U für Unheimlich Heiß
LIAM ➜ 17. - 19. Februar 2016 London, England
„Mir ging es nie besser. Bringst du mich bitte zu Andy?"
„Bist du dir sicher?"
„Definitiv."
Während der gesamten Fahrt lag ich mit meinem Kopf an der Scheibe und trällerte glücklich, schief und an nichts denkend vor mich hin. Egal, welche Grütze durch die Lautsprecher quoll, ich sang schief mit und als sich George Michael mit ‚Faith' die Ehre gab, hielt selbst Paddy nicht mehr still. „Ja, Kumpel, lauter", lachte ich und hielt mir den vor Lachen schmerzenden Bauch.
» I'll just have to wait
Because I got to have faith «
„Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist, Paddy. Vielleicht sollte ich mal mit den Jungs reden. Der Voract für die nächste Vielleicht-Tour wäre gebongt und noch dazu billig." Mit einem fetten Grinsen auf den Lippen schloss ich zwinkernd die Autotür und lehnte mich durchs Beifahrerfenster rein. „Unterstehe dich, Payne!" Drohend fuchtelte Paddy mit seinem Finger in meinem Gesicht rum. „Wenn ich auch nur eine Silbe von den Jungs höre, mache ich dich kalt."
Abwehrend hob ich meine Hände: „Alles klar, meine Lippen sind versiegelt."
Mit einem ‚Pass auf dich auf', verabschiedete ich mich schließlich von meinem Schatten und machte mich auf, um zu Andys WG zu laufen. Wenn ich Glück hatte, würde ich weder auf Marius und seine Quasselstrippe von Freundin treffen, noch auf den IT-Typ, bei welchem mir der Name einfach nie einfallen wollte. Schnellen Schrittes lief ich die wenigen Treppen nach oben, pfiff fröhlich vor mich hin und wurde direkt von genau dem IT-Typen in Empfang genommen.
„Willst du zu Andy?" Mit dem Müllsack und einer alten, zerfledderten Sporttasche stand er vor mir.
„Ja", antwortete ich schlicht und verkniff mir mein ‚Ne, Dumpfbacke, ich mag deine Zimmerpflanze so sehr.'
„Der is' noch nicht da und an deiner Stelle würde ich da nicht rein gehen. Jahrestag ist angesagt und alter, ich bin froh, dass ich da raus gekommen bin, bevor die wie Karnickel übereinander hergefallen sind."
„Alles klar."
Ein klein wenig verwirrt verabschiedete ich mich sporadisch von ihm und lief weniger euphorisch die Stufen wieder nach unten. Vor der Haustür steckte ich mir zunächst eine Zigarette an, bevor ich mein Handy hervor kramte um Andy anzurufen.
»Tja, da haste mich wohl zum falschen Zeitpunkt erwischt. Vielleicht raube ich ja gerade 'ne Bank aus. Aber egal was es ist, ich hab keine Zeit für dich. Und wehe du heulst mir hier die Mailbox voll!«
Ich versuchte es noch drei weitere Male, bis ich aufgab. Inzwischen war der IT-Typ an mir vorbei gegangen, hatte den Müll sogar in, statt neben die Tonne gestellt und war fröhlich davon gestapft. Mein Notfallplan für solche Fälle sah seit neuestem vor, dass ich meine anderen Freunde anlief, anstatt die erstklassigen Zigarren, die ich bei Paddy im Wagen liegen ließ, als ich mit ihr gesprochen hatte, alleine zu rauchen. Ob ich den Grünen in der Box teilen wollte, musste ich mir noch überlegen.
Mein Glück bei Niall verlief ähnlich. Zwar nahm bei ihm jemand ab, doch es handelte sich um Sarah. Ein Mädchen, mit welchem ich immer noch nicht hundertprozentig warm wurde, aber ich hatte ihm versprochen, mich zu bemühen. Und das versuchte ich auch.
„Hey Sarah. Kann ich Niall mal sprechen?"
„Sorry, er fährt gerade. Wir haben Theo heimgebracht und haben beschlossen hier zu übernachten."
‚Na dann wissen wir ja, was ihr heute noch so treibt.' Diesen leicht bissigen Kommentar konnte ich mir gerade so noch verkneifen, auch wenn ich meinen Arsch verwettet hätte, dass an Harrys Geburtstag noch einiges mehr bei den beiden gelaufen war, als nur der Alkohol.
