Prolog

"You left but your memories stayed!" - Avijeet Das


Helles Licht schien durch die großen, bodenlangen Fenster des gewaltigen Raumes. Die bunten Gläser ließen den Saal in einem Farbspektrum erleuchten, der einen magischen Glanz zu haben schien, wie ein Regenbogen sich über den Fußboden erstreckte, einen ganz kurz glauben ließ, man befinde sich in einer alten Kirche, doch dafür war der Ort nicht passend eingerichtet, der Boden zu hölzern, die Bilder nicht christlich genug und es standen keine Kreuze oder Altare in Sichtweite. Es schien ein einfacher Saal zu sein mit bunten Fenstergläsern, ohne wirkliche Einrichtung und doch war nichts normal an diesem Ort, hier würde nie irgendwas normal sein.

Es war wie ein Echo, das in diesen vier Wänden gefangen war. Ein Echo der Vergangenheit, einer langen, abenteuerlichen und tragischen Vergangenheit. Dieser Ort hatte vieles gesehen, viele Geschichten zu erzählen, von großen Schlachten, blutigen Taten, großen Liebesversprechen und dem Einsturz der Zimmerdecke, als die Deutschen 1940 ihre Bomben über London fallen ließen.

Wiedererrichtet, wiederbelebt und wieder befüllt mit neuen Erinnerungen, neuen Geschehnissen würde dieser Ort auf ewig die Ereignisse der Vergangenheit wiedergeben, hatte sie tief in sich eingeschlossen, unzerstörbar, unvergesslich.

Ganz allein in der Mitte des gewaltigen Saals saß ein junges Mädchen auf dem Boden, wirkte winzig und schmal umgeben von der riesigen Größe des Raumes. Konzentriert vollendete sie einer ihrer Zeichnungen im strahlenden Licht der Sonne, schien sich von nichts stören zu lassen, malte jede Linie sorgfältig und sauber, knabberte auf ihrer Unterlippe dabei herum, die schon ganz spröde wirkte, ihre tiefe und sonst gar nicht erkennbare Nervosität als einziges nach außen widerspiegelte.

Ihre lockigen, braunen Haare fielen ihr ins Gesicht und immer wieder strich sie sich hinters Ohr, doch widerspenstig wie sie es nun einmal waren, so kamen sie immer wieder zurück nach vorne.

Perfektionistisch verrichtete sie ihre Arbeit, gab sich Mühe, dass das Bild ihren Vorstellungen entsprechen würde, makellos werden würde und nahm so nicht einmal die Leute wahr, die den Raum betraten und die Ruhe zerstörten, das ganze harmonische und so friedliche Bild, doch sie hatte mit ihnen gerechnet. Sie hatte gewusst, dass sie kommen würden, dass sie für sie kommen würden und ihre Zähne ließen endlich von ihrer Lippe ab. Ein leises, unhörbares Seufzen entwich ihr und obwohl sie die Eindringlinge in ihr kleines Reich bemerkt hatte, so wollte sie ihnen noch keine Aufmerksamkeit schenken müssen.

„Malia, du machst deinen Rücken kaputt, wenn du so auf dem Boden liegst!", sagte eine mittelalte Frau mit einer bronzefarbenen Haut und einem mütterlichen Gesichtsausdruck, die es nur ungern mit ansah, wenn das junge Mädchen so auf dem Boden saß, anstatt an einem Tisch, wie es sich ihrer Meinung nach eher gehörte.

„Ganz kurz noch, dann bin ich fertig", erwiderte das Mädchen, ohne aufzusehen, und kopfschüttelnd, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen, wandte sich die Frau wieder den anderen beiden Begleitern zu, beides ältere Männer in teuren Anzügen und mit grimmigen Gesichtern, die skeptisch und kritisch immer wieder zu dem Mädchen blickten, als hätten sie eine gewisse Sorge, sie könnte verschwinden, wegrennen, irgendwas dummes tun; ließen sich dabei in ein Gespräch von der Frau verwickeln ließen.

Malia hörte ihnen jedoch nicht zu, wusste genau, wieso sie hier waren, wusste, dass es ihretwegen war, doch sie war nicht bereit alles liegen zu lassen, nur weil ein paar wichtige Leute da waren. Sie war sowieso für nichts hiervon bereit, würde zu gerne fliehen, das Weite suchen, ihnen allen entkommen, doch sie würde brav und artig bleiben, sehen, was geschieht, sie hatte keine andere Wahl mehr, sich damit abgefunden, wie es nun einmal war. Man würde immer über ihr Leben bestimmen, er hatte sie davor gewarnt, doch sie hatte nicht hören wollen und alles, was nun geschehen würde, es war ihre eigene Schuld.

