31. Die bittere Wahrheit
"Love isn't finding a perfect person. It's seeing an imperfect person perfectly." - Sam Keen
Fast eine Woche verbrachte ich nun schon im Quartier und es war mindestens genauso schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich durfte zwar in die Schule gehen, doch ansonsten wurde ich Rund um die Uhr hier bewacht. Ich hatte ein Zimmer zugeteilt bekommen, durfte nicht einmal das Dorf mehr besuchen und kam mir wirklich ziemlich eingesperrt vor. Die anderen versuchten es mir erträglicher zu gestalten. Meine Eltern waren fast jeden Tag da und Daisy war sowieso so gut wie jeden Nachmittag hier, verbrachte ihre freie Zeit lieber im Quartier als daheim. Ich wurde gut abgelenkt, fühlte mich ja wirklich irgendwie sicher hier, doch befürworten konnte ich es dennoch nicht.
Ich hatte Elin alles erzählt und wie zu erwarten, war sie außer sich vor Sorge gewesen, hatte gedroht, abzuhauen und nach London per Anhalter zu reisen, wenn ich nochmal weglaufen sollte, und bevor sie von einem Verrückten auch noch entführt wird, weil sie bei irgendwem ins Auto stieg, blieb ich, wo ich war. Die Sache mit Reed hatte sie natürlich gleich wieder etwas beleben können, auch wenn sie angetrieben von meinem Gejammer ihn nun weniger zu mögen schien, mich nur noch mehr in Haydens Arme treiben wollte.
Ich lenkte mich hier so gut es ging ab, verbrachte Zeit mit denen, die gerade zu Besuch waren und wenn sonst niemand da war, dann war da immer noch Nasrin, die derzeit wegen ihrer schlechten Lage ebenfalls im Quartier hauste. Sie war ein wirklich nettes und intelligentes Mädchen und es war schön abwechslungsreich Zeit mit ihr zu verbringen. Ich hatte mich in den wenigen Tagen recht gut mit ihr angefreundet, da wir viele gleiche Interessen besaßen, wir die gleichen Bücher gelesen haben, einen recht ähnlichen Musikgeschmack hatten, die Kleine doch tatsächlich wie ich rockige Metalmusik bevorzugte.
Das einzige, das mich wirklich störte, war Reeds Abwesenheit. In dieser Woche war er nicht einmal hier gewesen und dank der Bindung zwischen uns, fühlte seine Abwesenheit sich fast schmerzlich an. Meine Träume waren schlimmer als je zuvor, ich drohte durchzudrehen ohne ihn und die Schule machte es leider nicht besser. Die Hälfte der Zeit tauchte er nicht in dieser auf und wenn er da war, hatten wir keinen Kurs zusammen oder ich sah ihn nur von der Ferne, und er machte leider auch keine Anstalt mich aufzusuchen. Ich war frustriert von seinem Benehmen, war noch so verwirrt von der ganzen Sache, die bei Chris geschehen war, würde wohl nie schlau aus diesem werden, verstand nicht, wieso er in der einen Minute so süß und fürsorglich war, mich halb küsste und in der nächsten mich mied.
Wehleidig dachte ich an die innige Umarmung, die wir vor einer Woche geteilt hatten und die sich angefühlt hatte, als ob ich ganz kurz ein Stück meiner verlorenen Seele wiedererlangt hätte, doch nun war es bedeutungslos. Ich kam mir leer vor ohne ihn und ich hasste es. Ich hatte immer stark sein wollen, hatte mich nie von einem Kerl abhängig machen wollen, nur bei Reed schien ich schwach zu werden und ich widerte mich ein Stück selbst an. Ich musste ganz dringend wieder zu mir selbst finden, meine Würde beibehalten.
Einer der wenigen positiven Dinge neben Nasrin war wohl meine Zeit bei Mr Norbert. Ich hatte recht viele Stunden bei ihm nun, da ich ja praktischerweise hier lebte und so genug Zeit hatte alles zu erlernen, was es noch so zu erlernen gab und Gott sei Dank sprach er nicht immer nur vom Politischen. Er tat es zwar und das leider sehr oft, doch immerhin nicht andauernd.
„Du wolltest, wenn ich mich nicht ganz täusche, unbedingt noch mehr über die fünften Wächter wissen", meinte er, als ich gerade in seinem Büro saß, fast schon eingenickt wäre nach einem elendig langen Vortrag über die Königshäuser des 16. Jahrhunderts.
„Die fünften Wächter... ja, ja unbedingt sogar", sagte ich nun hellwach, hatte damit nun überhaupt nicht gerechnet, meine Bitte längst vergessen. Ich setzte mich aufrecht hin und sah ihn erwartungsvoll an, was ihn ganz amüsierte. „Nun gut, ich versuche dich so weit zu informieren, wie es mir selbst gerade einfällt, immerhin sind sie schon seit hundert Jahren ausgestorben."
„Aber wie kommt es dazu? Sie können doch kaum von heute auf morgen gestorben sein allesamt, oder?"
„Nein, nein, aber sie waren keine sehr große Linie. Anders als die anderen waren sie mehr darauf bedacht, nicht so zu zerspringen musst du wissen. Sie haben versucht die Hauptlinie rein zu halten", meinte er und ich zog die Stirn kraus. Reinhalten? Das klang irgendwie ziemlich feindlich.
