V für Verrat
☠
I hate your dumb tattoo
I wish you'd fly to the moon
Oh, and thanks for telling all your lies
'Cause now I realize
I'd rather date a rock
You really suck.
☠
LIAM ➜ 02. Februar 2016 London, England
Wenn ich geglaubt hatte, ich konnte nicht noch tiefer fallen, als vollgekokst und betrunken auf einer Argentinischen Parkbank vor mich hin zu vegetieren, dann hatte ich mich getäuscht. Obwohl es sich zunächst angefühlt hatte, als hätte Eleanor ein mich beschützendes Netz über dem endgültigen Abgrund gespannt, schaffte Danielle es dieses in Flammen aufgehen zu lassen.
Im gedämmten Schein des Küchenlichtes stand sie in der Haustür. Sie trug den schwarzen satin-Bademantel, welchen ich ihr einmal aus Peru mitgebracht hatte. Ihre Haare waren zu engen Zöpfen geflochten, die bereits an ihrem Pony begannen. An ihren Füßen trug sie einfache schwarz gestrickte Socken.
Für mich war Danielle immer die wunderschönste Frau gewesen. Doch jetzt, wo sie sich erdreistete dort oben zu stehen und Kleidung zu tragen, welche ich ihr geschenkt hatte, jetzt legte sich ein Schalter um. Es machte ‚Klick', ich erinnerte mich an all die Male, in denen meine Freunde mich angeschrien und versucht hatten mir den Kopf zu waschen. Ich hatte ihnen nicht glauben wollen.
Jetzt tat ich es.
Die Schlampe hatte mich verarscht. Von vorne bis hinten hatte sie mich verarscht.
„Willst du nicht rein kommen?"
Nein, das wollte ich nicht. Ich wollte gehen. Oder sie anschreien und dann gehen. Ich wollte den Typen von Harrys Party erneut vermöbeln und dieses Mal gewinnen. Ich wollte mir eine Zigarre anstecken und ich wollte bei einem Glas Brandy am Ofen sitzen.
Doch ich tat nichts von alledem.
Stattdessen setzte ich einen Fuß vor den anderen und folgte Danielle in die Küche. Eine Küche, die ich bezahlt hatte. Sie bot mir einen Stuhl an, für welchen ich geblecht hatte und stellte mir ein Wasser vor die Nase, aus einem Glas, welches ich nicht nur ausgesucht, sondern auch bezahlt hatte.
Ungelenk ließ sie sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen. Stille kam auf, welche mich dazu verleitete einfach losschreien zu wollen. Ich wollte sie anschreien, wollte ihr die Beschimpfungen an den Kopf werfen, welche mich so lange quälten. Doch ich tat es nicht. Stattdessen sah ich Danielle tief in die Augen und versuchte aus ihnen zu lesen, so wie ich es früher immer gekonnt hatte. Ihre dunkelbrauen Augen wirkten müde, sie glänzten nicht mehr und Danielle war eindeutig erschöpft. Mehr verrieten sie mir nicht mehr. Sichtlich nervös unter meinem starrenden Blick, pfriemelte sie an dem Teebeutel ihrer Tasse herum. Ich starrte sie weiter an. Der Wasserkocher meldete sich. Ich starrte sie weiter an. Das Wasser in ihre Teetasse gießend, verrührte sie den Zucker. Ich starrte sie weiter eindringlich an.
Minute um Minute vergingen, in der wir lediglich in der Küche saßen. Sie starrte vehement auf die Tasse und ich sah ihr dabei zu, wie ihr die Situation immer unangenehmer wurde.
Bis mir schließlich der Kragen platzte. Mit einem einfacher aber deutlichen „Warum?" störte ich die ekelhafte Stille.
Doch sie besaß nicht einmal den Anstand meine Frage zu beantworten. Anstatt mir klar und deutlich an den Kopf zu werfen, warum sie mich wie ein Stück Scheiße behandelt hatte, stand sie auf und faselte irgendetwas von Heißhunger auf Schokolade. Mit einer Tafel in der Hand ließ sie sich wieder fallen und ich konnte nichts weiter tun als ihren Bauch anzustarren. Darin wuchs etwas heran, was sie laut eigenen Aussagen, nie haben wollte. Es war ebenso ein Teil von mir, wie von ihr und trotzdem hatte ich bis eben nichts erfahren. War es doch Danielle, welche ich vor zwei Tagen am Flughafen gesehen hatte?