„Du bist also wieder einmal am Malen, wieso wundert mich das eigentlich nicht?" Lächelnd sah das junge Mädchen zu einer weiteren Person im Raum auf, die gerade eingetreten war. Es war eine junge Frau, ein paar Jahre älter als sie selbst, mit blondgefärbten Haaren, einem stylischen, schwarzen Hut auf ihrem Kopf thronend und gehüllt in einem Mantel, der für das Wetter eigentlich viel zu warm erschien.

„Ich versuche die anderen hier alle auszublenden. Ich weiß nicht, wieso man nach meiner Erlaubnis fragt, wenn es am Ende sowieso keine Rolle spielt und ich gezwungen werde hier mitzumachen", erwiderte Malia und räumte ihr Malzeug in ihre Tasche, wusste, dass es nichts mehr mit der Ruhe hier werden würde, dass der Lärm sie an ihrer Arbeit hindern würde und man sie erst dann alleine lässt, wenn sie kooperieren würde, doch das würde sie nicht. Sie hatte sich ihre Meinung zu der Angelegenheit bereits gemacht und sie vertraute diesen Leuten nicht.

„Sie wollen alle nur das Beste und sind sehr besorgt. Kellins Benehmen in letzter Zeit ist eigenartig und du weißt in welch schwerer Situation wir uns alle befinden", tadelte die junge Frau sie, doch noch ehe Malia antworten konnte, ihr sagen konnte, wie wenig es sie doch interessierte, hörte man laute Stimmen aus dem Gang, die eindeutig näherkamen, etwas unheilvolles mit sich bringen würden, den Frieden, der sowieso schon am bröckeln war, endgültig zum Einsturz bringen würde. Es klang, als ob jemand streiten würde, als ob sich mehrere Leute anschreien würden und gerade, als sie aufstand, wurde die Türe erneut geöffnet und verblüfft sahen alle Anwesenden zu dem jungen Mann mit dem einst so hübschen Gesicht, das von mehreren Narben nun jedoch auf ewig entstellt war. Narben, die immer eine schreckliche Geschichte erzählen würden.

Der junge Mann wirkte aufgebracht, durcheinander und gefährlich, so wie er die Pistole in seiner Hand hielt, sie auf jeden der Anwesenden richtete, die alle schockiert und mit Entsetzen die Luft schwer einzogen, aufschrien. Die beiden anderen Männer im Raum hatte ihre Hände schon in ihre Manteltaschen gesteckt, waren wohl bereit ihre eigenen Waffen zu ziehen, riskierten es jedoch nicht weiter. Sie wären tot, bevor sie diese überhaupt entsichert hätten und das wussten sie. Vor ihnen stand niemand unerfahrenes. Er wusste genau, wie man schießt und wie man tötet und er hatte keine Skrupel genau das zu tun. Malia hatte ihn zuvor schießen sehen, sie hatte ihn töten sehen, sie wusste, mit was für einer Ruhe er dazu in der Lage war, wie geschickt und ohne Schwierigkeiten er das könnte. Wenn er hier jemanden tot sehen wollte, würde er sterben, das stand außer Frage.

Wie ein wildes Tier sah der Mann sich um, suchte nach etwas bestimmten, jemand bestimmten und erst als er fand, was er suchte, schien er sich etwas zu entspannen, ruhiger zu werden, fing dafür nun jedoch zu Zittern an.

„Kellin, was soll das?", schrie die mütterliche Frau aufgebracht und entsetzt, während Kellin nur noch Augen für Malia hatte, alle anderen ausblendete, sich auf sein Ziel konzentrierte. Mit ein paar großen Schritten und der Waffe nun auf sie gerichtet, erreichte er sie schnell und packte sie nicht sehr sanft am Arm, zog sie zu sich, zog sie an seine dunkle Seite, wo seine Seele glücklich, zufrieden aufschrie, sie gefunden zu haben, sie zu halten. Sie gehörte ihm, sie gehörten zusammen, hatten es immer, würden es immer.

