Kapitel 45 || Ehrlichkeit

"Du warst wirklich in Varia? Wie ist es da? Ich stelle mir den Sternenhimmel so wunderschön vor.", fing Maurice aufgeregt an, obwohl er auf mich eher einen schüchternen Eindruck gemacht hatte. "Man Dado, lass ihn doch, vielleicht will er nicht drüber reden." Der andere Junge knuffte ihn in die Seite und schuldbewusst blinzelte mich der Blonde an. "Tut mir leid."

"Alles gut.", schmunzelte ich und setze mich mit einigem Abstand zu den Beiden auf das Sofa. "Wenn ich ehrlich bin, war es wundervoll. Am Anfang hatte ich irgendwie vor allem Angst, vor der Dunkelheit, den Monstern und vor Manuel. Aber mittlerweile ...", ich verstummte als mir bewusst was ich hatte sagen wollen, weil ich nicht wusste wie sie es aufnehmen würden. "Mittlerweile würdest du am liebsten wieder dorthin zurück.", beendete Michael meinen Satz und ich nickte ergeben.

"Was passiert jetzt mit Manuel? Mein Vater erzählt allen er hätte mich verzaubert, egal ob sie es hören wollen oder nicht." Maurice wedelte mit einer Zeitung. "Haben wir schon gelesen, klingt als hätte er gewaltige Selbstzweifel zu kompensieren, wenn er dich nicht mal zu Wort kommen lässt, sondern ins Kloster abschiebt." Mit roten Wangen fügte er noch hinzu: "Falls ich das so sagen darf." "Keine Sorge", schnaubte ich, "Du hast ja recht."

"Ich kann dir nicht sagen was Manuel erwartet, aber du könntest Herr Kamir fragen, die Religion hat großen Einfluss auf richterliche Entscheidungen, wenn man es richtig anstellt."

Ich nickte. "Wieso ist er eigentlich so offen? Ich meine ist es nicht die Religion die so ablehnenden gegenüber Varia ist?"

"Das stimmt, die frühen Gläubigen hielten sich streng von Varia fern, die Götter wollten es für sie so. Aber die Menschen haben sich verändert, so wie auch unser Glaube.", schaltete sich der Priester ein, der im Türrahmen aufgetaucht war. Die Trennung der Welt ist Sache der Götter, wir sind die, die damit umzugehen wissen müssen. Wir wissen doch mittlerweile, dass wir alle gleich sind und es ist bemerkenswert, wie Varias Bewohner sich an die erschwerten Bedingungen angepasst haben. Doch wem es zu gut geht, der verfällt irgendwann dem Wahn des Wohlstandes.", er unterbrach sich selbst und sah zu den anderen Beiden. "Werdet ihr hier übernachten?"

Michael nickte und Herr Kamir meinte "Sehr gut, Patrick wird mit in eurem Zimmer schlafen, es ist ja genug Platz. Aber es ist spät, ich bin sicher ihr werdet noch erzählen, aber bitte geht schon einmal auf euer Zimmer."

Ich sah Michael an, dass er protestieren wollte, doch Maurice zog ihn am Ärmel mit sich, denn er hatte den Wink des Priesters verstanden. Herr Kamir setzte sich zu mir auf das Sofa und senkte die Stimme. "Wir reden nicht viel darüber, aber ich will es dir erklären. Herr Schmidzon treibt schon seit Jahren seine Machenschaften um sich ganz Nya zu unterwerfen, inoffiziell hat er das schon geschafft. Er verdreht den Glaube und beruft sich auf die ältesten Schriften. Doch er glaubt nicht wirklich daran, denn er lebt keins Falles danach, wenn es sich anbietet setzt er die korrupte Stadtverwaltung gegen jeden ein, der ihn stört. Dein Vater steckt da vermutlich tiefer drin, als gut für dich ist. Aber ich werden dir und Manuel so gut helfen, wie es geht. Immerhin sind wir der Widerstand."

Er seufzte und rang sich ein Lächeln ab. "Jetzt geh schlafen, das Zimmer liegt hinter der Küche im Gang ganz hinten." Ich stand auf und wandte mich vor der Tür noch einmal um, "Danke Herr Kamir, vielen Dank."

Das Zimmer war tatsächlich nicht schwer zu finden und leise drückte ich die Klinke hinunter. Ohne zu knarren schwang die Tür in den Raum und gab den Blick auf ein gemütliches Zimmer mit vier schneeweiß bezogen Betten. Vor einem der mit blauen Vorhängen verdeckten Fenstern standen Maurice und Michael, versunken in einen liebevollen Kuss. Erstaunt starrte ich die beiden an, als Maurice mich bemerkte und sofort einige Schritte rückwärts stolperte. Geschockt sah er mich an, genau wie Michael der erschrocken zwischen uns hin und her sah.

"Ich... tut mir leid, ich.", beschämt sah ich zu Boden. "Wirst du es petzen?", fragte Maurice kaum hörbar. "Was?", wollte ich verwirrt wissen. "Wem denn?" Michael antwortet mir und klang dabei genau so unsicher wie sein Freund. "Herr Kamir ist der Einzige, der davon weiß, er hat gesagt, es sollte besser niemand erfahren, auch wenn es nicht verboten ist."

Ich lächelte. "Zum einen ist das bei mir sicher und zum anderen wäre ich doch schön blöd, euch an den Pranger zu stellen, wenn..." Einen Moment zögerte ich, bracht meinen Satz dann jedoch zu Ende. "Wenn ich doch in Manuel verliebt bin."

"Ich hab's dir gesagt!", rief Maurice plötzlich und boxte Micheal lachend gegen den Arm. "Na danke.", lachte ich und ließ mich auf eins der Betten fallen. Die anderen taten es mir nach und wir kuschelten uns alle in unsere Decken. "Wir haben vorhin nur kurz darüber geredet, aber willst du von Varia erzählen? Mich würde interessieren, was du erlebt hast.", schlug Micha vor. Ich nickte "Es ist schön das endlich loswerden zu können, ansonsten bemitleiden oder hassen mich ja alle."

Izy

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