Fateful Night - Part II

warnings:
argument, intense kissing

...

Neteyam hob das Top auf. Es war zum Glück nicht kaputt, sodass Y/N es wieder umbinden konnte. Mit gesenktem Kopf, um ihren entblößten Körper zu respektieren, reichte er Y/N das Kleidungsstück. Es fiel ihm wahnsinnig schwer nicht hinzusehen, aber es wäre falsch gewesen. Sie murmelte ein leises Dankeschön und ergriff es.

"Alles in Ordnung?", fragte Neteyam, als sie wieder angezogen war. Er hob den Blick und sah sie forschend an. Y/N schien betrunken, aber dennoch klar genug im Kopf, um zu wissen was gerade beinahe passiert war.

Er wollte sie umarmen, sie trösten und ihr sagen dass es vorbei war. Doch plötzlich flammte Wut in ihm auf. Wie hatte sie es überhaupt so weit kommen lassen? Er hatte es gesehen, der erste Kuss war freiwillig gewesen. Sie hatte sich nicht gewehrt, also hatte sie es gewollt. Ja, sie hatte ihn ja sogar zurück geküsst! Das konnte er nicht einfach so vergessen.
"Danke dass du ihn verjagt hast", murmelte sie. Y/N war den Tränen nahe und es zerbrach Neteyam fast das Herz sie so zu sehen.

...

Noch immer gegen den Baum gelehnt, sah ich zu Neteyam rüber. Sein plötzliches Auftauchen hatte mich überrascht. Und wenn das mit Rungatya nicht so schrecklich gewesen wäre, hätte ich Neteyam angeschrien, was ihm eigentlich einfiel uns zu beobachten. Doch er hatte mich gerettet. Wer weiß, was sonst passiert wäre...

Doch Neteyam wirkte unglücklich, ja sogar wütend. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper. Plötzlich wurde mir bewusst, was ich da eben getan hatte. Ich hatte Rungatya geküsst und damit fast eine Vergewaltigung verursacht! Dabei hatte ich Neteyam doch nur eifersüchtig machen wollen.

Ich sah zu ihm herüber. Er steckte gerade das Messer weg, sagte kein Wort. Meine Knie zitterten und ich wünschte, er hätte mich umarmt. Das brauchte ich jetzt: Eine starke, tröstende Umarmung. Doch stattdessen sagte Neteyam nur: "Wir sollten nach Hause gehen."

Ich nickte nur. Er hatte gesehen, wie ich Rungatya geküsst habe. War er deswegen so abweisend? Aber er empfand nichts für mich, ihn sollte es eigentlich gar nichts angehen, wen ich küsste. Da platzen plötzlich Worte aus mir heraus: "Wo warst du vorhin die ganze Zeit? Bei der Zeremonie?"
Neteyam sah nachdenklich zu den leuchtenden Insekten hinauf.
"Dad wollte noch was von mir." Seine Stimme war kühl, fast schon zornig. Mir tat es plötzlich unendlich Leid was ich getan hatte. Ich streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus. "Neteyam, ich..."

Doch er wich aus, sah mich enttäuscht an. Und sein Blick war schlimmer als all das was Rungatya in den letzten Minuten getan hatte. "Lass es.", Neteyams Stimme war tonlos. "Lass uns einfach nach Hause gehen."
Er wollte die Lichtung verlassen, doch ich packte sein Handgelenk. "Nein warte! Hör zu, ich... Es tut mir Leid. Ich wollte das nicht." Es stimmte. Irgendwie. Ich wollte Rungatya nicht küssen und hatte das nur getan, um Neteyam eifersüchtig zu machen.

Dieser sah mich entnervt an. "Ach ja? Ich habs genau gesehen. Du hast ihn geküsst!" Ich schnappte empört nach Luft. War das jetzt nicht voll egal, wer wen geküsst hatte?
"Er hätte mich fast vergewaltigt!" Meine Stimme brach ab und Tränen schossen mir in die Augen. Neteyam ignorierte das. Seine Kiefermuskeln zuckten. "Ich weiß. Und er wird nicht ungestraft davon kommen!" Er zog seinen Arm aus meinem Griff. "Aber das ändert nichts daran, dass du es getan hast."