„Okay dann hat es sich schon erledigt", säuselte ich lieblich. „Dann schlaft gut und kommt gut heim."
„Danke Liam."
Somit blieben mir nur noch Harry und Louis.
Da ich Paddy heute im Voraus einen freien Abend versprochen hatte, beschloss ich mir ein Taxi zu rufen. Auch wenn man nicht allen Londoner Ratten trauen konnte, versuchte ich mein Glück und bereute es keine zwanzig Minuten später. Selbstsicher nannte ich dem Fahrer meine Wunsch-Adresse, zwei Straßen neben Harrys Loft, und versuchte meinen Blick unten zu halten.
„Liam Payne?" wurde ich ungläubig gefragt und seufzte genervt auf. „Ja", grummelte ich, „aber tun Sie mir einen Gefallen und fahren Sie mich bitte einfach. Alles andere können wir dort klären."
„Du erkennst mich nicht oder?"
Verwirrt erhob ich meinen Blick und sah den jungen Mann, etwa in meinem Alter durch den Rückspiegel an. Dreckig-blonde Locken, blaue Augen, Dreitagebart und Grübchen, die mir geradezu ins Auge sprangen. In meinem Kopf ratterte es wie wild, ich wusste genau, dass ich dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Mich verwirrte bloß die dunkle Hornbrille und die Zigaretten. Meine Erinnerungen schoben mich in Richtung Wolverhampton, Schule und Geographie. Im hintersten Eck der Klasse saß dieser aufgedrehte Vollidiot, den man trotz allem mögen musste. Zu mindestens hatte Andy das immer behauptet. Ich für meinen Teil hatte ihn immer als zu laut und zu auffällig befunden. Dementsprechend hielt ich meinen Mund und schüttelte nur den Kopf.
„Es klingelt gar nicht?" Verschmitzt grinsend zeigte er nach draußen auf eine x-beliebige Hecke und langsam war ich extrem verwirrt. Die Entscheidung auf ein Taxi zurückzugreifen stellte sich langsam als wirklich, wirklich dumm heraus. „Mensch, jetzt bin ich enttäuscht, Lee." Der Typ, der mich anscheinend gut genug zu kennen schien, dass er mich mit Spitznamen anredete, startete den Motor und fädelte sich in den Feierabendverkehr ein.
Im Taxi kam eine Stille auf und alles, was ich wahrnahm war das Rauschen meiner Ohren. Immer wieder warf ich einen Blick auf ihn und wurde mir immer sicher, diesen Kerl hatte ich schon einmal gesehen. Nur wo?
Erst kurz vor dem Café, dessen Adresse ich genannt hatte, um nicht zu nah an Harrys Loft auszusteigen, meldete er sich wieder. „Welche Assoziationen hast du zum Spitznamen „Blümchen"? Oder „Bruce Lee"?"
Und mit einem Male fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Robert Flowers. Was zum Henker machst du hier?" Mit großen Augen schaute ich meinen ehemaligen Klassenkameraden an. „Du hast dich ganz schön verändert, Mann. Seit wann bist du in der Lage, einen Bart wachsen zu lassen."
„Kann ja nicht jeder mit 13 ein Abo auf Rasierschaum anlegen. Alter, ist das krass. Ich hab hier Liam Payne im Taxi sitzen. Dabei bist du meine allerletzte Fahrt."
„Wie meinst du das?"
Und dann begann er strahlend zu erzählen. Von seinem Praktikum bei Grady's Car-Imperium, wie Familie Smith es übernommen hatte und wie er bei Aiden Grady in die Werkstatt miteingestiegen war.
„Aiden...", fieberhaft überlegte ich, konnte jedoch kein passendes Gesicht finden. „War das nicht diese völlig verrückte Testfahrer?"
Rob lachte auf und parkte den Wagen. Wir stiegen nicht aus. Stattdessen reichte er mir eine Zigarette und bat mich zwinkernd: „Kein Wort zu Rosie, klar?"
„Moment mal? Rosie Duncan? Die heiße Schnitte, ein Jahr über uns?"
