Kapitel 3

Seit zwei Wochen chateten Dean und Castiel nun regelmäßig. Ein paar Mal hatten sie auch schon telefoniert. Dean liebte es, Castiels Stimme zu hören. Ihre letzte Begegnung lag jetzt ein Weilchen zurück, aber Dean kam es länger vor. Er wollte mit Castiel reden. Er wollte ihn sehen. In der Wohnung spürte er die Einsamkeit jede Sekunde. Jeden Tag musste er alleine essen und sich etwas im Fernsehen anschauen, ohne sich dabei mit jemandem unterhalten zu können. Eigentlich machte ihm das nicht so viel aus, er hatte ja auch noch Sam, aber seit er Castiel kannte, hatte sich das geändert. Er wollte nicht mehr alleine sein.

Freitag Mittag stieg er nach der Arbeit sofort in seinen Wagen. Castiel wartete in einem Diner in der Innenstadt auf ihn. Dean entdeckte den Dunkelhaarigen an einem Tisch an der Wand sitzen. Castiel betrachtete das Gemälde, welches neben ihm an der Wand hing.
Er bemerkte Dean erst, als er sich zu ihm an den Tisch setzte.

"Wie war's in der Arbeit?", fragte Castiel, als er ihn musterte.

Der Blonde hatte sich in der Werkstatt noch schnell umgezogen, aber der Ölfleck in seinem Gesicht war ihm nicht aufgefallen. Castiel schmunzelte und reichte ihm ein Tuch.

"Ganz in Ordnung", antwortete Dean. "Es läuft alles gut. Ich kann mich nicht beschweren."

Castiel nickte zufrieden und griff nach einer Speisekarte.

"Übrigens, schicker Trenchcoat", meinte Dean grinsend.

"Danke. Ein paar Leute meinten, er würde mir stehen", entgegnete Castiel und zupfte ein wenig an dem Kragen herum.

Eine Kellnerin kam kurz darauf an ihren Tisch und notierte mit einem Lächeln ihre Bestellung. Nach weiteren Minuten kam sie mit zwei Portionen Burger und Pommes wieder. 

"Seit wann bist du eigentlich single?", stellte Dean die Frage, die er sich selber öfters anhören musste. Castiel sah ihn fragend an.

"Ein paar Monate. Meine bisherigen Beziehungen liefen nicht sehr gut und seitdem hab ich überhaupt kein Glück mehr."

Dean nickte, während er sich eine Pommes in den Mund stopfte. "Bei mir ist es ähnlich."

Sein Gegenüber wirkte tatsächlich überrascht. Seine Augen weiteten sich ein wenig. Er beobachtete ihn eine Weile beim Essen. Erst jetzt fielen ihm Deans Sommersprossen auf, die ihn ziemlich niedlich aussehen ließen. 

"Also, Cas", meinte Dean und griff nach zwei weiteren Pommes. "Was war da los? Warum wurdest du von diesen Motorrad-Heinis bedroht? Du siehst nicht aus, als wärst du ein böser Mensch und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du denen mal was getan hast."

Castiel schlürfte an seiner Cola. "Ich hab ihnen auch nichts getan", erklärte er. "Weißt du, mein Vater ist Polizist und er hat die beiden vor einiger Zeit schnappen können. Sie wurden vor Gericht verurteilt. Die Kerle wollen sich jetzt einfach rächen. Auch wenn ich nichts dafür konnte, aber es reicht ihnen schon, dass ich der Sohn des Polizisten bin, der sie dran gekriegt hat."

Dean schüttelte ärgerlich den Kopf. "Die sind doch einfach bescheuert. Wenn ich das gewusst hätte, ehrlich, ich hätte es ihnen schon ausgeredet, und damit meine ich nicht nur mit Worten."

"Aber jetzt hat es sie ja wieder erwischt. Mein Vater hat natürlich sofort davon erfahren. Du kannst dir sicher denken, wie er reagiert hat", meinte Castiel schulterzuckend, dann lächelte er. "Außerdem hab ich mich noch gar nicht richtig für deinen Einsatz bedankt. Deine Bestellung geht auf mich."

Dean zog überrascht die Augenbrauen hoch. "A-aber ich hab doch kaum was gemacht... das ist wirklich ni-"

"Keine Widerworte!", ermahnte Castiel streng und Dean hob abwehrend die Hände. "Na gut, in Ordnung."

Castiel wartete wieder auf die Kellnerin, die ihm die Rechnung gab und überreichte ihr anschließend den Betrag inklusive Trinkgeld. Die jungen Männer verließen das Diner und gingen ein Stück durch die Straßen. Hier gab es viele verschiedene Läden, aber die interessierten sie im Moment nicht. Dean folgte Castiel einfach, auch wenn er vermutete, dass dieser selbst nicht ganz wusste, wo er eigentlich hin wollte.

"Cas, ich möchte dich was fragen", sprach Dean ganz offen. "Bist du schwul?"

Castiel blieb abrupt stehen. Er sah Dean irritiert an und erwiderte schnell: "Dean, wieso fragst du mich das so plötzlich?!"

Der Blonde grinste leicht und verschränkte die Arme. "Also, bist du es?"

"Ich... also-", stotterte Castiel. Ihm wurde heiß und Deans Grinsen breiter, als er sah, wie Castiels Wangen einen roten Ton annahmen.
"Was wäre, wenn ich es bin?"

"Hätte ich dann Chancen bei dir?"

Castiel zuckte die Schultern und lachte leise auf, bevor er weiterging. "Hättest du nicht."

Schnell hatte Dean Castiel eingeholt und betrachtete ihn von der Seite. "Blödsinn. Hätte ich bestimmt."

"Du bist ein Trottel", sprach Castiel. "Wir kennen uns noch nicht lang."

Dean packte Castiels linke Schulter, damit er stehen blieb und drehte ihn zu ihm um. "Ich glaube aber, wir sind aus der Kennenlern-Phase bereits raus. Du hast mir auch schon viel über dich erzählt... und jetzt weiß ich auch, dass du der Sohn eines Polizisten bist."

Noch immer war Castiel ganz warm und er konnte es kaum glauben, dass das alles wirklich passierte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Dean ihm plötzlich diese Frage stellen würde. In den vergangenen Wochen hatte er keine Ahnung. Er trat nervös von einem Bein auf das andere.

"Das reicht dir schon? Ich bin nichts Besonderes. Du wirst meine Art sicher nicht mögen", murmelte Castiel.

Dean schnippste Castiel an die Stirn. "Warum denkst du das? Wenn es so wäre, hätte ich vielleicht schon aufgehört mit dir zu schreiben."

Ein vorbeifahrender Lastwagen übertönte Castiels weiteren Versuch zu Widersprechen. Er wich Deans Blick aus. Es war ihm irgendwie unangenehm mit Dean Winchester in dieser schmutzigen Gasse zu stehen.
Der Blonde trat einen Schritt zurück und seufzte.

"Ich bin wirklich an dir interessiert, Cas."

Castiel nickte nur. Gerade war er zu verwirrt, um etwas dazu zu sagen. Er wusste aber auch nicht, was Dean eigentlich von ihm hören wollte. Castiel war sich nicht sicher, aber er wollte auch nicht gehen. Doch irgendetwas musste er ihm einfach sagen.

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