F for Fuck You

SOPHIA ➜ 19. Februar 2016 London, England


Zu meinem Glück beendete Mr. Lawrence pünktlich den Unterricht. In Rekordzeit war ich in meinen Mantel geschlüpft, hatte den Block und meine Stifte in die Tasche gestopft und war aus dem Raum gestürmt. Noch im Gehen schickte ich eine Nachricht an Dana, welche heute aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte, in welcher ich sie wissen ließ, dass ich ihr eine andere Mitfahrgelegenheit organisieren würde. Einigermaßen geschickt wich ich meinen Kommilitonen aus und versuchte währenddessen eine weitere Nachricht an Andy zu tippen. Dieser kam mir jedoch zuvor. Noch bevor ich auf Senden hatte klicken können, legte sich von jeder Seite jeweils ein Arm über meine Schultern. Mit rasendem Herzen und schwerem Atem schaute ich in die grinsenden Gesichter von Marius und Andy. „Rate, wer früher Schluss hat heute und noch nicht mal in die Bücherei muss?" Marius strahlte über beide Ohren. Sein grinsen wurde nur noch größer, als er draußen vor dem Tor seine Freundin stehen sah. „Man sieht sich", verabschiedete er sich und grüßte Alicia mit einem Kuss.

„Andy, bitte sag mir, du hast dein Auto hier und kannst es mir leihen."

Mein Atem ging noch immer schnell, doch Andys Arm beruhigte mich. Jedenfalls soweit, dass ich ihm in aller Ruhe erklären konnte, warum ich seine Hilfe benötigte.

„...Ach du scheiße", entfuhr es ihm und er starrte mit großen Augen auf mein Handy, welches ich ihm gereicht hatte. „Ich schaffe es zeitlich nicht, erst zur U-Bahnstation zu laufen, nach Hause zu fahren, Dana abzuholen und Koffer zu packen. Ich muss jetzt los." Leicht verzweifelt versuchte ich meine Situation verständlich zu schildern und betonte besonders das ‚Jetzt'. Meine Eltern mochten nicht gerade einfach sein, zumindest mein Vater, doch ich musste jetzt sofort erfahren, was das Problem war. Bereits vor vier Jahren hatte meine Mutter einen leichten Herzinfarkt erlitten. Seit diesem Tage zuckten meine große Schwester Zoé und ich bei jedem Anruf, jeder Nachricht unseres Vaters zusammen.

„Ich hab eine Idee." Fix griff Andy nach meiner Hand, verschränkte unsere Finger und zog mich mit sich. Erst, als Marius in unserer Sicht auftauchte, fröhlich und eng umschlungen mit Alicia, dämmerte es mir und ich betete zu Gott, dass er mir helfen würde.

„Kumpel? Hey, Marius!" Andy hechte mit einem großen Sprung hinter ihm her und ich hatte Mühe mit meinen Stiefeln nicht der Länge nach auf die Nase zu fallen. Doch wir erreichten die zwei. „Marius, brauchst du deine Karre übers Wochenende?"

Zwar schaute er zunächst fragend in die Runde, schüttelte dann aber seinen Kopf. „Brauchst du sie oder was?"

„Nein. Ich. Es ist wirklich dringend", antwortete ich bettelnd und versuchte meine Situation zu erklären, während Andy mein Handy aus meiner Manteltasche zog und es Alicia und Marius unter die Nase hielt. Erstere ließ ihren Freund gar nicht lange überlegen. Sie schulterte ihre Tasche erneut, griff in die Hosentasche ihres Freundes und reichte mir den Schlüssel zu einem VW. „Jetzt nimm schon und fahr'", drängte Alicia. Ich schaute allerdings bittend zu Marius, welcher ebenfalls nickte. „Gott, du bist ein Schatz! Du hast noch was gut bei mir!" Dankbar fiel ich ihm um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Das sehen wir dann! Je nach dem, was du gezaubert hast, komm ich drauf zurück." „Kannst du!" Rief ich noch, war aber schon auf dem Weg zum Parkplatz zu rennen. Aus der Ferne hörte ich noch etwas, was klang, als würde er sagen „Pass mir gut auf mein Käferchen auf!"