Ich sah ihn verständnislos an. Wieso regte er sich darüber jetzt so auf? Wieso war das so ein Problem für ihn das ich Rungatya geküsst hatte? Sollte er nicht lieber froh sein, dass mir nichts passiert war? Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Außerdem, seit wann spionierst du mir nach?"
"Ich hab dich gesucht! Du warst nicht da, als ich zurückkam.", erwiderte er gestresst.

"Und wieso schaust du erst minutenlang zu, bevor du was tust? Hat es dir gefallen mich heimlich zu beobachten?" Diese ganze Diskussion ging mir auf die Nerven. Es war doch meine Sache, wen ich küsste. Dass Rungatya mehr gewollte hatte, konnte ich ja vorher nicht wissen. Und klar, ich war dankbar dass Neteyam uns gefolgt war und mir geholfen hatte. Aber im Moment machte er darum einen ziemlichen Wirbel.

Neteyam fuhr sich durch die Haare. "Weil ich... Weil... Bei Eywa! Du hast ihn geküsst!"
"Ja und!? Seit wann geht es dich etwas an wen ich küsse!?", mein Tonfall klang schroffer als beabsichtigt. Und es tat mir sofort Leid, als ich seinen Blick sah. Seine Miene wurde ausdruckslos und er sah mich ernst an.
"Du hast Recht. Tut es nicht. Tut mir Leid, dass ich euch gefolgt bin und euch beobachtet habe. Vielleicht hätte ich dir auch gar nicht helfen sollen!", zischte er und drehte sich so schnell um, dass seine Braids durch die Luft flogen.
"Neteyam!", seufzte ich, doch er reagierte nicht. Wutschnaubend verließ er die Lichtung und ließ mich unter dem Baum stehen.

...

Ich rannte ihm nach, doch Neteyam war so schnell, dass ich nicht hinterher kam. Wütend stieß ich einen hüfthohen Farn zur Seite. Was hatte ich bloß angerichtet? Wieso konnte er nicht einfach froh sein, dass es mir gut ging? Ich hätte Rungatya echt nicht küssen sollen, das war ein dummer Plan.

Neteyam war nirgends zu finden. Auch zurück bei der Zeremonie war er nicht. Lo'ak und seine Freunde waren ebenfalls fort. Ich rannte gehetzt durch den Wald, bis ich mit Neytiri zusammen stieß. Doch auch sie hatte Neteyam nicht gesehen. Ich lief sogar zu ihnen nach Hause. Doch da waren nur Kiri und die schlafende Tuk. Von Neteyam keine Spur. Schließlich gab es nur noch einen Platz an dem er sein konnte. Und ich hatte recht, sein Ikran war verschwunden.

Die Flugtiere dösten auf dem Felsplateau, in der Nähe des Dorfes. Ich ging zu meinem Ikran, verband uns mit dem Tsahaylu und flog los. Ich wusste, wo Neteyams Lieblingsplatz war: In der Nähe der Hallelujah-Berge auf einer Felsklippe. Dort flog er manchmal hin, wenn er Zeit für sich brauchte oder gestresst war von Jakes Training. Und auch diesmal war er dort. Schon von weitem konnte ich seinen Ikran sehen.

Ich landete neben seinem und sprang aus dem Sattel. Beruhigend tätschelte ich mein Reittier, bevor ich das Band löste und in den Wald ging. Die Felsklippen hier beherbergten einen lichten Wald, in dem kleine Bäche Wasserfälle bildeten. Ich war schon oft mit Neteyam hier gewesen. Und auch jetzt saß er an seinem Lieblingsort. Ein Wasserfall ergoss sich in ein Becken, an dem ein kleiner Kiesstrand lag. Dort saß Neteyam mit angezogenen Beinen. Die Arme hatte er um die Knie geschlungen. Regungslos starrte er auf den Wasserfall.