„Wenn sie das versucht haben, müssen sie sich ja untereinander geheiratet haben", sagte ich angeekelt und er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nicht doch, ich meine, sie haben streng darauf geachtet, wer wen heiratet, dass nicht zu viele Linien sich vom guten Namen mit den Kräften abzweigen, aber sie haben hauptsächlich einfach andere Wächter geehelicht und nicht normale Menschen noch mit ins Spiel geholt, das wollte ich eigentlich damit sagen."
„Verstehe. Was waren ihre Kräfte aber? Sie waren die Wächter der Magie, was kann man sich darunter vorstellen?" Ich dachte automatisch an Harry Potter, Zauberer, Kartentricks, doch vermutlich war es eher nicht so.
„Ziemlich vieles. Jeder hatte so seine eigenen Begabungen wie es üblich war. Von Visionen bis hin zu Flüchen erschaffen, Gegenstände bewegen, alles, was irgendwie magisch war. Ihrer Linie verdanken wir es, dass das Dorf hier so gut geschützt ist vor neugierigen Blicken, alles gut versteckt vor den normalen Menschen dort draußen. Es hat so viele von ihnen damals gebraucht, um den Schutz zu perfektionieren, doch nun kann es niemand finden, der nicht weiß, dass es da ist oder direkt von den Wächtern abstammt."
„Und obwohl sie so mächtig waren, sind sie alle gestorben?", fragte ich weiter interessiert nach, fand das seltsam und schwer zu begreifen. Was konnte geschehen sein, um sie alle zu beseitigen?
„Es war ein Unfall. Sie hatten eine große Familienfeier, ein Feuer entstand und sie alle starben offenbar in diesem. Ich denke auch nicht, dass es dort mit rechten Dingen zugegangen ist, wie sonst sollten ein Haufen an magisch begabten Leuten einfach verbrennen? Aber wir haben nie die wahren Umstände wirklich klären können bisher, auch wenn Reed persönlich bereits in das Jahr zurückreiste, um Nachforschungen zu betreiben, doch es war alles zwecklos." Er schüttelte erneut bedauernd den Kopf und ich verzog das Gesicht bei Reeds Erwähnen, wollte ungern erneut an ihn denken müssen.
„Danke für die Antworten, Mr Norbert", sagte ich glücklich wenigstens zu einer Sache nun mehr erfahren zu haben und stand auf, würde natürlich gern noch mehr erfahren, doch es war spät geworden, wir waren schon lange hier im Büro zusammen und nächstes Mal könnten wir ja auch weiterreden, immerhin hatte ich Zeit.
„Immer wieder gern, meine Liebe."
„Du wirkst angespannt." Ich lächelte leicht, als Nasrin das Offensichtliche ansprach und sich zu mir in den kleinen Garten des Quartiers setzte. Ich hatte die frische Luft und vor allem die Natur einfach gebraucht nach dem, was ich von Mr Norbert erfahren hatte. Ich fragte mich, was aus den fünften Wächtern wirklich wurde, wer Schuld daran trug, ob es, wie viele vermuten, die Reiter waren oder nicht, doch ich würde die Antwort dazu wohl nie herausfinden.
Drei Wachen standen in unmittelbarer Nähe, um auf mich aufzupassen, aber ich fand mich damit ab. Sie waren da, sprachen nie ein Wort, stoppten mich, wenn ich in verbotene Bereiche gehen wollten, ließen mich ansonsten jedoch in Ruhe.
„Sieht man es so sehr?", fragte ich das jüngere Mädchen. Sie selbst wirkte auch ziemlich erschöpft, dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, sie wirkte dünner als bei unserer ersten Begegnung vor ein paar Wochen, doch sie hatte mir erzählt, dass sie genauso schlecht schlief wie ich, die ganze Beruhigungsmittel sie auszehrten.
„Mir geht es die meiste Zeit kaum anders, ich bin also gut darin, so etwas zu erkennen."
„Ist es immer noch so schlimm?", fragte ich, hatte Mitleid mit ihr und dem, was sie ertragen musste.
„Ich denke, heute ist es etwas leichter, aber einfacher wird es erst, wenn ich endlich einen Partner kriege", seufzte sie und blickte zu dem wolkigen Himmel hinauf.
„Es wird schon jemand kommen", versicherte ich ihr, hoffte sehr, dass sie nicht mehr lange warten müsste, Hilfe kriegt, würde ja Reed mit ihr teilen, wenn es denn möglich wäre.
„Mal sehen, mal sehen", sagte sie lächelnd. „Was verschafft dir nun aber solch einen Kummer?"
„Mein Bindungspartner", sagte ich ehrlich und musste wie sie auch lachen.
„Ich habe schon gemerkt, dass ihr beide so eure Schwierigkeiten habt."
„Einfach ist es auf jeden Fall nicht, vor allem, weil er nicht herkommt und ich merke, wie der Abstand mir nicht guttut", sagte ich und hatte tatsächlich Veränderungen bemerkt, mal abgesehen von meinen schlimmen Träumen und der Sehnsucht. Die Pflanzen benahmen sich wieder um einiges unkontrollierter und meine kleinen Fortschritte schienen gleich null geworden zu sein. Es schien so, dass seit wir uns nähergekommen waren, ich seine Nähe umso mehr brauchte, es dadurch alles schlimmer ohne ihn geworden war. Ich war selbst schuld. Ich hätte von Anfang an wie geraten Abstand wahren sollen, dann wäre unsere Bindung nie vertieft. Nun war es aber zu spät und wir waren uns sogar sehr nahegekommen.
