Kapitel 55: Sydney (1.490)

Minho:

Nachdem mich meine Mutter erstmal für verrückt erklärt hat, hat sie sich schließlich dazu entschieden, mir mit Jisung und der Reise nach Australien zu helfen. Und seitdem ist nun auch schon eine Woche vergangen und ich sitze gerade tatsächlich ALLEINE in einem Flieger in ein fremdes Land, ohne deren Sprache dort wirklich zu beherrschen.

Ich werde sowas von draufgehen, glaube ich.

Meine Mutter hat eine Freistellung für mich erwirkt, sodass ich in der Schule nicht als fehlend eingetragen bin, sondern als entschuldigt. Eigentlich wollte mir die Direktorin keine Freistellung gewähren, da ich so schon zu viele Stunden geschwänzt habe, doch letztendlich hat meine Mutter sie doch irgendwie weichklopfen können.

Nun sitze ich hier, während das Flugzeug beim Flughafen Sydneys ausrollt und ich komplett nervös das Flugzeug verlasse, als es zum Stehen kommt. Bei der Gepäckausgabe dauert es auch noch gefühlt eine Ewigkeit, bis mein Koffer endlich in meinem Blickfeld erscheint und ich mitsamt diesem nun versuche den Weg aus diesem übergroßen Flughafen zu finden. Nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich endlich auch den Ausgang, als mir einfällt, dass ich mich ja nochmal bei Chan melden soll, sobald ich lande.

Minho:
Ich bin gelandet, Hyung.

Hyung:
Gut. Dann such dir ein Taxi
und lass dich zur nächsten
U-Bahn-Station fahren.
Bei der Kirribilli-Haltestelle
musst du dann aussteigen.
Ich warte dort auf dich.

Minho:
Alles klar.
Danke, Hyung.

Damit beende ich unser Gespräch und winke mir das nächste Taxi heran, wo jetzt nun meine nicht gerade guten Englischkenntnisse gefragt sind.

„Where do you want to go?" fragt mich der Taxifahrer auch sogleich. „Ähm..." stottere ich unbeholfen. Denn schon fängt es an.

Was hieß noch gleich U-Bahn auf Englisch?

„Excuse me, but my English isn't very well." sage ich deshalb unbeholfen.

Das ist auch gefühlt das Einzige, was ich auf Englisch sagen kann: MeIn EnGlIsCh IsT nIcHt SeHr GuT.

„Where are you from?" „Ähm...Korea..."

„Ahh, Ihr Glück. Meine Großmutter ist aus Korea. Deshalb kann ich die Sprache." lächelt mich der Taxifahrer an und augenblicklich fällt mir ein Stein vom Herzen.

Was ein Glück. Wirklich.

„Also, wo soll's hingehen?" „Ich würde gerne zur nächstgelegenen U-Bahn." beantworte ich die Frage des Älteren, der tatsächlich leicht asiatisch aussieht, was mir jedoch erst jetzt auffällt.

„Was führt einen so jungen Mann wie Sie hierher, wenn Sie kein Englisch können?" fragt mich der Taxifahrer, als er mich durch den Rückspiegel hindurch ansieht. „Ich muss etwas gerade biegen, was ich versaut habe." murmle ich nur leise, während ich nervös mit meinen Händen spiele und meine Lippen aufeinander presse, um zu verhindern, dass die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt haben, über meine Wangen laufen.

Die restliche Fahrt verhält sich weitestgehend still, bis mich der nette Herr tatsächlich nahe einer U-Bahn-Station rauslässt. „Wie viel bekommen Sie?" frage ich. „Zehn Dollar." Ich reiche dem Älteren den Schein, welchen ich zuvor in Korea noch in eine Australische Währung eingetauscht habe, um hier zurecht kommen zu können.

„Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg." lächelt mich der Australier an. Ich verbeuge mich noch einmal und lächle den Älteren dankbar an, ehe ich nun auch den restlichen Weg zur U-Bahn gehe und in jene einsteige, die tatsächlich nach Kirribilli fährt. Zumindest laut Fahrplan.

An meinem Ziel angekommen, steige ich aus der U-Bahn und halte nach Chan Ausschau. „Minho! Hier drüben!" höre ich auch schon seine vertraute Stimme und folge dieser, weshalb ich sehen kann, dass er mich lächelnd zu sich winkt.

Direkt erwidere ich sein Lächeln und renne schon fast auf ihn zu, wo ich den Koffer etwa eins zwei Meter von ihm entfernt stehen lasse, um ihm direkt um den Hals zu fallen.

Erschrocken und überrumpelt erwidert er meine stürmische Umarmung, wobei er dennoch ein paar Schritte zurück stolpert.

„Es tut mir alles so leid, Hyung. Wirklich alles. Bitte verzeih mir." sage ich nochmal, wobei Chan ein leichtes Lachen ausstößt. „Ich hab dir doch schon verziehen, Minho." sagt er leicht lachend, während er mich an sich drückt. „Ich weiß. Aber dennoch wollte ich mich nochmal persönlich bei dir entschuldigen. Ich will, dass du weißt, dass ich es wirklich ernst meine und es wirklich bereue, was ich getan habe." entgegne ich und drücke mich noch etwas fester an den mittlerweile Rothaarigen und kann nicht verhindern, dass nun auch wenige Tränen aus meinen Augen kommen, die ich schnell wegwische, als Chan die Umarmung löst. „Es ist alles wieder gut, Minho. Wirklich. Komm, lass uns zum Hotel. Ich muss gleich ins Studio." lächelt er, was ich direkt erwidere.