„Magst du auch ein Stück? Diese hab ich am-" „Warum?" „am liebsten. Sie ist nicht zu süß und stößt mir auch nicht so auf, wie die mit den Trauben. Außerdem ist dort Alkohol-"
„Danielle! Hör auf mit der Scheiße!" Mein Geduldsfaden riss und ich begann sie anzuschreien. Ihr Dackelblick, die tränenden Augen, es war mir egal. All das, was ich so verzweifelt zu ertränken versucht hatte, brodelte in mir auf. Bis vor einer Stunde hatte ich nicht geglaubt, dass Sophia auf meiner Liste, mit Menschen, die ich zutiefst verachtete, den ersten Platz abgeben würde. Doch Danielle toppte sie gerade um Meilen. „Ich will jetzt verdammt noch mal wissen, was hier los ist. Warum hast du mich angelogen?" Jedes einzelne Wort presste ich mit Druck hervor. Mein Puls war in die Höhe geschnellt. Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, als ich ihre Wohnung betrat und auf ein Foto mit ihr und diesem Wichser geblickt hatte, war wie weggesprengt.
„Ich will es dir erklären...", flüsterte sie beinahe.
„Dann red' verdammt nochmal nicht um den heißen Brei herum!" Ob Verzweiflung in meiner Stimme mitschwang, war mir in jenem Moment herzlich egal. Denn ich war es. Ich war verzweifelt und dieses Gefühl schmeckte mir absolut gar nicht.
Den folgenden Satz, der mir wirklich den letzten Tritt gab, brachte sie mit solch einer Nüchternheit hervor, dass ich selbst nicht wusste, ob ich lachen oder schreien soll. „Das Kind ist nicht von dir." Mit eben derselben Nüchternheit fuhr sie fort und begann zu erklären. Danielle klang, als würde sie einem geistig behinderten erklären wollen, wie man eine Waschmaschine bediente. Sie erklärte und rechtfertigte sich, doch für mich klang alles nur aus weiter Ferne. Es rauschte, war ein unangenehmer Ton und drang nicht vollständig zu mir durch. Ich ließ sie einfach reden, ohne zu reagieren.
„Es tut mir Leid, Liam. Ich wollte nur das Beste für dich."
Und wieder schaffte sie es mit nur einem Wort, mich aus meiner Art Trance zu holen und meinen Puls durch die Höhe schießen zu lassen.
„Du hältst es also für das Beste für mich fremd zu vögeln und dir einen Braten in die Röhre setzen zu lassen, während ich in L.A. sitze und irgendeinen Müll von Heimweh singe? Ach so ist das. Ja Mensch, wenn du das gleich gesagt hättest." Der Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören. Die Lautstärke sicherlich auch nicht, doch es war mir egal. Endlich redete ich mir alles von der Seele und bereute nicht ein Wort. „Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe? Ich habe dich geliebt, hab gegen alle Stimmen angekämpft, die mir sagen wollten, wir passen nicht zusammen. Es war mir egal, dass du älter bist als ich und es war mir egal, dass meine Eltern dich nie leiden konnten. Es war mir zwischendurch sogar egal, wie viel ich wovon trinke, was ich rauche. Ich hab mich gehen lassen, weil du mir diese Scheiße an den Kopf geworfen hast und darauf bin ich nun weiß Gott nicht stolz. Ich habe eine ganze Menge Scheiße gebaut und wofür? Nur damit du mir sagst, was meine Freunde schon längst wussten. Aber weißt du, was mir nicht egal ist? Du hast mich gebrochen, ich hab mich gehen lassen und damit meine Freunde verletzt. Die einzigen Menschen, die mich je aufrichtig geliebt haben. Eine lange Zeit habe ich mich gefühlt, wie das größte Stück Scheiße, der dümmste Mensch auf Erden und der größte Versager. Aber weißt du was? Das bin ich nicht. Ich will nicht sein, was du aus mir gemacht hast. Und willst du noch was wissen? Du kannst hier stehen und heulen, wie du willst, es ist mir egal. Du bist das Letzte, Danielle Peazer. Das Allerletzte."