Da ich ihn nicht zu Hundertprozent verstanden hatte, nahm ich an, es handelte sich um einen Kosenamen. Mit großen Augen stellte ich allerdings wenig später fest, dass ich falsch lag. Der Schlüssel, den Alicia mir gegeben hatte, passte nur in einen metalliggrünen, alten VW-Käfer mit leuchten roten Ledersitzen. „Das muss ein Scherz sein", flüsterte ich. Unter anderen Umständen, wäre mir das Herz aufgegangen. Schon früh hatte ich mit Oldtimer zu tun gehabt. Das erste Auto, welches ich selbst (mehr oder weniger) gesteuert hatte, war der 32er Ford Coupé und der ganze Stolz meines Großvaters. Mein erstes eigenes Auto hatte meine Grandma mir vererbt: Ein 67er Dodge Dart – mein ganzer Stolz. Doch dieser ganze Stolz war seit Beginn 2016 im Besitz meines Vaters, „um mich zu motivieren" dieses Studium zu beenden. Aufgrund meiner Vorliebe für alte Modelle und ihre Motoren, hätte ich unter anderen Umständen Lufträder geschlagen. Nun betete ich zu Gott, während ich meine Tasche auf den Rücksitz warf und mich mit dem Fahrzeug vertraut machte, dass Marius ihn nicht originalgetreu fuhr, sondern zumindest am Motor etwas hatte machen lassen.

Doch sobald ich den Wagen auf die M40 lenkte, wurde mir endgültig bewusst, dass dem nicht so war. Bei Marius' Modell handelte es sich geschätzt um einen 1302, was bedeutete, dass der Wagen ein Leergewicht von ca. 730–930 Kilogramm besaß. Hinzu kam die Tatsache, dass die 1972 verkauften VW Käfer 1302 bloß über rasante fünfzig PS verfügten. Dementsprechend gefrustet musste ich hinnehmen, dass es mich nicht nur mehr Zeit, als die normalen ca. drei Stunden kosten würde, bis ich endlich in Wolverhampton ankam, nein. Ich musste auch hinnehmen, dass mich jeder zweite Depp an hupte und überholte.

Frustriert wollte ich nach einer guten Stunde das Radio einschalten und stellte fest, dass Marius noch ein Kassettenradio besaß. Neugierig, wie ich war beschloss ich einfach einmal zu schauen, welche Musik er gerne hörte. Schließlich hatte ich vor nicht allzu langer Zeit erst feststellen müssen, dass ich über Andys Mitbewohner und einen seiner besten Freunde, beinahe nichts gewusst hatte. Somit drückte ich erwartungsvoll auf ‚Play' und erschrak ein wenig, als ich eine Stimme vernahm, welche ich noch nie gehört hatte. Verwundert lauschte ich näher und öffnete zunächst empört meinen Mund, als ich registrierte, was die unbekannte aber schöne Stimme sagte:

»I. Want. You. I want all of you. I want you now and I want you forever...Actually that sounded shit. I want you now and I want you forever...That's because it's a line I came up with God knows how many years ago, when I imagined sayin' it to you one day. But know I do, it's fucking lame. Every muscle in my body wants to come over there, grab you, pull you to the ground and just fucking- «

"Okay! Immer langsam mit den jungen Pferden!" Geschockt drückte ich auf Pause und fuhr mir einmal durch die Haare. „Stille Wasser sind tief", murmelte ich nur und beschloss mich einfach weiter auf die Straße zu konzentrieren. Stattdessen krochen aber immer wieder die Gedanken an meine Mutter durch meinen Kopf und diese musste ich abstellen. Somit drückte ich erneut auf Play und machte mich innerlich schon mal auf einiges gefasst. Stattdessen brach ich in Gelächter aus, als ich den schätzungsweise jungen Mann weiter reden ließ.

» - devour you. Right here and Right now.«

"Alles, klar, du Hengst." Auch, wenn ich mittlerweile glaubte zu wissen, dass es sich hierbei um „Love steals us from loneliness" von Gary Owen handelte, beschloss ich ein bisschen zu spulen. Neben „How to poach an egg" von Delia Smith fand ich etwas, was mich persönlich zwar an den schlimmsten Englisch-Unterrichts meines Lebens erinnerte, aber gleichzeitig glücklich machte: Henry V von William Shakespeare. Zwar brachten mich die Erzählweise und die Art, wie sich der Erzähler in Rage redete, zum Lachen, doch der Grund dieser Reise war in meinen Gedanken immer noch präsent. Hin und wieder schaute ich auf –unerlaubterweise- auf mein Handy. Doch seit ich meinem Vater bestätigt hatte, dass ich mich auf den Weg machen würde, hatte er nicht mehr geantwortet.