Noch mehr Leute hatten derweil den Raum betreten, sie alle sprachen beruhigend und flehend auf den Jungen mit der Waffe ein, waren besorgt, schockiert, schienen nicht zu verstehen, was hier geschah. Kellin war schon immer anders gewesen, gefährlich und aggressiv in gewisser Weise, doch ihr gegenüber war er immerzu aufopfernd. Seiner Malia gegenüber hätte er nie etwas getan, da waren sich die meisten sehr sicher. Nie hätte er ihr geschadet, wer hätte je Malia schaden wollen? Sie war in gewisser Weise ein Engel von einem Mädchen, der Engel mit den braunen Locken und den großen, blauen Augen und doch standen beide nun da, er sah sie verzweifelt an und sie wirkte verloren, so wie sie in seinem Griff dastand, die Waffe auf den Kopf gerichtet, dem Tod so schutzlos gegenüberstehend.

Er wirkte wie ein Geschöpf aus einer anderen Welt, wie ein gefallener Engel, entstellt auf ewig, böse und düster und sie war nur eine Porzellanpuppe in seinen Klauen, würde bei jeder falschen Bewegung zerbrechen, würde vergehen, irreparabel geschädigt werden. Jeder hatte gewusst, dass es so war, seit sie sich kannten waren diese beiden Rollen immer klar verteilt gewesen.

Da war er, der schaurige und gefährliche Junge und sie, das zerbrechliche, liebenswerte Mädchen, und nun sah jeder, wie solche Kombinationen enden würden, jetzt sah jeder das, wovor sie alle von Anfang an Angst gehabt hatten, auch wenn sie sich dennoch so sicher gewesen waren, dass nichts dergleichen geschehen würde, es nie so weit kommen könnte.

Die Stimmen der anderen im Raum waren so laut, sie alle flehten ihn an die Waffe sinken zu lassen, aufzuhören, wollten ihn zur Vernunft bringen, doch keiner traute sich ihnen nahe zu kommen, keiner wollte ihn zu etwas bringen, was tragisch enden würde.

„Kellin", sprach Malia ängstlich schließlich auch den Mann an, der gerade über ihr Leben bestimmen würde. Fast sanft wirkte sein Name aus ihrem Mund, wie ein Liebeslied so wunderschön, dass sein Herz zu zerspringen drohte und flehend sah sie zu ihm auf, schien den Tränen nahe zu sein, doch er reagierte nicht auf sie. Er stellte sich nun hinter sie, ertrug es nicht ihr direkt in die Augen zu schauen, die Waffe nach wie vor auf ihren Kopf gerichtet, den anderen Arm um ihre Mitte geschlungen, so dass er sie feste an sich drückte, er sie spüren konnte, die Wärme ihres Körpers, das Leben in ihr, ihre eigene Seele.

Tränen liefen über das Gesicht des Mädchens und flehend sah sie die anderen nach Hilfe ringend an, doch keiner kam ihr zur Hilfe, als sie verschwanden und ihre Schreie als einziges zurückblieben, wie ein weiteres Echo, das den Raum noch Jahre später heimsuchen würden.

Aloha :) Kleine Warnung vorweg: Die ersten Kapitel sind, sehr, seeeehr lang, lasst euch nicht davon abschrecken, es geht dann in normalen Längen weiter.

Das ist meine erste wirklich eigene Geschichte, keine Fanfiction und sie ist bereits fertig geschrieben und fertig überarbeitet mit relativ langen Kapiteln, weswegen ihr hier mindestens einmal die Woche mit einem neuen Kapitel rechnen könnt. Wer meine ganzen anderen Geschichten kennt, weiß, dass ich eine Vorliebe für Drama habe aber auch für viele Plot-twists und anderen Dingen, die manchmal wie ein mindfuck wirken können xD Und eventuell werdet ihr noch andere Dinge hier wiedererkennen, die gewisse Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten von mir haben, allein schon von den Namen.

Das hier ist keine typische Badboy-Story, auch wenn es vielleicht manchmal so wirken kann. Hier ist ein Touch Fantasy dabei, immerhin bin ich 'professionelle' (lol) Fafiction-Schreiberin und in einer normalen Welt zu schreiben, ist einfach nichts für mich. Aber keine Sorge, hier tauchen keine Vampire, Hexen oder was weiß ich auf, es ist nur eben mehr möglich, als es das in einer gewöhnlichen Geschichte vermutlich wäre xx

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