29 ✴ Schlafmütze

Mein Atem war einen Moment noch ziemlich flach, als ich aufgewacht war. Blinzelnd schaute ich mich um - und ich erinnerte mich schliesslich wieder, wo ich war.

Silija hatte mich auf das Bett gelegt - in diesem staubigen und runtergekommenen Zimmer.
Mein Körper schmerzte - aber ich war froh, wieder wach zu sein.

Sofort spürte ich an meinen Füssen kalte Wickel. Meine Hand war feinsäuberlich verbunden - ebenso spürte ich meine Brandwunde am Bein versorgt.

"Hey, Schlafmütze.", drang Silija's sanfte Stimme zu mir, wodurch mein Blick sofort nach links schnellte.

Sie sass an der Bettkante und drehte gerade einen Lappen über einer Schüssel mit Wasser aus.
Ich räusperte mich etwas, da meine Stimme ziemlich heiser klang.

"Wie lange war ich weg?"
"Es ist Mittag. Tag Vier."

Silija legte den kalten Lappen auf meine Stirn, wodurch ich sogleich entspannter wurde - die Kälte tat unfassbar gut.

"Die Wunde an deiner Hand hat sich entzündet - und ebenso die Brandwunde am Bein. Warum hast du denn nichts gesagt?", fragte mich Silija kopfschüttelnd - hatte aber ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

"Ich hab's...nicht realisiert, glaub ich.",murmelte ich nachdenklich und runzelte etwas die Stirn. Der letzte Tag kam mir so unendlich verschwommen vor - als wäre ich in einer Art Trance mit Silija in dieses Haus gekommen.

"Deine Sponsoren haben uns irgendso eine...Salbe geschickt. Die hat über Nacht wirklich Wunder gewirkt bei deinen Wunden.",schmunzelte sie leicht und ich nickte zustimmend.
"Danke, Silija."

Einen Moment schwiegen wir beide. Eine Frage brannte auf meiner Seele - weswegen ich nicht mehr schweigen konnte.

"Ist jemand...?"
"Ja...Gillan."

Ich sah mitfühlend zu ihr und nickte dann etwas. Ihr Mittribut. Ich hatte nicht einmal mehr daran gedacht, dass er auch noch im Spiel war.

"Das tut mir leid.."
"Ist okay...ich... weiss einfach nicht einmal wie er...du weisst schon." Silija schüttelte den Kopf und sah kurz zu Boden. "Keine Ahnung, wie er überhaupt so lange überlebt hat..."

Vielleicht war es die noch leichte Benommenheit des Fiebers, welche mir den Mut gab - meine Hand auf die ihre zu legen.

Silija sah etwas überrascht auf und ein leichtes Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen.
Wir sahen uns in die Augen. Eine kleine Unendlichkeit verging - bevor Silija sich schliesslich etwas räusperte und ihre Hand langsam unter der meinen hervorzog.

Mein Herz brach etwas - versuchte es aber, mir dies nicht anmerken zu lassen.
Ich hatte grössere Probleme. Wieso machte mich dies so verletzlich?

"Geht's dir besser?",fragte die Blonde schliesslich, während sie ihre Haare neu zu einem Pferdeschwanz band - eine Ausrede, damit sie wohl meine Hand nicht mehr halten musste.

Ich nickte leicht und räusperte mich etwas.
"Ja, schon viel besser." Ich log nicht. Sah sie aber nicht wirklich an.

Silija schaute nachdenklich aus dem schmutzigen Fenster hinaus, ehe sie etwas seufzte.

"Hör zu...es...gibt da jemanden in Distrikt 4."
Mein Hals tat weh - und fühlte, wie sich meine Brust schmerzhaft zusammenzog.
Jedoch nickte ich schnell und wich schliesslich ihrem Blick aus, welcher nun auf mir ruhte.

Ich erinnerte mich an ihr Foto im Kommandohaus oben - wie sie am Strand mit einem dunkelhaarigen Mädchen sass.
Gab mir innerlich eine Ohrfeige.

Verzweifelt versuchte ich keine Gefühlsregung zu zeigen - war sauer auf mich, weil ich dies sonst ziemlich gut drauf hatte.

"Ich verstehe.",antwortete ich schliesslich nickend und lächelte etwas. Auch wenn sich meine Mundwinkel dagegen sträubten.

"Es ist nicht so, dass ich dich nicht...du weisst schon..." Silija machte es noch viel schlimmer und peinlicher für mich.

"Silija...bitte...es ist okay.",unterbrach ich sie schliesslich mit einer etwas härteren Stimmlage, wodurch sie verzweifelt die Stirn runzelte.

Gerade wollte sie mir noch einmal das Leben schwerer machen - als jemand unten an die Tür klopfte.

Verwirrt schauten wir uns an. Wieso klopfte jemand an die Tür?

Silija schluckte leer und griff nach ihrem Speer.
Ich versuchte aufzustehen - und auch wenn Silija sauer zischend etwas dagegen sagte, tat ich es trotzdem.
Vielleicht war es aus Frust.

Nachdem ich die kalten Wickel von meinen Füssen weggezogen hatte - zog ich schnell meine Schuhe wieder an, und stand vom Bett auf.

Einen Moment war mir tatsächlich noch etwas schwummrig - aber ich griff trotzdem nach meiner Axt und liess mich etwas widerwillig von Silija ein paar Sekunden stützen.

Langsam gingen wir vorsichtig die Holztreppe hinab - die Waffen bereit.
Es klopfte noch einmal an die Tür - dieses Mal lauter und fordernder.

Verwirrt sah ich zu Silija rüber, welche ebenso bloss unsicher den Kopf schüttelte.

Wir traten immer noch vorsichtig näher an die Tür - getrauten uns nicht den Vorhang bei dem Fenster nebendrann aufzuziehen.

Silija nickte auf das Türschloss und stellte sich dann direkt ein paar Meter weiter hinten vor die Tür. Sie hielt ihren Speer bereit.
Ich verstand - also öffnete ich so leise wie möglich das verrostete Türschloss.

Ich ging noch einmal im Kopf die Tribute durch, die noch lebten.

Da wäre Newell - der Scheisskerl. Dann Eddie, von welchem ich bisher noch nie irgendetwas gehört oder gesehen hatte.
Mitchel - welchen ich gestern hatte laufen lassen.

Dann noch Silija, ich und...

Die Tür ging mit einem lauten Quietschen auf - und da stand sie.
Slytha, welche mit einem Messer zwischen ihren Fingern spielte.

Ein Grinsen zierte ihre Lippen, während sie sich entspannt ihre wilden Haare mit der anderen Hand nach hinten strich.

"Bonjour, Bitches!"

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