„Verschwinde." Der Schmierlappen von Harrys Party stand mit einem Male hinter mir und baute sich vor mir hoch. Abwehrend hob ich die Hände und lächelte ihn zuckersüß an. „Keine Sorge, du kannst sie haben. Mit der bin ich durch." Was er zischte, verstand ich nicht. Sprach er spanisch, mexikanisch, italienisch? Es juckte mich nicht die Bohne. Stattdessen griff ich nach meiner Jacke und überlegte einen Moment, bevor ich sie auf dem Stuhl liegen ließ. „Die kannste deinem schwulen Designerfreund wieder geben, ich brauche sie nicht."
„Verpiss dich jetzt", keifte der dunkle Riese.
„Alles locker, Bruder", beschwichtigte ihn und ließ mich von ihm zur Tür begleiten. Kurz bevor ich allerdings über die Schwelle trat, drehte ich mich zu ihm, lächelte und sagte: „Ach und noch was. Die ist dafür, dass du meinen besten Freund geschlagen hast." Trotz meiner ‚Ankündigung' rechnete er nicht mit meiner Faust. Ich hörte seine Nase knacken und ignorierte den Schmerz in meinen Fingerknöcheln. Stattdessen überkam mich eine Welle an Freude. Der Wichser ging in die Knie und ich sah Tränen in seinen Augen aufkommen. Mit einem letzten glücklichen Grinsen, schmiss ich ihm eine Packung Taschentücher entgegen.
„Hurensohn!" hörte ich ihn brüllen. Ohne mich provozieren zu lassen, ging ich einfach weiter.
Es war arschkalt. Und es war mir egal. Mit einem Mal fühlte sich alles beflügelt und leicht an. Ich schwebte geradezu in den nächsten 24-Stunden-Kiosk, um mir eine neue Jacke in Form einer Flasche Brandy zu besorgen.
„Das macht 13 Pfund, Jungchen", zischte der dreckige Verkäufer. Mit einem Strahlen auf den Lippen antwortete ich: „Aber selbstverständlich." Allerdings erlosch mein Strahlen, als ich feststellte, dass mein Portmonee in meiner Jackentasche steckte, die wiederum nun bei Danielle auf dem Küchenstuhl lag. „...oder auch nicht", murmelte ich, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit einer simplen Entschuldigung aus dem Kiosk.
Die kühle Londoner Luft ließ mich tief durchatmen, ging mir aber trotzdem genauso Am Arsch vorbei, wie das Fluchen des alten Sacks aus dem Kiosk. Dann hatte er eben umsonst seine Serie pausiert, mir doch Latte.
Entspannt zog ich an meiner Zigarette und ließ mich einfach treiben. Mit einem Blick auf mein Handy stellte ich fest, dass es bereits halb fünf Morgens war. Doch statt Müdigkeit, fühlte es sich eher an, als könnte ich Bäume ausreißen.
Allerdings realisierte ich ziemlich schnell, dass es doch kälter war, als ich zuerst angenommen hatte, weshalb ich noch einmal – um fünf Uhr, wie ich bemerkte – mein Handy aus der Hosentasche holte und den restlichen Akku nutzte, um festzustellen, wie lange ich in welche Richtung zu laufen hatte, um mich anständig bedanken zu können. Einerseits hätte ich gerne auf meinen Freifahrtschein bei Paddy zurückgegriffen, doch anhand der frühen Uhrzeit, beschloss ich ihn schlafen zu lassen. Erfreut stellte ich wenig später fest, dass ich mich nur eine gute viertel Stunde von Louis' Wohnung entfernt aufhielt. Betend, dass Eleanor mit zu ihm gefahren war, anstatt in ihre WG mit Lani zurück zu kehren, machte ich mich auf den Weg. Aber selbst, wenn Eleanor nicht bei Louis war, so hatte ich mich bei ihm zu entschuldigen.