Was würde ich machen, wenn ich erneut nach Wolverhampton kam und er mir eröffnete, dass Mum im Krankenhaus lag? Ob es sich dieses Mal um einen schlimmeren Anfall, als beim ersten Mal handelte? Ob Vater mir rechtzeitig Bescheid gegeben hatte? Warum hatte Zoé sich noch nicht gemeldet? Ob ich sie anrufen sollte? Sollte ich lieber den Highway wechseln und mich über die M1 und die M6 vagen? Befanden sich auf dieser Strecke weniger Mautstellen?

Erst die aufleuchtenden Bremslichter, die mich in der Dämmerung anstrahlten, holten mich wieder in die Realität zurück. Ich stellte nicht nur fest, dass ich mich mittlerweile ganz in der Nähe von Stratford-upon-Aven befand, sondern auch, dass ich nun in einem fetten Stau stand. Zwar befand ich mich, wie sich eine halbe Stunde später herausstellte, relativ zu Beginn des Staus, doch das bedeutete nicht, dass es mich nicht unendlich viel Zeit kostete. Zu allem Überfluss bemerkte ich, dass der Tank dringend nach einer Auffüllung schrie, wenn ich wollte, dass ich noch vor nächstem Monat zuhause ankam. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als bei Kineton abzufahren und den Wagen voll zutanken. Eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass er bis hierher durch gehalten hatte. Trotzdem schrieb ich mir ein Memo an mich selbst, um nicht zu vergessen, den Wagen Marius in London wieder vollgetankt zu übergeben. Als ich die Tankstelle endlich erreicht hatte, lief eine Erzählung von Jonathan Larkin, welche ich in der Schule einmal behandelt hatte. Ich erinnerte mich daran bloß so genau, weil sie mich schon damals sehr angesprochen hatte. Sofort hatte ich „Paradise bond" gemocht. » - It's that thing where everything's the same and if you're not, the same than you're different and if you're different than you might just crawl up and die.«

Wie Recht er doch hatte. ‚Bist du anders, in irgendeiner Form, hast du verloren'.

Gerade dieser Gedanke, war jedoch absolut nicht hilfreich. Ich wollte diese Gedanken vertreiben, ebenso, wie jene, die mich vor Sorge um meine Mutter beinahe gegen den Baum fahren ließen. Somit beschloss ich im Handschuhfach nach einer anderen Kassette zu suchen, nachdem ich getankt und bezahlt hatte. Ich hatte noch gut eineinhalb Stunden Fahrzeit vor mir und diese würde ich mir nicht mehr mit Erzählungen vertreiben. Auch wenn es mir durchaus imponierte, dass Marius sich so für Literatur interessierte. Allerdings stellte sich heraus, dass seine Sammlung lediglich aus Vorlesungen bestand, weshalb ich einfach kurzerhand mein Handy hervor nahm, wahllos auf den nächstbesten Song klickte und den Motor startete. Neben mir auf dem Beifahrersitz gaben sich nun Shawn Mendes, John Travolta und Olivia Newton-John, aber auch Stevie Wonder oder Taylor Swift abwechselnd die Ehre.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder auf dem Highway einfädeln konnte. Der Verkehr floss noch immer unheimlich zäh. Den Grund dafür erblickte ich schließlich eine halbe Stunde später: Ein Wagen war einem LKW aufgefahren. Der Asphalt war überströmt von Scherben, welchen ich versuchte auszuweichen. Glücklicherweise stellte ich im Vorbeifahren nicht nur fest, dass die Polizei inzwischen eingetroffen war, sondern auch, dass es der Familie, welche in dem Wagen gesessen haben musste, gut ging. Niemand schien sich ernsthaft verletzt zu haben.

Ganz im Gegenteil zu Marius' Käfer. Etwa eine Viertelstunde entfernt von Stratford-upon-Avon, inzwischen war ich auf die B4086 ausgewichen, begann der hintere linke reifen seltsame Geräusche von sich zu geben und ich wurde das Gefühl nicht, dass er Wagen ins Schlingern geraten würde, sollte ich nicht sofort anhalten.

