S für Schnauze!

Who's gonna be the first one to start the fight?
Who's gonna be the first one to fall asleep at night?
Who's gonna be the last one to drive away?
Who's gonna be the last one to forget this place?

We keep taking turns
Will we ever learn?

Oh spaces between us
Keep getting deeper
It's harder to reach you
Even though I try
Spaces between us
Hold all our secrets
Leaving us speechless
And I don't know why

LIAM   30. Januar 2016 Buenos Aires, Argentinien

Obwohl ich noch immer müde war, stand ich an diesem Morgen mit einem besseren Gefühl auf. Heute Morgen um zehn Uhr, einer wirklich unchristlichen Zeit hatte Niall Dana und Sophia zum Flughafen gebracht, was bedeutete, dass mir sowohl das Geturtel von Niall, als auch Sophias Dummheit erspart blieben. Etwas ächzend rollte ich mich aus dem Bett, ging ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Das Wasser tat mir gut und zufrieden betrachtete ich die sommerliche Bräune, die sich inzwischen eingestellt hatte. Niall war der einzige, der immer noch käseweiß leuchtete, aber das war nichts Neues. Er war weiß, wurde krebsrot durch die heiße Sonne und ging danach wieder in sein übliches Weiß über. Sommerbräune stellte sich bei dem Iren partout nicht ein.

Auch beim Frühstück hielt meine gute Laune noch an, bis Niall sich deprimiert, übermüdet und seufzend mir gegenüber nieder ließ.

„Ich vermisse sie jetzt schon", murmelte er in seine fest umklammerte Kaffeetasse.

„Oh, bitte nicht." Rutschte es über meine Lippen. „Tue mir einen Gefallen und erspare mir das rührselige Gejammer." Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und schlürfte extra laut an seinem Kaffee. Nialls Schmollen kam mir gerade recht, denn so konnte ich genüsslich weiter mein Rührei vertilgen. Doch irgendwie schien der Kleine Sabbelwasser getrunken zu haben „Erst sagst du mir, ich soll mir was suchen, jetzt habe ich was und es passt dir auch nicht."

„Wenn du ja wenigstens ‚Etwas' hättest! Mehr als eine Abschiedsumarmung ist bei euch doch eh nicht gelaufen. Du hast ja nicht mal ihre Hand gehalten, ey." Und damit hatte ich Nialls Hass auf meiner Seite. Nichts Neues eigentlich. Schweigend und uns ignorierend frühstückten wir weiter. Ich aß meine Eier, Niall trank seinen Kaffee und schlürfte Müsli. Es war nicht so, dass ich Niall keine Romanze gönnte. Er war der letzte, dem ich ein Mädchen ausspannen würde. Gleiches galt für Harry. Seine Flamme war so gar nicht mein Typ. Ihre widerlich, korrekte Art war ein furchtbarer Lusttöter für mich. Harry hingegen schien sie ernsthaft zu lieben. Verdeutlicht wurde meine Ansicht, als die beiden verliebt turtelnd und ineinander verkeilt in das Restaurant traten. Schade eigentlich, dass sie durch die verquere Körperhaltung nicht den Boden küssten. Derartige Auftritte wären um Längen interessanter als dieser dämliche Alleinunterhalter den ich mir gestern hatte ansehen müssen. Zu meinem Bedauern setzte Harry sich neben mich und Hannah ließ sich neben Niall und damit mir gegenüber nieder. „Guten Morgen", flötete sie.

„Morgen", grummelte Niall und die Konversation, die die beiden betrieben ließ mich kalt. Bevor ich aufstehen konnte, richtete Harry jedoch das Wort an mich. Verwundert ließ ich meinen Arsch wieder in das Leder sinken und fragte mich ernsthaft, wann wir das letzte Mal mit einander geredet hatten, wenn es nicht gerade hatte sein müssen. „Also erzähl mal, Payno. Die Jungs und ich haben euch zwei die letzte Zeit mit zwei wirklich schönen Frauen gesehen. Geht da was?" Er zog bedeutungsvoll die Augenbrauen nach oben. „Nur über meine Leiche. Frag lieber Niall, den Loverboy, warum er die beiden immer wieder anschleppt."

„Okay, dann geht die Frage an dich."