Ich hatte enormes Glück.
Die Paparazzi schienen zu schlafen und Louis hatte den Code für sein Tor nicht geändert. Gewundert hätte es mich nicht, schließlich war ich derjenige gewesen, der Eleanor damals betrunken gesteckt hatte, dass diese Tusse in Thailand nicht sein einziger Fehltritt gewesen war. Wäre ich nicht gewesen, hätten Louis und Eleanor schon seit Mitte des Jahres 2015 wieder ein Paar sein können. Nervös und inzwischen wirklich durchgefroren schritt ich die letzten Meter zu Louis' Haustür nach oben und betätigte die Klingel. Mehrfach. Allerdings hörte ich erst nach dem vierten oder fünften Mal die Freisprechanlage zwischen.
„Herr Gott, was ist?" Hörte ich ihn Stöhnen.
„Gott, Louis. Beeile dich, ich will nicht mehr warten..." säuselte Eleanor aus weiterer Entfernung. „Gleich, Babe."
Ach du Scheiße. Wo war ich hier herein geraten.
„Wer ist da", pampte Louis geradezu in die Anlage.
„Ich", antwortete ich zögerlich.
Ich hörte Louis zwar atmen, doch sofort antwortete er nicht. Eher presste er hervor: „Payne, was willst du hier."
„Ich muss mit euch reden."
„Das ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt..." Ich hörte klar und deutlich, wie Louis versuchte sein stöhnen zu unterdrücken. Da wollte ich mir lieber nicht ausmalen, wie es auf der anderen Seite der schweren Tür aussah. Aufgrund dessen konnte ich mir einen blöden Kommentar aber nicht verkneifen: „Ihr könnt auch erst fertig machen. Die paar Minuten kann ich warten."
Es wurde still, das Rauschen hörte auf. Die Leitung war tot. Scheiße.
Gerade, als ich mich geknickt aufmachen wollte, öffnete sich die Tür. Leicht angesäuert stand Louis in der Tür und schloss den Reißverschluss seiner Jeans. Seine Haaren standen in alle Himmelsrichtungen ab und anstatt meinem ersten Impuls, ihn aus voller Kehle auszulachen, nachzugeben, ging ich einfach mit offenen Armen auf ihn zu und schlang sie um seinen Hals. Es dauerte einen Moment, bis sich seine angespannte Haltung löste und er meine herzliche Umarmung erwiderte. Ich hatte das Gefühl mich in seinen Armen komplett fallen lassen zu können. Meine Brüder würden mich immer auffangen, das hatte ich in der heutigen Nacht gelernt.
„Es tut mir Leid, Louis. Ich war ein Riesenarschloch, das habe ich jetzt endlich verstanden. Ich hätte meine Wut niemals an euch auslassen dürfen. Und schon gar nicht, so wie ich es getan habe. Ich könnte es verstehen wenn-"
„Jetzt hole erst Mal Luft, Payno. Wir sind Brüder, das haben wir von Anfang an gesagt." Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen unterbrach er mich.
„Das gibt mir aber keinen Freifahrtschein euch so zu behandeln."
„So. Wenn wir jetzt alle fertig sind mit reden, können wir dann die Wohnungstür zu machen? Ich friere mir die Eierstöcke ab." Eleanor stand bloß im Bademantel hinter uns und versuchte böse drein zu blicken. Doch mit ihrem Gesicht konnte sie das vergessen.
„Nicht ganz." Zwar folgte ich Louis ins Haus und schloss hinter mir die Wohnung, doch fertig mit sprechen, war ich noch nicht. Ohne ein Wort zu sagen ging ich auf Eleanor zu und nahm auch sie in die Arme. „Du musst nichts sagen", flüsterte sie kurz bevor ich mich bedanken wollte. Als wir uns lösten lächelte sie mich lieb an. „Danke."
„Also Payno. Würdest du dann..." Mit eindeutiger Geste versuchte Louis mich so freundlich wie möglich vor die Tür zu setzen, doch Freddie mischte sich ein. Das Babyfon in Louis' hinterer Hosentasche meldete sich und mit einem „Och nö", stolperte der frisch gebackene Daddy an uns vorbei.