Vorsicht trat ich näher. "Neteyam?"
Seine Ohren zuckten nach hinten bei meiner Stimme. Er drehte den Kopf und ich wie er ein Augenrollen unterdrückte. Der älteste Sully Sohn sprang energisch auf die Füße und machte ein paar Schritte auf mich zu. Er war immer noch wütend. "Was willst du hier!? Skxawng!" Er legte die Ohren an.

"Du bist einfach abgehauen!", erwiderte ich gereizt.
"Bist du ja vorhin auch", zischte er zurück. Ich seufzte. Es war selten, dass Neteyam zornig wurde. Meistens war er auf Harmonie bedacht und schluckte seinen Zorn runter, wie ein guter Anführer es tat. Aber aus irgendeinem Grund, schien ihn das hier heute Abend tierisch aufzuregen. Und dabei musste es um mehr gehen als nur darum, dass ich weggelaufen war und Rungatya geküsst hatte.

Ich streckte die Hand nach seinem Arm aus, doch er zog sich zurück. Traurigkeit breitete sich in mir aus. Wir hatten noch nie gestritten. Klar, ein paar Meinungsverschiedenheiten hatten wir gehabt. Aber das hatte sich meistens nach ein paar Minuten gelegt. Und jetzt? Er schien total sauer auf mich zu sein. Ich seufzte. "Hey, es tut mir Leid, dass ich einfach so weggelaufen bin. Er hat gesagt, er wolle mir etwas zeigen."

Neteyam schaubte. "Ja klar! Wie man am schnellsten die Kleidung los wird oder was"
Ich starrte ihn an. So kannte ich ihn gar nicht. "Was bei Eywa ist los mit dir!?", rief ich aufgebracht. Die Sache mit Rungatya steckte mir noch immer in den Knochen. Und mir wurde schlecht wenn ich nur daran dachte,   wie seine Zunge sich in meinem Mund bewegt hatte. Ich hatte einen Fehler gemacht, ja. Aber letztendlich war es nicht meine Schuld gewesen, dass Rungatya so übergriffig war.

"Was mit mir los ist!?", keifte mein bester Freund mich an. "Ich lass dich für eine Sekunde alleine und was macht du? Rennst weg und machst sowas! Ich sollte auf dich aufpassen! Pxasìk (verdammt)!"
Ich runzelte die Stirn. "Du bist sauer, weil ich weggegangen bin? Außerdem brache ich keinen Aufpasser, vielen Dank!" Mein Schwanz schlug wütend hin und her. Was dachte er eigentlich? Ich hatte doch nicht geahnt was Rungatya vorhatte!

"Ich bin nicht sauer auf dich.", erwiderte Neteyam dann. Der harsche Unterton in seiner Stimme war nicht fort, aber er sprach etwas leiser und sanfter. Er senkte den Kopf zu Boden. Meine Ohren stellten sich überrascht auf. "Nicht?"
Er schüttelte nur den Kopf. "Nein. Ich bin enttäuscht."
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Er war nicht sauer. Er war enttäuscht. Von mir. Von seiner besten Freundin. Und das war schlimmer als wenn er sauer gewesen wäre. Sein ausdrucksloser Blick starrte in die Nacht hinaus. Ich wünschte, er würde irgendetwas tun. Er könnte mich von mir aus wieder anschreien, das wäre immer noch besser als dieser leere, enttäuschte Ausruck in seinen Augen.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte und die Stille zwischen und wurde immer lauter. Kurzerhand ließ ich mich zu Boden sinken. Winkelte die Beine an, wie Neteyam zuvor und legte mein Kinn auf die Knie. Kurz danach setzte sich Neteyam neben mich in den Schneidersitz. Seine Hand spielte abwesend mit einem Faden an seinem Lendenschurz. Dann sah er auf. Seine gelben Augen schimmerten sogar in dieser Dunkelheit hell. Ich glaubte Reue und Trauer in ihnen auszumachen. Aber auch noch etwas anderes. Etwas, was ich noch nie zuvor in seinen Augen gesehen hatte und was ich nicht deuten konnte.