„Ihr seid so oberflächlich. Vielleicht mag ich Dana und Sophia einfach, weil sie nicht so prollig sind, wie ihr alle?" Jetzt war Niall definitiv nicht mehr nur sauer auf mich, sondern zu tiefst beleidigt. Und das war noch viel schlimmer. Amüsiert lachte Harry auf. „Ach komm schon, Niall. So hat das doch keiner gemeint. Ist doch schön, wenn du jemanden gefunden hast, an dem du interessiert bist." „Trefft ihr euch heute wieder? Vielleicht können wir ja was zusammen machen?" mischte Hannah sich nun ein und schob sich einen weiteren Löffel ihres vegetarischen Fraß in den Mund. Grausam. Wie konnte sie sowas freiwillig in sich reinschieben?

„Nein, die beiden sind abgereist." Und da war wieder der Trauerkloß. Mein Zeichen mich zu verpieseln.

„Aber du kommst dann um zwei ins Studio oder?" rief Harry mir noch hinterher. Um mir nicht die Blöße zu geben und den Jungs mal wieder einen Punkt zu liefern, indem sie über mich nur schweigend den Kopf schütteln konnten, erwiderte ich mit einem „Ja klar" und ging schließlich auf mein Zimmer. Ich hatte tatsächlich den Termin vergessen. Noch im Fahrstuhl hatte ich mein Handy aus der Hosentasche genommen, um den Kalender zu checken. Nichts. Erst, als ich mit der Schlüsselkarte das Zimmer aufschloss fiel mir ein, warum mich mein Handy nicht an den Termin im Studio erinnert hatte. Sophia hatte meinen alten Lebensretter gecrasht.

Rücklinks ließ ich mich aufs Bett fallen und versuchte einfach an nichts zu denken. Vielleicht bekam ich so eine Idee für einen neuen Song? Doch nach einer halben Stunde grübeln, musste ich diesen Plan verwerfen. So würde das Nichts werden. Mein Kopf stand nicht still und doch ließ sich keine gescheite Idee finden. Ich bezweifelte stark, dass die Jungs das unbeschreibliche Verlangen hatten eine Ode an die dreckige Zimmerdecke zu richten.

In Badehose und Handtuch schmiss ich mich deshalb kurze Zeit später in den Hotelpool. Mein Kopf knallte auf die Wasseroberfläche, das viel zu warme Wasser umgab mich, noch unter der Oberfläche öffnete ich die Augen und ließ mich treiben, bis mir die Luft ausging. Mehr als knackige und weniger knackige Hintern in Bikini oder nackte, haarige Männerbeine bekam ich nichts zu sehen, was mich nicht gerade in irgendeiner Weise hätte inspirieren können. Mit einem prüfenden Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich noch zwei Stunden Zeit haben würde, bis ich bei der Adresse, die Harry in unsere zurzeit eher stille Whatsapp-Gruppe geschickt hatte, aufzutauchen hatte. Ich brauchte definitiv irgendeine Ablenkung. In den letzten beiden Wochen hatte ich es zu meinem Ritual gemacht, meine Zeit auf dem Surfbrett zu verbringen, egal zu welcher Tages-oder Nachtzeit. Dabei war eine Aktivität, die mich oft ablenkte auf jeden Fall zu kurz gekommen: der Sex.

Auf dem Weg durch den Hotelflur zu meinem Zimmer checkte ich erneut die Uhr. Einen Besuch im Swinger Club würde ich zeitlich nicht mehr schaffen, also sah ich mich in der Hotelbar ein wenig um und wurde tatsächlich schnell fündig. Einzig und allein mein Name ermöglichte es mir wenig später das Chlorwasser in Begleitung abzuduschen. Lucía war ihr Name. Sie hatte leuchtend blondes, künstliches, gefärbtes Haar und gebräunte Haut. Ihre Kurven schmiegten sich sanft an meine, sie ließ sich kommentarlos unter der Dusche ficken, versprach kein Wort darüber zu verlieren und ließ sich von mir das Versprechen abringen, dieses Treffen noch einmal zu wiederholen, da sie noch einige Tage im Hotel bleiben würde. Dass die Jungs und ich noch heute Abend in den Flieger stiegen verschwieg ich ihr.

„Warum eigentlich nur ein Runde", fragte sie, halb im Flur stehend und sah mich an. Schulterzuckend ließ ich mich von ihr zum Bett schieben.

