5| Aviana
Die restliche Fahrt über hatte ich so getan, als würde ich schlafen. Zum einen, da ich kein weiteres Gespräch mit Alixs und Zac anfangen wollte in dem sie mich ausquetschten und zum anderen um meine Gedanken etwas zu sortieren.
Hätte mir jemand heute morgen gesagt, dass ich heute noch in einem Bus sitzen würde, der mich in ein komplett anderes Lager bringen würde, hätte ich demjenigen bestimmt nur den Vogel gezeigt.
Meine Eltern hatten bestimmt schon erfahren, dass das Auto angegriffen worden war. Schließlich war es mit Peilsendern versehen. Aber bestimmt wussten sie nicht, dass ich bei der ganzen Sache lebend davon gekommen war.
Irgendwie nagte dies am meistens an meinem Gewissen.
Der Gedanke, dass sie dachten ich wäre nicht mehr am Leben und das obwohl sie mich heute erst verabschiedet hatten.
Irgendwie musste ich Kontakt zu ihnen herstellen oder einen Weg finden, wie ich hier wieder raus kam.
Denn sowie es aussah war die Mafia in der ich nun gelandet war nicht gerade gut auf meine Eltern zu sprechen.
Ab und zu hatte ich bei dem Gespräch von Zac und Alixs gelauscht, wobei ich erfahren hatte, dass der Angriff heute nicht ganz geplant war.
Anscheinend gab es sowas wie ein Trainingslager in dem man eine Verteidigungsausbildung machen konnte. Anschließend könnte man in seinem jeweiligen Gebiet in der Verteidigung arbeiten.
Anscheinend teilte diese Mafia ihren Besitz in bestimmte Gebiete ein, die sie nummerierten.
Gebiet Nummer sieben sei anscheinend das Beste.
Aus diesem stammte auch Raphael.
Der heutige Angriff auf das Auto in dem ich hergefahren wurde, ging dabei auf das Konto seines Gebiets, in dem wir uns anscheinend befunden hatten.
Dort war anscheinend ein großer Trainingsplatz, wo irgendwelche Aufnahmen stattgefunden hatten, die aber nicht ganz vollendet werden konnten aufgrund unseres Autos.
Irgendjemand dort musste gewusst haben, dass dieser Wagen zu einer Mafia gehört hatte. Ansonsten hätten sie ihn ja niemals einfach so angegriffen.
Und dies machte mir irgendwie am meisten Angst.
Wenn ich Pech hatte, dann würde derjenige, der den Wagen erkannt hatte mich mindestens genau so schnell erkennen und aus dem Gefecht ziehen.
Aber andererseits hatte ich Glück.
Anscheinend befand ich mich in einem Haufen Jugendlicher aus verschiedenen Gebieten, die nun auf dem Weg in ein Trainingslager waren, in dem sie sich fast alle noch nie befunden hatten.
Das würde also für viele das erste Mal sein.
Schon einmal ein Vorteil für mich.
Erst als der Bus mit einem ziemlichen Ruck zum Stehen gekommen war und Alixs mir mehrmals auf die Schulter getippt hatte, hatte ich meine Augen wieder geöffnet.
„Wir sind da", sagte sie nur mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor sie sich zusammen mit Zac aus den Sitzen erhob.
Schnell folgte ich den beiden durch den Gang des Busses, wobei ein ziemliches Gedränge entstand. Schließlich waren wir nicht die Einzigen gewesen, die nun aus dem Bus kommen wollten.
„Warst du schon mal hier?", fragte mich Alixs, nachdem wir es aus dem Bus geschafft hatten und nun vor einem riesigen Gebäude standen. Wobei einem Gebäude ähnelte es nicht. Eher einem Schloss, aber irgendwie fehlte der Glanz. Abgesehen davon, dass der einzige Turm den es besaß nicht gerade restauriert aussah.
Es wirkte eher wie eine Ruine und sah nicht so aus, als könnte man noch in ihm leben.