Mein Gefühl bestätigte sich, als ich auf dem Standstreifen zum Stehen kam. Vorsichtig stieg ich aus, nahm mein Handy zur Hand, um es als Taschenlampe zu nutzen und sah nach dem Reifen. „Verdammte Scheiße!" Fluchend fuhr ich mit meinem Finger über das poröse Gummi. Am liebsten hätte ich genau in diesem Moment losgeheult, was nicht zu letzt an Lady Gaga's ‚Million Reasons' lag, was noch immer leise aus meinem Handy lief. Doch stattdessen flüsterte ich mir selbst immer wieder zu, ich solle mich zusammenreißen. Wild entschlossen, den Reifen trotz der Dunkelheit und der Kälte wechseln zu können, begab ich mich im Kofferraum auf die Suche. Doch statt dem passenden Ersatzreifen sah ich nur ein gelbes Post-It, in krakeliger Schrift: »Ersatzreifen kaufen!«

Nun war der passende Zeitpunkt gekommen, all meine Gefühle und meine Meinung zu diesem Tag kundzutun. Ich raufte mir die Haare, schrie „Scheiße" aus voller Kehle und begann extrem erwachsen einfach trotzig zu heulen und gegen die Leitplanke zu treten. Das durfte doch nicht wahr sein! Langsam müsste mein Kontingent an Scheiße doch ausgeschöpft sein, oder nicht?

Völlig frustriert und schniefend zückte ich mein Handy um zuerst einen Abschleppdienst zu bestellen. Noch im Telefonat suchte ich nach einem Warndreieck, stellte es in hundert Meter Entfernung auf und stritt mit dem Angestellten. „Wir haben Feierabend, es is' kurz vor 6 da haste verloren, Schätzchen."

„Hören Sie, ich hab heute definitiv genug. Können Sie nicht einfach eine Ausnahme machen? In der Zeit, wo sie hier diskutieren, hätten Sie mir schon längst helfen können, Schätzchen."


So lief es mit drei verschiedenen Diensten. Erst nach der Internetsuche fand ich ein Unternehmen in Stratford und hatte Glück. Eine freundliche, kräftigte, angsteinflößende Frau kam schließlich nach einer Stunde in der Kälte zu mir und sah sich den Wagen an.

„Mensch, das ist ja ein richtiges Goldstück. Wo haste den denn her?" Mit strahlenden Augen kaute sie auf ihrem Zahnstocher und begann damit den Wagen an ihrem Laster festzumachen.

„Das ist eine Leihgabe von meinem guten Freund", gab ich zu und wurde weiter von meinem schlechten Gewissen zerfressen. Während meiner Wartezeit hatte ich mehrfach versucht sowohl meine Schwester, in erster Linie aber Marius oder zumindest Alicia zu erreichen. Doch Fehlanzeige. Keiner der drei nahm ab und zu allem Überfluss gab mein Handyakku schließlich den Geist auf.

„Hier, Kindchen. Nimm mal 'nen kräftigen Schluck. Und dann verrätst du mir, wo ich das Schmuckstück hinbringen kann. Ich bin übrigens Berta."

„Nein Danke, ich muss noch fahren", lehnte ich den Schnaps, den sie mir entgegenstreckte. „Ich bin Sophia. Und es wäre absolut fantastisch, wenn sie einen Ersatzreifen hätten. Wechseln kann ich ihn selbst, ich muss nur heute noch nach Wolverhampton." Bei einem prüfenden Blick auf die Uhr, welche bereits 19 Uhr 18 anzeigte, seufzte ich auf. Ich war nun schon viel länger unterwegs, als ich es eigentlich geplant hatte und bei dem nächsten Satz, den Berta ehrlich und ungeniert aussprach, wurde mir bewusst, dass es noch eine ganze Weile dauern würde. „Du Schätzchen, das wird nix mehr. Auf so ein Baby kann ich nicht einfach irgendeinen Reifen aufziehen. Ich kann dir anbieten, ihn dir bis Samstag fertig zu machen und du holst ihn dir ab. Anders sehe ich da keine Möglichkeit. Vielleicht rufst du dir besser ein Taxi."

„Könntest du das wirklich für mich tun?"

„Klaro", grinste die Frau freundlich.

Was anderes würde mir auch nicht übrig bleiben. Die Hauptsache war, dass ich nun endlich in Wolverhampton ankam.

