Kapitel 66 || Stoßgebet

Ich spürte mein Herz gegen meine Brust klopfen, nahm leise Geräusche aus dem Schuppen wahr, doch ich versuchte sie so gut es ging zu ignorieren. Ich hörte Stoff zerreißen, das leise, unangenehme Schmatzen, als sich der Dolch von Veihf in Patricks Fleisch schob, sein qualvolles Stöhnen. Ich biss die Zähne zusammen. Sein Totem. Er hatte ein Totem. Alles wars gut - oder zumindest etwas in die Richtung.

Mir stockte für einen Moment der Atem. Besaß er wirklich eins? Lagen Sovgaer und Veihf falsch? Verdammt. Die Beiden redeten mit Patrick, doch ihre Worte drangen nicht zu mir heran. Ich hörte Patrick gegen das Holz knallen.
Unter dem Wagen sah ich Veihfs Schuhe, gefolgt von denen Sovgaers. Ich duckte mich etwas tiefer. Der schwarze, etwas kaputte Mantel wehte hinter Veihf her, verlieh ihm etwas Bedrohliches, doch auf majestätische Art und Weise.

Kaum dass sie weg waren, huschte ich in den Unterstand zu Patrick. Sein Kopf war auf seine Schulter gerollt, auf seinem Hemd hatte sich ein nasser, dunkelroter Fleck gebildet. An seinem Haaransatz zog sich eine feine, schimmernde Linie Blut entlang, wie der Faden einer Spinne. Ich biss mir auf die Lippen, bis ich einen leichten Geschmack von Eisen im Mund hatte. Ich riss mich zusammen, hievte meinen Freund hoch und warf ihn mir über die Schulter. Dann stapfte ich los, in den kleinen Wald. Einen Moment lang fühlte ich mich, als wäre ich in Varia, als kehrte ich gerade von der Jagd zurück und trüge ein totes Reh über der Schulter. Als wäre mein Leben normal, bevor dieser wundervolle Sonnenanbeter es durcheinander geworfen hatte.

Kaum dass ich unsere Position für versteckt genug befand, ließ ich Patrick herunter. Schnell bettete ich seinen Kopf auf meinem Schoß und griff nach seinem Handgelenk. Ich spürte nichts. "Verdammt", zischte ich und beugte mich über seine Brust. Er atmete nicht, ich dafür umso hastiger. "Verdammt, verdammt, verdammt!" Ich knöpfte sein Hemd auf, war jedoch zu ungeduldig, dass ich die letzten zwei Knöpfe abriss. Er trug keine Kette um den Hals, kein Armband, nichts, wo das Totem sein könnte. Sollte es nicht schon längst seinen Zauber gewirkt haben? Ich sprang auf, Sein Kopf schlug auf dem Boden auf und ich verzog leidend das Gesicht. Schnell kniete ich mich etwas weiter hinten wieder auf die Erde, glitt mit meinen Fingern in seine Hosentaschen, doch sie waren leer. Eine letzte Hoffnung blieb mir noch. Ich nahm einen tiefen Atemzug, rückte ein Stück in Richtung seiner Füße und krempelte seine Hosenbeine hoch. Doch auch dort war kein Totem. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare, schloss für einen Moment die Augen und zog seinen Kopf wieder auf meine Beine. Eine einzige Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange, bald schon gefolgt von anderen. Meine Sicht war verschleiert von den salzigen Sturzbächen. Meine eine Hand fuhr durch sein Haar, die andere klammerte sich an die Seine.

"Verlass mich nicht. Bitte..." Ich strich ihm sanft über das Gesicht. Hinter all dem verklebten Blut und Dreck sah er so wunderschön, so friedlich aus.

Ich schloss die Augen, bettete meine Stirn auf seiner, nicht ohne ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

In diesem Moment rutschte eine kleine, hölzerne Statue aus dem Ausschnitt meines Oberteils. Das Totem, das Harald mir kurz vor seinem Verschiedenen gegeben hatte. Ich hätte mich umbringen können. Wäre ich nicht so dumm gewesen, hätte ich Patrick retten können. Erneut stiegen mir Tränen in die Augen, gefolgt von verzweifelten Schluchzern.

Langsam, aber bestimmt breitete sich eine wohlwollende Wärme zwischen Patrick und mir aus. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Aus den Augen, Nasenlöchern und dem Mund des Totems strömte goldorangenes Licht, wie bei einem Sonnenaufgang am Horizont. Schnell streifte ich mir das Lederband vom Hals, achtete darauf, dass es ja nicht die Verbindung zu Patrick verlor. Wie beim Anbruch eines neuen Tages nach einer besonders dunklen Nacht, keimte Hoffnung in mir auf.

Gebannt beobachtete ich das Gesicht meines Verlobten. Zuerst dachte ich, dass ich es mir einreden würde, doch nach einem Augenblick war es unverkennbar, die Farbe kehrte zurück. Seine Wangen bekamen einen leicht rosigen Schimmer, ebenso wie seine Lippen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, noch vorsichtig, die Magie konnte immer noch zu schwach sein. Die Totems wurden erschaffen, um vor dem Tod zu retten, nicht um ihn rückgängig zu machen.

Doch als er schließlich seine Augen aufschlug, konnte ich mir einen kleinen Jauchzer nicht verkneifen und fiel ihm um den Hals.

Er gab einen schmerzbehafteten Laut von sich, sodass ich mich sofort hochstemmte. "Tut mir leid! Wie geht es dir?", ich strich ihm eine Strähne aus der schwitzigen Stirn, "Und wag es ja nicht, sowas nochmal zu machen!" Er keuchte leise und deutete auf seinen Bauch, dann fiel sein Kopf wieder auf die Erde und seine Augenlieder klappten zu. "Warum bin so ein elendiger Idiot?" Ich streifte mir mein Hemd von den Schultern und riss es, so gut es ging, in ein langes Band. Vorsichtig, aber dennoch in Eile, begann ich es um seinen Brustkorb und oberen Bauch zu wickeln, möglichst fest, sodass kein weiteres Blut austreten konnte. 

Auch wenn das wirklich nicht mein Recht war, verfluchte ich das Totem, dass es nur soweit heilte, dass die betroffene Person nicht sterben konnte und sie nicht gesund machte. Wir hatten keine Zeit, in der sich Patrick hätte ausruhen können. Hatte irgendjemand erwähnt, wann sie die Stadt hoch jagen würden? Ich konnte mich nicht erinnern. Sie brauchten noch Zeit, um auf den Tempelberg zu gelangen. Doch wie lang würde das dauern? Ich kannte mich zu wenig mit Nya aus, um das zu sagen. Doch genügend Zeit würde es bestimmt sein, nein, musste es sein. Diese letzte Gnade brauchten wir von den Göttern. 

Und auch wenn ich es noch nie zuvor getan hatte, sandte ich ein stummes Stoßgebet zum Himmel. 


Okay, fuck it, Izy geht nicht ans Telefon xD
Ich weiß, es ist absolut nicht, was versprochen war und wann, aaaaber ich finde, der Cut passt da sehr gut hin.

Insofern, entschuldigt die Verspätung, klein trolli war gut eine Woche im Krankenhaus und konnte ihren Arm nicht ganz so gut benutzen. 

Ich werde jetzt direkt weiterschreiben, 
Bis spätestens Montag, versprochen

trolli

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