„Ich habe schon gehört, dass Reed ein anstrengender Partner sein soll, aber vermutlich braucht das alles seine Zeit. Es muss ungewohnt sein plötzlich so mit jemandem verbunden zu sein."
„Ist es auch, sehr sogar, aber bei Reed ist es alles nochmal was anderes", erwiderte ich und dachte an Grace und was ich von Daisy und Hayden erfahren hatte, wie er zu ihr nach wie vor stand. Ich dachte an unsere Nähe, dass er mich bei Chris nicht erneut mit ihr vertauscht hatte und doch mied er mich nun, wieso tat er das?
„Ich habe nicht viel mit ihm zu tun, um ihn richtig einschätzen zu können, aber er ist definitiv anders als andere." Nasrin rieb sich die Schläfen, während sie sprach, wirkte so, als ob sie Kopfschmerzen hätte, was mich beunruhigte. „Geht es dir gut? Brauchst du was zum Trinken?"
„Nein, ich habe so etwas öfters, es ist nur halb so wild", versicherte sie mir nicht sehr überzeugend, stand da jedoch schon ganz abrupt von ihrem Platz auf und ich tat es ihr besorgt gleich. „Wirklich?", fragte ich und fing sie gerade noch so auf, als ihre Beine unter ihr da einknickten und sie plötzlich zu ersticken schien. Röchelnd versuchte sie Luft zu kriegen, hielt sich weiter den Kopf und da ich nicht unbedingt sehr stark bin, ging ich in die Hocke und ließ sie auf das Gras nieder. Einer meiner Bewacher war schon zurück nach Innen gestürmt, während die anderen beiden zu uns eilten, mich von Nasrin drückten, kaum bemerkten sie, dass etwas nicht stimmte.
„Sie hat einen Anfall, sie muss sofort ruhiggestellt werden!", rief einer der beiden bulligen Männer und entsetzt sah ich zu, wie er das zierliche Mädchen zu Boden drückte, als schon die andere Wache zurückkam, eine riesige Spritze in der Hand hielt, die er schon dem Mädchen direkt ins Herz stach. Entsetzt sah ich das alles mit geweiteten Augen an, doch zuvor hatte ich nie einer ihrer Anfälle miterlebt, war schockiert, was sie durchleiden musste, was dabei vor ging. Ich hatte gewusst, dass es nicht schön wäre, aber das war so unerwartet geschehen, so aus dem Nichts, ich war ganz durcheinander.
„Ok, sie wird ruhig, bringt sie in ihr Zimmer und informiert Warren", sagte einer der Männer und ich bemerkte Mrs Flores erst, als sie mir half aufzustehen. Was war hier bitte geschehen? Gerade war sie noch lebhaft neben mir gesessen und nun war sie plötzlich am Boden. Ich war entsetzt von dem Geschehenen, richtig entsetzt.
„Na komm meine Liebe, ich mache dir einen Tee", sagte die Haushälterin mitfühlend und führte mich in Begleitung einer Wache, die nicht mit den anderen und Nasrin mit ist, zurück nach Innen und weiter in eine kleine, moderne Küche des Quartiers, wo sie schon den Wasserkocher füllte.
„Wird es ihr wieder gut gehen?", fragte ich leise, kannte die Antwort im Prinzip bereits, doch ich kam mir restlos überfordert vor. Wenn die Wachen nicht gewesen wären, ich hätte nicht gewusst, was zu tun gewesen wäre. Ich hätte einfach nur dagestanden, ohne etwas zu tun, war mir so nutzlos vorgekommen.
„Ich weiß nicht, wie lange sie diese Prozedur auf Dauer aushält. Es wird schon darüber gesprochen, sie an ein bereits vorhandenes Paar zu binden, da es nur einen Potenziellen Partner derzeit gibt in einem anderen Quartiert jedoch und dieser hat bereits einen Partner."
„Dann sollte man das tun!", sagte ich, immerhin war es besser so, als dass sie weiter litt.
„Es ist nicht so einfach, Alice", meinte sie freundlich und vorbereitete zwei Tassen für uns. „Eine solche Bindung ist heimtückisch und gefährlich und man will niemanden gefährden müssen."
„Wie oft kommt es vor, dass jemand so lange auf einen Partner warten muss?", fragte ich sie weiter und nahm meine Tasse entgegen, roch den Kamillentee, der eine beruhigende Wirkung erzielte.
„Immer wieder, aber dass jemand so auf einen Partner angewiesen ist und keinen kriegt, eher selten."
„Aber sie verkraften es schon, oder?" Bedauernd sah sie mich an und mir wurde ganz unwohl von dem Blick. Nasrin war doch noch so jung, der Gedanke, dass ihr was Schlimmes geschieht, sie stirbt, es war abscheulich.
„Manche halten es leider nicht aus. So viel unkontrollierte Kraft schadet ihnen und dann gibt es Fälle, wo es besser ist die Person auszuschalten, bevor sie eine zu große Bedrohung wird."
„Man tötet sie?", fragte ich schrill. Wie konnte man das tun? Ich stellte mir vor, wie jemand versuchte Nasrin zu töten und mir wurde richtig schlecht bei dem Gedanken. Sie war doch ein Kind! Das würde keiner zulassen, ihre Eltern würden das niemals zulassen!
