Kapitel 60: Ohne Probleme (1.293)
Minho:
Mehr als erschöpft liege ich gerade in meinem Bett und denke mit Tränen in den Augen an die Reaktion von Jisung, als er mich gesehen und ich versucht habe, mich ihm anzunähern.
Sollte ich vielleicht doch schon morgen abreisen?
Schließlich scheint Jisung absolut gar nichts mehr von mir wissen zu wollen.
Das wurde mir schmerzhaft bewusst, als er so einen großen Abstand zwischen uns waren wollte und er sich meiner Hände entzogen hat, als ich seine Hände in meinen hielt, die noch immer ein unbeschreibliches Kribbeln auf meiner Haut und in meinem Körper auslösen, so als wäre alles wie immer.
Nur ist es das nicht.
Frustriert seufze ich aus und wische mir mit meiner Hand übers Gesicht, ehe ich plötzlich sehe, wie mein Handy aufleuchtet und es vibriert. Deshalb nehme ich es vom Nachttisch und vom Ladekabel um zu sehen, was für eine unnötige Benachrichtigung ich jetzt bekommen habe. Doch als ich sehe, dass es Felix ist, der mir geschrieben hat, werde ich stutzig und neugierig zugleich, weshalb ich auf den Chat gehe.
Yongbok:
Bist du noch wach?
Minho:
Ja, bin ich.
Yongbok:
Gut. Ich hoffe ja,
dass du Jisung nicht gleich
aufgegeben hast, als er dich
heute abgewiesen hat.
Wenn doch, dann werde ich
dir auf Ewig den Kopf
abhacken wollen.
Ich presse meine Lippen aufeinander.
Tatsächlich habe ich vorhin ja ganz eindeutig darüber nachgedacht, schon morgen anstatt Samstag abzureisen.
Und damit hätte ich Jisung automatisch auch aufgegeben.
Ich tue immer auf so hart, dabei bin ich tief in mir einfach nur ein unglaublich großes Weichei, das selbst bei dieser eigentlich selbstverständlichen Abweisung lieber den Schwanz einzieht.
Dass es die Jungs überhaupt so lange mit mir ausgehalten haben und das nun auch ein zweites Mal durchstehen wollen ist wirklich sehr beeindruckend.
Yongbok:
Sag mir, dass du ihn
nicht aufgegeben hast,
Lee Fucking Minho!!!
Minho:
Nein, habe ich nicht.
Yongbok:
Aber du Arsch hast
daran gedacht, ihn
aufzugeben, oder?
Ich antworte darauf nicht, was Felix wohl Antwort genug ist.
Yongbok:
Aish! Ich sollte dich
echt enthaupten!
Es ist doch nur
selbstverständlich,
dass Jisung so reagiert hat.
Schließlich bist du plötzlich
bei ihm an der Arbeit
aufgetaucht und das,
obwohl er dachte
du seist in Seoul.
Gib Jisung doch nicht
einfach so auf, du Depp!
Ich dachte du liebst ihn?
Minho:
Ich liebe ihn ja auch.
Außerdem habe ich ihn
nicht aufgegeben.
Und ich weiß jetzt,
dass es dumm war,
überhaupt daran zu
denken ihn aufzugeben.
Yongbok:
Braver Junge.
Ich hätte dich echt enthauptet.
Schließlich haben Chan,
Changbin und ich Jisung
dazu gebracht, dir wenigstens
zuzuhören, also sei morgen
gegen Ende seiner Schicht
vor dem Café und rede
mit ihm. Denk dran:
VOR dem Café, nicht IM Café.
Minho:
Ihr konntet ihn echt dazu
bringen, mir zuzuhören?
Yongbok:
Ja, also versau es nicht!
Ich kann dir nicht
versprechen, dass er dir
verzeihen wird, aber er
wird dir zuhören.
Ob MinSung Realität
wird, ihr wieder Freunde
werdet oder euch
komplett voneinander
distanziert, liegt alleine
in Jisung's Entscheidung.
Yongbok:
Und jetzt solltest du schlafen.
Morgen steht was großes an.
Gute Nacht, Minho.
Minho:
Gute Nacht, Felix.
Und danke.
Euch allen.
Somit wäre das Gespräch beendet und ich versuche wirklich zu schlafen.
Als ich am darauffolgenden Abend, wie mit Felix abgesprochen, vor dem Café auf Jisung warte, bis seine Schicht vorbei ist, laufe ich nervös auf und ab. Ich glaube noch nie in meinem Leben so nervös gewesen zu sein, wie jetzt. Dieses Gespräch wird alles entscheiden.
Ob Jisung mir noch eine Chance gibt — sei es als normaler Freund oder vielleicht sogar als fester Freund — oder ob er für immer mit mir abschließen wird. Das Alles ist von diesem einen Gespräch abhängig.