Ich schüttelte als Antwort auf Alixs Frage nur den Kopf, wobei ihr ein Schmunzeln über die Lippen huschte.
Wahrscheinlich hatte sie an meinem Blick schon erkannt, dass ich nicht gerade begeistert von der Ruine vor mir war.
„Keine Sorge. Von außen sieht es schlimmer aus als es eigentlich ist. Die meistens Räume befinden sich eh unter der Erde. Die obersten Etagen sind aber für uns verboten, wenn man sie überhaupt noch begehen kann"
„Verboten? Warum das?", hakte ich nur nach. Irgendwie erweckte diese Aussage in mir Neugier.
„Na ja, zum einen kann man dabei draufgehen, weil...siehst du ja und zum anderen ist es uns einfach nicht gestattet. Ein Teil des Kampfes hatte sich dort abgespielt und ich glaube der Chef will einfach, dass der Ort in Ruhe gelassen wird"
Etwas verwirrt schaute ich sie an, bevor ich einfach verständlich nickte.
Auch wenn ich keinen blassen Schimmer hatte wo von sie redete.
Kampf?
Was meinte sie damit?
Aber nachzufragen traute ich mich nicht. Sie hatte es so selbstverständlich gesagt, als müsste ich sofort wissen was gemeint war. Da wollte ich nun lieber nicht nachhaken.
Ansonsten wäre ich wahrscheinlich schneller von der Matte, als ich piep sagen könnte.
„Ich geh mal davon aus, dass ihr euch ein Zimmer teilen werdet?", unterbrach Zac unser Gespräch, worauf mein Blick zu Alixs schnellte. Diese lächelte mich nur an und zuckte einmal mit den Schultern.
„Also ich hätte nichts dagegen", erwiderte sie, worauf sich meine Mundwinkel kurz hochzogen.
„Na dann", murmelte Zac und nickte einmal zu der Schlange, die sich bereits vor dem großen Gebäude gebildet hatte. „Organisiert euch mal ein paar Schlüssel"
Zusammen mit Alixs reihte ich mich in der Schlange ein.
Mein Herz pochte wie wild, als wir den zwei Männern, die sich am Haupteingang befanden immer näher kamen.
Wenn ich Pech hatte und sie kontrollieren sollten wer wir waren, dann war ich am Arsch.
Zu meinem Glück musterte sie uns aber nur mit einem kalten Blick, bevor sie an uns zwei Schlüssel reichten mit der Nummer 33.
Mit einem schnellen „Danke", von Alixs wurde ich anschließend auch schon durch die schweren Eingangstüren gezogen. Sobald wir diese durchquert hatten, klappte mir auch schon die Kinnlade herunter.
Nun standen wir in einer riesigen Eingangshalle, die deutlich besser aussah als das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes. Sie besaß noch zwei elegante Treppen, die in den nächsten Stock führten und mit einem goldenen Geländer ausgerüstet waren.
Dabei befand sich an der Wand in Großbuchstaben eingemeißelt die Buchstaben C.N.M.
Für einen kurzen Moment starrte ich die riesigen Buchstaben an. Sie waren so groß, dass man sie eigentlich nicht übersehen konnte, wenn man die Eingangshalle betrat.
Und irgendwoher kamen sie mir bekannt vor.
Angestrengt starrte ich sie an und probierte mich zu erinnern wo ich sie schon mal gesehen hatte.
Dabei wanderte mein Blick weiter herunter, wobei er auf zwei grüne Augen trafen, die mich anschauten.
Genau vor den Treppen stand Raphael zusammen mit seinem Cousin. Dieser schaute mich jedoch nicht an, sondern starrte nur auf sein Handy.
Raphael dagegen hatte seinen Blick immer noch auf mir, wobei ich spüren konnte, wie es mir heiß und kalt den Rücken herunterlief.
Ich hatte bei ihm wahrscheinlich Misstrauen erweckt und wenn ich Pech hatte, wüsste er bereits schon, dass ich nicht dazugehörte.