„Es gibt Wächter, die gefährliche Kräfte haben und wenn die Beruhigungsmethoden nicht mehr wirken, muss man an das Wohl der Welt denken. Das erste und einzige Mal, dass das in diesem Quartier geschah, ist lange, lange her. Es war ein Junge, er war 16, wenn ich mich nicht irre, aus der Linie der Götter. Er war mit der Göttin Kali glaube ich verbunden und war stärker als jedes Beruhigungsmittel, jedoch völlig machtlos sich selbst zu kontrollieren. Er hat den Schrecken mit sich getragen und als er uns zu entwischen drohte, musste er sterben."
„Es ist dennoch schrecklich", sagte ich angewidert. „Seine Kraft unterscheidet sich kaum von Daisys, sie ist mit dem Herrscher der Unterwelt verbunden, das ist praktisch dasselbe, hätte man sie auch getötet, wenn Hayden nicht wäre?" Kali war, wenn ich mich nicht täuschte, aus dem Hinduismus die Göttin des Todes und der Zerstörung, das war doch im Prinzip ähnlich heimtückisch wie das, was Hades darstellte.
„Kali und Hades kann man nicht vergleichen, Alice, denn wenn Hayden nicht wäre, hätte man nicht eine Sekunde gezögert, um das Mädchen zu töten", erwiderte Mrs Flores und mein Mund klappte entsetzt auf von ihren Worten. Wenn sie nicht selbst so wirkte, als ob sie das entsetzlich findet, hätte ich sie als schlechten Menschen angesehen, doch mir war bewusst, dass ihr das keine Freude machte, dass sie nicht die Befehle gab.
„Aber sie hat ja Hayden und ist in Sicherheit und solange der Junge bei ihr ist, ist alles gut."
„Aber für Nasrin ist noch nicht alles gut."
„Man muss etwas Vertrauen haben. Die Kleine ist sehr stark und ich bin zuversichtlich, dass sie bald einen Partner haben wird", munterte sie mich auf. Ich nickte nur, wusste nicht, was ich dazu noch sagen sollte und nippte an dem ziemlich heißen Tee, doch seltsamerweise störte es mich nicht, wie die heiße Flüssigkeit meine Zunge verbrannte, es war als würde das Gefühl schnell wieder vergehen.
Ich dachte über Mrs Flores Worte nach, während diese ihren eigenen Tee abkühlen ließ, die Küche etwas säuberte und mir nun andere Dinge erzählte, doch ich hörte ihr nicht wirklich zu. Ich versuchte mir vorzustellen, wie jemand Nasrin umbringt, versuchte mir vorzustellen, was ihre Familie dann machen würde. Iran würde ausflippen, da war ich mir sicher, und was wäre mit ihrer Großtante Leila? Es war schwer vorstellbar, dass eine Frau wie sie das locker hinnehmen würde. Meine Gedanken wanderten weiter zu dem armen Jungen, der hier umgebracht wurde wegen seiner Kraft, dass man Daisy, ohne zu zögern, das ebenfalls angetan hätte und das nur aus Angst. Was würde denn geschehen, wenn eine Gottheit wie Hades zu viel Macht gewinnt? Ich konnte mir nichts Gutes vorstellen, konnte verstehen, wieso man so handeln würde, und dennoch fand ich das alles grauenvoll.
„Ich hoffe, ich störe nicht." Das Ertönen von Reeds vertrauter Stimme holte mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich überrascht, dass er hier war, zu diesem, sah, wie er am Türrahmen gelehnt dastand und nur Augen für mich hatte. Er sollte eingesperrt werden dafür, wie gut er immerzu aussah, es war nicht fair, aber was war schon fair?
„Keineswegs, willst du einen Tee?", fragte Mrs Flores ihn mütterlich und ich nahm einen Schluck von meinem eigenen derweil.
„Nein danke, ich will eigentlich mit Alice hier sprechen", sagte er freundlich, doch sie verstand wohl, dass das ihr Zeichen war uns allein zu lassen und lächelnd schnappte sie sich ihre Tasse und ließ und allein in der Küche zurück, wo ich bemerkte, dass die eine Wache fort war, Reed diese wohl auch weggeschickt hatte.
„Du siehst angespannt aus. Ich habe gehört, was gerade mit Nasrin war."
„Was willst du hier?", fragte ich ihn patzig und ging nicht auf seine Worte ein, überraschte ihn mit meinen feindlichen Worten, aber er überspielte das schnell mit einem Lächeln.
„Da ist ja jemand bissig drauf, und ich dachte, meine Anwesenheit würde dich glücklich stimmen."
„Würde sie viel eher, wenn du mich nicht offen meiden würdest!"
„Wenn ich dich meide, wieso bin ich dann hier?", fragte er und ich schnaubte, doch glaubte er, ich war so blöd? Tagelang war er fort, war wie ein Arsch abgehauen, als Hayden uns abholen wollte, ich hatte es langsam satt, wie er sich manchmal benahm.
„Ja, du bist jetzt hier und wo warst du die ganze restliche Woche? In der Schule warst du fast nie und wenn, dann bist du mir gezielt aus dem Weg gegangen, und hier hast du dich auch nicht blicken gelassen!"
„Ich hatte viel zum Nachdenken", erwiderte er schulterzuckend und ich stellte meine Tasse auf der Theke ab, sah ihn sauer an. Seine Art machte mich wahnsinnig!