"Es tut mir Leid, dass ich vorhin gesagt hab, ich hätte dir nicht helfen sollen... Ich war nur... Wütend.", murmelte er zerknirscht. Die Wut in mir zerfiel zu Asche. Ich konnte ihm noch nie lange böse sein. Und er wollte mich ja nur beschützen.
"Also bist du doch sauer auf mich.", sagte ich vorsichtig.
"Nein, auf mich selbst. Dass ich nicht auf dich aufgepasst habe. Und ja auch auf dich. Ein bisschen. Ich hätte nicht gedacht, dass du ihn küsst." Er sah mich nicht an als er den letzten Satz aussprach.  Er wirkte schüchtern und nervös, als ob all die Zuversicht, all das Selbstbewusstsein, das er sonst immer an den Tag legte mit einem Mal verschwunden war.

Ich dachte über seine Worte nach. Und irgendwie verstand ich, dass er sauer auf mich war. Wäre ich wahrscheinlich auch. Nur konnte ich ihm nicht sagen, wieso ich Rungatya zurück geküsst hatte. Es würde alles zerstören, wenn er wusste dass ich in ihn verliebt war. Und wieso reitete er eigentlich die ganze Zeit auf dem Kuss rum?

"Was ist wenn ich jemand anderen geküsst hätte?", fragte ich plötzlich. Ich hatte keine Ahnung woher das kam, aber irgendwie wollte ich es wissen. "Spider zum Beispiel? Wärst du dann auch so ausgerastet?"
Sein Blick schnellte hoch und seine Augen zuckten ungläubig zwischen meinen hin und her.
"Du würdest Spider küssen!?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Er ist ein Mensch, genau wie ich."

Neteyams Miene veränderte sich. Eine Mischung aus Enttäuschung und Ekel lag in seinem Blick. Als würde ihm nie einfallen einen Himmels-Menschen zu küssen.
"Oder Lo'ak", sagte ich.
Auf Neteyams Lippen erschien ein kleines aber gequältes Lächeln. "Du willst Lo'ak nicht küssen. Glaub mir"
Ich musste wohl oder übel lachen und es tat so gut. Sein Lächeln wurde breiter, als ich ihn gegen die Schulter stupste. "Ich mein doch nur vom Prinzip, du Skxawng!"

Sein Lächeln verschwand genauso plötzlich wie es gekommen war. "Wieso hast du ihn denn geküsst?"
"Rungatya?", ich zuckte nachdenklich mit den Schultern. "Er war nett. Dachte ich zumindest." Den wahren Grund verschwieg ich ihm.
Ich sah ihn sanft an. "Ich wollte nicht weglaufen. Ich wollte dir keine Angst machen.", murmelte ich entschuldigend.
"Schon gut."

"Nein, das war dumm von mir! Und ich hätte Rungatya nicht küssen sollen. Das war falsch."
"Du konntest nicht wissen was er vorhat." Neteyam nahm zögernd meine Hand. Seine Finger waren warm und tröstend. Ich sah ihn dankbar an. Er erwiderte meinen Blick besorgt.
"Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre..."
"Ich auch nicht", sagte ich und spürte, wie ich einen Kloß im Hals bekam. Das Gefühl seiner schweren Zunge kam zurück und der Druck von Rungatyas Händen auf meiner Haut. Die Panik flackerte wieder in mir auf und ich hatte Mühe die Tränen zurückzuhalten.

"Hey" machte Neteyam sanft und zog mich in eine schützende Umarmung. Da brach alles aus mir heraus. Ich schluchtzte auf. Der ganze Schock von vorher kam mir voller Wucht und ließen meine Hände zittern. In meinem Kopf war nur ein einziger Gedanke: Du hättest fast vergewaltigt werden können!
Neteyam strich mir beruhigend über den Rücken und ich vergrub meinen Kopf an seiner starken Schulter.
"Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit.", murmelte er nah an meinem Ohr. "Dir passiert nichts mehr. Ich pass auf dich auf."

