Kapitel 23 || Familienessen
Bisher hatten wir nur zwei Mitglieder der Familie kennen gelernt, Alva und das Mädchen, dass ihre Tochter zu sein schien. Erstere hatte uns in einem kleine Kammer geführt und uns zwei Betten hergerichtet. Ich vermutete, dass Patrick bessere Schlafmöglichkeiten gewohnt war, doch nach den letzten Tagen breitet sich auf seinem Gesicht ein breites Grinsen beim Anblick unsres Nachtlagers aus.
In diesem Augenblick schallte eine Glocke durch das Haus und eine Männerstimme rief: "Abendessen!"
"Oh es gibt etwas zu essen, hast du das gehört?", freute Patrick sich und schob sich an mir vorbei. Ich seufzte leise: "Ja natürlich habe ich das gehört und was erwartest du, dass sie nicht essen?" Er ignorierte meinen Kommentar gut gelaunt und schließlich folgte ich ihm in den Flur. Das Haus schien größer zu sein, als erwartet und so weit ich erkennen konnte, führte das hölzerne Treppenhaus hinauf zu mindestens vier weiteren Stockwerken. Der Mann, der zum Essen gerufen hatte, blickte uns freundlich entgegen. "Ihr müsst unsere Gäste sein, Elsa hat von euch erzählt."
Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln: "Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft."
"Gerne doch.", lachte der Mann und führte uns dann in ein Esszimmer. Der Tisch war lang und in der Mitte, zwischen sämtlichen Tellern standen zwei große Töpfe mit dampfender Suppe. Es duftete wunderbar nach geröstetem Brot, Kürbis und dem knisternden Kaminfeuer und ich konnte nicht umhin mich tatsächlich wohl zu fühlen.
Wir saßen auf zwei Plätzen am Rande der Tafel und mit der Zeit füllten sich alle Plätze. Ohne uns zählte ich fast zwanzig Personen, die alle unterschiedlich alt zu sein schienen. Eine ältere Frau mit Kopftuch und weißen Haaren füllte jedem eine Portion von der Kürbissuppe auf, das Brot wurde herumgereicht und alle begannen zu essen.
Nach einer Weile des gefräßigen Schweigens, begann Alva zu erzählen: "Wie ihr seht sind wir eine ziemlich große Familie, das Haus ist weit aus größer als es von außen wirkt, da es in den Berg hinein Reicht. Wir haben nicht oft Gäste, die Menschen haben nicht gerne mit uns zu tun. Mögt ihr erzählen, was so passiert in der Welt?"
Patrick setzte an, vermutlich um von seiner Heimat zu erzählen, doch ich legte ihm unter dem Tisch eine Hand auf den Oberschenkel und brachte ihn so zum Schweigen. Ich wollte nicht unnötig viel von uns preisgeben. "Wir reisen schon seit einer Weile durch das Land und haben selbst nicht viel mitbekommen, aber als ich zuletzt in Varia war, war die Stimmung angespannt, fast wie vor einem weiteren Bürgerkrieg."
"Oh.", seufzte ein junger Mann, der ein Stück von uns entfernt saß. "Ich bin erst vor einigen Monaten her gekommen, da sah es noch so aus, als würde sich alles zum Besseren wenden. Meine Schwester wohnt noch in der Stadt, ich hoffe ihr passiert nichts."
Die junge Frau, die neben ihm saß, drückte leicht seine Hand. Sie trug ihre schwarzen Haare in einem langen, geflochten Zopf und lächelte aufmunternd. "Ich bin sicher, es geht ihr gut. Schreib zusammen mit Nele doch nachher an sie." Ein kleines Mädchen ihr gegenüber quietschte begeistert auf: "Oh ja, wir schreiben Tante Nori. Bitte Papa." Der Mann schmunzelte und nickte zustimmend.
Ich beobachtete, wie alle mehr und mehr begannen sich mit ihren Tischnachbarn zu unterhalten und erst jetzt realisierte ich wie friedlich diese Familie zusammen lebte. Jeder unterstützte und akzeptierte jeden so, wie er herkam. Das Mädchen mit den blonden Locken, die vermutlich den Namen Elsa trug, hatte Patrick in ein Gespräch verwickelt. Er blickte immer wieder vorsichtig zu mir, vermutlich aus Angst sich in irgendeiner Sache zu verplappern.
Es gefiel mir nicht, wie sie immer näher an ihn heranrutschte und er ihr gespannt zuhörte. Irgendwann hatte ich genug und fragte Alva leise, ob ich noch kurz spazieren gehen könnte. Sie stimmte zu, verlangte aber, dass ich bald zurück wäre, damit wir rechtzeitig schlafen würden.
Leise verließ ich das Esszimmer und ließ das Stimmengewirr hinter mir. Die kalte Nachtluft wirkte ernüchternd und erst jetzt wurde mir klar, wie eifersüchtig ich gewesen war. Schnell schlug ich mir den Gedanken aus dem Kopf, mir lag nicht mehr an Patrick, als an einem normalen Weggefährten. Eine ganze Weile stand ich da und blickte in den sternenklaren Nachthimmel, schließlich wurde der Wind mir jedoch zu kalt und ich kehrte zurück nach drinnen. Schnell fand ich den Weg in unser Schlafzimmer, in dem Patrick schon wartete.
Ich ließ mich auf das Bett fallen und blickte im Raum umher, als er plötzlich begann zu sprechen: "Manuel es... es tut mir wirklich leid, das mit diesem Monster. Es war dumm von mir, einfach..." Doch ich unterbrach ihn harsch: "Ja es war absolut dumm, da hast du recht. Aber jetzt kannst du es auch nicht mehr ändern."
Er nickte niedergeschlagen. "Ich möchte nicht, dass du sauer auf mich bist. Aber du hast ja allen Grund dazu." "Hör mir doch zu. Was geschehen ist, ist geschehen, ich werde schon damit leben können.", fauchte ich. Doch im selben Moment tat es mir leid, so unfreundlich gewesen zu sein, also setzte ich hinzu: "Aber danke, dass du ihn getötet hast. Wer weiß, ob ich noch leben würde, wenn du es nicht geschafft hättest." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er gestand leise: "Weißt du, ich hatte wirklich Angst um dich. Sonst bist du immer da gewesen und hast mich beschützt und dann...", der Satz blieb unvollendet im Raum hängen.
"Du magst Elsa oder?", fragte ich in die Stille hinein und hätte mich im nächsten Augenblick dafür Ohrfeigen können. Er zuckte mit den Schultern. "Sie hat interessante Geschichten erzählt, von Reisen, die ihre Vorfahren unternommen haben." Ich nickte abwesend und war schon wieder in meinen Gedanken versunken.
Geschrieben von:
IzyMoonlight
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