„Gut, dann viel Spaß beim Nachdenken", meinte ich und wollte an ihm vorbei und raus aus der Küche, doch er packte mich am Arm und zog mich zurück.
„Ok, na schön, tut mir leid, dass ich dich gemieden habe, bist du jetzt glücklich?"
„Nein, bin ich nicht! Wir haben darüber geredet, wie scheiße diese Bindung ist und ja, keiner von uns kann was dafür und ja, du kommst auch wunderbar ohne mich klar, aber ich habe Probleme, wenn du so auf Abstand bist und ich werde nicht schlau aus deinem Benehmen, will es langsam auch gar nicht mehr werden!", sagte ich harsch, versuchte mich loszureißen, doch zu meinem Erstaunen zog er mich da an sich in eine feste Umarmung und augenblicklich fühlte es sich an, als würde sämtliche Last von mir fallen. Ich entspannte mich, fühlte mich wohl, sicher und auch wenn es eigenartig war mich an Reed zu schmiegen, ihn zu umarmen, ihm so furchtbar nahe zu sein, so tat es gut. Meine Wut verflog und es missfiel mir, dass ich nicht mehr sauer sein konnte.
„Besser?", fragte er vorsichtig und ich seufzte zur Antwort lediglich, was ihn zum Lachen brachte. „Tut mir leid. Ich vergesse gerne, wie es ist. Es ist für mich auch hart, glaube nicht, dass es nicht so wäre, aber ich bin es vermutlich zu sehr gewohnt und habe mich vorher immer geweigert zu glauben, dass du diejenige bist, die Abhilfe schaffen könnte. Aber genau deswegen bin ich hier, ich habe über uns nachgedacht, Alice, darüber, was das mit uns ist."
„Wegen Grace?", fragte ich und löste mich etwas von ihm, stand ihm immer noch sehr nahe und sah, dass er überrascht von meinen Worten war.
„Hayden meinte, du würdest noch glauben, sie lebt, benimmst du dich deswegen so? Weil du denkst, sie ist die einzige Partnerin, die zählt?"
„Verdammter Hayden", murrte Reed und ich sah zu deutlich, dass Grace immer noch ein sehr wunder Punkt war. Von ihr zu reden veränderte etwas an ihm, er wirkte angespannter, ernster.
„Erwähne nie wieder ihren Namen, verstanden?", fragte er mich kühl und dennoch irgendwie flehend. Ich nickte knapp, würde dieses Mädchen gewiss nicht erwähnen, wenn ich es nicht für notwendig halte.
„Ja, ich glaube, dass sie noch lebt... glaubte zumindest eine sehr lange Zeit daran aber... aber seit wir uns aneinanderbinden ließen, hat sich was verändert."
„Was denn?"
„Ich denke, ich fange, seit du da bist, an zu akzeptieren, was die Wahrheit ist, dass sie... dass sie fort ist und nie wiederkommen wird."
„Aber wieso akzeptierst du es durch mich?", fragte ich, immerhin hatte ich ihm nie einen Grund gegeben mehr an der Sache zu glauben.
„Weil wir uns aneinanderbinden konnten", erwiderte er verbittert „Wäre sie noch irgendwo da draußen gewesen... man kann sich nicht zu dritt binden, wenn da nur zwei Personen beteiligt sind. An sich ist es offenbar möglich, auch wenn es gefährlich sein soll, doch es funktioniert nur auf die klassische Art unseres Quartiers, wenn alle drei Personen da sind und es hat funktioniert, obwohl wir nur zu zweit gewesen sind. Aber im Grunde spielt es keine Rolle mehr für mich, Alice, ich bin nicht hier, um mit dir über Grace zu reden, sondern über uns und darüber, dass ich dich brauche."
„Also hast du die Bestätigung", sagte ich leise, ignorierte seinen letzten Satz, immerhin schien ihn dieser Beweis schwer getroffen zu haben. Es muss auch schrecklich sein, wenn man sich Jahrzehnte an etwas klammerte, so bitter konfrontiert zu werden.
Ich kapierte jedoch nun auch, dass der einzige Grund, wieso er bei der Bindung zwischen uns mitgemacht hatte, war, weil er eine Bestätigung haben wollte. Er hat das nie aus der Güte seines Herzens herausgetan, sondern nur wegen ihr. Nur für den letzten Beweis. Es war hierbei nie um mich gegangen, sondern nur um sie. Das erklärte sein Verhalten, er war die ganze Zeit bitter, dass sie wirklich fort war, ich sie endgültig als Partnerin ersetzen konnte. Er war so verwirrt und seltsam all die Zeit weil er es zum einen akzeptiert und zum anderen auch bitter war.
„Wäre dieser Zweifel nicht gewesen... du hättest dich nie an mich gebunden, nicht wahr?", fragte ich verletzt von dieser Tatsache und er schien zu kapieren, was er mir hiermit offenbart hatte, streckte seine Hand nach mir aus, wirkte schuldig, doch ich wich zurück.
