Kapitel 19: Sommergrippe (1.354)

Jisung:

Schon die ganze Woche über geht mir Minho weitestgehend aus dem Weg und wenn ich ehrlich sein soll, macht mich das unglaublich fertig. Das macht mich mehr fertig als ich es war, als ich von ihm und Yeji erfahren habe.

Ich bin gerade auf den Weg nachhause, nachdem ich mich noch mit Chan und Changbin getroffen habe, um wenigstens als 3RACHA weiter voran zu kommen, da es um Stray Kids irgendwie seit der Gründung still geworden ist. Wir treffen uns zwar ab und an alle zusammen, um zu üben und uns gegenseitig etwas beizubringen, aber wirklich was gemacht haben wir noch nicht.

Felix und Hyunjin wollten mich heute eigentlich nachhause begleiten und auch bei mir übernachten, da wir heute Freitag haben, aber ich habe ihnen davon abgeraten und ihnen gesagt, dass sie lieber etwas mit ihren Freunden machen sollen. Ich weiß, dass sie das nur angeboten haben, weil sie wissen wie fertig es mich macht, dass Minho mir aus dem Weg geht. Und genau so gut weiß ich, dass sie lieber etwas mit ihren Freunden machen wollten, aber es mir zu Liebe verschoben hätten.

Ich bin echt glücklich dass Felix, Hyunjin und die anderen so für mich da sind, aber zeitgleich frage ich mich auch, was Minho denn nur hat. Wieso geht er mir aus dem Weg, wenn sich doch offiziell nichts zwischen uns geändert hat?

„Aish, manchmal verstehe ich dich echt nicht, Hyung." murmle ich vor mich hin, als ich mich immer mehr Minho's Haus nähere. Davor stehend vernehme ich etwas, was mich mehr als nur überrascht.

Sind Minho's Eltern nicht da oder sind die einfach nur taub, dass sie das laute Schluchzen ihres Sohnes nicht hören?
Bilde ich mir das vielleicht auch nur ein?

Irritiert hole ich mein Handy aus meiner Tasche um Minho zu schreiben:

Jisung:
Hey, Hyung.
Ist alles okay bei euch?

Es dauert eine Weile bis eine Antwort kommt, aber es kommt eine.

Katzenvater Lee Know🐱🐱🐱:
Ja, alles okay.
Warum fragst du?

Jisung:
Und warum lügst du?
Mach das Fenster auf.

Katzenvater Lee Know🐱🐱🐱:
Wieso denn?

Jisung:
Mach einfach dein
dämliches Fenster auf,
oder ich entführe Dori!

Schneller als ich sehen kann, öffnet der Ältere tatsächlich sein Fenster und sieht nun heraus, sodass er mich sehen kann.

Ich atme nochmal tief durch, ehe ich mein Handy wieder in meine Hosentasche packe und mich dann an der Stange der Veranda hoch schwinge und somit auf dem Vordach lande, wo ich die wenigen Schritte noch zu Minho's Fenster laufen kann und auch dadurch hinein gehen kann.

Ja, das haben wir schon öfter gemacht.

Wieso sollte man auch Türen nutzen, wenn man auch so zu seinem Ziel kommt und dabei auch noch wesentlich mehr Spaß hat?

„Was ist los?" frage ich direkt besorgt, als ich tatsächlich seine leicht roten Augen und die Tränenspuren an seinen Wangen sehen kann. „Nichts ist los." sagt er und wischt sich noch einmal schnell über seine Wangen.

Autsch. Das tat jetzt weh.

Ich dachte eigentlich, dass er vor mir nicht mehr einen auf stark macht, wenn es ihm dreckig geht. Das hat er die letzten Jahre doch auch nicht mehr gemacht, also warum fängt er jetzt wieder damit an? Vor allem wenn man klar sehen kann, dass es ihm dreckig geht.

„Minho, warum lügst du mich schon wieder an? Ich dachte du weißt mittlerweile, dass du vor mir nicht mehr auf stark machen musst. Ich kenn dich jetzt schon fast siebzehn Jahre lang und in denen habe ich dir schon oft gesagt, dass es okay ist zu weinen. Das gehört dazu, wenn man ein Mensch ist. Also bitte, Minho." bitte ich ihn, woraufhin er seine Lippen aufeinander presst und wieder stille Tränen über seine Wangen laufen.

Aus diesem Grund zögere ich auch nicht lange und umarme den Älteren einfach. Direkt erwidert er die Umarmung und krallt sich in meinem Oberteil fest, während er nun erneut zu schluchzen beginnt.

Ich streiche ihm durch seine Haare und rede währenddessen beruhigend auf ihn ein: „Ssht. Ich bin da. Lass alles raus, Hyung."

So verharren wir also einfach in dieser Umarmung, bis ich spüre, dass sich Minho weitestgehend beruhigt hat. Deshalb drücke ich ihn etwas aus der Umarmung und wische ihm mit meinen Ärmeln noch die letzten Spuren seiner Tränen weg. Als ich sehe, wie blass er mit einem Mal wirkt, lege ich meinen Handrücken an seine Stirn.