Ich schluckte ein erneutes Schluchtzen herunter und klammerte meine Arme um ihn. Es war lange her, dass wir uns so nahe gewesen waren. Das letzte Mal hatten wir uns umarmt als er von Jake und seinem Training frustriert war. Das war ein paar Wochen her. Er hatte alles angezweifelt, seine ganze Ausbildung. Hatte sich beschwert dass alle ihn als Anführer sahen, obwohl er sich selbst manchmal überhaupt nicht so sah.  Ich hatte ihn getröstet, ihm den Frust genommen und ihn wieder aufgebaut.

...

Neteyam strich tröstend mit der Hand über ihren Rücken. Ihre Schluchtzer wurden langsam ruhiger und er hielt sie fest, bis es aufhörte. Sein schlechtes Gewissen wuchs. Wegen ihm war das passiert. Hätte er besser auf sie aufgepasst, dann wär das alles nie geschehen. Er gab sich selbst die Schuld dafür, obwohl es ja eigentlich nicht seine war. Y/N schniefte noch einmal und der zukünftige Olo'eyktan musste lächeln. Es war ein süßes Geräusch. Sein Herz schlug schneller und er hoffte, Y/N würde es nicht spüren.

Ihre Schwanzspitze bewegte sich geistesabwesend hin und her. Neteyam atmete tief ein, ihr Duft machte ihn beinahe schwindelig. Er spürte wie sie die Arme um seinen Hals geklammert hatte. Wie sie sich an ihn gelehnt hatte, als sei er das Einzige auf der Welt, was sie beschützen konnte. Y/N bewegte sich kurz und Neteyam konnte die kleinen Rundungen ihrer Brüste auf seiner Haut spüren. Sein Blut begann zu rauschen, Hitze stieg in ihm auf. Seine eine Hand strich ihren Rücken hinab bis zu ihrer Hüfte und mit einem Mal überkam ihm ein starkes Verlangen.
Ein Verlangen danach sie noch fester zu umarmen, sie zu küssen und ihre Körper verschmelzen zu lassen. 

Er brauchte all seine Kraft um sich zu beherrschen und ehe seine Gefühle ihm überrennen konnten, beendete er die Umarmung. Y/N rückte ein Stück von ohm weg und sofort verschwanden diese tückischen Gefühle. Sie lächelte ihn dankbar an. Neteyam grinste zurück, doch er hatte Angst, sie würde in seinem Blick erkennen, was er gerade fühlte. Y/N wischte sich verlegen über die tränennassen Wangen. Das Mondlicht schimmerte in ihrem Haar und Neteyam hätte dieses Bild am liebsten in sein Gehirn eingebrannt. Sie war so wunderschön. Und wieder überkam ihn der Wunsch sie zu küssen. Sein Blick fiel auf ihre Lippen. Sie waren voll und sanft geschwungen.

Plötzlich wusste er, dass es keinen anderen Ausweg gab. Er musste ihr sagen was er fühlte, sonst würde er irgendwann noch verrückt werden.
"Gehts wieder?", fragte er vorsichtig. Y/N nickte lächelnd. "Danke. Danke, dass ich dich hab."
Sein Herz schwoll an und ließ ihn leichtsinnig werden. Er legte sich bereits Worte zurecht, wie er es ihr sagen konnte. Stellte sich vor, wie sie seine Worte erwiderte und ihn leidenschaftlich küsste. Neteyam ermahnte sich innerlich. Was war bloß los mit ihm? Lag das am Alkohol? So viel hatte er doch gar nicht getrunken.

Immer noch in seinen wirren Gedanken verloren, hörte er fast nicht was Y/N sagte. "Wieso hast du dich eigentlich wegen dem Kuss so aufgeregt?" Ihre Augen blickten scheu aber gleichzeitig neugierig zu ihm herüber. "Ich meine, ich wusste doch nicht was er vorhatte und eigentlich war es ja nur ein Kuss"
Ihre Worte erreichten seine Ohren und schon wieder spürte er die Eifersucht in sich aufsteigen.

