Kapitel 63 || Abschied
PoV Patrick
Manu schien meine Gedanken zu erraten, denn er sah mich mit einem Seufzen an und erklärte: "Patrick, du hast selbst gesagt, dass dich hier in Nya, in Evon, nichts hält."
"Nichts, außer das Chaos, das wir verursacht haben.", warf ich ein, doch er machte nur eine wegwerfende Handbewegung.
"Das hier ist vielleicht unsere letzte Chance und selbst wenn sie sich nicht in jedem Belangen richtig anfühlt, kannst du nichts mehr daran ändern, was passiert ist. Evon geht seinen Weg, auch ohne uns." Ich konnte in seinem Blick lesen, wie sehr er hoffte seine Idee würde funktionieren und seine Worte verstärkten dieses Wissen nur. Manuel hatte sein Leben lang das Gefühl gehabt, nirgends hinzugehören. Selbst wenn es die falsche Entscheidung wäre zu gehen, selbst wenn es feige oder hinterhältig war, könnte ich zumindest ihn damit glücklich machen.
"Dann sollten wir uns verabschieden.", murmelte ich, immer noch unsicher ob ich wenigstens diese Mal das Richtige tat.
Er drückte meine Hand und lächelte. "Es gibt kein Richtig oder Fasch mehr, es wird sich alles geben." Ich wusste nicht, ob ich ihm das glauben sollte und zog ihn mit mir zu der Tür, hinter der ich Maurice und Michael vermutete. Vielleicht wäre es Manu lieber gewesen ohne ein Wort zu verschwinden, doch er wusste, dass ich die Beiden nicht kommentarlos zurücklassen würde. Mit gemischten Gefühlen drückte ich die Klinge so leise wie möglich nach unten. Was würden sie sagen? Könnten sie es verstehen, oder würde mich das in ihren Augen zu einem Verräter machen?
Ich hatte keine Zeit mir länger den Kopf darüber zu zerbrechen, in dem Moment, als die Tür aufschwang schreckte Maurice hoch und sah uns überrascht an. "Patrick! Geht es euch gut?", rief er mit gedämpfter Stimme. "Ja, alles gut.", versicherte ich ihm und kam herüber an Michaels Bett. Er war blass und atmete ungleichmäßig, schien jedoch zu schlafen. "Wie geht es ihm?", wollte ich vorsichtig wissen. Maurice rang sich ein besorgtes Lächeln ab und strich seinem Freund eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die jedoch sofort wieder zurück rutschte. "Ich mache mir Sorgen, die Verletzungen nehmen ihn mehr mit, als er es sich eingestehen wollte, dadurch ist doch alles nur schlimmer geworden. Monik sagt er kommt wieder auf die Beine, aber vielleicht sagt sie das nur um mich zu beruhigen."
"Das glaube ich nicht, Micha ist stur, davon wird er sich nicht unterkriegen lassen. Möge das Totem ihn beschützen.", versuchte ich Maurice aufzubauen und ließ mich achtsam auf der Bettkannte nieder. "Er hat Fieber nicht wahr?", schaltete Manu sich ein und Maurice nickte. "Das heißt, dass sein Körper sich selbst schützt, wenn ihr etwas finden könnt, dann hilft Glockenkraut. Es senkt die Temperatur und unterstützt die Heilung, aber ich habe in Nya noch keines gesehen." Das war vielleicht nicht die moralische Unterstützung die Maurice direkt brauchte, doch ich wusste, dass Manu seine Worte als genau solche meinte. Dankbar nickte er. "Ich werde Monik danach fragen, vielleicht finden wir welches."
"Maurice, ich...", setzte ich an, um direkt noch einmal von vorne zu beginnen. "Wir wünschen Micha und dir von ganzem Herzen alles Gute. Ebenso wie allen Anderen hier." Ruhig sah er mich an und wirkte kaum überrascht, obwohl er zu wissen schien worauf ich hinaus wollte. "Wir werden nicht in Nya bleiben, nicht einmal mehr ein paar Stunden."
Jetzt war es zu spät, die Worte hingen im Raum und ich musste sie erklären.
"Das alles hat- ich meine wir gehören hier nicht hin. Es ist alles so..." Maurice lächelte mich warm an. "Ich habe nichts anderes erwartet. Manuels Platz ist nicht in Nya und deiner ist es auch nicht mehr. Ich meine das nicht böse, ich meine nur, dass man es gesehen hat."
Nun war ich überrascht von seinen Worten, was er mit einem weisen Lächeln quittierte. Eine Art, die ich an dem harmoniebedürftigen, aufrichtigen Jungen überhaupt nicht gekannt hatte, die aber zu ihm passte. "Harald hat das auch gesagt, er hat mir geraten mich nicht darauf zu verlassen, dass ihr bleiben werdet. Er war ein Mensch, der stets darauf bedacht war allen so gut es geht zu helfen. Er wollte genau das für euch, dass ihr einen Weg findet. Dass ihr lernt wo euer Platz ist, selbst wenn er nicht in Evon ist." Mir fiel nichts ein was ich darauf hätte erwiedern können, außer einem berührten "Danke."
"Wir werden uns wiedersehen, die Welt verändert sich und wer kann schon sagen in welche Richtung.", bemerkte Manuel leise. Stumm saßen wir da, bis Manuel die Hand auf die Türklinke legte. "Wir sollten gehen Patrick."
Zurück auf dem Gang hörte man wieder die Stimmen der Versammlung. Ombre hatte wohl alle etwas beruhigt, denn nur er sprach und unser Fehlen schien niemanden zu stören. "Ich denke wir sollten den hinteren Ausgang nehmen.", stellte ich leise fest und wollte mich schon auf den Weg machen, doch Manuel hielt mich zurück. "Wir haben in der letzten Zeit etwas vernachlässigt.", flüsterte er und küsste mich liebevoll.
Izy
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