„Ihr wart bei Harry obwohl Freddie hier ist?" Mit offenem Mund starrte ich Eleanor an. Ich mochte nicht gerade der vorzeige Saubermann sein, doch diese Tatsache schockte mich. Zur Antwort lachte Eleanor bloß, bat mich meine Schuhe auszuziehen und ihr in die Küche zu folgen. Dort herrschte so lange Stille, egal wie oft ich nach hackte, bis sie uns jeweils eine Tasse heiße Schokolade zubereitet hatte. Ich bekam Sahne, Schokostreusel und sogar einen Marshmallow.
„Folge mir ins Wohnzimmer, dann reden wir und ich erzähle dir auch, dass Lottie und ihr Freund Tommy oben im Gästezimmer liegen." Aus irgendeinem Grund erleichtert, folgte ich ihr. „Also, Liam." Sie schmiss sich auf die Couch und kuschelte sich eine weiche Decke, von welcher sie mir ein zweites Exemplar reichte. "Was hat sie gesagt?"
Ohne zu zögern sprach ich meinen Verdacht aus, welcher sich auf meinem gesamten Spaziergang ausgebreitet hatte. „Hat Danielle nicht einmal mit dir geredet?" In der Miene der Brünetten, veränderte sich etwas. Sie schien nicht mehr bloß müde, sondern mit einem Male bitter enttäuscht. „Ich weiß nicht warum", begann sie schließlich zu erzählen. Anhand ihres Untertones bestand nun kein Zweifel mehr. Eleanor war traurig und bitter enttäuscht. Ob es daran lag, dass ich ihr misstraut hatte? „Seit ich mit Max an ‚The Trend Pear' gearbeitet habe, hat sich unser Kontakt drastisch minimiert. Und dann habe ich ihr ehrlich sagen wollen, dass mir ein Parfum aus ihrer Kollektion nicht gefällt und das schien sie derart getroffen zu haben, dass wir nahezu gar keinen Kontakt mehr hatten. In den letzten drei Wochen wurde es etwas mehr, warum auch immer. Deshalb habe ich das Treffen mit ihr arrangiert. Auch, weil ich wusste, dass ihr Typ nicht zu Hause ist. Aber nun erzähle doch mal, was hat sie gesagt?" Während ihrer Erzählung nahm ich meine Augen nicht eine Sekunde von ihr. Somit bot sie mir die Möglichkeit sie zu lesen. Eleanor war absolut ehrlich zu mir und das rechnete ich ihr in diesem Moment hoch an. Ebenso ehrlich blieb auch ich bei meiner Erzählung. Hin und wieder nahm ich einen Schluck von meiner Schokolade, doch wenn ich ehrlich war, traute ich mich nicht sie anzusehen. Immerhin hatte ich eine hochschwangere Frau angeschrien und auch, wenn Danielle es mehr als verdient hatte, war dies die einzige Tatsache, die ich ein wenig bereute. Nervös sah ich auf, als ich meine Schilderungen beendet hatte.
Es dauerte einen Moment, doch als schließlich ein breites Grinsen auf Eleanors Lippen auftauchte, löste sich meine Anspannung und die Nervosität. „Hast du das alles wirklich gesagt?" Zögerlich nickte ich. „Ich bin stolz auf dich." Etwas ungelenk nahm sie mich in die Arme.
„Und weißt du, was wir jetzt machen? Etwas, was ich schon immer machen wollte." Skeptisch sah ich zu der besseren Hälfte meines Freundes. „Wir machen jetzt so einen richtig coolen Mädelsaben-morgen." Fröhlich stand Eleanor auf und ehe ich es mich versah, flog mir ein Kissen ins Gesicht. „Wir machen jetzt innerhalb der nächsten zehn Minuten alles, was nach Klischee schreit und dann gehen wir schlafen, ja?" Lachend nickte ich einfach und bewaffnete mich ebenfalls mit einem Kissen.