„Die ist jetzt meine." Breit grinsend wedelte er mit seiner Hand und zeigte auf einen Eins A Hochzeitsring.
„Respekt, alter."
Wie lange wir dort im Auto saßen wusste ich nicht. Auch nicht, wie viele Zigaretten wir schließlich geraucht hatten. Allerdings musste ich unweigerlich zugaben, dass es ein warmes, gutes Gefühl in mir auslöste, mich so intensiv mit meiner Heimat zu beschäftigen, auch wenn ich mit Robert nie wirklich gesprochen hatte. Wir hatten einige gemeinsame Kurse, kannten dieselben Leute und hatten uns dennoch nie viel zu sagen. Dies bedeutete aber nicht, dass es nicht schön war, sich nun zu unterhalten.
„Du hast es zu ganz schön was gebracht, Bruce Lee. Respekt, Mann." Grinsend ignorierte ich den Spitznamen, welchen man mir nach meinem ersten Boxtraining verpasst hatte. Hätte meine Mutter mich zum Karate angemeldet, hätte ich diesen Namen verstanden. In der Schule kursierten einige Namen, die deutlich mehr Sinn machten: Aaron Airhead für den kleinen Fünftklässler mit dem Riesenkopf, Blümchen für Robert Flowers. Doch Bruce Lee machte absolut keinen Sinn, für einen elfjährigen Jungen, der sich sonst nicht anders zu verteidigen wusste, als zum Boxtraining zu gehen.
„Und trotzdem bist du glücklicher."
Es dauerte eine Weile bis Rob antwortete. Vielleicht lag es daran, dass ich nur geflüstert hatte. Vielleicht aber auch daran, dass er sorgfältig überlegte, dass er mich nicht verletzten wollte. Doch seine Ehrlichkeit tat mir eher gut, als weh.
„Das bin ich."
Im Wagen kam für einen Moment Stille auf, welche erst gebrochen wurde, als ich ihm den Preis, den ich ohnehin zu zahlen hatte, verdoppelte.
„Nein Mann, das kann ich nicht annehmen."
„Nimm es und kaufe eurem Baby was Nettes."
„Woher?" Ungläubig sah er mich an. Zurecht, denn er hatte keine Silbe über ihre Familienplanung verloren. Allerdings hatte er nicht bedacht, dass ich den kleinen Schnuller an seinem Schlüsselbund durchaus sehen konnte. Lächelnd und mich irgendwie erleichtert fühlend stieg ich schließlich aus dem Taxi und wünschte Rob noch einen schönen Abend.
Die Hände in den Taschen vergraben machte ich mich schließlich auf den Weg zu Harry. Da ich mir ziemlich sicher war, dass er seinen Freitagabend alleine auf der Couch verbringen würde, da Hannah zu diesem Zeitpunkt entweder zur Entspannung kochte oder ihre Uni-Aufgaben erledigte, hatte ich meinen besten Freund nicht angerufen. Stattdessen kramte ich meine Beanie aus der Jackentasche, zog sie auf und dachte nach. Wie viele Jungs hatten damals für Rosie, die heiße Schwimmerin, geschwärmt? Spontan fiel mir keine Pappnase aus meinem Jahrgang ein, die sich nicht für das unheimlich heiße Gerät interessiert hatte. Was sie wohl an Rob gefunden hatte? Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich mich nicht genug für meine Mitmenschen interessiert hatte. Vielleicht hatte ich mich zu sehr abgekapselt.
Bevor ich schließlich die Tür zu Harrys Loft aufstieß, machte ich halt an einer kleinen Bäckerei und beschloss uns ein bisschen Zucker mitzunehmen. Voll bepackt mit drei Bechern Kaffee und einer Tüte mit Zimtschnecken, Schweineohren und Nussecken stapfte ich die Stufen nach oben.
Je näher ich seiner tatsächlichen Haustür kam, umso lauter wurde es. Noch bevor ich überhaupt die richtige Etage erreicht hatte, hörte ich etwas klirren und Hannah schreien: „Du ignoranter Sack!" Anstatt seine Freundin zu beruhigen, pampte Harry unklugerweise zurück: „Bist du jetzt völlig bescheuert?!"