Die Tatsache, dass wir in den Geburts-und Sterbeort von William Shakespeare fuhren, konnte ich nicht einmal wirklich genießen. Über Bertas altes Telefon rief ich mir ein Taxi und stieg um 19 Uhr 43 in selbiges.




Laut seufzend ließ ich mich fallen und schnallte mich auf dem Rücksitz an. „Waterloo Road 175 in Wolverhampton, Bitte", bat ich höflich und lehnte mich gegen die Scheibe. Stechend blaue Augen, umrandet von einer dicken schwarzen Brille strahlend mich durch den Rückspiegel regelrecht an. In ihnen lag ein Glanz, der mir von irgendwo her bekannt vorkam, doch mir wollte partout nicht einfallen woher. Erst, als die zu den Augen gehörende Stimme lachte. Dieses Lachen würde ich unter tausenden erkennen. „Wie klein ist diese Welt eigentlich?"

„Du bist es also wirklich..." Völlig verdattert starrte ich ihn an und nutzte die Zeit, um noch einmal auszusteigen. Die Fahrertür öffnete sich und er stand in voller Pracht vor mir. Hätte er nicht begonnen, hätte ich ihn niemals erkannt.

„Scheiße, siehst du heiß aus." Anerkennend pfiff er durch die Zähne und drehte mich an seiner Hand.

„Frech, wie immer."

„Was kann ich denn dafür?" Er zwinkerte und legte seinen unschuldigsten Blick auf. Es freute mich riesig, dass er sich charakterlich nicht einen Hauch verändert hatte. Aiden war schon immer der aufrichtigste, offenste, netteste und lustigstes Mensch, den ich je kennen lernen durfte. „Ach man, jetzt komm schon her." Seine starken Arme schlossen sich, wie von selbst um meinen Körper und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Er hatte mich schon immer gefühlte Meilen überragt und dennoch, hatte es einen Hauch von Nach-Hause-Kommen. „Es ist toll, dich wieder zu sehen, Sofl. Mensch, da sind die „Wolvies" ja mal komplett. Das gab's ewig nicht mehr!"

Mit großen Augen starrte ich Aiden an. „Du meinst Rob, Rosie und Julia sind auch zuhause?" Sein breites Grinsen war Antwort genug. „Aiden. Du versüßt mir den Tag."

„Jetzt steig' schon ein und erzähle, wir ergeht's dir in London so?"

Aiden ließ mich auf dem Beifahrersitz platznehmen und organisierte uns sogar noch einen Kaffee. Während der Fahrt nach Wolverhampton, welche noch ungefähr eine gute Stunde dauern würde, erzählte ich ihm vom Studium, meiner WG und dass ich noch immer mit Andy befreundet war. „Ehrlich?" fragte er ungläubig und fügte sogleich hinzu: „Das freut mich riesig!"

Und mich erst.

Aiden wusste genau, was ich durchgemacht hatte. Er kannte mich seit ich 13 Jahre alt war.

„Aber jetzt erzähle du doch erst mal. Was treibst du so?" Da Aiden früher für meinen Vater gearbeitet hatte, interessierte es mich besonders, was ihn in ein Taxi nach Stratford-upon-Avon brachte. Abgesehen von meinem Vater, natürlich. Die beiden waren nie wirklich gut ausgekommen. Seinen Job hatte Aiden immer seinem Großvater zu verdanken gehabt, welcher immer ein treuer und weiser Freund für meinen Vater gewesen war. Da Mr. Grady allerdings letztes Jahr von uns gegangen war, konnte ich mir nur gut vorstellen, dass mein Vater auch gleich für die Entsorgung Aidens gesorgt hatte. Auch wenn er – meiner Meinung nach- keinen besseren Testfahrer finden könnte.

„Ich hab mich selbstständig gemacht und verdiene mir so ein bisschen was dazu."

„Ehrlich? Was treibst du? Hast du endlich deinen Meister gemacht?"

„ Und eine Weltklasse Werkstatt eröffnet. Wenn du also mal die Schnauze voll hast von dem Modekram, komm zu mir."

„Ich gib dir gleich ‚Modekram'", empörte ich mich und schlug gegen seinen Oberarm. „Mensch, das war aber auch schon mal weicher hier", lachte ich und drückte auf seinem Bizeps herum. „Tja, auch ich entdecke mal die Geheimnisse eines Fitnessstudios. Solltest du auch mal machen", grinste Aiden zur Antwort und pikste mir gegen den Bauch.

