Kapitel 48: Neuanfang (1.439)

Jisung:

Nach dem Telefonat mit Seungmin, Hyunjin und Jeongin — welches wir nebenbei bemerkt nur wegen mangelnden Akkus beendet haben — haben Changbin, Felix, Chan und ich versucht es uns hier im Wohnzimmer auf dem Boden bequem zu machen, da bereits auch schon der Abend angebrochen ist und wir — vermutlich wegen des Jetlacks, auch wenn kein sonderlich großer Zeitunterschied besteht und wir eigentlich den halben Flug durchgepennt haben — unglaublich müde waren.

Der Umzugsdienst würde morgen hier sein und uns endlich unsere Sachen bringen, sodass wir uns nun auch hier einrichten können.

Doch ewig schaffte ich es nicht einzuschlafen und als ich es doch schaffte, träumte ich. Und von wem? Natürlich von Minho.

Wir stehen zusammen vor dem Opernhaus hier in Sydney. Minho versucht auf mich einzureden, doch ich höre eher nur noch halb zu. Zu groß ist der Schmerz. Er hat schließlich nicht nur gesagt, dass er nichts mehr mit uns zu tun haben will, sondern hat seine letzte Chance, mit uns zu reden, nicht einmal mehr genutzt und eben das schmerzt am meisten. Dieses Wissen, dass er tatsächlich so einfach und ohne weiteres unsere fast siebzehn Jahre anhaltende Freundschaft vergessen konnte. Einen Schlussstrich hinter diese ziehen konnte, während sich mein Herz noch immer so sehr nach der Nähe des Älteren sehnt. Und das wiederum droht mich von innen heraus zu zerfressen. Dieses Wissen, dass er nicht einmal mehr einen Gedanken an mich verschwendet, während ich jedoch jede verdammte Sekunde an ihn denke und mein Herz mit jeder weiteren nur noch mehr bricht. Er lebt ein glückliches Leben mit Yeji in Seoul, während ich mit meinen Gefühlen ganz alleine bin. Deshalb drehe ich mich dann auch einfach von ihm weg und lasse ihn einfach stehen.

„Jisungie. Der Umzugsdienst ist gleich da." werde ich von Chan aus meinem Traum gerissen und bin ihm im Stillen unglaublich dankbar dafür. „Schon?" frage ich verschlafen, während ich mir den Schlafsand aus meinen Augen wische. „Ja. Es ist fast zehn Uhr." lächelt mich Chan an, woraufhin ich mich nun aufsetze und mich strecke, um vielleicht wach zu werden.

„Man eyy, das ist voll der Temperaturumschwung jetzt. Warum ist Australien nur so?" sagt Changbin, während er sich mit seiner Hand etwas Luft zufächelt und Chan bereits dem Umzugsdienst die Tür öffnet, welcher soeben geklingelt hat. „Wenn dir das jetzt schon zu viel ist, wie willst du dann im Sommer mit fast vierzig Grad Celsius zurecht kommen, Binnie?" schmunzelt Felix, welcher sich bereits schon einen der Kartons geschnappt hat, um ihn auszuräumen.

„Vierzig Grad? Ich werde wirklich drauf gehen." entgegnet Changbin und bringt uns drei somit zum Lachen.

So machen wir Musik drauf, packen aus und bauen die Möbel auf, wobei wir uns Zimmer für Zimmer vornehmen. Erstens geht es so schneller, wenn alle vier mithelfen und zweitens hätten wir eh nicht genug Werkzeuge, damit jeder alleine in seinem Zimmer aufbauen kann.

Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir dann auch fertig und ließen uns erschöpft auf den Boden im Wohnzimmer fallen, da wir für diesen Raum noch keinerlei Möbel haben. Die müssen wir demnächst noch zusammen besorgen, bis dato benutzen wir es wohl einfach als Tanzraum, da ich durch Stray Kids echt richtig Lust zum Tanzen bekommen habe und Felix mir mehreres beibringen will.

Wir werden das Wohnzimmer wohl auch allgemein nicht mit sonderlich vielen Möbeln ausstatten, um hier tanzen zu können, schließlich tanzt auch Chan unglaublich gerne und Changbin werden wir auch noch dazu kriegen.

„Ich finde, dass wir feiern sollten, dass wir nun wirklich hier in Sydney leben. Ich schlage vor, wir gehen zur Küste runter und essen da was. Ich hab jetzt so richtig Lust auf ein gutes, altes Fischbrötchen aus Australien." sagt Chan, woraufhin bei uns anderen scheinbar das Wasser im Mund zusammen läuft und nur kurz darauf auch schon unsere Mägen knurren. Kein Wunder, schließlich haben wir heute noch nicht wirklich was gegessen. „Okay, das nehme ich mal als Ja. Lasst uns losgehen." lächelt Chan und begibt sich schon in den Flur, um sich seine Schuhe anzuziehen.

Wir anderen folgen ihm und schlüpfen ebenfalls in unsere Schuhe. Jacken benötigen wir nicht, da in Australien gerade Frühling herrscht und die Temperaturen dementsprechend auch sehr angenehm sind. Chan und Changbin gehen sogar in T-Shirt raus, während Felix und ich wenigstens noch einen dünnen Pullover an haben. Es sind ungefähr dreiundzwanzig Grad Celsius hier in Australien. Es ist so eigenartig, dass hier jetzt Frühling ist, in Korea allerdings Herbst. Fast so, als hätte ich den Winter einfach übersprungen.