„Oh je. Falscher Satz, Kumpel", flüsterte ich und spähte nach oben. Harry beugte über einem Scherbenhaufen und grummelte irgendwas von Porzellanfigur. Wenn es das hässliche Ding war, was Anne Hannah geschenkt hatte, konnte ich gut verstehen, warum sie sie loswerden wollte. Das Ding hatte förmlich „Lass-die-Finger-von-meinem-Sohn- Ich-hasse-dich" geschrien.
„Ach, jetzt hab ich sie wohl nicht mehr alle? Bin ich dir zu blöd oder was?"
„Das hab ich so doch gar nicht gemeint."
„Wie denn dann? Willst du mir etwa sagen, dass deine Modelgeschichten mehr Grips hatten?"
„Davon redet doch keiner, Han."
„Du bist so ein Idiot!"
Und damit hatte Harry die Tür im Gesicht. „Das darf doch jetzt echt nicht wahr sein." Die Haare raufend stand er auf und begann gegen die Tür zu hämmern und sich billig zu entschuldigen.
„Gib ihr einfach 'ne halbe Stunde, dann hat sich das wieder."
„Was mischt du dich denn jetzt ein? Sorry Liam, aber ich hab für was auch immer jetzt echt keinen Nerv."
Und so kam es, dass ich mich dieses Mal zu Fuß auf machte um durch das arschkalte London zu stapfen. Harry hatte mich nach seiner Abfuhr glorreich ignoriert und weiter gegen die Tür geklopft. Auf meine Textnachricht hin, wie der Stand der Dinge sei, bekam ich bloß einen Mittelfinger-Emoji zurück gesendet. Daraus schloss ich spontan, dass Harry nicht sehr weit gekommen war. Also lief ich irgendwann gegen 18 Uhr einfach in Richtung Louis' Haus. Zwar fragte ich mich für einen kurzen Moment, während ich zwischen einer Oma und ihrem Dackel an der Fußgängerampel wartete, was wohl Sophia gerade tat, doch ich kam ziemlich schnell zu dem Schluss, dass es vermutlich nicht der Knaller wäre, würde ich jetzt á la Friede-Freude-Eierkuchen bei ihr auflaufen, nur weil ich mir meinen Arsch abfror und keiner meiner Freunde Zeit für mich hatte.
Trotzdem ging sie mir nicht vollständig aus dem Kopf. Seit Harrys Geburtstag hatte ich nichts mehr von ihr gehört und auch bei Andy abgeblockt, wenn er mit ihrem Namen um die Ecke kam. Ich war wütend auf sie und stur. Einfach so konnte ich ihr nicht verzeihen. Aber inzwischen musste ich mir eine Sache eingestehen: Ich verstehe, warum sie das getan hat. Vor allem aber war ich zu der festen Überzeugung gekommen, dass ich an ihrer Stelle nicht anders gehandelt hätte. In einer ruhigen Minute hatte ich mich an all die Momente erinnert, in denen sie auf der Toilette gegessen, hinter der Sporthalle geweint oder auf dem Schuldach gesessen hatte, um alleine weinen zu können.
Vertieft in meine Überlegungen registrierte ich erst spät, dass ich tatsächlich in Louis' Straße angekommen war. Obwohl es eigentlich völlig sinnlos war, nahm ich mein Handy hervor und rief Louis' Haustelefon an. Zu meiner Überraschung war es allerdings Eleanor, welche abnahm: „Gott sei Dank", seufzte sie, „ich dachte schon, ich würde vor Langeweile umkommen. Mir egal, was du vorhast, bitte sag mir du hast heute Abend Zeit. Hannah hat Stress mit Harry, Sarah ist in Irland, Sophia in Wolverhampton und Perrie muss arbeiten. Aber Louis fliegt gerade mit Freddie nach L.A. um ihn zurück zu bringen und ich bin ganz alleine in diesem riesen Haus und Max hat auch keine Zeit und-" „-Und du solltest endlich mal Luft holen, El", unterbrach ich sie lachend, währen dich ihr Geburtsdatum in das System vor dem Tor eingab, damit dieses sich öffnete. „Also. Hast du Zeit?"
„Ich bin in zwei Minuten bei dir."