Neteyam seufzte. Er musste es ihr sagen. Auch wenn das vielleicht ihre Freundschaft zerstörte, er konnte nicht so weiter machen. Konnte sich nicht ewig vor seinen Gefühlen verstecken, sie fraßen ihn innerlich auf. Er senkte den Blick, kaute auf seiner Unterlippe. "Weil ich das eigentlich machen wollte heute Nacht.", nuschelte er.
Als Y/N nicht antwortete, sah er zögernd auf. Ihre gelben Augen scannten sein Gesicht und es lag Verwirrung in ihnen. Aber auch etwas anderes, Zuneigung?

Neteyam versuchte sich zu erklären. "Ich bin so ausgerastet vorhin, weil... Ich konnte nicht zusehen, wie er das mit dir macht. Das hat mich wütend gemacht."
"Aber wieso hast du mich so angeschrien?", fragte sie verwirrt. "Ich wusste doch nicht... Warte-" Die Erkenntnis breitete sich in ihrem Gesicht aus."Du wolltest mich küssen?"
Neteyam nahm all seinen Mut zusammen und sah ihr fest in die Augen. "Ich hab mich in dich verliebt."

...

Ich starrte ihn nur an. Seine Worte hallten wie ein Echo in mir wieder. Verliebt? In mich? Er?
Seine Augen zuckten angespannt zu meinen, als wartete er auf meine Reaktion. Und mit einem Mal wurde mir klar, dass es das selbe fühlte wie ich. Dass er verliebt war, es nur nie sagte, weil er Angst hatte unsere Freundschaft dadurch kaputt zu machen. Ich schluckte.

"Neteyam", flüsterte ich. Doch er schüttelte den Kopf. "Ich weiß, ich hätt's dir schon viel früher sagen sollen. Aber ich-"
Er suchte nach den richtigen Worten.
"Du hattest Angst alles zu zerstören was wir haben.", antwortete ich für ihn. Überrascht sah er auf. Seine Ohren zuckten. "Jah", raunte er. "Woher..."
"Mir geht's genauso.", erwiderte ich. Jetzt war es raus. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Mein Herzschlag verdoppelte sich, als seine Augen größer wurden.

"Was?", raunte er verwirrt. Ich nickte nur, war plötzlich unfähig Worte zu bilden. Er blinzelte ein paar Mal, als müsste er die Nachricht verdauen. Dann erschien das glücklichste Lächeln, was ich je bei ihm gesehen hatte auf seinen Lippen. Er lachte kurz. Seine Hand wanderte zu meiner Wange hoch. "Wieso hast du das nie gesagt?"
Ich zuckte mit den Schultern. Sein intensiver Blick ließ mir einen Schauer über den Rücken gleiten. "Du hast ja auch nichts gesagt. Außerdem bist du Olo'eyktan. Und ich nur ein Hinmels-Mensch im Avatar-Körper." Ich schluckte, als er näher an mich heran rückte.

"Na und?", sagte er leichtsinnig. Ich musste mit ein Grinsen verkneifen. Der sonst so perfekte Olo'eyktan Sohn, der sonst immer auf den Regeln beharrte, pfiff plötzlich auf sie. Und ich mochte diese neue Seite an ihm sehr. Außerdem stimme es, es gab keine ausdrückliche Regel, dass Na'vi und Menschen nicht zusammensein konnten. Die Leute akzeptierten ja inzwischen sogar Kiris und Spiders komplizierte Beziehung.

Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als Neteyam näher an mich heran rückte. Sein Knie strich meines und Wärme breitete sich von dort aus. Seine Hände umfassten mein Gesicht. Ich legte meine auf seine Unterarme, um irgendwo Halt zu finden. Er war mir sah nah, dass mir schwindelig wurde. Keiner sagte ein Wort, wir blickten uns nur minutenlang in die Augen. Rückten Zentimeter um Zentimeter näher aneinander. Und bald waren unsere Lippen nur noch einen Hauch voneinander entfernt. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Seine Augen flackerten zu mir, so als wisse er, wie sehr mir der Vorfall von heute noch in den Knochen steckte. So als wollte er meine Zustimmung. Kaum merklich nickte ich und er verringerte den Abstand zwischen uns. Ein Feuer explodierte in mir als wir uns küssten.
Es war ganz anders als ich mir immer vorgestellt hatte. Aber auch viel schöner. Seine Lippen waren weich und seine Bewegungen zögernd. So als hätte er Angst, mir weh zu tun. Ich klammerte mich an seinen Armen fest, als er noch näher an mich heran rückte. Die Welt schien auf uns beide herab zu schrumpfen. All die Probleme, all seine Verpflichtungen verschwanden und es gab nur noch uns.

Als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit lösten, lächelte er breit. Ich konnte nicht anders als zu grinsen. Wir hatten uns endlich geküsst!
Er sah mich an, als wäre ich das Einzige in seinem Leben, was von Bedeutung war. Sein Daumen strich zärtlich über meine Haut.
"Du weißt gar nicht, wie oft ich mir das schon gewünscht habe", raunte er. Seine Stimme war dunkler als sonst. "Ich auch" flüsterte ich und lehnte meine Stirn an seine. Er legte die Arme um mich, umhüllte mich wie eine warme Decke und ich ließ mich hineingleiten. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich glücklicher, sicherer gefühlt.

Seine Hände strichen langsam und fürsorglich über meinen Rücken. Wanderten zu meinen Schultern, zu meiner Taille hinab. Aber anders als bei Rungatya sorgte dies nicht für Panik. Im Gegenteil, ein wohliger Schauer durchfuhr mich. Seine Hände erkundeten meinen Körper, als wäre ich ihm komplett unbekannt. Er strich über meine Arme, meinen Hals, mein Gesicht. Küsste meine Stirn, konnte nicht genug von mir bekommen. Ich wiederum tat es ihm nach, fuhr mit den Fingern über seine Wangenknochen, hinab zu seinem markanten Kiefer. Seine Bauchmuskeln spannten sich an als ich darüber fuhr und ich musste kichern. Er murmelte etwas Unverständliches und zog mich in eine feste Umarmung. Mein Kopf lag auf seiner Schulter, seine Hände um meinen Hals und Taille. Unsere Beine hatten sich irgendwie verheddert und lagen übereinander.
So blieben wir eine Unendlichkeit. Unsere Herzen schlugen bald im selben Takt und wir saßen wie ein umschlungenes Knäuel auf der Lichtung.
Die Sterne über uns funkelten magisch und das nächtliche Konzert der Waldgeräusche hüllte uns ein. Ich wurde schläfrig in seinen Armen.

"Wollen wir nach Hause?", durchbrach Neteyams leise Stimme die Stille. Ich zog ihn näher an mich. "Können wir nicht noch ein bisschen hier beliben?" Es kam mir vor wie in einem Traum, in dem es nur Neteyam, mich und diese Lichtung gab. Und ich wollte nicht, dass dieser Traum je endete.

Er lachte leise. "Hm, wir sollten lieber los. Ich muss noch Lo'ak finden. Und ich hab keine Lust nachher noch eine Standpauke von Dad zu bekommen. Eigentlich sollte ich auf ihn aufpassen."
Ich musste lachen. "So wie du auf mich aufgepasst hast?"
Wir lösten uns wiederwillig von einander und standen auf.
Seine Augen funkelten in der Nacht und die weißen Sommersprossen auf seinem Gesicht bildeten ein Muster wie die Sterne über uns.

"Ja genau so.", sagte er. "Und mit dir hab ich schon genug zu tun. Besonders wenn du mich so ansiehst."
"Wie seh ich dich denn an?", fragte ich neckend und legte den Kopf schief.
Er trat näher, sodass eine breiten Schultern die Sicht auf den Wald verdeckten. Seine Finger strichen sanft eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Er musste zu mir herunterschauen, so nah standen wir.
"Genauso wie jetzt", flüsterte er. Ein Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus und ich konnte nicht anders als Lächeln.