Jedenfalls gehen wir vier dann durch die Straßen Sydneys zur nahegelegenen Küste, wo Chan für uns vier auch direkt Fischbrötchen bestellt.

Alles ist so verdammt anders. Die Kultur, das Kulinarische, die Sprache, die Menschen, die Tiere...

Ich kann zwar mittlerweile fließend Englisch, da ich diese Sprache schon immer beherrschen wollte und dementsprechend auch ordentlich gelernt habe, aber dennoch ist mir nicht ganz wohl dabei. Ich meine klar, ich muss mich ja auch erstmal hier eingewöhnen, aber dennoch vermisse ich Korea und Seoul gerade so unglaublich.

Ich vermisse Hyunjin, Seungmin und Jeongin.
Ich vermisse meine Familie und noch immer Minho.

Und das, obwohl wir gerade mal einen Tag in Australien sind...

„Wo bist du mit deinen Gedanken, Sungie?" fragt mich Felix, als er sich bei mir einhakt. „In Seoul. Es ist hier alles so anders. Ich muss mich einfach noch daran gewöhnen." beantworte ich lächelnd die Frage des Gleichaltrigen.

„Und du denkst wieder an Minho. Hab ich Recht?" fragt der Lilahaarige weiter, wobei ich mich bei der Erwähnung seines Namens kurzzeitig anspanne, ehe ich Felix' Frage bedrückt abnicke.

„Ich denke auch noch an ihn. Aber wir sollten das hier als Neuanfang sehen. Meinst du nicht? Wir sind umgezogen und deshalb beginnt nun eine neue Etappe in unseren Leben. Wir sind jetzt weit weg von Minho, zwar leider auch von Jeongin, Seungmin, Hyunjin und unseren Familien, aber dennoch finde ich sollten wir Sydney als Neuanfang sehen. Vielleicht fällt es uns mit achttausend Kilometer Luftlinie Abstand zu ihm einfacher, einen Schlussstrich zu ziehen. Denk an das, was jetzt kommt. Eine neue Schule, vielleicht auch neue Freunde und dir wird geholfen. Hier hast du die Möglichkeit, deine Phobie zu besiegen oder wenigstens einzudämmen. Ich denke als Symbol dieses Neustartes, sollten wir uns unsere Haare neu färben. Das Lila wird mir langsam eh zu langweilig." spricht er sich in Rage und fährt sich bei seinem letzten Satz durch die Haare.

„Warum? Also ich finde dir steht das noch immer unglaublich gut." entgegne ich und fahre meinem besten Freund auch nochmal durch dessen Haare. „Warum betatschst du meinen Freund?" sagt Changbin, der sich bis eben noch mit Chan unterhalten hat und seiner Frage zufolge das Gespräch von Felix und mir nicht mitverfolgen konnte. Der Lilahaarige und ich lachen, ehe Felix entgegnet: „Er ist mein bester Freund, du Nuss. Darf er mich jetzt nicht einmal mehr anfassen?"

„Weißt du, nachdem ich erfahren habe, dass ihr beide rum geknutscht habt, bin ich eben noch ein bisschen eifersüchtiger geworden." beantwortet Changbin die Frage seines Freundes, während Felix und ich bei der Erinnerung leicht rot werden. „Immerhin hast du jetzt zugegeben, dass du eifersüchtig werden kannst." sagt Felix dann leise. „Natürlich kann ich das. Schließlich will ich nur ungern, dass du mir weggenommen wirst. Dafür liebe ich dich zu sehr." entgegnet Changbin.

„Also da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Binnie. Ich hab nicht vor dir Felix wegzunehmen, ich trauere schließlich immer noch Minho hinterher. Also brauchst du keine Angst zu haben. Und wegen deiner Frage, warum ich ihn 'betatscht' habe: Wir haben nur darüber geredet, dass wir diesen Umzug als Neuanfang sehen sollten und als Zeichen dieses Neuanfangs unsere Haare färben sollten, zumal Felix seine lilanen Haare eh langsam langweilig findet."

„Hey, das mit dem Haarefärben klingt gut. Mir geht das Blond auch langsam auf die Nerven." schaltet sich nun auch Chan ein, bevor sich eine unangenehme Stille ausbreiten kann. „Damit wäre das ja dann beschlossen." lächelt Felix. „Nee, danke. Ich verzichte. Ich bleibe lieber bei meinem Braun."

„Man, Dongsaeng. Komm schon. Felix hat Recht. Wir sollten diesen Umzug auch gleich nutzen, um mit Minho abschließen und in die Zukunft schauen zu können." spricht Chan auf mich ein. „Ja, aber da muss ich doch nicht gleich eine ganze Typveränderung an mir vornehmen."

„Das wäre sowieso mal fällig. Ich kenne dich nur mit braunen Haaren und dabei würden dir bestimmt so viele Haarfarben gut stehen. Blond und Schwarz zum Beispiel, wenn du nicht gleich mit bunten Farben anfangen willst. Rot, Orange oder Blau würden dir denke ich allerdings auch gut tun." spricht nun auch Changbin auf mich ein. „Bitte, dann werde ich es mir halt überlegen." gebe ich mich geschlagen, während ich amüsiert meine Augen verdrehe.




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