Als ich am Nachmittag des 18. Februar völlig verwirrt und total verkatert aufwachte wusste ich zwar nicht sofort, wo ich mich befand, geschweige denn, was passiert war. Eines wusste ich jedoch ganz genau: Ich würde mich keinen Millimeter mehr bewegen.
Und dabei beließen wir es. Eleanor kochte Kaffee, ich toastete mir einen Toast und sie kippte sich Müsli in eine Schale. Wir pflanzten uns aufs Sofa und schafften immerhin acht Folgen der ersten Staffel »The Vampire Diaries«.
„Warum genau schaust du dir den Müll noch mal an", fragte ich bevor ich das Tomlinson Haus endgültig verließ.
„Weil's bescheuert ist. Es ist lustig mit anzusehen, wie dumm die Leute sind. Manchmal braucht man so 'ne naive Romantikscheiße. Das Leben ist ja leider nicht so."
Irgendetwas sagte mir, dass Eleanor etwas auf der Seele lag. Es waren nicht unbedingt ihre Worte, noch ihre Betonung. Es war dieser kleine Moment, in welchem sie blinzelte. Es wirkte beinahe so, als ob sie für einen Augenblick ihre Maske ablegte. Lange ließ sie ihre Fassade jedoch nicht bröckeln und bevor ich die Chance hatte sie irgendwie darauf anzusprechen, begann ihr Telefon zu klingeln. Eleanor warf einen flinken Blick auf den Bildschirm und verabschiedete sich schließlich mit der offensichtlichen Ausrede, es sei wichtig und den Anruf müsse sie entgegen nehmen.
Mit einem: „Den Abend wiederholen wir!" hatte ich auch schon die Tür im Gesicht.
Den gesamten 18. Februar verbrachte ich damit nachzudenken. Wortwörtlich. Von dem Moment an, an welchem ich Louis' Anwesen verlassen hatte, hatte ich begonnen darüber nachzudenken, was genau es war, dass Ellies Fassade hatte bröckeln lassen. Ich malte mir aus, was ihr auf dem Herzen liegen könnte, anstatt sie zu fragen und ließ die letzten Tage und Wochen Revue passieren und versuchte mir auszurechnen, was ich wohl verpasst haben könnte. Einiges, lautete die Antwort. Denn ich war, obwohl ich versucht hatte aufzuholen, mit mir selbst beschäftigt gewesen. Ich hatte mich gezwungen über Sophia nach zu denken, um es doch wieder zu verdrängen. Ich hatte mich gezwungen, mich Sarah gegenüber zu öffnen, Louis zu verstehen, Briana und Freddie näher kennen zu lernen, auch wenn ich Erstere nur über Skype sah und ich hatte mit Hannah und Harry mehr Zeit verbracht. Und doch hatte ich dabei immer nur an mich gedacht. Das Gespräch mit Danielle zu verdrängen stand an oberster Stelle, dicht gefolgt von ‚Bring deine Freunde dazu, dich nicht mehr zu hassen und dich gleichzeitig in Ruhe zu lassen, damit sie aufhören dir Vorwürfe zu machen'.
Erst am Morgen des 19. Februar pellte ich mich aus dem Bett und wenn ich gewusst hätte, dass dieser Freitag, der schwärzeste meines Lebens werden würde, wäre ich im Bett geblieben und hätte Bullshit-TV geschaut.
Joggend begann mein Morgen und damit begann er Scheiße. Mein Fitnessprogramm hatte ich ganz schön schleifen lassen, das wurde mir bewusst, nachdem ich keine zwanzig Minuten durchgehalten hatte. Da mir aber absolut nicht danach war, Kilometerlange Strecken hinter mich zu bringen, ließ ich es bleiben und ging auf dem Rückweg an einer kleinen Bäckerei vorbei, aus welcher ich zehn Minuten später mit drei Brötchen und nach vier Fan -Fotos, herauskam. Noch bevor ich zuhause ankam, hatte ich zwei der Brötchen vertilgt, weshalb es völlig sinnlos war noch großartig zu frühstücken, somit nahm ich mir einfach den Laptop, setzte mich an den Küchentisch und stellte vorher die Kaffeemaschine an.