„Du hast eine echt warme Stirn, Hyung. Nicht, dass du dir eine Sommergrippe zugezogen hast. Leg dich hin." befehle ich meinem Kindheitsfreund, während ich ihn auf sein Bett dränge und anschließend das Fieberthermometer hole. Ich wohne hier quasi schon, deshalb weiß ich auch genau, wo sich was aufhält.

„Mund auf." befehle ich wieder, während ich das Thermometer in der Hand habe. „Das ist nicht nötig, Jisung." „Mund auf oder ich entführe nicht nur Dori, sondern auch Doongie und Soonie." drohe ich wieder, woraufhin mein Gegenüber leicht panisch tatsächlich seinen Mund öffnet, sodass ich messen kann, ob er wirklich Fieber hat.

Unglaublich, dass Minho diese Drohung überhaupt ernst nimmt. Als ob ich seine Katzen entführen würde. Erst einmal machen drei Katzen unglaublich viel Arbeit — ich bin schon bei einer leicht überfordert — und außerdem bedeuten sie Minho so viel, dass ich es niemals übers Herz bringen könnte.

„Ja. Du hast eine leicht erhöhte Temperatur. Sind deine Eltern nicht da?" „Nein. Sie mussten kurzfristig zu einem Geschäftsessen." beantwortet Minho leicht abwesend meine Frage. „Gut. Dann mach ich dir einen Tee." „Jisung. Es sind fast dreißig Grad draußen." „Ich weiß. Ich wickle dich auch noch in Decken, damit du schön schwitzt. Soll dabei helfen, die Bakterien in deinem Körper schneller los zu werden. Danach nimmst du noch ein hübsches Bad und dir wird es schnell wieder besser gehen." lächle ich und verlasse dann das Zimmer meines Crushs, um ihm seinen Tee zu machen. Nur wenig später gehe ich mitsamt diesen auch wieder nach oben.

Minho hat sich bereits an meinen Rat gehalten und sich in eine Decke gewickelt, trotz der achtundzwanzig Grad Celsius, die draußen herrschen.

„So. Hier, Hyung." sage ich und reiche ihm seine Tasse Tee, welche er dankend annimmt und anschließend daran nippt. „Wieso hast du bei diesen unmenschlichen Temperaturen eigentlich langärmlig an?" fragt mich Minho, was mich zum Kichern bringt. „Ich dachte, es werden nur zwanzig Grad." „Das ist trotzdem zu warm für langärmlig." „Gar nicht wahr." entgegne ich empört und schmollend zugleich.

„Ich liebe es, wenn du das machst." lächelt Minho plötzlich, als er mit seinem Daumen meinen Schmollmund berührt, was mich direkt wieder erröten lässt.

Ganz ruhig, Jisung. Das war nur eine freundschaftliche Berührung. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber dass er das überhaupt gemacht hat, verwirrt mich ehrlich gesagt. Er benimmt sich gerade wieder so, wie er sich benommen hat, bevor er mit Yeji zusammen gekommen ist. Als hätte er mich zuvor nicht eine Woche lang ignoriert.

„Warum?" frage ich einfach nur auf seine Aussage hin, die mich unglaublich verwirrt. „Weil du dann niedlich aussiehst." beantwortet er schulterzuckend meine Frage, während er die Tasse auf den Nachttisch stellt. „Woher wusstest du eigentlich, dass es mir nicht sonderlich gut geht?" wechselt er abrupt das Thema, weshalb ich ihn erstmal erschrocken mustere und dabei ein „Hm?" von mir gebe.

„Woher wusstest du, dass es mir nicht sonderlich gut geht? Kindheitsfreundtelepathie oder wie?" grinst er und bringt mich damit auch zum Lachen. „Nein. Nicht direkt. Ich bin gerade vom Treffen mit Chan und Changbin nachhause gegangen, als ich dich habe schluchzen hören." „Man hat das draußen gehört?" fragt mein Gegenüber mit großen Augen, was ich nur abnicke.

„Magst du darüber reden, was passiert ist?" frage ich vorsichtig, was mein Gegenüber nur mit einem Kopfschütteln quittiert. Ich bin es gewohnt, dass Minho nie wirklich über das spricht, was ihn bedrückt. Selbst nach fast siebzehn Jahren Freundschaft ist das noch so. Aber deshalb hake ich auch nicht weiter nach, sondern nicke einfach nur verständnisvoll mit dem Kopf.

„Kannst du mich einfach in den Arm nehmen? Das reicht schon." fügt er dann noch als Antwort hinzu, was mich grinsen lässt, ehe ich meine Arme wieder um meinen besten Freund schlinge und dabei ein „Natürlich." von mir gebe, um seine Frage auch mit meiner Stimme zu beantworten.




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