Als Jisung nun auch aus dem Café kommt und sich dabei scheinbar von seinem Kollegen verabschiedet, wird mir klar, dass es nun Zeit ist, weshalb mein Herz kurzzeitig aussetzt, ehe es so viel schneller weiter schlägt und ich kurzzeitig ein bisschen Probleme beim Atmen bekomme, während ich unglaubliche Bauchschmerzen bekomme.
Dieses eine Gespräch wird alles entscheiden.
„Jisung." sage ich schließlich, als er mich scheinbar übersieht. Augenblicklich bleibt er stehen und dreht sich zu mir. Wie schon des Öfteren verliere ich mich kurzzeitig in seinen wunderschönen, braunen Augen. „Minho." entgegnet Jisung, als er seine Arme vor der Brust verschränkt.
„Bitte gib mir doch eine Chance, es dir zu erklären." flehe ich ihn an, als ich ein paar Schritte auf ihn zu gehe und sich in meinen Augen erneut Tränen sammeln, welche ich jedoch zum Glück zurückhalten kann. „Ich gebe dir diese Chance. Schließlich will auch ich damit abschließen. Aber nicht hier. Ich habe unglaublichen Hunger und würde mich gerne hinsetzen. Also komm mit oder lass uns etwas ausmachen. Mir egal." entgegnet er, was in mir Hoffnung aufkeimen lässt.
Jedenfalls wendet sich der nun Blauhaarige von mir ab und steuert irgendeine Richtung an. Ich atme nochmal tief durch, ehe ich ihm nun folge.
„Möchtest du auch was?" fragt er mich, als er einen Fischstand ansteuert. Unsicher nicke ich, da mir das Alles irgendwie nicht so ganz geheuer ist. „Backfisch schätze ich, oder?" fragt er, was ich wieder, doch dieses Mal leicht lächelnd, abnicke.
Er weiß also noch immer, dass ich Backfisch am liebsten habe.
Mein Crush steuert nun also den Fischstand direkt an und bestellt für uns beide jeweils ein Backfischbrötchen.
Zumindest gehe ich davon aus, da ich dieses Mal nichts von seinen englischen Worten verstanden habe. Meine Englischkenntnisse sind dafür einfach zu schlecht.
Bei mir angekommen, reicht mir der Jüngere mein Backfischbrötchen, während er nun das Opernhaus ansteuert, wo er sich auf einer der Treppen niederlässt und ich mich mit genug Abstand neben ihn.
Schließlich hat er mir gestern mehr als nur klar gemacht, dass er nicht will, dass ich ihm zu nah komme.
So essen wir zusammen schweigend unsere Fischbrötchen, wobei ich nicht anders kann, als ihn beim Essen zu beobachten.
Es hat mir so sehr gefehlt ihn beim Essen zu beobachten. Mir hat es so sehr gefehlt seine aufgeplusterten Wangen zu sehen, so als wäre er ein Eichhörnchen, das gerade isst.
Ich kann nicht verhindern, dass sich bei diesem Anblick ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet.
„Du starrst." murmelt er mit leicht vollem Mund, woraufhin ich kurz meinen Kopf schüttle, um wieder zu Verstand zu kommen und mich wieder meinem Brötchen zu widmen. „Entschuldige." murmle ich leise und kann im Augenwinkel jedoch sehen, wie sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet.
So essen er und ich unsere Brötchen noch in Stille fertig.
„Dann erzähl jetzt mal. Warum, Minho?" fragt er dann, als wir fertig sind. Ich will gerade anfangen ihm alles zu erklären, als plötzlich ein Fremder zu uns kommt.
„Excuse Me. Where's the next Subway-Station?" fragt dieser an Jisung und mich gerichtet. „Oh, you have to go this way." weist Jisung mit seinem Arm in eine bestimmte Richtung. „But it will take a while until then. I suggest you go to the tourist office. They can chauffeur you there directly and give you some more information." „Oh, and where's the tourist office?" „Also this way." weist Jisung wieder in die selbe Richtung, wie zuvor. „It is actually not to be missed. The way is clearly signposted. It's a little red house with a white I over the entrance." „Thank you very much." „No Problem. Have fun." verabschiedet sich Jisung freundlich und der Fremde geht nun in die Richtung, in die Jisung zuvor gewiesen hat.
„Du hast dich wirklich sehr verändert, wenn du so ganz ohne Probleme mit Fremden reden kannst." murmle ich leise. „Ja, das habe ich auch. Die Therapie hat bisher echt gute Fortschritte erzielt. Keine Panikattacken mehr und kaum noch Beruhigungstabletten." lächelt er. „Aber jetzt lenk nicht vom Thema ab. Erkläre dich." fügt er dann ernster hinzu.
Nun fängt es also an. Dieses Gespräch wird alles entscheiden.
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Vielen, vielen Dank für die 100 Votes bei Awkward Silence.
Das bedeutet mir echt unglaublich viel.^^
Ihr seid die besten.😊🤍
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