Es ist der 23. Dezember und Azrael besucht zum ersten Mal den hiesigen Weihnachtsmarkt.
Er ist fasziniert von dem Gedränge, der Stimmung und den Lichtern.
"So viel buntes Licht, kenne ich sonst nur vom Jahreswechsel...", sagt er leise.
"Ist schon was cooles.", hört er eine Stimme hinter sich sagen.
Er dreht sich erschrocken um und schaut in das Gesicht eines zugegebenermaßen etwas schmutzigen Jungen.
"HB ich das etwa laut gesagt?", fragt er den junge kleinlaut.
"Schon... Aber das ist in Ordnung, der Markt kann schon überwältigend sein.", bekommt er zur Antwort.
Er weiß nicht so Recht, was er darauf erwidern soll, also schweigt er in der Hoffnung, dass der Junge die Initiative ergreift und das Thema wechselt.
"Bist du eigentlich zum ersten Mal hier? Ich kann dich gern ein bisschen rum führen, wenn du möchtest.", bekommt er als Angebot, welches er sehr gern annimmt.
"Mein Name ist übrigens Azrael, freut mich dich kennenzulernen.", startet er den Versuch den jungen kennenzulernen.
"Oh... Ähm... Ich bin Silas, freut mich auch... Bist du alleine hier?", fragt er neugierig.
Worauf Azrael, "Schon... Ich wollte schon immer Mal hier her kommen, es gab bisher nur noch nie die passende Gelegenheit... Und du? Bist du alleine hier?", erwidert.
"Japp, ich bin immer allein... Und das schon fast mein ganzes Leben wobei, dass stimmt so nicht ganz, ich bin eigentlich erst seit dem Tod meiner Mutter ganz allein. In ein Weisenhaus setze ich keinen Fuß rein, lieber sterbe ich an diesem Ort als das ich da rein gehe. Einmal da drin und man ist verloren. Aber was soll's, ich kam bisher gut klar,also wird sich auch in Zukunft nichts daran ändern... Schließlich bin ich ein Überlebenskünstler.", antwortet Silas mit voller Überzeugung.
Azrael ist schwer beeindruckt von dem Jungen und hört ihm weiterhin aufmerksam zu.
"Weißt du, ich sage ja nicht das es einfach ist, alleine klar zu kommen, aber wenn man sich jeden Tag aufs neue anstrengt, kann es eigentlich jeder schaffen... Sogar du, wobei... Ich glaube du würdest es nicht schaffen...", führt er aus.
Azrael schaut in verdutzt an, "Wieso glaubst du, das ich es nicht schaffen könnte?", "Na, weil... Weil, du... Du bist einfach zu nett... Du könntest niemals jemanden beklauen oder belügen... Das warst einfach nicht du, das erkenne ich sofort.", bekommt er postwendend als Antwort.
Jetzt hat er Azrael eiskalt erwischt, dieser hat es bisher noch nicht gesagt, jemanden auch nur ein klein wenig zu belügen.
"Ich setze mit dir um alles was ich in der Tasche habe, das du es nicht schaffst dem Kerl da eine Lüge auf zu Tischen, damit wir an seine Süßigkeiten kommen.", Azrael traut seinen Ohren nicht, er hat nicht erwartet das Silas ihn Herausfordern würde, doch einen Rückzieher machen, wäre Feige und kommt somit nicht in Frage.
Er willigt ein, gesteht aber das seine eigenen Taschen völlig leer sind.
"Kein Problem, wenn du es schaffst ihn mit einer Lüge abzulenken, sind deine Taschen nicht mehr oder, schaffst du es allerdings nicht, so haben wir beide ein dickes Problem.", bekommt er als Erklärung.
Beide machen sich also auf dem Weg zu dem Süßigkeiten Stand, Silas biegt kurz vorher an um nicht vom Besitzer gesehen zu werden.
"Guten Abend mein Junge, was darf es denn sein?", fragt der Verkäufer äußerst freundlich.
"Ja... Ähm... Guten Abend... Also... Ähm...", stottert Azrael vor sich hin.
"Ich weiß, es ist eine große Auswahl... Wenn du dich nicht entscheiden kannst, Stelle ich dir einfach ein paar Fragen und dann kommen wir der Lösung vielleicht ein bisschen näher.", unterstützt er den Jungen.
Er fragt ob Azrael eher Schokolade mag oder er Gummibärchen, ob er Kaugummi oder Bonbons mag und vieles mehr, doch der Junge drückst weiter rum und traut sich nicht dem Mann auch nur eine kleine Lüge zu unterbreiten.
Dann hat er die rettende Idee, er muss ihn nicht belügen, er soll ihn ja nur ablenken und dafür muss er nicht lügen.
"Darf ich eine einzige Süßigkeit probieren? Ich kenne nämlich den Geschmack von diesen Leckereien nicht.", erzählt er dem Mann, dieser wiederum schaut sehr ungläubig, "Jetzt willst du mir aber einen Bären aufbinden, ein Kind was den Geschmack von Süßigkeiten nicht kennt, das gibt es nicht!".
Es ist kaum zu glauben, aber Azrael spricht die Wahrheit, er hat noch nie in seinem Leben auch nur ein Stück Süßigkeit zu sich genommen.
Er versucht dem Mann zu erklären wie es dazu kommt, doch dieser kann es nicht glauben, "Hör Mal zu mein Junge, ich glaube dicken Wort! Wenn du etwas probieren willst, musst du es schon kaufen, ich habe schließlich nichts zu verschenken!".
"Aber... Geht es an Weihnachten nicht darum, anderen eine Freude zu machen?", versucht Azrael den Mann zu überzeugen.
"Das mag sein, doch ich muss Geld verdienen, damit ich auch nach dieser Zeit Leben kann und da ich nun mal Süßigkeiten verkaufe, ist dies mein täglich Brot, also entweder du kaufst etwas oder verschwindest.", Sagt der Mann mit erhobener Stimme.
Beide Jungs gehen, wobei Azrael es sich nicht nehmen lässt, sich noch freundlich zu verabschieden.
Nach ein paar Metern ergreift Silas das Wort, "Ich wusste du packst das nicht! Du bist einfach zu nett, jetzt haben wir keine Süßigkeiten und ich habe nichts für die gewonnene Wette... Schon irgendwie blöd.",
kurz darauf rennt Silas einfach weg und lässt Azrael mit traurigem Blick stehen.