Kapitel 11 || Begleiter?

PoV Manuel

Wie war ich nur in diese Situation geraten? Der braunhaarige Tollpatsch, der sich in meinem Quartier der letzten Woche gewissermaßen breitgemacht hatte, ging mir zunächst mit seiner bloßen Anwesenheit auf die Nerven. Ich war ein Einzelgänger und das aus gutem Grund. Die Tatsache, dass er zu diesen arroganten Kaufleuten aus dem ach so strahlenden Land der Sonne kam, hatte die Sache um ein doppeltes so schlimm gemacht.

So oder so hätte ich ihn nicht einfach sterben gelassen, denn von einem Zombie zerfleischt zu werden, hatte keiner verdient. Trotzdem war ich nicht gegangen, als er zusammengesunken an dem Baum gelehnt hatte. Erstaunlicherweise war er gar nicht so anstrengend, wie ich befürchtet hatte, auch wenn er absolut keine Ahnung von dem Leben in Varia hatte. Würde er auch nur ansatzweise versuchen logisch zu denken, hätte ich mir einiges ersparen können. Doch immerhin war er bisher nicht einfach weggerannt, um Mami und Papi zu suchen und dabei drauf zu gehen. Und geheult hatte er auch nicht, vielleicht ein positives Zeichen.

Nun saß er mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck neben mir und starrte wie hypnotisiert aus dem Fenster. Es herrschte langes Schweigen, bis ich aus dem Nichts heraus fragte: "Willst du nicht zurück zu deinen Eltern?"

"Hmm.", machte der Kleinere und zuckte mit den Schultern, "Die wollen mich sowieso nicht bei sich haben, zumindest haben sie nicht mehr mit mir geredet."

Damit hatte ich nicht gerechnet, ich schaute ihn prüfend an, ob ich vielleicht eine Spur von Trauer in seinem Gesicht erkennen konnte, doch sein Blick blieb klar und nachdenklich.

"Willst du mich denn nicht auch los werden?", wollte er wissen, ohne mich an zu schauen.

"Eigentlich schon, aber das würde vermutlich heißen dass du du innerhalb der nächsten Nacht stirbst.", auch ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte einfach nicht sagen, ob er mir egal war oder nicht.

"Ich dachte damit hättest du kein Problem?", wollte er erstaunt wissen.

Ich zog eine Augenbraue hoch: "Wenn ich kein Problem damit hätte, hätte ich dich nicht gerettet und erst recht nicht hier schlafen lassen."

Wieder dauerte das Schweigen eine ganze Weile an und wieder war ich es, der die Stille durchbrach. "Pass auf, ich rede Klartext. Ich will in den Norden, die da -", ich deutete auf die Portalgun die immer noch in einer der Ecken lag. "kann ich gegen einen neuen Bogen eintauschen. Wenn du willst, nehme ich dich mit, ansonsten kriegst du ein Messer von mir und kannst los gehen Mami und Papi suchen. Mir ist es egal. Ich gehe raus, etwas zum Essen suchen, du kannst bleiben oder gehen."

Ich löste ein kleines Messer von meinem Gürtel und ließ es vor ihm auf den Boden fallen, dann wandte ich mich um und verschwand in den Wald.

Etwas ziellos streifte ich durch die Baumgruppen und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich wusste nicht, warum ich Patrick dieses Angebot gemacht hatte, doch als ich sagte, es würde mir egal sein, ob er da wäre oder nicht, hatte ich nicht gelogen.

Doch vermutlich würde er die Gelegenheit, dass ich nicht da war, auf direktem Weg nutzen um zurück zu seiner Familie zu rennen. Ich hoffte nur, er würde sie noch vor dem Nachteinbruch finden, denn ich war mir nicht sicher, ob er sich wirklich verteidigenden konnte, selbst mit dem Messer. Sollte er abhauen wohin er wollte, aber der Gedanke, dass er von einem der Monster getötet werden würde, gefiel mir trotzdem nicht.

Im Kopf ging ich die Vorräte durch, die ich noch in meinem Rucksack hatte, vielleicht sollte ich die Gelegenheit nutzen, etwas zu Jagen. Mit etwas Glück würde ich hier ein paar Hasen finden, doch dann müsste ich noch bleiben, um sie so zu zubereiten, dass ich sie mit nehmen konnte und eigentlich wollte ich spätestens heute Nachmittag weiter. Also begnügte ich mich mit einigen Beeren von den pieksigen Büschen, die überall im Waldgebiet zu finden waren.

Schließlich kehrte ich zu unserem Unterschlupf zurück, als ich vor der Tür stand hielt ich einen Moment inne, vermutlich wäre er nicht mehr da, doch eine winzige Möglichkeit bestand dennoch.

Geschrieben von:
IzyMoonlight

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