„Danke", hauchte Lucía in mein Ohr, während ich mich auf der Bettkante sitzend wieder anzog. Mittlerweile hatte sie schon einen ihrer Nuttenstängel im Hals. „Gern geschehen. Trotzdem solltest du deinen Scheiß draußen auf dem Balkon rauchen." Mit einer Hand an meiner Jeans nahm ich ihr ihr Kraut ab, drückte es an der Bettkante aus und legte die halbe aufgerauchte Zigarette auf den Nachttisch, solange bis ich meine Jeans richtig angezogen hatte. Sie striff sich schnell mein schwarzes Shirt über, schlüpfte in ihren Slip und folgte mir auf die Terrasse. So standen wir da, sie unten rum, ich oben rum halb nackt, rauchend und zufrieden schauend. Dennoch würde ich mir noch einmal durch die Haare fahren müssen, so sehr wie sie sich festgekrallt hatte. Innerlich war ich erleichtert, dass wir nur unsere Zeit im Studio totschlagen mussten und kein Fotoshooting hatten. Ihre langen schwarzen Krallen, die mich für einen kurzen Moment an das verboten scharfe schwarze Kleid, welches Sophia letzten Abend trug, erinnert hatten, hatten sich tief in meinen Rücken gegraben, als sie der Orgasmus überrollt hatte.

„Wann sehen wir uns wieder?" Mittlerweile trug Lucía wieder ihre Kleidung und räkelte sich nun an der Tür zu meinem Hotelzimmer. „Ich ruf dich an." Mit einem Kuss auf die Lippen verabschiedete sich die Wahl-Argentinierin und ich konnte mich entspannt und ausgelastet auf den Weg ins Studio machen. Bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel: Wir hatten noch nie zusammen arbeiten können, wenn es um neue Texte ging. Nie. Auch nicht bevor ich mich, um Niall zu zitieren: Zu einem Arsch entwickelt hatte.

Dementsprechend sank meine Laune mit jedem Meter, dem ich mich dem Studio näherte.

„Hey, du bist tatsächlich pünktlich", begrüßte Niall mich netterweise mit einer Tasse Kaffee zehn Minuten später. Fix nahm ich ihm selbige aus der Hand und nahm einen großen Schluck der bitteren Flüssigkeit. Mir war irgendwie entgangen, wann Niall damit begonnen hatte keine halbe Kuh und fünf Kilo Zucker in seine Tasse zu kippen. Die Plörre in meiner Hand war schwarz, bitter und irgendwie abgestanden. „Das war meine aber wollen wir mal nicht so sein." Schnaubend ging er weg, in irgendeinen kleinen Raum und ließ mich alleine an dem großen Konferenztisch sitzen. Däumchen drehen war absolut nicht meine Stärke, weshalb ich eher desinteressiert durch die sozialen Medien scrollte, um wenig später mein Handy wieder wegzustecken.

Kurz sah ich mich um. Wo blieb dieser überdrehte Vogel bitte? Musste er erst noch die Kaffeebohnen anbauen?

Leicht zuckte ich zusammen, als der Tisch unter meinem Arm zu vibrieren begann. Nialls Handy leuchtete mich an und ich konnte nicht anders, als einen verstohlenen Blick darauf zu werfen und mich gleich danach zu fragen, ob Niall jemals ein Gehirn besessen hatte.

„Sarah" leuchtete mir auf dem Bildschirm entgegen. Warum schrieb er immer noch mit seiner Exfreundin? Hatte er nicht heute Morgen noch Trübsal geblasen, weil Dana im Flugzeug verschwunden war? Ich konnte nicht anders, als auch ihre Nachricht zu lesen, zumindest der Teil, der sich auf dem Bildschirm zeigte, denn auch seinen Code hatte er geändert. Die Zeiten hatten sich offensichtlich geändert, das verdeutlichte nicht nur der geänderte Entsperrcode. Sarah hat ein Bild mit Ihnen geteilt: „Der Kleine- oh pardon- der Große freut sich schon auf dich ;) Schreib mir nochmal wann wir..."

„Nah, interessant, was sich so auf meinem Handy abspielt?" Lässig stützte Niall seine Ellenbogen auf meiner Schulter ab. „Warum schreibst du immer noch mit ihr?" umging ich seine unnötige Frage. Wäre es nicht interessant, hätte ich nicht nachgesehen, so einfach war das. „Falls es dir entgangen sein sollte, ich kenne dieses Mädchen mein halbes Leben."

„Und falls es dir entgangen sein sollte, hast du eure Beziehung gegen die Wand gefahren."

„Falles es dir entgangen sein sollte, haben wir uns friedlich getrennt mit der Ansicht, dass es besser so ist und wir haben gemeinsam entschieden, dass wir Freunde bleiben wollen, weil wir uns einfach zu lange kennen, um das einfach wegzuwerfen. Ach und da war ja noch so eine Kleinigkeit: Mein Neffe ist ihr Patenkind, du Horst." Schnippisch schlürfte er an seinem Milchkaffee. Dieser kleine Bastard hatte gewusst, dass ich seine Tasse nehmen würde?