Neteyams Augen wanderten über mein Gesicht, als würde er sich jeden Zentimeter einprägen. Dann, ganz langsam kam er näher. Ich roch seinen Geruch und mir wurde schwindelig. Er legte seine Lippen so sanft auf meine, dass ich es fast gar nicht spürte. Dieser Kuss war ganz anders als davor. Er war langsam und leidenschaftlich. Ein leises Seufzen entwich ihm und ich lächelte in den Kuss hinein. Meine Knie wurden weich. Ich schlang die Arme um Neteyams Hals, um nicht das Gelichgewicht zu verlieren. Seine eine Hand strich zärtlich über meine Wange. Und die andere legte sich beschützend um meine Taille.

Das war nichts im Vergleich zu dem Kuss mit Rungatya. Bei ihm war alles schnell gegangen, viel drängender. Neteyam ließ sich Zeit, so als wüsste er dass ich nie wieder auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, jemand anderen zu küssen. Als gehöre ich ganz ihm. Und das tat ich.

Minutenlang standen wir so da. Eng umschlungen, und küssten uns, als hätten wir es schon tausend Mal getan.

Sein Kuss wurde intensiver und fordernder, aber immer noch sanft. Er verstärkte den Druck um meine Taille, sodass sich unsere Körper der Länge nach berührten. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag. Plötzlich wanderte sein Mund mein Kinn hinab zu der sanften Rundung meines Kiefers. Neteyam hinterließ eine Spur süßer Küsse, die mir den Atem raubten. Woher konnte er sowas? Seine andere Hand legte sich stützend auf meinen Rücken, zwischen meine Schulterblätter.
Langsam aber bestimmt, glitten seine Lippen zu meinem Hals. Als er die empfindliche Haut berührte, seufzte ich auf. Seine Lippen begannen zu saugen und hinterließen Markierungen auf meiner blauen Haut. Markierungen, dass ich ihm gehörte.

Ich legte verzaubert den Kopf in den Nacken. Hätte er mich nicht festgehalten, wäre ich schon längst in Ohnmacht gefallen. Seine Lippen erkundeten weiter meinen Hals, tasteten sich hinab bis zu meinem Schlüsselbein. Weiter wagten sie nicht, aus Angst dass es mir zu viel wurde und ich war ihm dankbar dafür. Wie ein ausgehungertes Raubtier presste er seine Lippen nun wieder auf meine, rauer aus zuvor. Ich konnte das leise Stöhnen nicht unterdrücken und spürte, wie er in den Kuss hineinlächelte.

Irgendwann bekam ich keine Luft mehr und ich ließ keuchend von ihm ab. Mein Herz pochte schnell in meiner Brust. Neteyam rückte den Kopf zurück, bis er mich genau ansehen konnte. Es lag so viel Zuneigung in seinem Blick, dass mir fast die Tränen gekommen wären vor Rührung.

"Oel ngati kameie", flüsterte er liebevoll und fuhr mit dem Daumen über meinen Wangenknochen. "Ich sehe dich", flüsterte ich zurück. Er musste grinsen und sein Lachen steckte an. Adrenalin schoss durch meinen Körper. Ich war noch nie in meinem ganzen Leben so glücklich gewesen. Wir sollten wirklich nach Hause, aber keiner von uns wollte den anderen los lassen. Ich tippte mit den Fingern gegen seine Schulter. "Wir sollten los"
Neteyam grummelte etwas und zog mich enger an sich. "Gleich"

Ich musste lachen und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Seine starken Arme breiteten sich um mich und nahmen mich beschützend auf. Mit ihm brauchte ich nie wieder Ansgt haben. Er würde für immer auf mich aufpassen, das wusste ich. Ich schloss die Augen und für einen Moment war alles perfekt. Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Brust und lächelte.

"Komm, ich helf dir Lo'ak zu suchen", sagte ich und wir lösten widerstrebend unsere Umarmung.
Neteyam seufzte und nahm wie selbstverständlich meine Hand. "Hoffentlich liegt er nicht irgendwo in einer Pfütze und ertrinkt."

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