One
One:
Vorurteile
Ich presste meine Lippen zusammen, drückte das Kissen an meine Brust und sog tief ihren Duft in mich ein.
„Ginny." Ich schüttelte den Kopf.
Ich kniff die Augen zusammen als ich spürte, dass der Damm wieder zu brechen drohte. „Ginny, Darren ist erreicht worden."
Ich zuckte, unterdrückte ein Schluchzen. „Sag's nicht", bat ich mit brüchiger Stimme.
Ich hörte Rhodey seufzen, doch dann hörte ich, wie sich seine Schritte entfernten und Steve seufzte.
„Schatz", sagte er, kam ein paar Schritte näher, „Ich weiß, das ist hart."
„Hart?!", hob ich verheult meinen Kopf. „Wie kannst du so herzlos sein?", schluchzte ich auf, schmiss das Kissen nach ihm. „Sie sind alle tot!"
Er presste die Lippen zusammen. „Wenn ich jetzt nachgebe, wer macht dann unseren Job?", fragte er mich, während ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub.
Ich wimmerte, schlang nach einigen Minuten meine Arme um mich selbst. Er seufzte, kniete sich vor mich hin.
Ich sah ihn mit verschwommener Sicht an. „Ich ertrag das nicht mehr", schluchzte ich leise.
Er hob seine Hand, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich verspreche dir, ich werde das wieder hinbiegen, Ginny", sagte er. „Was immer es kostet."
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Einige Tage zuvor:
„Wer kann hoch springen?" Ich klatschte in meine Hände als Tyra hochsprang und mit ihren Gummistiefeln in die kleine Pfütze hüpfte, die ich mit einem Eimer Wasser dort hingemacht hatte. Sie vermisste es zu häufig, dass es hier kaum regnete. Sie liebte Regen bisher. „Ja", gab ich Beifall als sie sich hüpfend im Kreis drehte.
„Mummy?", fragte sie, hielt inne.
„Ja, Tyra?"
„Mittagessen? Ich hab Hunger", rieb sie sich den Bauch.
„Was magst du denn essen?" Wir sahen beide zu Bucky, der sich gegen den Türrahmen des kleinen Hauses lehnte, indem Tyra und ich häufig schliefen, wenn wir in Wakanda waren.
Es kam auch oft vor, dass wir mit Steve und den anderen im Quinjet unterwegs waren. Es war zwar nie geplant, ein Kind mit auf Abenteuer zu nehmen, doch sie machte Bucky allein zu viele Zicken.
„Diesen Frischkäse?", fragte sie.
„Auf Brot?", hakte er nach und sie nickte. „Dein Wunsch ist mir Befehl, Miss Rogers."
Sie lachte, hüpfte zu mir, während ich mich zu ihr hinkniete. „Wann kommt Daddy wieder?"
„Bestimmt so in ein paar Stunden", schmunzelte ich, strich ihr ihr Haar zurück. „Wollen wir, Tyra?" Sie hob die Arme und ich verdrehte meine Augen, hob sie hoch. „Nachher läufst du aber alleine."
„Okay, Mummy", schob sie sich den Daumen in den Mund, den ich gleich wieder herauszog.
„Tyra, du weißt, du sollst nicht am Daumen lutschen", erklärte ich ihr schon wieder und trug sie nach drinnen.
„Okay, Mummy", wiederholte sie – und schob sich dann demonstrativ den Daumen in den Mund.
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Ich sah auf mein Klapphandy als dieses vibrierte. „Ja?", ging ich ran.
„Es gab Komplikationen."
„Komplikationen?" Ich sah Bucky an, der gerade den Frischkäse aufs Brot schmierte. „Inwiefern?"
„Hast du Zeit, dich nach Amerika zu schleichen?"
„Wozu?", fragte ich nach. „Natasha, ich hab hier auch noch Tyra." Ich drehte mich kurz um, zog die Brauen zusammen. „Apropos, wo ist meine Tochter?" Ich sah Bucky an.
„Sie wäscht sich die Hände", gab er ruhig von sich.