„Und falls es dir entgangen ist, bist du eine Lusche."

„Und falls es euch entgangen sein sollte, wir wären jetzt da." Etwas erschrocken drehten wir uns um und blickten in die grinsenden Gesichter von Harry und Louis. „Dann können wir ja endlich anfangen", zischte Niall in meine Richtung, als wäre es meine Schuld und dampfte ab in Richtung des kleinen Raumes, aus welchem er zuvor den Kaffee geholt hatte. „Also..." Nervös fuhr sich Harry durch die Haare, um die aufgekommene, zugegeben unangenehme Stille zu durchbrechen. Doch Louis sah permanent auf sein Handy und ich starrte aus dem Fenster. Erschreckender Weise machte mir diese Situation klar, wie Recht Niall doch gehabt hatte. „Auseinandergelebt" war die Untertreibung des Jahrhunderts.

„So Jungs, ich hab uns eine Kleinigkeit besorgt." Vorsichtig aber dennoch bis über beide Ohren strahlend trug Niall ein großes Tablett mit einer Kanne Kaffee und zahlreichen bunten Tüten in den Raum. Harry sprang direkt auf, um dem Iren etwas abzunehmen. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen um ihn. Heute Morgen hatte er geschaut wie dreihundertfünfundsechzig Tage Regenwetter und jetzt machte er einen auf Glücksbärchi? Als ich jedoch die ganzen bunten Tüten mit dem Süßkram sah, fragte ich mich nicht mehr, ob er meinem Dealer-des-Vertrauens einen Besuch abgestattet hatte. Ich war mir ziemlich sicher.

„Aber sonst geht's dir gut oder?" Angewidert fischte ich einen strahlenden Haribo-Goldbären mit zwei Finger aus der Schale und sah Niall entgeistert an.

„Wo ist jetzt schon wieder dein Problem", platzte es aus ihm heraus und das letzte Tablett knallte auf den Tisch. „Bitte sag mir, du merkst es von alleine!"

Der Goldbär sank in die Schüssel und auch meine Laune befand sich nun definitiv auf dem Tiefpunkt. Ich hatte mich nicht hierher geschleppt um auf der einen Seite peinlich angeschwiegen zu werden und auf dem anderen Ohr einen Tinnitus zu bekommen. „Was willst du eigentlich von mir, Horan? Kannst du mal aufhören mich permanent an zu kacken? Ja okay, ich habe diene Mühe nicht gewürdigt, entschuldigen Sie vielmals!" Dieses ewige Gezeter schlug mir derart auf die Nieren, dass ich beschloss ihn zur Weißglut zu treiben. ‚Dankbar' kniete ich vor ihm nieder, zeigte mich unterwürfig und klopfte ihm zum Schluss noch auf die Schulter. „Hast du fein gemacht, Nialler."

„Ich hau dir noch mal aufs Maul, Payne! Wart 's nur ab."

„Seit ihr dann mal fertig?" Genervt aufseufzend ließ Louis die Füße auf der großen Tischplatte nieder und zückte sein Handy nachdem Harry sich eingemischt hatte.

„Wisst ihr was? Ihr geht mir so abartig auf die Nerven!" Schnaubend erhob ich mich aus dem Sessel, wollte mir die Blöße aber nicht geben. Mit einem Block und vor allem meinen Zigaretten ging ich aus der nächstbesten Tür, die irgendwie aussah, als würde sie mich aufs Dach bringen. Gott, falls es ihn irgendwie doch geben sollte schien gnädig zu sein.

„Dieser Wichser!" Meine Stimme hallte vom Dach nieder und irgendwie schien es mich zu befreien. Die kalte Brise, die dort oben wehte, gespickt mit dem Nikotin, welches durch meine Lungen strömte taten ihr Übriges.

Die Füße von der Dachkante baumelnd saß ich dort und schaute mich einfach um. Die Sonne blendete mich, spiegelte sich in den unzähligen Fenstern um mich herum. Zunächst hatte es mich nicht weiter gestört, dass irgendwelche Menschen dumme Fratzen zogen. Spätestens nachdem eine eingebildete Tussi meinen Mittelfinger gesehen hatte, ließen sie mich in Ruhe. Was mich allerdings nicht kalt ließ, waren meine Gedanken. Aus einem unerfindlichen Grund schweifte ich von einer möglichen Songidee über Steine ab zu den „guten alten Zeiten". Für gewöhnlich war dies bloß eine oft genug missbrauchte Phrase. Zu mir passte sie jedoch, denn früher war es wirklich besser. Weniger Menschen, die uns anschrien, weniger Stress und dementsprechend mehr Spaß am Job. Vor allem aber mehr Freundschaft.