Bis um Punkt 16 Uhr starrte ich auf ein leeres Dokument, ohne auch nur eine Silbe zu schreiben. Selbst als ich mir eine schnelle Nudelsuppe zum Mittag zubereitete, starrte ich nebenbei immer wieder auf das leere Worddokument. Zwar hatten die Jungs und ich in Argentinien einige Songs zusammengebracht, doch uns fehlte noch immer dieser Eine. Irgendetwas besonders, doch mir wollte partout nichts einfallen.
Meine Rettung nahte punkt 16 Uhr.
Der nervige iPhone Ton erklang und ich sah Andys Namen und ein bescheuertes Seflie, was wir vor Jahren einmal geschossen hatten, aufleuchten.
„Kumpel, was kann ich für dich tun?" meldete ich mich und klappte meinen Laptop zu. Das hatte eh keinen Sinn mehr.
„Du wolltest am Mittwoch irgendwas machen? Jetzt ist Freitag, jetzt hab ich Zeit, jetzt brauch ich 'nen Schnaps."
„Zu dir oder zu mir?"
„Also eigentlich kannst du die Tür aufmachen kommen."
Der Bass dröhnte uns um die Ohren und obwohl es noch recht früh am Abend war, hatten wir beide schon einiges getrunken. Der Whiskey schmeckte mir heute besonders gut, einfach weil ich für meine Verhältnisse schon lange keinen mehr genießen durfte. So lustig die Abende mit Eleanor auch waren, aber immer nur diese Pinkelbrause brauchte ich nicht.
„Na Hübscher?" Ein sexy Rotfuchs tanzte mich an und ich ging drauf ein. Warum auch nicht? Ich hatte es mir verdient. Sie war schlank und hatte die Kurven an den richtigen Stellen. Ihr Kleid war knapp und eng am Arsch geschnitten. Sie war ein wirklich unheimlich heißer Feger. Doch das Beste war, sie war nicht alleine gekommen.
„Siehst du meinen Freund da drüben?" Mit meinem Finger zeigte ich in Richtung Bar auf ein Wrack. Seit er bei mir aufgelaufen war, hatte er mir die Ohren vollgeheult. Er hätte Dana aus dem Krankenhaus abholen sollen, doch Niall war ihm zuvorgekommen. Er hasste Niall, er habe sie nicht verdient, blablabla. Die Rothaarige drehte sich um und rieb ihr heißes Hinterteil an mir. Kurz schnappte ich nach Luft. Wenn ich jetzt schwach wurde, würde es peinlich werden. „Was hältst du davon, wenn deine hübsche Freundin ein bisschen mit ihm tanzen geht, huh?"
„Findest du sie hübscher als mich?"
„Keinesfalls", schwor ich zwinkernd. Lüge. Der blonde Lockenkopf war bildhübsch und viel eher mein Typ, als der sexy Rotfuchs vor mir. Doch das tat nichts zur Sache, denn die Blondine entsprach voll und ganz Andys Typ und hatte noch dazu absolut keine Ähnlichkeit mit Dana, nicht einmal Figur technisch.
„Ich bin übrigens Paige", flötete sie zuckersüß in mein Ohr, bevor sie sich aufmachte, um der Blondine etwas ins Ohr zu flüstern. Grinsend ging ich rüber zu Andy, der schon deutlich einen im Tee hatte und sprach ihn auf die heiße Blondine und den sexy Rotfuchs am Ende der Bar an. Doch mein Kumpel schenkte ihnen keine Bedeutung, also übernahm ich es und bestellte zwei Drinks für die beiden Mädels, welche sich natürlich ganz rein zufällig höflich bedanken kamen. Je mehr Violet, wie sie sich vorstellte, mit Andy sprach umso mehr taute sie auf. Mich überraschte die Tatsache, dass Paige tatsächlich Medizin studierte während Violet in der IT-Branche tätig war. Sie waren also –völlig entgegen zu ihrem Erscheinungsbild- wirklich interessante und intelligente Frauen. Trotzdem schwieg ich über meine Tätigkeit lächelnd und faselte irgendwas von ‚viel unterwegs sein, die Welt sehen' und, und, und. Diese Aussagen waren nicht einmal gelogen, zumindest nicht vollständig. Ich war in der Tat viel unterwegs und sah so einige Flughäfen, Hotels und Tankstellen rund um den Globus.
