht leiden kann oder dass ich dir nicht helfen will – im Gegenteil, ich hoffe das weißt du! Aber meine Geduld ist definitiv am Ende, ich hab da absolut keinen Nerv mehr für."

Obwohl ich sagen wollte, dass sie viel zu schnell reizbar war und ich viel zu schnell aufregte in letzter Zeit wusste ich ausnahmsweise einmal, dass es besser war, wenn ich meine Klappe hielt.

Vor der Wohnungstür hörte ich, wie Harry versuchte sie zu besänftigen, doch Hannah sah das anders: „Man kann mit ihm nicht zusammenwohnen! Ich mag ihn wirklich gerne, aber das ist zu viel, Harry! Ich hab in der Uni genug Stress, da will ich nicht auch noch nach Hause kommen und mich über Liam ärgern müssen."

Somit saß ich wortwörtlich auf der Straße.

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So, meine Engel. Das  war der dritte Streich, der leider viel zu spät kommt. Es tut mir  wirklich, wirklich, wirklich Leid, dass ich es nicht geschafft habe. Ich  weiß nicht genau, woran es lag. Es hat sich einfach angefühlt, wie  Massenproduktion und nachdem ich heute noch einmal ganz von vorne  angefangen habe, ging es ganz leicht. Ich hoffe ihr nehmt mir die Sache  nicht allzu übel und dieses Kapitel konnte euch ein bisschen aufbauen :)

Ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Plot für dieses Kapitel etwas verschätzt habe, deshalb musste ich das Kapitel teilen. Wenn es gut läuft kommt heute Abend noch Teil 2 "Z für Zebra" :)

Anyways:

Der Grund für die vorherige (versuchte) Lesenacht seid (immer noch) IHR!

Buddy hat einen WATTY  AWARD IN DER KATEGORIE PEOPLE'S CHOICE gewonnen! Ich kann es noch immer  nicht glauben, doch ich habe das alles ganz alleine Euch zu verdanken  und daher der Versuch einer Lesenacht! Ich kann Euch wirklich nicht  genug danken, das ist einfach unglaublich, was ihr für mich tut, aber  ich hab es hiermit versucht

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