Eleanor hielt ihr Wort. Wir machten alles, was diese schwer an Liebeskummer leidenden Mädchen in den schlechten Hollywood-Filmen taten. Wir bewarfen uns mit Kissen, schauten uns die Filmversion des Musikvideos von ‚My Heart Will Go On' an, wir redeten über Schauspieler und ich flocht ihr einen Zopf. Bevor sie auf die Idee kam mich zu schminken, schwenkte ich eine der weißen Kerzen, welche auf dem Wohnzimmertisch standen. „Frieden! Bitte", bettelte ich schon beinahe.
„Nicht ganz. Ich muss dir noch einen Song zeigen. E ist in der Rohfassung und eigentlich dürfte ich ihn gar nicht besitzen. Aber Perrie hat ihn in unsere Whatsapp-Gruppe geschickt, um Sarah aufzumuntern, nachdem sie sich von Taron getrennt hat." Schwer atmend durch die Kissenschlacht stand sie da und suchte etwas auf ihrem Handy. Aufgrund der Müdigkeit, die nun doch eingesetzt hatte, dauerte es einen Augenblick, bis ich ihre Worte verarbeitet hatte. Es war nicht einmal die Tatsache, dass sie einen Song besaß, den sie nicht besitzen durfte, die mich schockierte, sondern die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, von wem sie sprach. Auf meine Nachfrage hin, bewarf sie mich mit einer Hand voll Marschmallows.
„Hast du in letzter Zeit irgendwann mal zugehört?" Eleanor klang im ersten Moment amüsiert und schockiert zur selben Zeit. Doch das änderte sich schnell. Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ach scheiße, das kannst du gar nicht wissen."
„Ich bin nur noch verwirrter..."
„Also die Kurzfassung ist: Sarah war ein Jahr in Deutschland, das hast du mitbekommen?" Brav nickte ich, auch wenn ich mir nicht zu Hundertprozent sicher war, ob Niall dies einmal erwähnt hatte. „Dort hat sie einen alten Freund von ihr wiedergetroffen, hat sich verliebt und sie waren ein Jahr zusammen. Warum sie sich getrennt haben, hat Hannah mir nicht erzählt."
„Was macht Hannah jetzt in der Erzählung."
Fix lenkte Eleanor vom Thema ab und irgendetwas sagte mir, dass dort etwas nicht ganz richtig abgelaufen war. „Nicht so wichtig..."
Ohne noch ein Wort zu sagen, spielte Eleanor einen Song ab, der mich schon nach der ersten Strophe mächtig zum Lachen brachte.
» This is a shout out to my ex
Heard he in love with some other chick
Yeah yeah, that hurt me, I'll admit
Forget that boy, I'm over it
I hope she gettin' better sex
Hope she ain't fakin' it like I did, babe
Took four long years to call it quits
Forget that boy, I'm over it«
„Und der ist von Perrie", lachte ich herzlich. Mit einem stolzen Lächeln und ebenfalls sichtlich amüsiert nickte Ellie. Na da konnte sich Zayn auf eine nette Bombe gefasst machen, wenn der Song herauskam. Der gehässige Teil in mir freute sich jetzt schon riesig.
Am späten Nachmittag war ich schließlich auf Louis Couch aufgewacht. Eleanor und ich mussten eingeschlafen sein. Sie in der einen, ich in der anderen Ecke. Vor meiner Nase hatte eine Aspirin, so wie ein Teller mit Rühreiern und Speck gestanden, welche Lottie für mich zubereitet hatte. Mit einem „Denk dran deine Karten sperren zu lassen", hatten mich die Tomlinsons schließlich gegen 17 Uhr verabschiedet.
Es dauerte bis zum 17. Februar, um genau zu sein, bis ich wieder von Danielle hörte. Sie bat mich um ein Treffen im Park. Um 16 Uhr sollte ich doch bitte an der Ecke sein, an welcher wir uns früher schon getroffen hatten. Lange überlegte ich hin und her. In der Zwischenzeit vom 02. bis zum 17. Februar hatte ich es geschafft, dass weder Louis, noch Niall sauer auf mich waren. Auch bei Sarah hatte ich mich für die unpassenden Kommentare entschuldigt. Ich hatte Freddie besser kennen gelernt und sogar Briana einmal getroffen. Auch wenn keiner meiner Freunde wirklich an eine Besserung geglaubt hatte, hatte ich bis dato mein Versprechen halten können. Dass ich dennoch ein, zwei Mal ein bedeutungsloses Mädchen mit genommen hatte, wussten sie nicht.