„Was willst du von mir hören, Alice? Ich kannte dich nicht, hatte dich nur als dieses kleine Mädchen im Kopf, das ständig in Gefahr zu sein schien, das wäre stressig gewesen als Partnerin, aber meine Meinung hat sich geändert und-"
„Oh, tut mir leid für den ganzen Ärger, den ich dir mache", sagte ich schnippisch, unterbrach ihn und sah ihn sauer an. „Nächstes Mal versuche ich einfach mehr zu sein wie andere Frauen, vielleicht sollte ich mir ja ein Beispiel an Charlotte nehmen, dann bin ich nicht mehr ein kleines, nerviges Mädchen!"
„Was hat Charlotte nun damit zu tun?", fragte Reed, schien gar nicht zu verstehen, was mein Problem war, wollte weiter auf mich zulaufen, doch ich wich zurück, würde nicht erneut einknicken wegen dieser Nähe, wollte wütend sein dürfen. Er sollte nicht denken, alles zu lösen, wenn er mich umarmte, er sollte diese Bindung nicht so ausnutzen! Die verdammte Bindung, die er nie wollte. Ich wusste nicht wirklich, wieso ich mich so sehr darüber aufregte, im Prinzip hatte er mir nie irgendwas geschuldet, aber irgendwie war ich einfach sehr verletzt von dieser Wahrheit.
„Einfach alles! Ich sehe in deinen Augen zu deutlich, was du von mir hältst, dass du das alles hier hasst, genervt bist von dieser Bindung und ja, ich bin es auch, aber das alles... das ist mir zu viel. Ich dachte, dir würde irgendwas an mir legen, aber ich schätze, ich bin nach wie vor wirklich nur ein kleines, dummes Mädchen, das ganz falsch liegt."
„Du denkst wirklich, ich sehe die Sache so? Dass ich nur hier bin, um mit dir zu spielen, dass ich alles nur mache, um dich zu quälen?", fragte er kühl, kam mir nicht mehr näher, sah mich stattdessen nun nicht gerade freundlich an, war eindeutig verärgert über meine Anschuldigungen, doch waren diese denn nicht berechtigt?
„Es ist doch eindeutig. Du wolltest mich nie als Partnerin und wirst es auch nie, meidest mich wie es dir passt, lässt deine Launen an mir aus, bist nur in den Momenten nett, wo du mich vermutlich mit ihr verwechselst."
„Weißt du was, ich habe diese ganze fucking Sache so satt, Alice, ich muss mir so einen Scheiß sicher nicht anhören, ich bin hergekommen, um mich zu entschuldigen, mit dir über uns zu reden, dir zu sagen, dass ich dich... Aber offenbar hast du dir deine eigene Meinung zu allem schon ganz perfekt gebildet", meinte er, lief aus der Küche und ich lehnte mich seufzend an die Wand, schloss meine Augen, würde jetzt sicher nicht weinen, auch wenn ich es gern wollte, einfach um den Stress etwas abzubauen, aber das war es das nicht wert.
Wie würde es nun weitergehen? Ich seufzte müde, wollte nicht wieder in diesem schlechten Verhältnis zu Reed stehen, doch zu wissen, dass diese Bindung nur existierte, weil er einen Beweis brauchte, dass seine große Liebe wirklich tot war, es war verletzend. Ich reagierte sicherlich komplett über, nur in all den Tagen hatten sich so viele Gefühle in mir angestaut, ich war einfach am Ende, war so wütend, so verwirrt und ich hasste mich alles zu vermasseln, hasste ihn, dass er mich so durcheinanderbringen konnte.
Die ganze Zeit hatte ich gedacht, er tat es mir zur liebe, weil er im tiefsten Innern doch ein guter Kerl war, er sich um andere sorgte, doch ich war ihm egal gewesen und vermutlich war ich das immer noch, würde es immer sein. Hatte ich mir auch wirklich vorgemacht, dass er mich je mögen könnte? Ich war wirklich naiv.
Ich verließ die Küche, lief in Richtung der Wohnanlage des Quartiers, die sich in den oberen Stockwerken befand wo auch eine Krankenstation war, ein großes Gewächshaus, eine alte Bibliothek und eine Art Galerie, in der noch mehr alte Bilder hingen, für die es wohl nicht genug Platz überall gegeben hatte.
„Da bist du ja, Sonnenschein." Ich sah zu Hayden auf, der mir im Treppenhaus entgegenlief und ich lächelte glücklich ihn zu sehen. „Hey, was machst du hier?"
„Ich wollte dich besuchen, wo hast du deine Wachen gelassen?"
„Reed hat sie verscheucht."
„Und was hat mein verehrter Bruder noch getan, dass du nun so miserabel wirkst?"
„Das, was er immer tut, ein Arsch sein", murrte ich. „Ich habe herausgefunden, dass er sich nur an mich binden ließ, um herauszufinden, ob Grace wirklich tot ist."
„Also hat er es zugegeben", sagte dieser und überrascht sah ich ihn an, während wir weiterliefen. „Du wusstest das?"
„Ich hatte so eine Vermutung, immerhin tut mein Bruder selten Gutes, ohne selbst irgendwie davon zu profitieren."
„Er ist einfach so... ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er hat ja das gute Recht so zu handeln, ist zu nichts verpflichtet, aber ich ertrage es nicht, wie sehr er mich offenbar nicht ausstehen kann."
„Ich denke, er kann dich ausstehen", besänftigte Hayden mich, als wir oben mein Zimmer betraten, das kleiner als meines daheim war, ein altes Bett besaß, Holzboden, eine alte Tapete und einen großen Schrank aus Eichenholz, der ein wenig so wirkte, als ob er einen direkt nach Narnia befördern könnte, tat er leider nicht, ich hatte es getestet. In der Ecke standen ein paar Pflanzen und vom Prinzip sah es nicht anders aus als bei mir daheim, alt und holzig, doch ich vermisste mein Zimmer dennoch.