„Könnt ihr das ohne meine Grillhände mal regeln?", hakte ich nach. „Du hast Fäuste, Romanoff. Die kannst du auch benutzen."
„Ginny."
Ich jammerte. „Aber", widersprach ich plump.
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„Wie zum-"
Ich seufzte, ließ meinen Rucksack fallen. „Bitte sag, du hast was zu essen hier", bat ich Rhodey. „Ich habe einen Bärenhunger", sagte ich ihm. Ich zog die Brauen zusammen als ich auf seine Beine sah. „Schicke Accessoires."
„Danke", sprach er resigniert aus. „Und im Kühlschrank sollte noch Pizza sein."
„Jey", machte ich, drehte mich um. „Heute ist mein Glückstag."
„Wieso bist du hier? Du weißt, ich müsste dich verhaften."
Ich öffnete den Kühlschrank, machte große Augen als ich die Pizza fand und mir das Wasser im Mund zusammenlief. Schnell stopfte ich mir eine halbes Stück davon in den Mund und sah Rhodey kauend an. „Nat saschte, isch scholl misch nasch hiersch bewegen." Er zog eine Augenbraue hoch und ich schluckte, kaute schneller und schluckte wieder. „Nat sagte, ich soll mich nach hier bewegen." Ich runzelte die Stirn.
„Deine Grammatik lässt zu wünschen übrig", merkte er an.
„Aber ich hab Hunger", deutete ich auf die Pizza. „Ich hab eine Entschuldigung."
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Er seufzte. „Fein", setzte er sich hin, zog ein Papier zu sich heran und schlug es auf.
Ich lugte irritiert vor, aber außer einem Foto von mir selbst entdeckte ich nichts auf dem Papier, was mir erwähnenswert vorkam. „Sir, Sie haben nichts gegen mich in der Hand", stellte ich klar und er sah nochmal auf. „Ich kann nur sagen, dass ich die letzten Jahre um die Welt gereist bin", sagte ich, sah Rhodey an. „Und das ist kein Verbrechen."
„Noch immer nichts von Vision?", überging er mich einfach.
„Satelliten", er schüttelte den Kopf, „Haben ihn irgendwo über Edenborough verloren."
„In einem gestohlenen Quinjet." Ich zog eine Augenbraue meine Stirn hinauf, verschränkte die Arme vor der Brust. „Mit fünf der meistgesuchten Verbrecher der Welt." Er sah mich kurz an und ich kniff leicht die Augen zusammen. Er hatte nichts gegen mich in der Hand, also sollte er mich gefälligst nicht so vorurteilsmäßig anschauen.
„Sie wissen schon", richtete sich Rhodey auf und zeigte auf Ross, „Verbrecher sind sie nur, weil Sie sie so nennen. Nicht wahr, Sir?"
„Mein Gott, Rhodes." Ich runzelte meine Stirn, sah Rhodey an. „Ihr Talent, Schwachsinn zu reden, ist fast so groß wie mein eigenes." Ich zog die Brauen zusammen.
„Da stimme ich Ihnen zu", nuschelte ich.
„Ohne dieses Abkommen wäre Vision jetzt genau hier", stellte Rhodey klar als ich Schritte anfing, zu vernehmen. Ross stand auf.
„Ich erinnere mich gut an Ihre Unterschrift auf diesem Dokument, Colonel", setzte Ross an.
Rhodey sah zu Boden, biss sich auf die Unterlippe. „Richtig", sah er auf, trat mit diesen Apparaturen um seine Beine einen Schritt vor. „Ich habe dafür teuer bezahlt", sagte er, während Ross und ich auf die Beine sahen.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Das war damals nicht geplant gewesen.
„Sie haben Zweifel?", fragte Ross.
Ich sah auf, als ich eine Bewegung am Rande meines Blickfelds wahrnahm.
„Jetzt nicht mehr", schüttelte Rhodey den Kopf als sich meine Miene aufhellte, meine Mundwinkel zuckten.
„Mr. Secretary."
>Ich liebe diesen Bart.