„Was hältst du davon, wenn wir zu dir gehen?" flüsterte Paige anzüglich mitten in Andys Monolog über Betriebswissenschaften, welchem Violet begeistert lauschte und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
Prüfend sah ich zu Andy.
Es wurde Zeit.
„Fantastische Idee." Paige grinste dreckig, doch diese Freude nahm ich ihr sofort: „Aber wir müssen Andy und Violet mitnehmen." Mir war nicht danach mit Paige in die Kiste zu steigen und dieses Gefühl war neu für mich. Ich war mit dem Ziel hierhergekommen, hatte eine unheimlich heiße Braut getroffen und trotzdem keine Lust. Vermutlich lag es daran, dass ich mich in Andy wieder erkannte: Sturzbetrunken, Trübsal blasend und Mist redend. „Du trägst ihn, ich klemme mir Vi unter die Arme", meinte sie trocken. Anhand ihrer Tonlage war ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob sie beleidigt war oder nur rational dachte.
Im Club hatte ich noch geglaubt, sie dachte rational.
Bei mir zuhause, war ich mir sicher, dieses Vermögen hatte sie im Funky Buddah die Toilette runter gespült.
„Liam, macht es dir was aus, wenn wir uns den Grünen ausleihen?" faselte Andy, als ich in der Küche nach dem Flaschenöffner für mein Bier suchte. Zuerst glaubte ich, er meinte das grüne Gästezimmer, um Violet flachzulegen, weshalb ich leichtfertig mit „Klar, viel Spaß" antwortete.
Als ich jedoch zurück ins Wohnzimmer kam, roch es verdächtig nach Tannenwald. „Dein Ernst?" seufzend stemmte ich die Hände in die Hüften. Gleich im nächsten Moment, raufte ich mir die Haare und riss die geschockt die Augen auf: „Oh mein Gott, ich rede wie Niall."
„Hier, nimm einen Zug, dann geht's dir besser."
„Und das von einer Medizinstudentin?"
„Anordnung deines Doktors."
Vielleicht würde ich mir das mit dem Sex noch einmal überlegen. Okay, nicht vielleicht. Ich nahm einen Zug und griff nach Paiges Hand. „Mit Zuhörern?"
„Scheiß drauf." Ich machte mich an ihrem viel zu knappen Kleid zu schaffen und ließ sie an meinem Hemd rumfummeln. „Da freut sich aber jemand", zwinkerte sie und griff mir zwischen die Beine. Und wie ich mich freute. Gerade als wir kurz vor der Schlafzimmertür standen, hörte ich Violet schrill aufschreien und den Feuermelder anspringen.
„Scheiße!" Sowohl Paige, als auch ich fielen beinahe die Stufen nach unten. Ich hörte Andy schreien und sah den Balkon in Flammen stehen. Instinktiv griff ich einfach nach meinem besten Freund und erschlug ihn beinahe mit der Decke. Unfähig durch den Schock auch nur irgendwas zu tun, stand er einfach da und ließ sich von mir die Jacke vom Leib reißen. Meine Finger schmerzten höllisch und wäre Paige nicht hinter mir gestanden, hätte ich nicht bemerkt, dass ein Zipfel der Decke, meine Jeans angezündet hatte.
Die nächste Stunde lief wie in einem Film an mir vorbei.
Feuerwehr.
Krankenwagen.
Brennender Balkon.
Flammen, die auf die offene Küche übergriffen und damit den Wohnbereich gefährdeten.
Schmerzen.
Und alles was ich denken konnte war: Ich hab meinen besten Freund beinahe umgebracht, nur um mit einer x-beliebigen Frau zu schlafen.
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So, das wäre der erste Streich und der zweite folgt sogleich♥
Der Startschuss ist gefallen aber ich muss gestehen, ich weiß nicht ob ich euch drei Kapitel zur richtigen Zeit liefern kann. Die ersten beiden stehen, das dritte hängt noch ein wenig in den Seilen...
Als kleine Zeitver(schwendung)treibung habe ich eine Collage erstellt :3
https://youtu.be/HCvi0WscnbI
P.S.: Ich hab euch just for fun mal ein Video von Sam Claflin in den externen Link gepackt, weil ich wissen wollte, wie einer meiner liebsten Schauspieler so singt...und ratet mal wen ich in diesem Video gefunden habe? ;)
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