Ich war völlig aus der Puste von den paaren Treppen hier hinauf, gestresst von dem ganzen Tag, von dem, was mit Nasrin war, was ich von Mrs Flores erfahren hatte und mir schwirrte richtig der Kopf.
„Tut er nicht. Die meiste Zeit ist er so schrecklich fies und die ganze Woche hat er mich nun schon ignoriert, er hasst mich, vor allem jetzt, wo ich so gemein zu ihm war", sagte ich wehleidig und Hayden seufzte schwer, schloss die Türe hinter uns. „Er hasst dich nicht, was glaubst du, wieso jeder es so ungern sieht, wenn ihr Zeit miteinander verbringt? Keiner heißt es gut, dass ihr Partner seid, aber sie heißen es noch weniger gut, dass ihr auch wirklich Zeit zusammen verbringt, euch nähergekommen seid."
„Was?", fragte ich überrascht von dieser Neuigkeit.
Dass die Leute unsere Bindung anfangs nicht mochten, wusste ich ja, aber dass sie immer noch so voller Vorurteile und Sorgen sind, war mir neu.
„Ist das nicht Offensichtlich? Diese Bindung missfällt allen aus Sorge vor irgendwelchen Tragödien, aber sie haben sich damit abgefunden. Zu sehen, dass ihr zwei euch aber offensichtlich gut versteht und näher zueinandersteht als geplant, dass Reed eindeutig deine Nähe ständig sucht, macht alle nervös. Wenn du seine Nähe suchen würdest, wären sie sicher nicht so besorgt, doch dass er angetan von dir ist, dass ist das Schlimme für sie."
„Was denken sie denn, was passiert? Dass er mich umbringt?", fragte ich entsetzt und ließ mich auf mein Bett nieder.
„Ich habe keine Ahnung, die letzten Bindungen unserer Familien sind halt alle schrecklich geendet, sie haben einfach Angst und Reed ist sowieso nicht gerade das Goldstück der Einrichtung, wird von vielen nicht sehr gemocht für seine Art und du bist so lieb und unschuldig, da werden die anderen eben etwas anders."
„Also mag er mich?", fragte ich, da diese Geschichte ja darauf hinauslaufen sollte, dass er mich nicht so hasste wie ich es annahm, die anderen alle zumindest glaubten, er und ich seien uns nahe, was wohl hieß, dass da ja irgendwas dahinterstecken müsste.
„Ich denke, er will es oft nicht ganz wahrhaben, weil er sich Grace noch zu sehr verpflichtet fühlt, aber ja und ich muss auch gleich zugeben, dass mir das alles auch nicht so ganz gefällt", sagte Hayden und setzte sich zu mir, wo ich ihn amüsiert ansah, glücklich war, dass Reed doch positiv mir gegenüber gestimmt sein könnte, es wohl nur einfach oft nicht wahrhaben möchte. „Ahja? Warum?"
„Hat so seine Gründe. Er und ich sind nicht unbedingt gute Freunde."
„Wart ihr das denn je?", fragte ich, fand es irgendwie traurig, dass sie sich so hassten, immerhin waren sie Brüder, Zwillinge, hatten diese nicht ein besonderes Band zueinander?
„Ja", sagte er lächelnd, wirkte ein wenig bitter. „Aber das ist lange her."
„Was hat sich verändert zwischen euch?"
„Zu viel", seufzte er trübe, schien nicht darüber reden zu wollen, weswegen ich nur nickte, nichts weiter dazu sagen würde, dafür jedoch etwas Neues mir in den Sinn kam, Reed gerne wiedersehen wollte. „Gehst du eigentlich auf die Party heute?"
„Du weißt von der Party?", fragte er erstaunt und ich nickte, erinnerte mich daran, wie die Jungs das letzten Sonntag erwähnt hatten und heute war Samstag, der Tag, wo sie stattfinden würde.
„Ich gehe hin, zwinge die arme Daisy auch, willst du mit? Sie wird sicher froh sein, wenn noch jemand dabei ist, da ich ihrer Meinung nach immer viel zu viel trinke."
„Ich will schon, aber wir haben das kleine Problem mit meiner lästigen Dauerüberwachung", merkte ich an, würde zu gerne dorthin, allein schon, um Reed zu sehen, mich vielleicht ja bei guter Laune zu entschuldigen für meine fiese Art vorhin, doch ich konnte das mit uns nicht so stehen lassen.
„Oh, lass das mein Problem sein. Ich komme und hole dich um neun Uhr, sei bereit", sagte er gutgelaunt von so einer rebellischen Aktion, stand auf und verließ schon mein Zimmer.
Wenn jemand mitkriegt, was wir hier tun, würde es sicher eine Menge Ärger geben, doch gerade war es mir irgendwie egal. Hayden wäre auf der Feier und Kellin würde hoffentlich kaum wissen, dass ich auch dort sein würde.
„Die Sache klingt gefährlich", warnte Elin mich, als ich mich bemüht mit den Sachen, die ich hier im Quartier hatte, für die Party fertig machte, dabei mit ihr telefonierte.