Ross trat vor, wobei mein Blick wieder auf ihn fiel. „Sie haben vielleicht Nerven", sagte er. „Das muss ich Ihnen lassen."
„Die könnten Sie gerade sicher gut brauchen." Im Hintergrund hob ich kurz eine Augenbraue an.
„Wohl wahr", stimmte ich zu.
„Die Welt steht in Flammen", meinte Ross, sah mich kurz an. „Und Sie denken", sah er meinen Mann an, „Alles ist vergeben und vergessen?"
„Ich bitte nicht um Vergebung", schüttelte Steve seinen Kopf. „Und um Erlaubnis schon lange nicht mehr", stellte er klar. Ich hob beide Daumen nach oben. So gefiel mir das. Ich liebte es, wenn er so sprach. So... klipp und klar. Da wollte ich ihn jedes Mal am liebsten flachlegen. „Die Welt braucht jeden Beschützer, den sie kriegen kann", sagte er. „Also kämpfen wir", trat er einen Schritt vor. „Und stellen Sie sich uns in den Weg", meine Mundwinkel zuckten wieder, „Kämpfen wir auch gegen Sie." Okay, jetzt war ich definitiv munter. Mein Libido fing an, sich zu beschweren.
Ross legte dezent den Kopf schief, ehe er sich in Rhodes und meine Richtung drehte. „Verhaften Sie sie." Er sah sogar mich an.
Ich zeigte auf mich. „Eben haben Sie mir noch die kranksten Vorwürfe gemacht, ich wäre eine Kriegsverbrecherin, die hingerichtet gehörte, obwohl Sie keinerlei Beweise gegen mich in der Hand haben", sagte ich, verschränkte die Arme vor der Brust. Ich schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Tut mir leid, aber ich muss Sie enttäuschen." Ich hob beide Hände und trat einen Schritt zurück. „Ich verhafte weder meinen Mann, noch meine Freunde."
„Rhodes?", sah Ross ihn an.
„Ja", nickte Rhodey, „Klar doch", schnaubte er, hob den Arm, wischte nach rechts. Ross und der Tisch fing an, zu verschwinden. Er sah Steve an, nachdem das alles weg war. „Das ist ein Kriegsgericht", sagte er ihm. „Du hättest sie nicht vorbeischicken sollen."
„Das war ich", hob Nat die Stimme, trat vor. „Hey." Lächelnd umarmte sie Rhodey kurz.
„Du hast meine Frau angerufen?", wandte sich Steve an Nat, streckte die Hand vor und schüttelte sie Rhodey kurz. „Wozu?"
„Sie ist die beste von uns, die Vision behandeln kann, weil sie die einzige ist, die das Fachchinesisch ihres Vaters kapiert, Rogers."
Ich hob kurz eine Augenbraue. „Das stimmt."
„Ihr", Rhodey seufzte, „Seht ganz schön abgerockt aus", stellte er klar. Ich lächelte leicht als er mich kurz ansah. „Scheinen ein paar harte Jahre gewesen zu sein."
„Naja, die Hotels", hob Sam eine Augenbraue, „Hatten nicht gerade fünf Sterne."
>Das stimmt. Trotzdem konnte man darin wunderbar vögeln.
„Ich finde, ihr seht umwerfend aus." Ich zuckte zusammen als sich jemand zu Wort meldete und drehte mich um.
„Wann wolltest du mir das mitteilen?", sah ich Rhodey danach resigniert an.
„Ja, ich bin wieder da", nickte er, lächelte leicht und winkte.
Ich sah Natasha an. Und was ich in ihrem Blick sah, wusste ich nicht zu deuten. Erstaunen? Verwirrung? Wut? „Hi, Bruce", kommentierte sie lediglich.
Bruce vor uns verschränkte die Arme. „Nat", nickte er ihr zu.
„Das ist voll schräg", schüttelte Sam den Kopf.
„Da stimm ich dir zu", gab ich direkt zu.
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Datum der Veröffentlichung: 14.12.2019 18:30 Uhr
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