„Boah, nicht du auch noch. Ich bin fett, ich hab's verstanden."

„Laber nicht, Sofl."

Grinsend erklärte ich ihm, dass ich nur spaßte und klärte ihn über meine Situation mit Violett beziehungsweise Marius' Kleid auf. Auf meine Frage hin, ob er nicht ein wenig Inspiration für mich übrig hätte, bekam ich bloß ein „Wenn du das Kleid aus Muttern, Schrauben und Felgen zusammen zimmern willst, dann klar."




Um 21 Uhr stand ich mit Aiden, meinem langjährigen Anker vor meinem Elternhaus. Er hielt mir die Tasche entgegen und schob mir einen Zettel zu. „Wenn du in den nächsten Tagen Urlaub brauchst, ruf mich an."

„Danke."

Ich atmete seinen Duft noch einmal ein, ließ mich in die Arme nehmen und hoffte einfach, dass jemand in genau diesem Moment für ein paar Minuten auf Pause drücken würde. Ich hatte Angst vor dem, was mich in meinem Elternhaus erwarten würde und Aidens Umarmung war genau das, was ich in diesem Moment brauchte. Zwar brachte seine Berührung Erinnerungen zurück, vor allem an unseren ersten, wirklich peinlichen Kuss und alles weitere, doch ich wusste auch, dass ich damals in Aiden einen Freund fürs Leben gefunden hatte. Auch, wenn er Andys ersten Platz nie erreichen würde, konnte ich immer auf Aiden bauen, so wie er auf mich.

‚Defying Gravity' aus dem Musical WICKED zerstörte den Moment und Aiden löste sich aus der Umarmung. „Oh, das ist Julia, ich muss eben ran gehen. Melde dich bei mir ja?" Zwar rief ich noch ein „Grüß sie lieb von mir", doch meine Worte gingen schon in einem liebevollen „Hey Julez", unter. Julia und Aiden wurden unter meinen Freunden hier zuhause immer nur „Romeo und Juliet" genannt. Anders konnte man die zwei nicht beschreiben.

Mit einem teilweise schweren Herzen sah ich ihm nach. Teilweise deshalb, weil ich nun ins Haus gehen musste. Ich musste mich Problemen stellen, von denen ich nichts wissen wollte.

Mit pochendem Herzen und schwerem Kloß im Hals trat ich eine Stufe nach der anderen nach oben. Meine Finger zitterten vor Kälte, als ich sie vorsichtig auf den Knopf legte. Das altbekannte Geräusch ließ einen Schauer meinen Rücken hinab laufen und ich fühlte mich nicht besser, als ich in mir verhasste blau-graue Augen blickte.

„Hat sich die Prinzessin auch endlich mal dazu herab gelassen, hier aufzulaufen, ja?" Schnaubte er verächtlich.

„Wo ist Mum?"

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So, meine Lieben.

Der Countdown beginnt, noch 8 Kapitel...

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie ich mich freue und vor allem, wie dankbar ich Euch bin, dass ihr Liam, Sophia und mich bishier her begleitet habt♥♥

P.S. Oben das Video ist King Henry V - von Shakespeare, gelesen von Taron Egerton (einem tollen Menschen, den ihr in "A conas Àlaind - dem Spin Off noch näher kennenlernen werdet) und wenn ihr Lust habt, schaut doch mal im externen Link vorbei, dort findet ihr Paradise Bound von Jonathan Larkin, das Stück, welches Sophia so gerne gemocht hat :)  (Dort in der Playlist findet ihr auch Love Steals Us From Loneliness und könnt darüber vielleicht genau so Lachen, wie  Sophia und ich :D)

P.P.S.: In der oberen Collage  hab ich euch den "Wolverhampton-Squad" oder wie Aiden so süß meinte, die "Wolvies" zusammengestellt:

- Aiden und Julia werden von Aaron Tveit und Samantha Barks verkörpert (oben links). Die neuen Gesichter sind Sam Claflin (als Robert) und Lily Colins (als Rosie)


So und jetzt lasse ich Euch endlich in Ruhe und freue mich auf Eure Kommentare♥

Habt noch einen schönen Abend, meine Lieben♥

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