Ich trug mittlerweile eine enge, schwarze Jeans, ein Paar Boots, ein dunkelblaues Top mit einem freizügigeren Ausschnitt als ich es gewöhnlich tragen würde, während ich meine Haare offenließ, sie aber versucht hatte etwas zu richten, so dass sie nicht mehr aussahen, als ob ich in eine Steckdose gelangt hätte.
„Ich dachte ja eher, dass du begeistert sein wirst, dass ich mal auf eine Party gehe", sagte ich, da ich das früher immer eher ungern getan hatte, mich meistens mühsam von ihr dazu hatte überreden lassen.
„Ich bin auch echt stolz auf dich, aber mit Kellin auf freiem Fuß, habe ich ein mulmiges Gefühl hierbei."
„Hayden ist da und Reed vermutlich auch, ich habe Vertrauen", beruhigte ich sie, hatte zwar Angst, aber sie war nicht sehr groß, weswegen ich versuchte, mich nicht zu sehr in diese Sache zu stressen, einmal etwas lockerer an alles heranzugehen.
„Oh man Ally, sei ja vorsichtig, ich will morgen früh nicht die Zeitung lesen und erfahren, dass ein 18 Jahre altes Mädchen in London entführt worden ist."
„Wirt du nicht, versprochen", sagte ich und sah mich im Spiegel an, fand, dass mein Äußeres schon irgendwie passen würde für diese Feier, auch wenn ich mit einem mulmigen Gefühl an all die anwesenden Gäste dachte, den Trubel. Sie würden alle trinken und Betrunkene waren anstrengend, doch dann würde ich einfach auch trinken und das hoffentlich somit überstehen.
Es würde viel werden, aber ich würde es dennoch durchziehen, versuchen Spaß zu haben. Ich brauchte etwas mehr Spaß in meinem Leben, das alles war in letzter Zeit einfach zu viel Drama und Stress gewesen, etwas Freude zu haben und zu feiern, dürfte mir kaum schaden.
„Ich hoffe es für dich, Fräulein, oder ich werde dich persönlich aufsuchen und dir in den Hintern treten."
„Danke aber auch", lachte ich erheitert von ihrer Drohung, vermisste sie wahnsinnig sehr, hätte sie zu gern an meiner Seite gehabt für die Feier, wie sonst auch immer. „Was machst du heute Abend überhaupt?"
„Ich darf auf Yuki aufpassen, als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als an einem Samstag auf meine Babyschwester aufzupassen."
„Gib der Kleinen einen Kuss von mir, ich vermisse sie, vermutlich ist sie schon wahnsinnig gewachsen in den paaren Wochen."
„Ja, fett ist sie geworden, wenn du mich fragst", schnaubte Elin und ich musste lachen. Sie liebte ihre Schwester, auch wenn sie es nicht sehr offen zeigte, doch kleine Geschwister konnten eben anstrengend sein, vor allem, wenn man sich ein Zimmer mit diesen teilen musste.
„Charmant, Elin, wirklich, aber ich denke, ich muss auflegen, Hayden wird sicher gleich da sein, es ist fast neun", sagte ich und sie seufzte am anderen Ende der Leitung und ich hörte, wie sie sich auf ihr Bett fallen ließ, wie ihre Matratze dabei quietschte. „Pass auf dich auf und ruf mich morgen an!"
„Mach ich und viel Spaß dir noch." Mit den Worten legte ich auf, steckte mein Handy in meine Hosentasche, als es schon an der Türe klopfte und Hayden eintrat. „Hallo Sonnenschein", begrüßte er mich freudig und ich musterte ihn, war nur mal wieder beeindruckt, was für gute Gene diese Familie doch hatte, dass er in einer so schlichten Kombination aus dunklem Oberteil und dunkler Hose so verdammt gutaussehen konnte.
„Was ist dein Plan?", fragte ich ihn, während er mich musterte, anerkennend pfiff. „Du siehst heiß aus, Alice, du solltest öfters mehr Haut zeigen."
„Perversling", sagte ich scherzend und er grinste frech, kam mir näher. „Ich bin nur sehr ehrlich, aber wir sollten nicht trödeln, Daisy wartet draußen beim Taxi und der Taxifahrer stellt schon ganz komische Fragen zum Quartier, weil er keine Ahnung hat, was das hier alles eigentlich darstellen soll, er aber höchst interessiert ist."
„Na gut und wie komme ich an den Wachen draußen im Gang vorbei?", fragte ich und er reichte mir seine Hand. „So wie ich hier reingekommen bin, denn jetzt wirst du sehen, dass meine Kraft sehr praktisch sein kann und nicht so öde wie du sie beschrieben hast."
„Wir verlangsamen die Zeit? Kannst du das mit mir überhaupt tun? Muss ich nicht deine Partnerin dafür sein?", fragte ich aufgeregt, ergriff seine Hand jedoch. Zu wissen, dass er die Zeit verlangsamen konnte, war schon irgendwie faszinierend, nicht so faszinierend wie in der Zeit zu reisen, doch es hatte dennoch was.
„Nein, das ist nicht wie mit dem Zeitreisen. Ich bin zwar besser und kann es länger aufrechterhalten mit Daisy, aber wir werden nicht lange brauchen", sagte er und ich lächelte ihn dankend an, dass er mir überhaupt half.
„Na dann, auf zur Party."
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Aloha :) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, würde mich sehr über eure Meinung freuen und später geht es weiter xx
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