PoV Patrick
Im Vergleich zu dem verschneiten Wald, in dem ich Manuel wie durch ein Wunder gefunden hatte, war es hier, an seiner Seite behaglich warm. Doch ich konnte nicht schlafen, schon als ich seine Gestalt hatte am Feuer liegen sehen, mit den langen braunen Stränen, die ihm ins Gesicht gerutscht waren und die im flackernden Licht bernsteinfarben glänzten. Mit seinen dichten Wimpern hinter denen, wenn er nicht schlief, diese unfassbar fesselnden, grünen Augen funkelten, war mir klar, dass ich kein Auge zu bekommen würde. Nichtsdestotrotz hatte ich es versucht, nur um mir wenig später einzugestehen, dass ich niemals schlafen könnte ohne ihm vorher gesagt zu haben wie leid es mir tat. Wahrscheinlich würde er mich dann wieder weg schicken, doch ich hätte es zumindest probiert, zumindest würde er dann wissen, was ich ihm sagen wollte.
Ich setzte mich auf und beobachtete sein Gesicht. Er wirkte nicht halb so friedlich wie es Schlafende zumeist taten und die getrockneten Spuren von Tränen zeichneten sich auf seiner hellen Haut ab. Er hatte geweint, wegen mir. Weil ich so ein unsagbarer Idiot war. Schließlich stand ich auf und ließ mich in einiger Entfernung wieder auf den, unter dem Felsvorsprung vom Schnee verschonten, Boden sinken.
"Manuel?", fragte ich in die Stille hinein, die nur vom Knistern des langsam erlischenden Feuers unterbrochen wurde. Keine Reaktion. "Manuel bitte wach auf.", versuchte ich es erneut. Er bleib still liegen, so still, dass ich hörte, wie sein Atem schneller ging. Er war wach und er wusste ganz genau, dass ich da war.
Eine ganze Weile suchte ich nach den richtigen Worten. "Ich... ich weiß nicht wie ich mich entschuldigen kann. Vermutlich gar nicht, aber ich wollte es wenigstens versuchen. Frost war das erste Dorf in dem wir waren, seit wir uns kennen und es hat mich viel zu sehr an Nya erinnert. Deine Schwester und du, ihr habt mir so sehr vor Augen gehalten, dass ihr einander habt und, dass ich meine Familie einfach habe links liegen lassen. Ich hatte so großes Heimweh in diesem Moment, ganz egal wie sehr wir gestritten haben. Das war so... so unfassbar dumm von mir, aber ich bin weggerannt bevor mir das klar werden konnte. Ich weiß es klingt blöd, aber ich wollte dich nicht einfach alleine lassen, obwohl ich es fast getan hätte."
Manu bewegte sich immer noch nicht, doch ich sah wie er blinzelnd in die Glut starrte und schließlich leise Antwortete. "Das hätte mir klar sein müssen. Du hast eine Familie, natürlich würdest du sie früher oder später wieder sehen wollen. Ich hätte nicht davon ausgehen dürfen, ich sei dir wichtig genug um wenigstens bescheid zu sagen. Aber man gewöhnt sich daran. Man gewöhnt sich daran immer alleine zu sein, ein Einzelgänger eben."
Seine Wort klangen so verbittert und traurig, so dass sie mir Tränen in die Augen trieben. Alles was er sagte war falsch. Er war ein wundervoller Mensch, der es nicht verdient hatte allein zu sein und noch weniger hatte er es verdient so zurück gelassen zu werden. Meine Stimme zitterte, als ich zum sprechen ansetzte.
"Deine Schwester hat gesagt... sie hat gesagt auch Jungen können sich in Jungen verlieben, nicht nur Mädchen. Ich weiß nicht wie das ist verliebt zu sein, aber ich glaube es ist genau wie in den ganzen Geschichten beschrieben wird. Ich glaube man ist verliebt, wenn man sich so fühlt wie ich mich fühle, wenn du bei mir bist.", meine Stimme war immer leise geworden. "Ich hätte dich niemals anlügen sollen und ich kann völlig verstehen wenn du mich nicht-"
Ich brach ab, als Manuel plötzlich aufsprang und aufgebacht rief: "Natürlich Patrick! Natürlich mag ich dich! Viel mehr als im irgendjemanden sonst. Ich liebe dich! Und gleichzeitig hass ich mich dafür, denn das geht nicht! Wir beide, das geht nicht! Wir kommen aus entgegensetzten Welten, es war dumm von uns jemals zu denken, wir könnten wirklich zusammen gehören!"
Er raufte sich durch die Haare und lief einige sinnlose Schritte auf und ab, während ich auf dem Boden in mich zusammengesunken war. Er hatte Recht und er hatte mit einem Mal alles ausgesprochen was zwischen uns gestanden hatte. "Ich will das aber nicht! Ich will dich nicht einfach verlieren, wenn ich das gekonnt hätte, wäre ich schon längst durch das Portal abgehauen!"
Er antwortete nicht darauf, sondern starrte nur in den Himmel, wo kurz über den Bäumen eine dunkel Rauchsäule die Sterne verdeckte.
Ein jähes Fauchen zerriss die Stille, das Geräusch war nicht besonders Laut doch so schneidend, dass ich mir instinktiv die Hände auf die Ohren presste. Mein Blick flog zu Manu, der blass wurde. "Die Phantoms.", hauchte er und zog den Bogen aus der Schlaufe am Rücken.
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