22. Malias Tagebuch Teil 1
05.10.2005
Liebes Tagebuch,
die Zeit drängt, während ich hier schreibe, nur wenn ich nicht bald mein armes Herz ausschüttle, dann drohe ich wohl zu vergehen. Ich weiß nicht mehr, wem ich vertrauen kann. Ich weiß nicht mehr, an wen ich mich wenden soll. Es kommt mir so vor, als ob niemand das ist, was er vorgibt zu sein. Jane ist in ständiger Sorge und ich weiß, dass ich sie einweihen muss, ihr sagen muss, was hier vor sich geht, doch ich verstehe, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, selbst noch gar nicht, was denn genau hier vor sich geht. Wenn ich ihr alles sage, dann gefährde ich ihr Leben. In der Sache sind Kellin und ich uns einig, dass man schweigen muss, wenn man leben möchte und ich werde sicher niemanden in Gefahr bringen, dann bleibe ich lieber im geheimen.
Die anderen machen Stress, wollen Antworten, die wir ihnen nicht geben können und die Lage zwischen den rivalisierten Gangs wird zunehmend angespannter. Dima wird nicht aufgeben zu kämpfen und ich habe Angst vor dem, was geschehen könnte, wenn er so weitermachen wird.
Ich habe mit Lilien gestern gesprochen, die meinte, dass sie sich um mich sorgt und ich denke, sie ahnt etwas, doch sie war schon immer so gut darin, andere zu durchschauen und ich bin schon lange nicht mehr so sachlich und ruhig wie sonst, kann ja kaum mehr klar denken vor lauter Sorgen. Ich habe Angst, sie könnte jemanden ihre Befürchtungen mitteilen, ich habe Angst, dass Kellin dann in Schwierigkeiten geraten wird, nur weil ich mich nicht mehr im Griff habe. Wie wird das alles überhaupt ausgehen, wenn Kellin wirklich geht und sein Vorhaben in die Tat umsetzt, einfach das Weite zu suchen, abzuhauen? Die Jungs brauchen Kellin, sie alle sind ohne ihn wie ein Haufen an hirnlosen Idioten, die rein gar nichts auf die Reihe kriegen würden, sie respektieren und fürchten ihn einfach zu sehr und ich versuche mir einzureden, dass Paul es auch schafft die Jungs zu lenken, wenn Kellin weg ist, aber niemand ist wie Kellin, niemand hat seine Ausstrahlung und seine Macht. Kellin konnte sie alle immer so gut leiten, selbst als er nicht da war, doch würde er ganz gehen, sie alle sich vollkommen selbst überlassen, es würde definitiv im Chaos enden. Ich habe mir überlegt zu Dima zu gehen, ihn und seine Leute vielleicht noch mehr mit Infos zu versorgen für gewisse Gefälligkeiten, doch mir gefällt es nicht, wie er mich ansieht und auch wie er über Kellin spricht. Ich glaube, wenn ich noch öfters in seine Nähe gehe, bringen die beiden Männer sich gegenseitig um und dann würde ein Krieg zwischen den Reitern und den Wächtern anfangen und das nur wegen mir. Ist es normal, dass ich von der Vorstellung lächeln muss? Vielleicht hatte Jane recht und Kellin verändert mich wirklich. Vor ihm hatte ich nicht gedacht zu manchen Dingen fähig zu sein und nun bin ich hier, lächle bei dem Gedanken an einen Krieg, an meinen Händen klebt Blut, der Gedanke jemanden zu töten ist erschreckend und doch auch so einfach geworden. Er hat mich wohl verändert, meine dunkelste Seite ist seine hellste und wenn ich schlau wäre, dann würde ich rennen, doch ich bin nicht schlau, könnte niemals weg von ihm, ihn verlassen. Er war ein zu großer Teil meines Lebens geworden. Mit ihm und seinem Umfeld lebte man wie in einer anderen Welt, es auszuschreiben klingt so bescheuert, doch genauso fühlte ich mich.
Ohweh, hier sitze ich nun und will meine Gedanken ordnen und nun dreht sich mal wieder alles in diesen nur um Kellin. Ist es so verwerflich, wenn ich sage, dass ich mir unsicher in der Hinsicht bin, wie sehr ich ihm trauen soll? Ich weiß, dass seine Gefühle für mich echt sind, ich weiß, dass ich ihm wichtig bin, doch er ist nicht einfach irgendein normaler Mann. Er ist in keiner Art und Weise normal und manchmal sorge ich mich, dass seine Definition von Liebe extremer und ungesünder ist als es das sein sollte. Manchmal wünsche ich mir, dass ich wieder 15 sein könnte, normal bin, keine Kräfte habe, nicht Teil von der Unterwelt Londons geworden bin. Ich wünsche mir wieder friedlich Zeit mit Jane verbringen zu können, in die Augen meiner Familie zu sehen und sie nicht ständig anzulügen oder ihre Sorge in diesen zu sehen. Ich wünsche mir Cameron wieder öfters sehen zu können, doch ich habe Angst, ihm könnte was passieren, wenn er in meiner Nähe ist.
Ich kann gerade eben im Moment meine Großeltern miteinander streiten hören. Sie denken mal wieder, ich würde nichts mitkriegen, aber ich weiß genau, dass sie mich für nicht zurechnungsfähig einstufen, dass sie Kellin alle misstrauen, uns trennen wollen. Mir ist nicht wohl bei ihren Plänen, zu wissen, dass sie alle irgendwas über unsere Köpfe hinweg entscheiden und bestimmen, es macht mir Angst. Langsam glaube ich, dass Angst alles ist, was ich nur noch fühlen kann. Ich habe Angst um mich und um andere Leute, Angst um Kellin und besonders Angst um dieses arme kleine Mädchen. Ich habe Alice kennen lernen dürfen vor ein paar Tagen. Sie ist so ein süßes kleines Mädchen mit riesigen, grünen Augen. Ich wollte sie am liebsten packen und wegbringen, beschützen, wollte Kellin zwingen, sie in irgendeiner anderen Zeit auf ewig vor diesem Monster zu verstecken, hatte solche Sorgen gehabt um sie, und nur zu wissen, dass im Haus nebenan Reed sitzt, hatte mich krank gemacht. Niemals will ich diesen Kerl in ihrer Nähe wissen und es macht mich wütend machtlos dagegen zu sein das früher oder später zu verhindern. Der Tag wird kommen, wo sie ihre Kräfte haben wird, wo herauskommt, dass er ihr Partner sein muss und dann ist sie verloren. Wenn ich ihn sehe, kriege ich eine Gänsehaut, ich traue ihm noch weniger als Kellin, doch selbst er ist ahnungslos darüber, inwiefern so ein kleines, liebes Mädchen sein Leben noch durcheinanderbringen wird. Bis dahin werden noch Jahre vergehen und ich werde Zeit haben das alles zu verhindern, es irgendwie zu versuchen zumindest. Das, was ich brauche hierbei, ist mehr Zeit und die habe ich einfach nicht. Ich würde noch gern so viel mehr schreiben, nur das muss verschoben werden. Ich muss gleich Kellin treffen und dieser wartet nicht gern und bevor er herkommt und mich persönlich abholt, gehe ich lieber, das Drama will ich ausnahmsweise vermeiden.
Wörter: 1067
Aloha :) Ein super kurzes Kapitel, aber es ist ein längerer Tagebucheintrag, der viele Informationen enthält, die später ganz nützlich sein könnten einige Rätsel zu lösen. Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen, im Nächsten geht es ja wie gewohnt weiter xx
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