Ich habe ihn so sehr vermisst. Ich hätte nicht gedacht, dass das wirklich möglich wäre.

Innerhalb der Zeit, seit ich mich wieder mit Chan und Changbin vertragen habe, haben wir auch mal telefoniert, aber es ist so viel schöner, ihn wieder in die Arme schließen zu können.

„Ist dir nicht warm? Ich meine, wir haben Ende Frühling. Fast Sommer." lächelt Chan, als wir zusammen aus der U-Bahn-Station gehen. „Ja, mir ist warm. Aber ich habe vergessen, dass hier Ende Frühling ist. Meine Klamotten sind noch auf Ende Herbst abgestimmt." beantworte ich lächelnd seine Frage.

Es tut so unglaublich gut wieder persönlich mit meinem einzigen Hyung reden zu können. Jungkook und Taehyung mal ausgenommen.

Jedenfalls führt mich Chan zu einem Auto, welches er mit seinem Schlüssel aufmacht. „Verstau deinen Koffer im Kofferraum und steig schon mal ein. Ich muss nochmal rasch im Studio anrufen und sagen, dass es etwas später wird." trägt mir der Rothaarige auf, ehe er sein Handy aus seiner Tasche holt und ich tue, was er mir aufgetragen hat.

Aus Gewohnheit wollte ich schon auf die rechte Seite einsteigen, als mir jedoch wieder einfällt, dass wir hier in Sydney sind und man hier auf der linken Straßenseite fährt. Deshalb gehe ich an der rechten Tür vorbei und steige nun wirklich bei der Beifahrerseite ein, die in Korea eigentlich die Fahrerseite wäre.

Sydney ist so verdammt anders.

Und das habe ich nach bereits wenigen Stunden in dieser Metropole hier gemerkt. Ich will mir gar nicht ausmalen, was das für Felix und Chan für eine Umstellung war, als sie nach Korea gezogen sind, beziehungsweise was das für eine Umstellung für Changbin und Jisung gewesen sein musste, als sie hierher gezogen sind.

Nach kurzer Zeit steigt Chan nun auch ein und befiehlt mir noch mich anzuschnallen, was ich auch sogleich tue, ehe er mich nun zum besagten Hotel fährt.

„Du arbeitest in einem Studio?" frage ich leise, um mich nach so langer Zeit endlich mal wieder mit meinem Hyung unterhalten zu können. „Mhm. Da ich ein duales Studium mache, arbeite ich dieses Semester in einem Studio. Zur Produktion und wegen Gesang. Nächstes Semester geht's dann wohl höchstwahrscheinlich in ein Tanzstudio." beantwortet mir der Rothaarige lächelnd meine Frage.

So verfallen wir in eine Unterhaltung, wie als wäre nie etwas zwischen uns vorgefallen und genau das macht mich unglaublich glücklich. Zu sehen, dass Chan mir wirklich verziehen hat und mir wieder vertraut.

„So, wir sind da, Minho. Kannst du dir das Hotel auch wirklich leisten?" fragt mich der Ältere. „Für einen bestimmten Zeitraum auf jeden Fall. Meine Mutter unterstützt mich so lange finanziell und außerdem habe ich meine Ersparnisse geplündert." „Du scheinst Jisung ja wirklich sehr zu lieben." „Ja, das tue ich. Ich bereue so sehr, dass ich so dumm gehandelt und ihn deshalb verloren habe." murmle ich bedrückt, während erneut eine Träne aus meinem Auge kullert, die ich jedoch wieder schnell wegwische.

Doch Chan, Eomma wie er für uns immer war, bemerkt es natürlich trotzdem und kommt deshalb direkt auf mich zu, um mich zu umarmen. „Noch ist nicht alles verloren, Minho. Jetzt bist du hier in Sydney, um das mit ihm wieder gerade zu biegen. Versuch also positiv zu bleiben. Jisung liebt dich immer noch, auch wenn er es auch dir gegenüber höchstwahrscheinlich nicht zugeben wird. Zeig ihm, dass du es bereust und bitte ihn um eine letzte Chance. Das wird schon."

Gegen Ende seiner Ansprache drückt er mich aus der Umarmung und lächelt mich aufmunternd an, wobei ich nicht anders kann, als es zu erwidern. Ich hole noch meinen Koffer aus dem Kofferraum und wende mich dann Chan zu.

„Ich muss dann jetzt wieder los. Das Zimmer ist auf deinen Namen reserviert, also dürfte es keine Probleme geben und falls doch, dann ruf mich oder Changbin einfach an. Wir klären das dann schon. Und wegen Jisung. Seine Schicht beginnt gegen achtzehn Uhr im Café, das keine zwei Straßen von hier entfernt ist. Nahe des Opernhauses. Unsere WG liegt gut drei Straßen von hier entfernt. Ich schick dir die Adresse. Wenn es im Café nicht klappt, dann komm vorbei, wenn Jisung Schicht hat. Dann überlegen wir vier uns einen anderen Plan. Versprochen." sagt der Rothaarige noch und ich verbeuge mich dankbar vor ihm, ehe er zum Studio fährt und ich das Hotel betrete.

Jisung arbeitet in einem Café?
Als was denn?

Als Kellner ja wohl kaum, weil es so viele soziale Kontakte mit fremden Menschen gibt.




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