Zu meinem Glücke hatte er seine Augen aber bereits wieder von mir genommen. Dafür schauten sie nun ein rothaariges Mädchen an, dass sich neben ihn gesellt hatte.
Sie war heiß, dass konnte man nicht abstreiten.
Ihre roten Haar waren voluminös wellig und ihr Gesicht besaß scharfe Züge, die sie irgendwie ziemlich sexy wirken ließen.
Abgesehen von dem hübschen hellen braunen Augen mit den sie wahrscheinlich jeden Jungen einlullen konnte.
Nun war anscheinend Raphael der Junge den sie einlullet, denn dieser wandte seinen Blick nicht von ihr weg.
„Kommst du?", riss mich die Stimme von Alixs von Raphael und dem rothaarigen Mädchen weg.
„Mhm", antwortete ich nur, bevor ich ihr mit einem schnellen Nicken folgte.
Gemeinsam durchquerten wir die Eingangshalle bis wir zu ein paar Treppen kamen, die uns weiter runter führten.
Nachdem wir mehrer Gänge durchquert hatten und Treppen hinauf und hieran gestiegen waren, kamen wir endlich vor einer Zimmertür mit der Zahl 33 zum Stehen.
„Dauert das immer so lang bis man zu den Zimmern kommt?", fragte ich nur, während Alixs den Schlüssel ins Schloss steckte und ihn einmal herumdrehte.
„Ja, leider. Die Zimmer befinden sich alle in einem angrenzenden Nachbargebäude, was sie erst vor ein paar Jahren dazu gebaut haben. Aber keine Sorge an den Wänden hängen mittlerweile über all Pläne...falls du dich mal nicht zu recht finden solltest"
„Gut zu wissen", murmelte ich nur, bevor ich Alixs durch die Zimmertür in den kleinen Raum folgte.
Dort befanden sich zwei Betten zusammen mit einem Nachttisch.
Besonders groß war der Raum nicht. Dafür gabs es ein Fenster, dass einem Aussicht aufs Meer bot.
Anscheinend befanden wir uns irgendwo an der Küste, aber wo genau war mir immer noch nicht klar.
Auch die Betten waren bereits bezogen sowie mit einem Stapel Klamotten belegt.
„Trainingskleidung und Uniform", murmelte Alixs nur, nachdem ich den Stapel an Klamotten durchstöbert hatte.
„Ahhh", entgegnete ich und ließ mich aufs Bett sinken.
Irgendwie wusste ich nicht ganz, was ich momentan fühlen sollte.
Ich konnte eigentlich ja ganz froh sein, dass ich es hier lebend hingeschafft hatte, aber wie sollte ich von hier wieder wegkommen.
Oder musste ich jetzt für immer hierbleiben oder bis sie herausgefunden hatten, dass ich eigentlich gar nicht dazugehörte und mich zur strecke brachten.
Würden mich meine Eltern jemals finden.
Der aufkommende Kloß in meinem Hals machte die Sache nicht besser.
Trotzdem schluckte ich ihn herunter.
„Ach und übrigens heute Abend ist so eine Kennenlernparty unten am Strand mit Lagerfeuer, Alokohol und dem ganzen Kram", riss mich Alixs aus den Gedanken.
„Gehst du dahin?", fragte ich nur vorsichtig, worauf sich ein Grinsen auf ihre Lippen schlich.
„Na klar, da wo es gratis Getränke gibt, werde ich immer sein. Außerdem sollen die Partys im Chef Ausbildungscamp eh die Besten sein. Zumindest laut gewissen Aussagen"
Dabei schmunzelte sie nur weiter.
Na ja, wenigstens eine von uns beiden, die sich freute hier zu sein.
Andererseits was war daran so verkehrt sich etwas unter die Leute zu mischen. So schöpfte wenigstens keiner weiter Verdacht und vielleicht bekam ich so auch mehr über den Ort heraus.
Auf der Party gibt es natürlich auch wieder einen kleinen Raphael sneak Peek
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