Aus einem mir unerklärlichen Grund wandte ich meinen Blick nach unten und sah einen kahlrasierten Kopf mit einem dazugehörigen Hand auf der ein Tattoo prangerte, welches ich nie wieder sehen wollte. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Das hatten sie nicht wirklich getan. Oder etwa doch?

Ächzend wuchtete er eine Gitarre aus dem Kofferraum und ich fragte mich wann dieser treulose Schweinehund gelernt hatte auf etwas zu spielen, dass nicht die Brüste seiner abartig-perfekten Modelfreundin waren. Ich konnte mich nicht beherrschen. Mehr Spucke als gewollt segelte hinab und traf dankenswerter Weise die nackte Schulter des Bastards. Triumphierend und zufrieden, dem Hurensohn eins ausgewischt zu haben- auch wenn es eher der Manier eines Kindergartenkindes entsprach- schwang ich meine Beine auf das sichere Dach zurück, setzte mich auf den Boden und lehnte mit dem Rücken gegen die Brüstung. Nie würde ich seine Worte vergessen: „Für immer, Bruder!" Einen Scheiß! Er war es gewesen, der mich auf Danielles Verhalten aufmerksam gemacht hatte. Er war es gewesen, der mir versprochen hatte, immer für mich da zu sein. Nichts war er. Nichts weiter als feige, selbstsüchtig und verlogen.

Nie würde ich den Blick in ihren Augen vergessen. Lange hatten wir an einem warmen Abend im August zusammen gesessen, am neuen Little Mix Album gearbeitet, gelacht und rumgealbert. Es war ein schöner und  vor allem produktiver Tag gewesen. Allerdings nur so lange bis er feige eine Sms gesendet hatte mit welcher dieser ehrlose Schweinehund eine dreijährige Verlobung gelöst hatte. Eine gefühlte Ewigkeit hatte sie ausdruckslos in die Leere gestarrt bis mit einer einzigen Träne alle Dämme gebrochen waren. Sie hatte sich in meine Arme gestürzt, sich von Louis aufmuntern und von Jade ablenken lassen. Doch ihr Ausdruck hatte sich in meine Erinnerung gebrannt. Niemals und unter absolut keinen Umständen hatte ich diesen Ausdruck jemals auf Danielles Gesicht sehen wollen. Keine zwei Monate später war ich es gewesen, der mit eben jenem Ausdruck in die leere gestarrt hatte. Es war eine kalte Leere. Eiskalt, wie die Steine auf denen ich saß, und das nur weil sie von der Sonne nicht beschienen wurden. Doch diese Kälte, dieser Ausdruck in Perries Augen ließen vereinzelte Zeilen durch meinen Kopf sausen. Nachdenklich nahm ich den Block und den Kugelschreiber zur Hand und begann zu schreiben:

» Stone cold, Stone cold

You see me standing

But I'm dying on the floor«

Wie ein Blitz durchfuhr mich die Erinnerung an meine letzte Begegnung mit Perrie. Nachdem sie ein Interview gegeben und beteuert hatte, wie gut es ihr als frisch gebackener Single doch ginge, hatte ich ihr die Leviten gelesen. Ihre Worte passten perfekt zur Stimmung, die ich für den kommenden Song vorgesehen hatte:

» God knows I tried to feel

Happy for you

Know that I am

Even if I can't understand [...]

If happy is her

I'm happy for you«

Die Zeilen gingen mir genau so leicht von der Hand, wie die Melodie. Sie war einfach – zumindest in meinem Kopf – eingängig und doch besonders. Die Sonne war mittlerweile verdächtig weit gesunken und mir wurde ziemlich schnell bewusst, dass ich länger auf dem Dach gesessen haben musste, als ich es geglaubt hatte. Meinen Triumph ließ ich mir jedoch nicht nehmen. Zusammen mit dem fertigen Song in der Hand stieg ich die Treppen nach unten, fand ein vollkommen verwüstetes Büro vor und verließ mit den Worten: „Hier habt ihr euren Song", das Gebäude. Die zerknüllten Zettel vor mir her kickend schloss ich die Tür hinter mir und sog ihre verdutzten Blicke, ihr zerknittertes, müdes Erscheinungsbild gehässig in mir auf. Von Zayn war keine Spur mehr und das war auch besser so.

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