Obwohl ich lange überlegt hatte, machte ich mich schließlich doch zusammen mit Paddy auf den Weg. Ich hatte ihn gebeten mich zu fahren und in hörbarer Nähe auf mich zu warten. Absichtlich tauchte ich erst eine halbe Stunde nach ihrer gewünschten Zeit auf, um zu sehen ob es ihr wichtig genug war. Tatsächlich saß sie noch auf der Bank und spielte nervös mit meinem Portmonee. Auch wenn ich meine Karten bereits gesperrt und alles neu beantragt hatte, freute sich ein kleiner Teil, dass sie mit meinem Geld nicht durchgebrannt war, schließlich kannte sie meine Pin.
„Hier." Schon von weitem hatte sie mich kommen sehen. Ungelenk hatte sie sich hochgehievt und war mir ein Stückchen entgegen gekommen.
„Du hast mich hierher bestellt, um mir meinen Geldbeutel wieder zu geben?"
„Nein. Ich wollte mich entschuldigen-" „Wofür? Fürs Fremdvögeln?" unterbrach ich sie forsch und sah abwertend auf ihren Bauch. Noch nie hatte mich eine schwangere Frau der Art angewidert.
„Ich hatte nicht die Chance es richtig zu erklären und das will ich nachholen. Unterbrich mich bitte nicht, Liam." Meinen offenen Mund schloss ich wieder und deutete ihr, dass sie fortfahren solle. Versprechen, dass mir nichts herausrutschen würde, konnte ich nicht. Aber ich musste ihr eine Sache lassen: Einen öffentlichen Ort auszuwählen, war das taktisch Klügste, was sie hatte tun können. Hier könnte ich sie niemals anschreien.
„Ich hab dich nicht verletzten wollen. Du weißt, unsere Beziehung lief nicht mehr gut und ich weiß auch, dass es mein Handeln nicht rechtfertig. Aber ich war einfach so enttäuscht, dass du geflogen bist, ohne alles mit mir zu erklären. Also bin ich mit Jade trinken gegangen. Auch sie hatte gerade Probleme mit Jed, also haben wir gedacht, wir machen einen Single-Abend. Dennis und sein Kumpel haben uns angebaggert und wir sind mit ihnen mitgegangen. Später hab ich erfahren, dass Jade nicht mit ihm geschlafen hat, doch ich war zu betrunken um Nein zu sagen. Sobald ich raus gefunden habe, dass ich schwanger bin, habe ich es nachgerechnet und es kommt nur Dennis in Frage. Ich wollte dich nicht verletzten Liam. Deshalb habe ich ruhig mit dir Schluss machen wollen, doch als du angefangen hast um uns zu kämpfen, wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen, als dir diese Dinge an den Kopf zu werfen. Du musst wissen, dass es mich ebenso getroffen hat, wie dich, Li. Ich wollte dich nie verletzten."
„Bist du fertig?" Zwanghaft hoffte ich, meine gelangweilte Miene aufrecht zu erhalten.
„Li, ich-"
„Weißt du was, Danielle? Ich hätte es nie gedacht, dass ich das mal sage, aber Abigail Breslin hatte tatsächlich Recht."
Fragend sah sie mich an, sie hatte keine Ahnung wovon ich sprach. Ich dagegen steckte locker mein Portmonee in die Hosentasche, wandte mich zum Gehen, denn ich würde mir nun definitiv einen netten Abend im Club machen. Doch bevor ich tatsächlich ging, sah ich sie an und sang:
Oh, and thanks for telling all your lies
'Cause now I realize
I'd rather date a rock
You really suck.
Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ ich den Park. Diese Frau konnte mir gestohlen bleiben, dessen war ich mir endlich sicher.
„Alles okay, Payno?" Paddy öffnete mir die Tür zum Beifahrersitz und sah mich besorgt an.
„Mir ging es nie besser. Bringst du mich bitte zu Andy?"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top